Annales Gangeltenses
(2005)–J. Kritzraedt– Auteursrechtelijk beschermd
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[IV verso] | |
[Origineel]In arma seu insignia gentilitia RitziorumLemma. Vigilate et orateGa naar voetnoot1
Der Todt ist gleich, die Zeit und Stundt
ist ungewiß und niemandt kundt.
Steh, wach, bett: lehrt der kranich fein
mit rechtem fuß bestendig sein,
mit linkem fuß lehrt halten wacht,
der klotz lehrt betten tag und nacht.
Mors certa est, incerta dies, et mensis, et hora;
stes, vigiles, ores: grus vigil ista docet.
Pes dexter constare monet, vigilare sinister,
et globus assiduas enumerare preces.
Ornatissimis et integerrimis viris ac dominis, domino Joanni Ritz Serenissimi Neoburgici Commissario, praefecto Sittardiensi confirmato 24 octobris 1641, domino Adamo Ritz II, consuli et scabino in Gangelt, dominis avunculis plurimum observandis, reliquo item senatui populoque Gangeltensi.
Numquam non mihi summopere placuit illud Ecclesiastis: Omnia flumina intrant in mare, et mare non redundat, ad locum unde exeunt flumina revertuntur ut iterum fluant.Ga naar voetnoot2 Quid ita? Nostis vos domini avunculi, et ego ingratissimus sim si negem, ante annos admodum 40, me a vestro sanguine velut flumine quodam exiisse; quidquid inde ab illo tempore, ingenii, laboris ac studii in exiguum mentis meae rivulum fluxit, id omne iuxta sapientis regulam, ad locum suum revertatur necesse est, ad vos inquam, unde fluxit post Deum, a quo fluunt omnia.
Quamvis enim sciam verissimum esse illud, quod Hierocles apud Stobaeum: Est patria, inquit, velut alter quidam Deus, et primus maximusque parens; et quod ex eodem Beckius:Ga naar voetnoot3 communis et uterque parens cuique est sua patria ex duobus coalescens, unde sagaciter qui nomen illi indidit, initiales syllabas a patre sub foeminea terminatione mutuatus est. Seu quod aliis verbis apud Stobaeum est: quare qui nomen ei imposuit a reipsa non temere PATRI-AM nominavit, vocabulo quidem a patre deducto, pronuntiato tamen foeminina | |
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[IV verso] | |
[Vertaling]Auf das Wappen oder Familienblason der RitzenWappenspruch: Wachet und betetGa naar voetnoot1
Der Todt ist gleich, die Zeit und Stundt
ist ungewiß und niemandt kundt.
Steh, wach, bett: lehrt der kranich fein
mit rechtem fuß bestendig sein,
mit linkem fuß lehrt, halten wacht,
der klotz lehrt betten tag und nacht.
Der Tod ist gewiss, ungewiss Tag, Monat und Stunde.
Steh', wach', bete: Dies lehrt der wachsame Kranich.
Der rechte Fuß mahnt, standhaft zu sein, der linke zu wachen,
und der Globus dauernd Gebete hervorzubringen.
Den sehr ausgezeichneten und ehrbaren Männern und Herren, Herrn Johann Ritz, Beauftragter des durchlauchtigsten Neuburger Herzogs, als Vogt zu Sittard am 24. Oktober 1641 bestätigt, und Herrn Adam Ritz dem 2., Bürgermeister und Schöffe zu Gangelt, meinen hochachtenswerten Herren Onkeln, und ebenso dem übrigen Senat und Volk von Gangelt.
