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Zwölfter Brief.
In meinem letzten Briefe habe Ihnen mehrentheils nur Obstbäume, die wir um unsere Häuser herum angepflanzt hatten, beschrieben; in diesem werde Ihnen einige, die in den Büschen wild wachsen, bekannt zu machen suchen.
1.) Die Frucht von dem harten Holze Bollentri, ind. Buroe genannt, wovon man vorzüglich die Pfosten der Häuser und auch Schindeln macht, weil es sehr dauerhaft ist und sich zu
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Schindeln sehr gut spalten läßt, - ist einer kleinen Pflaume ähnlich. Die Schale ist bräunlich und härtlich. Der unter der Schale und um den ziemlich großen und harten Kern befindliche Saft ist so süß und klebrich wie Syrup. Die Indianer lieben sie sehr und verderben ihrentwegen viele Bäume, weil sie dieselben umhauen, um die Frucht zu bekommen.
2.) Eine der Kaschu ganz ähnliche Frucht, Ubudi von den Indianern genannt, ist sehr saft-reich und hat einen lieblichen Weingeschmack. Die Indianer schätzen sie sehr. Der Baum wächst sehr groß. Wenn sie häufig sind, pressen sie den Saft aus und brauchen ihn als einen labenden Trank.
3.) Eine gelbe Pflaume, ind. Hubu, von der Größe der gewöhnlichen gelben Pflaumen, ist etwas sauer, aber doch gut zu essen. Sie kann häufig unter dem großen Baum, dessen Frucht sie sind, aufgelesen werden, und werden vom Tapier, dem dort sogenannten Buschbüffel, gesucht und verzehrt.
4.) Die Kumarramarra hat eine rauhe braune Schale und die Größe eines Apfels. Wenn sie reif ist, schmeckt sie wie eine teige Birne und dient gegen Verstopfung. Der Baum
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wird nicht groß, und ist deswegen nicht häufig, weil die Indianer diese, so wie alle dergleichen Bäume, deren Früchte nicht leicht herunterfallen, mehrentheils umhauen.
5.) Die Nüsse, welche die Indianer Hora nennen, wachsen oben an der Corentyn an sehr hohen Bäumen, und sind größer als die große Wallnuß. An der Suriname, Saramaka und Cupaname findet man diese Bäume nicht. Es sind ihrer gemeiniglich 3-4 in einer kugelförmigen Kapsel, welche zerspringt, wenn sie von dem Baum herunterfällt. Jede Nuß ist noch von einer ledergelben weichen Schale umgeben, welche die Indianer mit den Messern abnehmen können. Die Schale, in welcher der Kern sich befindet, ist so hart, daß man sie mit einem Hammer aufschlagen muß. Der Kern hat den Geschmack der schönsten Mandeln, und wird in der Kolonie sehr geliebt. Wenn sie reif sind, gehen die Indianer in die Gegend, wo sie machsen, halten sich dort einige Wochen auf, um sie, wenn sie herabfallen, zu sammlen und sich damit etwas zu verdienen. Sie sammlen sie in Säcke von Rohr geflochten, die sie Queken nennen, und etwa 1½ Dresdner Metze enthalten, wofür man ihnen, wenn sie häufig sind, ohngefähr 4 gl. bezahlt, sie aber in Paramaribo mit gutem Nutzen
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wieder verkaufen kann, weil die Indianer in ihren kleinen Fahrzeugen nicht viele dahin bringen können. Wir machten aus den Körnern manchmal eine Mandelmilch, die wir zum Kaffee brauchten, weil wir keine Kuhmilch hatten. Ich versuchte auch einmal, Öl daraus zu machen, welches einen köstlichen und süssen Geschmack hatte, weil wir aber zum Ölauspressen keine Einrichtung hatten, mußte es beym bloßen Versuch bleiben.
Ausserdem wachsen in der Gegend noch mehrere Nüsse, z.B. eine Sorte, welche die Indianer Tutuka nennen. Deren sind etwa 12-15 in einer Kapsel so groß wie ein Kinderkopf, welche so hart ist, daß man sie mit einer Art aufschlagen muß. Die Nüsse haben eine beynah dreyecktige Gestalt, sind so groß wie eine mittelmäßige welsche Nuß, sehr ölicht, und haben einen angenehmen Geschmack.
