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Siebenter Brief.
Unsere Reise nach Hoop machten wir in unserm neuen Fahrzeug, welches wir die Wohlfahrt genannt hatten, und kamen, begleitet mit den besten Segenswünschen der zurückbleibenden Indianer, die uns ihre Liebe und Anhänglichkeit vielfältig bezeugten und mit Thränen Abschied nahmen, in einigen Tagen an den Mund der Saramaka, denn den Fluß hinunter waren wir blos mit der Ebbe und nur wenigem Ru- | |
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dern der Indianer gefahren. Von da an legten wir aber in einem oder vielmehr nur einem halben Tage - denn Vormittags hatten wir meist Windstille - einen Weg von etwa 15 Meilen längst der Küste zurück, und gingen in der Nacht am Munde der Neuker vor Anker.
Unser Segel, blos von Osnabrückischer Leinewand, war zwar sehr dünne, allein weil gegen Abend der Wind sehr heftig wurde, segelten wir überaus geschwind. Wir wären zwar gern auf einer von den an der Küste befindlichen Moderbänken, auf welchen die See so ruhig ist, wie in dem stillesten Fluß, vor Anker gegangen, weil dem Br. Kersten und seiner Frau wegen der Heftigkeit des Windes bange wurde; allein unser Schiff flog so schnell über dieselben hin, daß wir das Segel nicht so geschwind hätten einziehen und den Anker auswerfen können.
Den andern Morgen, als wir am Munde der Neuker etwas aussteigen wollten, erhob sich ein heftiger Wind mit Regen. Wir lichteten sogleich den Anker, fuhren mit diesem günstigen Winde noch das übrige kleine Stück über die See in den Mund der Corentyn, legten mit demselben noch ein großes Stück Weges den Fluß hinauf zurück, und weil just Fluth war, rückten wir mit derselben so gut fort, daß wir bey eintretender Ebbe Abends unserm Wohn- | |
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platze Hoop ziemlich nahe kamen, und mit der darauf folgenden Fluth den andern Tag früh, froh und dankbar über die so geschwind zurückgelegte Reise, unsern künftigen Wohnort erreichten.
Nachdem mich Br. Vögtle mit der Lage dieser Mission bekannt gemacht und mir die Hauswirthschaft übergeben hatte, reiste er mit Geschw. Kerstens, die wieder nach Paramaribo zurück gingen, nach Saron ab.
Ausser mir und meiner Frau wohnten noch in Hoop die Brüder Heller und Mente, ein Schuhmacher, zur Bedienung dasiger Mission. Wir lebten vergnügt mit einander und verrichteten unsre Geschäfte gemeinschaftlich mit Freuden. Br. Mente war zwar alt und hatte seine eigne Art, war uns aber, so lang er gerne bey uns blieb, schätzbar; denn wenn wir, der Geschäfte wegen, abwesend seyn mußten, konnte er die besuchenden Indianer bedeuten, und ihnen geben, was sie suchten. Allein nach zwey Jahren sehnte er sich nach Europa zurück, weil er nicht im Stande war, die indianische Sprache so zu lernen, daß er auch zu Vorträgen an sie gebraucht werden konnte, und reiste nach erhaltener Erlaubniß dahin zurück.
Ich hatte hier ein weit größeres Feld, unter den Indianern zu arbeiten, weil die Ara- | |
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wacken hier, von den in der Nähe befindlichen Flüssen, Wojombe, Neuker und Marotake an, bis an die Oranoke, eigentlich wohnhaft und zahlreicher sind, wiewohl auch Warauen und Karaiben unter ihnen wohnen; denn an die Saramaka waren die Arawacken nur um der Brüder willen gezogen, und sagten oft, daß sie dort eigentlich nicht wohnen sollten, weil es nicht ihr Land sen.
Mein Beruf, den Arawacken das Evangelium zu verkündigen, erneuerte sich daher lebhaft in meiner Seele. Ich gab mich fleissig mit ihnen ab, und erlangte ihr Vertrauen und Liebe. Es fanden sich auch viele von den alten, ehedem in Berbice getauften, wie mehrere ganz neue Leute zu uns, bauten sich bey uns an, und wurden durch die Taufe der hier errichteten Indianergemeine einverleibt, so daß dieselbe merklich zunahm.
Vor gewöhnlich wohnten die Indianer nicht bey uns, sondern 2 bis 3, auch mehrere Stunden von uns bey ihren Kostgründen, hauptsächlich an dem Bach Mepenna und andern solchen Bächen, wo sie Sandland hatten, welches in unserer Nähe fehlte. Sie versammleten sich aber gewöhnlich alle vier Wochen, und blieben dann acht oder mehrere Tage bey uns, so lang das mitgebrachte Cossabibrod dauerte,
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einige Familien ausgenommen, die beständig bey uns wohnten, weil ihre Kostgründe näher waren.
Um also die Indianer länger und öfter um uns zu haben, sie gehörig unterweisen und pflegen zu können, und sie immer mehr von ihrer Neigung zum Herumreisen abzubringen, weil sie hier noch weiter entlegene Orte dazu wählten, als in Saron, trug ichs auch hier darauf an, ihnen allerley Beschäftigung bey uns zu geben, womit sie sich zugleich das, was sie in der Ferne suchten, verdienen konnten, und kaufte ihnen ihre Handlungswaaren, die in Paramaribo und auf Plantagen wieder verkauft werden konnten, und deren schon in meinem dritten Briefe Erwähnung geschehen, ab, so wie auch, was sie von ihrer Jagd und Fischeren übrig hatten.