Immer hat mir dieser Spruch des Predigers gar zu sehr gefallen: Alle Flüsse fließen ins Meer, und das Meer strömt nicht über. Zum Ort, von dem sie ausgehen, kehren die Flüsse zurück, damit sie abermals fließen.Ga naar voetnoot2 Weshalb? Ihr wisst, Herren Onkel, und ich wäre sehr undankbar, wenn ich es leugne, dass ich vor mindestens 40 Jahren aus Eurem Blut wie aus einem Fluss hervorgekommen bin. Was darauf seit dieser Zeit an Talent, Arbeit und Fleiß in das kleine Flüsschen meines Geistes eingeströmt ist, das alles muss laut der Regel des Weisen zu seinem Ort wiederkehren, zu euch, sage ich, von denen es, nach Gott, von dem alles hervorfließt, hervorgeflossen ist. Obwohl ich ja weiß, dass das sehr wahr ist, was Hierocles bei Stobaeus sagt: ‘Das Vaterland ist wie ein zweiter Gott, und der erste und wichtigste Vater’; und was aus demselben Beckius zitiert:Ga naar voetnoot3 ‘Gemeinschaftlich und jeder der beiden Eltern für sich ist sein eigenes Vaterland, aus zwei zusammenwachsend, weshalb derjenige, der den Namen gegeben hat, scharfsinnig den Anfangssilben von “pater” eine weibliche Endung verleiht.’ Oder was mit anderen Worten bei Stobaeus steht: Weshalb derjenige, der den Namen verliehen hat, es von der | |
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[Origineel]terminatione, ut ex utroque parente mistum esset.Ga naar voetnoot4 Quamvis, inquam, iuxta haec probe sciam utrique parenti meam deberi originem, et patre quidem Gangeltensis territorii, matre vero Gangeltae natu sorore vestra carissima prodiisse: fateor tamen candide ob singularia quaedam beneficia me vobis tanquam materno sanguini plus aliquanto ceteris paribus obligari.
Te primum appello integerrime (quod epitheton vestrae familiae per antiphrasin propriissimum est) ac ornatissime domine Joannes Ritz, et si quidem viveret fratrem simul vestrum Jacobum Philippum tristissimae dicam an laetissimae recordationis juvenem bello Bohemico immatura morte raptum iure merito appellarem; nosti quoties patrem meum p.m. admonueris, urseris, concitaveris; quot cohortationibus ei suaseris et persuaseris tandem, ut me puerum rudimentarium ad Ruraemundenses scholas mitteret? Nosti (et hoc satis est, modestia enim tua non sinit manifestari singula) nosti, inquam, quoties me subsidiariis donationibus adiuveris, exhilaraveris, et in Musarum stadio decurrentem propuleris? Nosti, quot argumentorum et consiliorum arietibus fuerit opus, ut absolutis Ruraemundae studiis et haerendo annum amplius in patria ulterioribus fere desperatis, tandem Coloniae philosophiam audirem, nec audirem modo, sed emenso eius curriculo magisterii gradu insignitus optatissimum denique religionis portum intrarem.
Et vero ut ad recentiora veniam, nosti, quoties me iam quadriennio amplius in missione Sittardiensi commorantem et paucula quaedam colligentem excitaveris, ut ea velut sparsa Sybillae folia ordinate digererem, et Annales quosdam Gangeltenses conficerem. Nosti, quoties interim aliunde mihi scripseris; quoties libros vel submiseris, vel exscripseris; quoties literas et antiquiores chartas vel suppeditaveris, vel mecum longiore etiam mora provolveris; ninil denique intactum vel intentatum omiseris, quod ad illustrationem horum Annalium facere videretur. Nosti denique, ut alia multa sileam, quid mihi sub tertium diem octobris anni post Christum 1640 ex mente Tullii exaraveris: Neminem [MS: Nemini] sibi soli natum esse; partem patriam, partem amicos [V recto] vendicare, cui consonantissime Plutarchus:Ga naar voetnoot1 Hoc etiam tibi reputandum est, ait, nullum sibi soli natum esse, sed ortus nostri partem sibi patriam vendicare, partem parentes, partem amicos. Hoc tandem facio, domine avuncule, et quamquam ego religiosus iam pridem non dico uni opido vel | |
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[Vertaling]Sache her nicht nur so patri-am genannt, wobei das Wort zwar von pater abgeleitet ist, aber doch mit einer weiblichen Endung ausgesprochen wird, damit es aus den beiden Eltern gemischt sei.’Ga naar voetnoot4 Obwohl, sage ich, ich diesem gemäß weiß, dass ich den beiden Eltern meinen Ursprung verdanke, und dass ich zwar aus einem Vater vom Gangelter Raum, aber aus einer in Gangelt geborenen Mutter, Eurer liebsten Schwester, hervorgekommen bin, gebe ich doch unumwunden zu, dass ich wegen bestimmter außerordentlicher Wohltaten Euch wie dem mütterlichen Blut etwas mehr als den übrigen Verwandten schuldig bin.