Die Tunkobohne, ind. Kumaru, oder lieber Tunkonuß, weil sie wie die Nüsse in einer harten Schale stecken, die aber, wie die grünen Wallnüsse, noch mit einer weichen grünen Schale umgeben ist. Diese grüne Schale fressen die in den dasigen Wäldern sich häufig aufhaltenden Fledermäuse sehr gern. Sie benagen sie daher, und machen dadurch, daß sie leicht und häufig von den hohen Bäumen herabfallen. Der
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Kern ist etwas bitterer als die bittere Mandel, und als eine Magenmedicin zu brauchen. Wegen des angenehmen Geruchs thut man sie unter den Schnupftaback, und manche Indianer brauchen sie auch, ihrem Kraböl, womit sie ihren Leib einschmieren, einen bessern Geruch zu geben. Die Karaiben nennen diese Tunkobohne Krabobossi.
Eine einer Eichel vollkommen ähnliche Frucht, nur vier - bis sünfmal so groß, ind. Bibiru, brauchen sie gegen Leibschneiden und Diarrehen. Ich habe auch selbst ihre heilsame Wirkung bey dergleichem Krankheiten erfahren, wenigtzens ist es eins der besten magenstarkenden Mittel. Den Baum hielt ich für den Chinabaum, und ließ mir etwas Rinde von demselben bringen, welche in Absicht der Farbe und des Geschmacks derselben ganz gleich kommt.
Es giebt in den niedrigen Gegenden einen Baum, den die Indianer Karraba, die Europäer aber Wasserwane nennen, in Gegensatz eines dem Holze nach bessern, jedoch ähnlichen Baumes, der aber im hohen Lande wächst und Wane heißt. Letzteres wird gern, weil es nicht so schwer wie anderes dergleichen Holz ist, zu Thüren, Kisten und anderm Hausrath gebraucht. Es wird so dunkelbraun wie das Mahagoniholz, nur scheint es nicht so fein zu seyn. Das
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Krabholz hat am mehresten Ähnlichkeit mit dem Cedernholze.
Der Krabbaum trägt eine Frucht, die man den wilden Kastanien am ersten vergleichen könnte. Diese wird von den Indianern, wenn sie abfällt, gesammlet, um daraus das Kraböl zu machen, womit sie sich beynah alle Tage den Leib bestreichen, um die Haut vor der Sprödigkeit zu sichern. Sie legen die gesammlete Frucht so lang an einen feuchten Ort, bis sie zu faulen anfängt. Alsdann nehmen sie die Schale ab und zerdrücken den Kern so, daß sie einen Teig daraus machen können. Diesen vermengen sie mit etwas Wasser, kneten ihn gut durch und setzen ihn in einer Baumrinde an die Sonne, damit das darinn enthaltene Öl flüssig werde und in ein darunter gesetztes Gefäß laufe. Wenn sie dieses einigemal wiederholt haben, wird der Teig noch in einem Cossabischlauch gut gepreßt, um das Öl vollends heraus zu bringen. Dieses Öl ist auch gut in Lampen zu brennen.
An der Saramaka ist auch der Copaienbaum häufig. Er wächst in niedrigen Gegenden und hat ein ganz weisses und weiches Holz, dem Lindenholz ganz ähnlich. Dieser köstliche Balsam wird in Suriname nicht gesucht, weil er an der Oranoke noch häufiger ist, und von
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dort viel nach Europa gesandt wird. Den oranockischen nennen die Indianer Marana, und halten ihn für besser als den saramakischen, denn an den andern Flüssen findet man ihn nicht, wie die Indianer sagten.
Um ihn zu sammlen, hauen sie ein Loch in den Baum, welches schreg hineingeht, und in dieser Vertiefung sammlet sich der Balsam, so daß sie ihn herauschöpfen können.
Ich machte in Saron selbst an ein paar in unserer Nähe befindlichen Bäumen die Probe, bekam aber etwa nur 2 Seidel, weil er dort nicht so stark fließt als weiter unten nach dem Seestrande zu. Da ich diese Probe in der Regenzeit machte, fand ich allemal in der Vertiefung viel Wasser: so daß ich den Balsam mit Baumwolle davon abheben und so in mein Gefäß sammlen mußte. Vielleicht wäre meine Probe nach Beendigung der Regenzeit ergiebiger gewesen.
Weil es den Apothekern in Suriname bequemer ist, diesen Balsam aus Europa kommen zu lassen, so ist dort keine Nachfrage darnach; indeß fand ich, daß derjenige, den sie dort in den Apotheken hatten, sehr verfälscht war.
In den hohen Gegenden, sonderlich an der Corentyn, sindet man auch das köstliche Harz,
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von den Indianern Arrekussiri genannt. Es ist nicht flüssig, aber auch nicht hart, sondern wie hier zu Lande der Terpentin. Es ist ungemein heilsam, und hat einen köstlichen Geruch, auch habe ich gehört, daß man dieses Harz gegen Kopfschmerzen und Flüsse auf die Schläfe legt. Die Indianer mengen es oftmals unter das Kraböl, um demselben einen angenehmen Geruch zu geben. Sie sammlen ihn durch Verwundung des Baums, der niemals sehr groß wird. Ausserdem habe dort noch mehrere wohlriechende Harze, die zum Räucherpulver +c. zu brauchen wären, gefunden, so wie auch das Gummigutti. Weil man aber in Suriname alle dergleichen Dinge leichter aus Holland durch den Handel erhalten kann, bekümmert sich niemand um dergleichen Produkte des Landes.
Von den nützlichen Palmgewächsen sind folgende anzuführen:
1. Die Kohl-Palme, von den Indianern Kokuliti, von den Europäern, und Negern Kappus genannt, verschaft den so angenehmen und nützlichen Palmkohl. Denselben zu erhalten, muß man den Baum, der eine sehr harte Rinde, inwendig aber, wie alle Palmgewächse, nur ein weiches Mark hat - umhauen, und die
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in der Mitte des Stamms zum Heraussprossen noch befindlichen Blätter mit ihren Stängeln herausspalten.
Von den weichen Blättern macht man Salat und kann auch von den zarten Stängeln etwas dazu schneiden. Zum Kochen braucht man nur die Stängel, welche zerschnitten werden. Roh gegessen haben die Stängel einen Nußgeschmack, und gekocht etwas pilzartiges.
Wenn man den Palmkohl sucht, wählt man die jungen und niedrigen Stämme, die noch keine Frucht tragen. Wenn die Bäume groß werden, haben sie eine Frucht, welche von aussem der Kieferzappe etwas ähnlich ist. Inwendig hat sie einen harten Kern und um denselben etwas süßliches Fleisch, welches man von demselben abschaben muß.
Die Frucht sitzt häufig an einem aus der Mitte des Baums hervorkommenden Stängel, wie bey dem Bananenbaum, ist aber nur etwa einen Finger lang.
2. Die Hittäpfel-Palme, ind. Itte, ist für sie ein sehr nützliches Gewächs. Sie trägt eine Frucht von der Größe eines mittelmäßigen Apfels mit einer dunkelbraunen, etwas härtlichen und in lauter kleine Quadrate abgetheilten Schale, die sich abbröckeln läßt. Um ihren großen Kern
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hat sie ein säuerliches Fleisch, welches die Indianer sehr gern essen. Aus ihren jungen Blättern machen die Indianer Schnüre zu ihren Hangmatten, die bey den Arawacken und Warauen den Netzen ähnlich sind. Zu gewissen Jahreszeiten zapfen sie aus dieser Palme einen Saft zum trinken, der weit süsser als der Birkensaft ist, so daß man vermuthlich Zucker daraus kochen könnte.
Dieser Palmbaum wächst an sumpfigen Orten. Die Indianer gehen aber gar nicht wirth-schaftlich mit ihm um. Denn wenn sie den Saft aus demselben in der Geschwindigkeit haben wollen, hauen sie ihn um, machen Feuer darunter und nöthigen dadurch den Saft, beym Stammende in ein darunter gesetztes Gefäß zu laufen. Die Warauen backen auch aus dem weichen Kern des Baumes Brod, wenn sie Mangel an Cossabi haben.
3. Die Mannekol-Palme, ind. Mannaka. Der Baum wächst sehr hoch und gerade, ist selten dicker als der Schenkel eines Mannes überm Knie, und läßt sich sehr leicht in vier lange und gerade Latten spalten, von denen man inwendig den weichen Kern abhaut.
Wir brauchten diese Latten zu Wänden unsrer Häuser und Decken unsrer Stuben.