Dich nenne ich zuerst, sehr ehrbarer [welches Epitheton auf Eure Familie ironischerweise besonders zutrifft) und sehr vornehmer Herr Johannes Ritz, und wenn er noch lebte, würde ich mit Recht zugleich Euren Bruder Jakob Philipp nennen, einen jungen Mann traurigsten - oder soll ich sagen freudigsten - Angedenkens, der im Böhmischen Krieg durch einen vorzeitigen Tod weggerafft worden ist. Weißt Du, wie oft Du meinen Vater selig angeregt, angespornt, aufgefordert hast, mit wie vielen Anregungen Du ihm geraten und schließlich überredet hast, mich als Jungen nach meinem Erstunterricht in die Roermonder Schule zu schicken? Weißt Du (und dies reicht, denn Deiner Bescheidenheit steht es nicht an, Einzelheiten zu zeigen), weißt Du, sage ich, wie oft Du mich mit Schenkungen unterstützt und erfreut und mich beim Lauf im Musenstadion angetrieben hast? Weißt Du, wie viele Sturmböcke von Argumenten und Beratungen nötig waren, damit ich schließlich, als die Roermonder Studien abgerundet waren und durch den mehr als einjährigen Aufenthalt in meiner Vaterstadt weitere Studien fast zweifelhaft schienen, in Köln Vorlesungen in Philosophie hörte, und nicht nur zuhörte, sondern auch nach dem Durchlaufen dieses Currikulums, mit der Magisterwürde ausgestattet, endlich in den sehr erwünschten Hafen der Religion einlief.
Und um zu gegenwärtigeren Dingen zu kommen, wahrhaft weißt Du, wie oft Du mich, als ich schon mehr als vier Jahre in der Sittarder Mission verweilte und einige wenige Sachen sammelte, angeregt hast, diese wie zerstreute Sibyllinische Zettel geordnet aufzuzeichnen und eine Art Gangelter Annalen zu verfassen. Du weißt, wie oft Du mittlerweile anderswoher mir geschrieben hast, wie oft Du Bücher entweder geschickt oder abgeschrieben hast, wie oft Du Briefe und ältere Urkunden entweder zur Verfügung gestellt oder sie mit mir sogar längere Zeit ausgearbeitet hast und wie Du, mit einem Wort, nichts unangerührt oder unversucht gelassen hast, was getan werden sollte, um diesen Annalen Glanz zu verleihen. Du weißt schließlich, um viele andere Sachen zu verschweigen, was Du mir am 3. Oktober des Jahres 1640 im Geiste von Tullius geschrieben hastGa naar voetnoot1. ‘Dass niemand nur für sich selbst geboren sei, dass das Vaterland einen Teil und die Freunde einen Teil beanspruchen’, [V recto] und damit sehr übereinstimmend sagt Plutarch,Ga naar voetnoot1 ‘dass man dies auch bedenken | |
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[Origineel]patriae, sed mundo prorsus universo et quidquid extra Deum aut Coelum est, mortuus esse debui, nescio tamen quomodo in tam laudabili potissimum et honesto patriae illustrandae studio verissimum sit illud satyrici: naturam expellas furca, tamen usque recurret,Ga naar voetnoot2 nec diffiteri cum Ovidio possim: Nescio qua natale solum dulcedine cunctos / ducit, et immemores son sinit esse sui?Ga naar voetnoot3
Quod si profecto cunctos ducit, quin et me ducat, et immemorem non sinat esse Dei? Non sinat esse mei, non inquam patriae? Cum hoc ipsum longe pientissimum laudatissimumque sit, Nasone non minus pie quam breviter canente: Et pius est patriae facta referre labor!Ga naar voetnoot4 Enimvero si iudicio vatis lyrici: pulchrum et decorum est pro patria mori,Ga naar voetnoot5 an turpe et indecorum erit pro patria libris non tantum immorari sed quodammodo immori? An ignominiosum erit, ne patriae fama moriatur, facere non tam moriendo, quam moliendo? An non pulchrum erit vita calami, vitam addere maioribus nostris, et oblivione iam sepultos in vitam postliminio revocare? An denique non decorum erit, sicut illis scribenda fecisse, sic nobis facta et facienda perscribere? Hoc sane eo pulchrum [MS pulcrum] magis et decorum est, quo scripta gestis, et Fasti seu libri facinoribus praestant; vel ideo, quoniam nisi essent qui scribendo vitam adderent, gesta seu gerenda tam facile quam cito ex memoria hominum lapsa intermorerentur. Hinc tandem exsolvi [MS exolui] debitum meum, id quod littarae illae tuae exigebant, domine avuncule, et ut singulis suae partes cedant, quae sunt Dei Deo; et patriae, quae sunt patriae lubens volens reddidi.
Nunc te compello, integerrime item domine Adame Ritz. Patriae quidem, si Livio credimus, memoria dulcis, sed aeque vel magis tua.Ga naar voetnoot6 Memini quoties me honorariis donis ad studia quondam inflammaveris, et si ego taceam, parietes ipsi et plateae Gangeltenses liberalissimae dextrae encomia personabunt. Memini quoties me officii commonueris, et nonnunquam cum acrimonia quadam instillaveris, ne plurimorum exemplo bonis ingenii doctrinaeque abuterer et (quod avertat Deus] ad haereticos declinarem! Menini denique quod ad rem amplius facit, quoties mihi quam selectos, quam uberes, quam | |
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[Vertaling]solle, dass niemand nur für sich selbst geboren sei, sondern dass das Vaterland, die Eltern und die Freunde je einen Teil unserer Existenz beanspruchen’.*1 Dies mache ich dann, Herr Onkel, und obwohl ich als Religioser schon lange, ich sage nicht für eine Stadt oder ein Vaterland, sondern durchaus für die ganze Welt und für das, was es außer Gott und dem Himmel gibt, tot sein sollte, ist doch irgendwie gerade bei einem so lobenswürdigen und ehrenvollen Eifer, dem Vaterland Glanz zu verleihen, das Wort des Satirikers sehr wahr:*2 ‘Obwohl du die Natur mit einer Gabel vertreibst, wird sie doch immer wiederkommen’,Ga naar voetnoot2 und könnte ich auch Ovid nicht leugnen: ‘Irgendwie zieht die Heimat durch ihre Süße alle an und lässt nicht zu, dass man sie vergisst’.Ga naar voetnoot3*3 Da sie aber tatsächlich alle anzieht, weshalb darf sie dann nicht auch mich anziehen und zulassen, dass ich Gottes nicht gedenke, dass ich mein - um nicht zu sagen meines Vaterlandes - nicht gedenke? Weil dies selbst weitaus das Frömmste und das Löblichste ist, da Naso nicht weniger fromm als kurz singt: ‘Es ist auch eine fromme Arbeit, die Taten des Vaterlandes zu berichten!’,Ga naar voetnoot4*4 und wenn fürwahr nach dem Urteil des lyrischen Sängers ‘es schön und passend sei, für das Vaterland zu sterben’,Ga naar voetnoot5*5 wird es dann schändlich und unpassend sein, für das Vaterland nicht nur in den Büchern zu verweilen, sondern irgendwie sogar darin zu sterben? Wird es tadelhaft sein, nicht sosehr durch Sterben als vielmehr durch Schaffen zu bewirken, dass der Ruhm des Vaterlandes nicht stirbt? Wird es nicht schön sein, mit dem Leben der