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Die Wände werden auf folgende Weise gemacht: Man nagelt an die in die Erde eingesetzten Pfosten zwey Stöcke queerüber und bindet an dieselben die Latten mit einem Buschtau oder Ranke, deren es in dasigen Wäldern sehr vielerley Sorten giebt. Weil aber die Latten nicht immer ganz gerade sind und das Buschtau, womit sie angebunden werden, einen kleinen Zwischenraum erfordern, sind die Wände nicht so dicht, daß man nicht überall durchschen oder wohl an manchen Stellen einen Finger durchstecken kann; man läßt daher oft, wo es nöthig ist, noch eine Reihe Latten darüber binden, welche die Zwischenräume der erstern bedecken, und nagelt alsdann zu mehrerer Vestigkeit oben und unten ein paar Latten queerüber, welche die angebundenen vesthalten helfen, wenn etwa das Buschtau hin und wieder verfault, und die Latten dadurch los werden und abfallen wollen. Mit solchen Latten sind auf den Plantagen mehrentheils auch die Negerhäuser bekleidet und mit den Blättern dieser Palme gedeckt.
Dieser Baum trägt eine Frucht, so groß und blau wie die Schleen. Diese hängt büschelweise an der Krone desselben. Die Indianer stampfen sie in hölzernen Mörsern, sondern die Körner ab, und mengen das Übrige unter
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ihr Getränke, Ebeltir genannt, wodurch dasselbe einen süßlichen Geschmack bekommt, und nahr-hafter wird.
4. Die Aura- oder Awora-Palme ist nur um der Frucht willen merkwürdig. Der Stamm und die Äste sind voller großer Stacheln, und ihm daher nicht gut beyzukommen. Man findet diese Palme in Suriname nicht häufig und kann sie als einen Obstbaum ansehen. Die Frucht hängt auch büschelweise an der Krone des Baumes, ist so groß wie ein mittelmäßiger Apfel und ganz goldgelb. Das wenige um einem sehr harten schwarzen Kern befindliche ebenfalls goldgelbe Fleisch ist sehr ölig, angenehm süß und sehr nahrhaft. Die Indianer lieben sie sehr, und mengen sie auch, wie die Manne-kolfrucht, unter ihr Getränke.
5. Die Timiti- oder Trullipalme. Unter dem letzten karaibischen Namen ist sie am mehresten bekannt. Sie ist ihrer großen Blätter wegen sehr nützlich. Ein ausgewachsenes Blatt ist 8-9 Ellen lang. Auf jeder Seite des mittlern Stängels, der unten reichlich 6 Zoll im Umkreise hat, ist das Blatt etwa 2 Ellen breit, und, wenn es nicht vom Winde hin und wieder Risse bekommen hat, zusammenhängend; denn hierinn ist sie von andern Palmbäumen unterschieden, die auf beyden Seiten des Stän- | |
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gels schmale, etwa zwey Finger breite, Blätter haben.
Diese Palmblätter geben ungemein gute und dichte Dächer, denn ein Blatt reicht, wenn das Dach nicht zu hoch ist, von oben bis unten; und weil die Indianer sie zusammen legen und etwa nur eine gute Spanne weit von einander auf die Latten des Daches binden, liegen sie auch vielfach über einander. Ist das Haus eine Küche: so kann das Dach 10-12 Jahre gut bleiben, weil der Rauch das Ungeziefer hindert, demselben Schaden zu thun. Bey Wohnhäusern, in denen dort kein Rauch Statt findet, dauert so ein Dach etwa 6-7 Jahre.
Diese Blätter brauchen die Indianer auch, Decken daraus zu machen, um ihre Sachen damit auf Reisen in ihren Fahrzeugen vor dem Regen zu sichern. Auch dienen solche Decken zu Dächern auf den Hütten, wenn sie in Gegenden reisen, wo dergleichen Palmen nicht wachsen. Denn wo sie dergleichen finden, machen sie in der Geschwindigkeit von 4-5 Blättern, die mit dem Stiel in die Erde gesteckt und an eine an zwey Bäumen gebundene Stange gelehnt werden, eine gute Reisehütte, unter welcher man in seiner Hangmatte bequem und sicher vor dem Regen liegen kann. Diese Pal- | |
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me wächst nur an der Saramaka und Cupaname, an der Corentyn und Suriname findet man sie nicht.
Die Blüthe derselben hat das besondere, daß sie wie in einem gewebten Sacke steckt. So lang die Blüthe den Sack noch nicht zersprengt hat, hauen die Indianer sie ab, ziehen die Blüthe heraus und brauchen den Sack als eine Mütze. Die Frucht selbst ist nicht genießbar, und nicht größer als ein Apfel.