Schreibfeder unseren Voreltern Leben zu geben und die schon in Vergessenheit Bestatteten durch Repatriierung ins Leben zurückzurufen? Wird es schließlich nicht passend sein, für ihn schreibenswerte Sachen getan zu haben, für uns das, was getan ist und was getan werden soll, ausführlich zu beschreiben? Dies ist sicher umso schöner und passender, als Schriften vor Taten und Chroniken oder Bücher vor Handlungen hervorragen; wohl deshalb, weil, wenn es keine gäbe, die dem Schreiben Leben hinzufügen, die Taten oder was getan werden soll ebenso leicht wie schnell aus der Erinnerung der Menschen erloschen wären. Daher habe ich endlich meine Schuld abgelöst, was Dein Brief erforderte, Herr Onkel, und damit jeder seinen Teil bekommt, habe ich gerne und wohlwollend das, was Gott zukommt, Gott und das, was dem Vaterland zukommt, dem Vaterland gegeben. Jetzt rede ich Dich an, ebenso sehr ehrbarer Herr Adam Ritz. An das Vaterland ist zwar, wenn wir Livius glauben,Ga naar voetnoot6*6 die Erinnerung süß, aber an Dich ebenso sehr oder mehr. Ich erinnere mich, wie oft Du mich einst mit Ehrengeschenken zu Studien angefeuert hast, und wenn ich schweige, würden die Mauern selbst und die Straßen in Gangelt sicher Lobgesänge auf Deine sehr freigebige rechte Hand laut erschallen lassen. Ich erinnere mich, wie oft Du mir meine Pflicht vorgehalten und manchmal mit einiger Heftigkeit eingeschärft hast, dass ich nicht nach dem Vorbild sehr vieler die Vorteile meines Talentes und meiner | |
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[Origineel]vetustos horum Annalium campos aperueris, quam copiosae demum materiae segetem subministraveris, tum ex archivi reliquiis, tum ex senum aliorumque prudentium relatione.
Habetis causam (simul nunc alloquor), domini avunculi plurimum observandi, cur haec vobis potissimum dedicatio fiat. Et ne aliis forte vel aemulatio vel invidia obrepat, paucis quod res est dico: vos, vos inquam post Deum soli, aut praecipui estis, ut primo quidem possem, deinde ut vellem et auderem opus hoc meo quidem iudicio, si non experientia, laboriosissimum attentare. Utinam pro merito vestro officere possim, ut nomen vestrum libro vitae inscriptum, immortali etiam apud mortales cedro inscribatur [deletum: inscriberetur] Vivet interim (sic voveo) vivet fama vestra, et quamdiu vel Gangelta, vel hic labor noster stabit, apud posteros omnes perennatura est.
Vos denique non possum non appellare, vos inquam senatus populusque Gangeltensis, cives mei amantissimi gratissimique, unius et eiusdem opidi gremio nati mecum et educati; vestro etiam non amori solum sed honori et gloriae hoc opusculum quantum quantum est consecratum esto. Causam initio dedi: revertor scilicet ad vos, unde et quibuscum ex eodem patriae fonte exivi. Quod si tamen ista non sufficiat, aliam pro me dabit Euripides [MS: Euripedes]: Natale solum, ut convenit, gratissimum est hominibus, neque verbis eius dulcedinem exprimere possum. Sic equidem ille canit exultabundus vel ex sola natalis soli memoria; et ego exultabundus idem repeto, ut constet cur vos gratissimos appellarim: quam etenim grati esse debent quam dulces, eiusdem natalis soli indigenae, si vel ipsum natale solum hominibus gratissimum esse convenit?