Mehrere dergleichen Gewächse zu beschreiben, würde mich zu weit führen und keinen Nutzen haben, weil ich von ihren Blüthen und Früchten keine solche Nachrichten geben kann, daß die Naturkunde dadurch befördert würde, zumal ich auch nur von den wenigsten surinamischen Gewächsen die wissenschaftlichen oder Lineischen, sondern nur die in Suriname und bey den Indianern gewöhnlichen Namen angeben kann. Ich habe sie daher auch bey denjenigen Gewächsen, deren Lineische Namen Naturforscher nach den gewöhnlichen Benennungen leicht finden können, weggelassen, weil ich sie doch nicht bey allen angeben kann, und bemerke dieses auch zum Voraus, in Absicht der in meinen folgenden Briefen noch vorkommenden Thiere und Insekten.
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Indeß sind hier noch ein paar giftige Gewächse zu erwähnen. Es giebt nämlich einen Giftbaum, der eine Frucht wie einen kleinen Calabas trägt. Es ist gefährlich, diesem Baum nahe zu kommen, weswegen ihm die Indianer auch sorgfältig aus dem Wege gehen, wenn sie ihn in den Büschen finden. Es befand sich einer in dem benachbarten Busche unserer Häuser bey Saran; weil die Indianer uns aber warnten, nicht in die Gegend zu gehen, habe ich ihn nicht gesehen.
Man gewöhnt sich dort leicht bey seinen Wanderungen in den Wäldern, in die Bäume zu hauen, weil man gemeiniglich einen Hauer bey sich führt, theils zu seiner Vertheidigung, theils, um sich zwischen dem kleinen Gesträuche Platz zu machen; die Indianer warnen einen daher, dieses nicht zu thun, weil, wenn man aus Unkunde in einen solchen Giftbaum hauen sollte, man schon von der bloßen Ausdünstung des Baums, oder wenn etwa ein Tropfen von dem Saft desselben an einen sprützen sollte, sterben müßte. Auch ist es nicht rathsam, bey Regengüssen sich unter einem unbekannten Baume vor denselben zu bergen, weil das von einem Giftbaume herabträufelnde Regenwasser sehr schadlich ist. Zum Glück aber sind diese Bäume nicht häufig.
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Auch giebt es ein so giftiges Rankengewächs, dessen Ausdünstungen tödtlich sind. Ein Indianer erzehlte mir, daß in Berbice ein Indianer, der für seinen Herrn fischen gegangen war, und aus Unvorsichtigkeit eine solche Ranke abschnitt, und sein Corjar damit am Ufer anband, noch denselben Tag sterben mußte. Der Europäer, welchem die andern Indianer diesen Todesfall meldeten, habe es nicht glauben wollen, daß der Indianer daran gestorben sey, habe ein Stück von der Ranke abgeschnitten und über seine Thüre gesteckt, sey aber auch noch den nämlichen Tag gestorben.
Einen ähnlichen Fall erlebte ich in Saron, daß einer von unsern Indianern, der fischen gegangen war, und weil er die Nacht ausblieb, von zusammen geraften dürren Holz in der Nähe seiner Hangmatte ein Feuer machte. Weil das Feuer zu nah am Wasser war, und bey steigender Fluth das Wasser ans Feuer kam, löschte dasselbe aus und rauchte nur. Er wurde plötzlich krank, und starb einige Tage darauf. Er gab zur Ursach seiner Krantheit an, daß ein Stückchen einer giftigen Ranke unter dem dürren Holze gewesen sey, welche ihm keinen Schaden gethan haben würde, wenn das Feuer ordentlich hätte brennen können, und das Wasser
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nicht dazu gekommen wäre, indem dadurch ihm der Rauch schädlich geworden sey.
Wenn daher so ein Baum irgendwo im Wege ist: so sucht man ihn zu verbrennen, oder wenn es thunlich ist, ihn mit den Wurzeln auszuheben und an einem entlegenen Orte zu verbrennen.
Hieher gehört auch ein Rankengewächs, von den Indianern Haiali genannt, welches sie zum Fischfang brauchen. Es ist oft Arms dick. Wenn die Indianer mit leichter Mühe Fische fangen wollen, zerklopfen sie ein paar Stücke von dieser Ranke, und spülen sie in dem Wasser, wo sie viele Fische vermuthen, ab. Nach kurzer Zeit kommen die Fische auf die Oberfläche des Wassers, find ganz betäubt, und lassen sich mit den Händen fangen. Der Saft dieser Ranke ist dem Menschen nicht schädlich; wir kauften aber doch dergleichen Fische nicht gern, und wer sie ißt, thut gemeiniglich den Kopf des Fisches weg.
Von den zum Bauen und Tischlerarbeit brauchbaren Bäumen will nur so viel bemerken, daß es dort vierlerley hartes, dauerhaftes und auch allerley schönes buntes Holz giebt, woraus man vortrefliche Tischlerarbeit machen kann.
Unter andern giebt es dort schönes Purpurholz, ingleichen Ebenholz. Letzteres hat ei- | |
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nen weissen Spint, der Kern ist aber schwarzbraun, und wird, wenn er an der Luft oder in der Nässe liegt, kohlschwarz, ist sehr hart, und wird auch deswegen Eisenhart genannt.
Das dortige Cedernholz ist nicht so fein wie das nordamcrikanische.
Der Lokusbaum, ind. Simiri, auch Kahuanelli, wird zu Wellen in Zuckermühlen gebraucht, und ist der Farbe nach dem Mahagoni ganz ähnlich, nur ist es ein sehr schweres Holz, und weil es nicht leicht spaltet, zu oben erwähntem Gebrauch sehr dienlich.
In unsrer Nähe in Saron und Hoop waren viele dergleichen große Bäume, und wenn der Transport so großer und starker Stücken, als in den Zuckermühlen gebraucht werden, nicht unsere Kräfte überstiegen hätte: so würden wir damit viel zur Unterstützung der Missionsdiakonie haben verdienen können, weil sie in der Kolonie sehr gesucht werden.
Es hat dieser Baum auch ein köstliches Harz, welches so hart, durchsichtig und weiß ist, daß man es wie Glas brauchen kann, indem ich beym Herrn D. Schilling in Suriname eine aus diesem Harz in England geschliffene Brille, wie er mich versicherte, gesehen habe. Auch dient es als ein wohlriechendes Räucherpulver.
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Ein gewisses grünliches Holz, Grunhart genannt, ist beynah so dauerhaft wie der Stein, weil es erstaunlich lang liegen kann, ohne von der Fäulniß angegriffen zu werden. Man muß aber auch zu Bearbeitung desselben das beste englische Werkzeug haben. Es ist daher zu ordinairen Gebäuden zu kostbar, und wird nur zu solchen gebraucht, wo auf die Dauerhaftigkeit derselben viel ankommt.
Obgleich es sonst noch vielerley dauerhaftes und zum Bauen nützliches Holz giebt: so sind doch nur einige Sorten dazu im Gebrauch. Weil nun dort nicht, wie in Europa, in den Wäldern einerley Sorten Bäume beysammen, sondern allerley unter einander wachsen: so muß man beynah zu jedem Baum einen aparten Weg machen, um die beschlagenen Balken und Breter auf die Plantage zu bringen. Die Balken werden von den Negern auf Unterlagen von grünen und saftigen Stöcken, welche queer über den Weg gelegt werden, gezogen. Zu dem Zweck werden auf den Holzplantagen einige Hauptwege nach dem Kompaß in den Büschen ausgehauen, die entweder gerade auf die Plantage, oder zu einem starken Bach führen, wo das Holz in Fahrzeuge geladen und nach Paramaribo oder andere Plantagen geführet werden kann.
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Die Holzplantagen sind solche, auf welchen die Neger nur zum Holz beschlange und Breter sägen gebraucht, und deswegen auch Zimmerneger genannt werden. Einige von ihnen, die dieses nicht verstehen, so wie auch die Weiber, werden dazu gebraucht, die Balken in den Landeplatz zu ziehen, und die Breter dahin zu tragen.
Die Neger sind gewohnt, schwere Lasten auf dem Kopf zu tragen; die Indianer hingegen tragen ihre Lasten auf dem Rücken, und hängen sie mit einem Bande von zäher Baumrinde vorn an die Stirn. Hierbey haben sie den Vortheil, daß sie auf den Fußsteigen in den Büschen mit ihren Lasten, die aber bey den Indianern auf Reisen höchstens nur 50 Pfund betragen dürfen, nicht so leicht, wie die Neger, an die herunterhängenden Äste stoßen.
In allen Indianerhäusern findet man dergleichen von Rohr geflochtene Tragen, wie hier zu Lande die Refträger haben, welche sie Waijali nennen. Sind sie aber auf Reisen oder auf der Jagd und haben ein geschossenes Wild zu Hause zu tragen: so flechten sie in der Geschwindigkeit von etlichen Mannekolblättern ein solches Waijal.
Ich bleibe +c.
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