Sane si quod sum, homo esse velim, absit ut humani aliquid a me alienum putem, nec gratissimam modo patriam, sed et cives eius omnes maximos, medioximos, minimos, sacros, profanos, omnes uno verbo gratissimos nuncupem! Ergo gratissimi estis et ut maneatis non tam mihi quam Deo, cui vis gratia et gratitudo convenit, ore non meo, sed Paulino vos alloquor:Ga naar voetnoot7 State cives mei gratissimi, gaudium meum et corona mea, sic state in Domino et tenete traditiones, quas ab orthodoxis maioribus accepistis; state et ambulate in semitis, quas cives olim vestri a Christianis initiis praeiverunt; state et tenete avitam fidem, quam nullum fere ex vicinioribus oppidis (absit verbo invidia) vobis constantius tenaciusve corruptissimo nostro variarum haeresion saeculo conservavit, et ut porro conservetis, praeter alia magno satis erunt stimulo, quae vobis in hoc opere seu de maiorum erga S. Reliquias veneratione, seu ecclesiae | |
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[Vertaling]Bildung missbrauche und (was Gott verhüte!) nicht zu den Häretikern hinabsteige! Ich erinnere mich schließlich, was mehr zur Sache gehört, wie oft Du mir so ausgewählte, so fruchtbare, so alte Felder für meine Annalen geöffnet hast, welche Ernte an reichem Grundmaterial Du mir verschafft hast, sowohl aus der Überlieferung des Archivs als auch aus der Aussage von alten und anderen vernünftigen Leuten. Da habt Ihr den Grund (euch beide rede ich jetzt an), sehr achtenswerte Herren Onkel, warum diese Widmung Euch am meisten zuteil wird. Und damit andere nicht zufällig Wetteifer oder Eifersucht beschleicht, sage ich in wenigen Worten, wie sich die Sache verhält: Ihr, Ihr, sage ich, seid nach Gott die Einzigen oder Vornehmsten für mich, um diese meine Meinung, wenn nicht Erfahrung, nach mühsamster Arbeit versuchen zu können, zu wollen und wagen. Könnte ich doch für Euer Verdienst bewirken, dass Eure Namen, ins Lebensbuch eingetragen, auch bei den Sterblichen auf die unsterbliche Zeder geschrieben werden! Inzwischen wird leben (so gelobe ich), wird leben Euer Ruhm, und so lange entweder Gangelt oder diese Arbeit besteht, wird er bei allen Nachkommen fortwähren. Euch kann ich schließlich in meiner Anrede nicht übergehen, Euch, sage ich, Senat und Volk von Gangelt, meine sehr teuren und liebsten Mitbürger, aus dem Schoß ein und derselben Stadt mit mir geboren und erzogen. Auch soll nicht nur Eurer Liebe, sondern auch Eurer Ehre und Eurem Ruhm dieses Werkchen, von welcher Größe es auch sei, gewidmet sein. Den Grund habe ich anfangs gegeben: Ich kehre nämlich zu Euch zurück, von und mit denen ich von derselben Quelle des Vaterlandes ausgegangen bin. Wenn aber dieser Grund nicht hinreichend sein sollte, wird Euripides für mich einen anderen angeben: ‘Die Heimat ist, so ist man sich einig, den Menschen das Liebste, und sogar mit Worten kann ich deren Süße nicht ausdrücken’.*7 So singt er, allerdings jubelnd, sogar nur aus Erinnerung an seine Heimat, und ich wiederhole dasselbe jubelnd, damit feststeht, weshalb ich Euch ‘Liebste’ genannt habe. Wie lieb, wie süß müssen ja die Einwohner derselben Heimat sein, wenn man sich sogar darüber einig ist, dass die Heimat den Menschen das Liebste ist? Sicher, wenn ich ein Mensch sein will, was ich auch bin, lass es nicht so sein, dass ich etwas Menschliches als fremd erachte, und möge ich nicht nur mein Vaterland, sondern auch alle dessen Bürger, sehr Große, Mittlere, sehr Kleine, Geweihte, Laien, in einem Wort alle sehr lieb nennen! Also seid ihr sehr lieb, und damit ihr es nicht so sehr für mich, als vielmehr für Gott bleibt, dem Kraft, Gnade und Dankbarkeit zukommt, rede ich euch nicht mit meinen Worten, sondern mit den Paulinischen an:Ga naar voetnoot7*8 ‘Bleibt standhaft’, meine sehr lieben Bürger, meine Freude und mein Kranz, bleibt standhaft im Herrn und haltet an den Traditionen fest, die Ihr von Euren rechtgläubigen Voreltern empfangen habt; bleibt standhaft und wandelt auf den Pfaden, auf denen Eure Bürger einst aus christlichen Anfängen vorangegangen sind; bleibt standhaft und behaltet Euren vorelterlichen Glauben, den fast keine der Nachbarstädte (Neid liege diesem | |
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[Origineel]et altarium cultu, seu fraternitatum erectione, seu denique certorum sacrificiorum fundatione proponuntur.
Haec non ambigo quin vobis gratissimis civibus multo gratissima sint futura, nec vero praestantius aliud habui quod offerrem civis religiosus, et quidem jesuita. Ne vos terreat hoc nomen, cives mei, vel ex ignorantia propria vel aliena hostium malevolentia, quae contra nos passim et affatim instillatur. Habeant alii de jesuitis pessimam ut lubet opinionem, sed falso; calumnientur, rideant, persequantur, sed immerito; dixerint omne malum adversum nos, sed mentiendo; vos certe gratulari vobis deinceps poteritis communem patriam jesuitae civis et consanguinei vestri non dico sanctitate, quae dum hic vivimus in ancipiti est; non magni gloria nominis, quae instar fumi evanida est; non ingenii vel eruditionis praestantia, quae sentio quam in me sint exigua; sed insatiabili antiquitatis eruendae ac propagandae studio illustrari.
Valete omnes singuli, et aeternitati vivite.Ga naar voetnoot8 | |
[Vertaling]Wort fern) standhafter und zäher als Ihr in dieser unserer sehr verdorbenen Welt verschiedener Ketzereien bewahrt habt. Und zur großen Anregung, um es weiter zu bewahren, wird neben anderen Sachen dasjenige dienen, was Euch in diesem Werk entweder über die Voreltern vorgehalten wird, Ehrfurcht den heiligen Reliquien gegenüber, oder über die Versorgung der Kirche und Altäre, oder über die Gründung der Bruderschaften, oder schließlich über die Stiftung bestimmter Messen. Ich zweifle nicht, dass diese Sachen Euch, sehr dankbare Bürger, auch sehr angenehm sein werden, und ich hatte nichts anderes Wichtigeres zu bieten als Bürger, Geistlicher und auch als Jesuit. Seid, liebe Bürger, durch diesen letzten Namen nicht erschreckt, entweder durch eigene Unwissenheit oder durch anderer Leute feindliche Böswilligkeit, die überall im Überfluss vorhanden ist. Gut, andere mögen über die Jesuiten eine sehr negative Meinung haben; die ist aber wohl unwahr. Sie mögen sie verleumden, beschimpfen, verfolgen, aber wohl mit Unrecht. Sie mögen alles Übel gegen uns behaupten, das ist aber wohl gelogen. Sicher werdet Ihr Euch sodann damit beglückwünschen können, dass ein Jesuit, Bürger und Blutsverwandter von Euch die gemeinsame Heimat bekannt macht, nicht sosehr wegen seiner Heiligkeit, die in unserem irdischen Leben zweifelhaft ist, nicht wegen seines großen Namens Ruhm, der wie Rauch verfliegt, nicht wegen des Talents oder der Bildung Vortrefflichkeit, wovon ich spüre, wie winzig sie bei mir sind, aber durch sein unersättliches Verlangen nach Erforschen und Weitergeben des Altertums.
Seid gesegnet, jedermann, und lebt für die Ewigkeit.Ga naar voetnoot8 |
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