Damit sie sich auch Dinge von größerem Werthe, z.B. eiserne Cossabiplatten, Flinten und ganze Stücke von dem blaugefärbten ostindischen Kattun, den sie sehr lieben, bey uns verdienen könnten, liessen wir auch hier einige, die es verstunden, Breter sägen, und Pfosten von dem in unserer Nähe befindlichem harten Holze, Buroe genannt, beschlagen, weil man dieses Holz seiner Dauerhaftigkeit wegen gern zum bauen braucht.
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Hierdurch hatten wir auch Gelegenheit, die schon in Saron dabey gehabte Absicht, zur Erleichterung der von der Missionsdiakonie auf diese Mission jährlich zu verwendenden Kosten etwas zu verdienen, noch mehr zu erreichen, weil hier mehrere Indianer als in Saron waren, und sich immer einige zu dergleichen Arbeiten willig fanden. Br. Heller gab sich ganz zur Beförderung dieser Sache her, weil er einsahe, daß auch er die Sprache nicht gehörig erlernen, und also doch auf die Weise der Mission nützlich seyn könne.
Weil nun die von Saron mitgenommene Canu ein offenes Fahrzeug war, und man also auf den Reisen von hier über die See mit schweren Frachten noch mehr Gefahr als von Saron ausgesetzt war, indem man einen doppelt so weiten Weg als von letzterem Orte über die See zu machen hatte: so entschloß er sich, da er in Copenhagen auf den Schiffwerften einige Idee vom Schiffbau bekommen hatte, eine kleine Barke mit einer Decke zu bauen, mit welcher wir öfter und sicherer nach Paramaribo reisen, unsre Breter, Pfosten u.s.w. dahin bringen, und zugleich die Reiselust unserer Indianer befriedigen könnten.
Alle zu diesem Fahrzeuge erforderlichen Breter liessen wir durch die Indianer für Bezah- | |
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lung sägen. Zu den Knien des Fahrzeugs suchte sich Br. Heller mit einigen Indianern an den Ufern des Flusses das harte und dauerhafte Moraholz von umgefallenen Bäumen zu verschaffen, und hatte damit unsägliche Arbeit.
Die erforderlichen Nägel, anderes Eisenmerk, Taue und Leinwand zu Segeln konnten wir uns in Paramaribo kaufen, ohne der Missionsdiakonie dadurch mehrere Unkosten zu machen; ja wir kamen endlich so weit, daß wir derselben auf unsere Verschreibungen zu unserm Unterhalt, die sich bisher gemeiniglich auf 6 bis 700 Gulden holländisch belaufen hatten, einige Hundert wieder gut thun konnten, welches uns eine wahre Freude war.
Vorzüglich fehlte es uns bey dieser Arbeit an einer Schmiede, weil wir keinen großen Blasebalg zustande bringen konnten, um manches Eisenwerk, und sonderlich recht große Nägel, wenn sie just gebraucht wurden, und auch so nicht von Paramaribo zu bekommen waren, selbst zu machen.
Br. Heller bediente sich daher statt der großen starken Nägel alter unbrauchbarer Flintenläufe, deren wir einige vorräthig hatten, und auch von den Indianern für etwas weniges erhalten konnten.
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Einmal fehlte es uns während der Arbeit an ordinairen Nägeln, und wir hatten keine Gelegenheit, sie von Paramaribo kommen zu lassen. Dieses gab mir Gelegenheit, eine Reise zu Lande in die näher gelegene Kolonie Berbice zu machen, um sie von dort zu holen.
Weil unsre Brüder in Europa oft gewünscht hatten, daß man den alten Br. Grimm, der vor einigen Jahren sich von den Brüdern getrennt und die Mission verlassen hatte, wieder aufsuchen und liebreich anfassen möchte: so bediente ich mich dieser Reise, auch diesen Zweck zu erreichen.
Er war nämlich von Hoop zu dem in unserer Nähe befindlichen Posthalter Hoyer, und mit ihm auf seine in Berbice angelegte Plantage gezogen, hatte aber in der Folge selbst die Direktion einer Baumwollplantage an dem Fluß Canjen bekommen. Bey meiner Ankunft auf seiner Plantage freute er sich wie ein Kind, wieder einen Bruder zu sehen, bedauerte mit vielen Thränen, daß er seinen Posten und die Gemeine verlassen habe, und wäre gern wieder zu uns gezogen. Weil sich dieses aber nicht thun ließ, indem er sich mit einer Indianerin verbunden hatte, die ihn bis an seinen Tod nicht verlassen wollte: so redete ich ihm zu, ruhig an seinem Orte zu verbleiben, sich aber doch über
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seine gegenwärtig geänderte Herzensstellung in einem Schreiben an einen unserer Brüder in Europa zu erklären. Dieses that er, erhielt eine ihm sehr tröstliche Antwort, blieb hierauf mit uns in einem freundschaftlichen Briefwechsel, und ging einige Jahre nachher vergnügt aus dieser Zeit.
Er war in Berbice bey seinen Nachbarn als ein ehrlicher und dienstfertiger Mann beliebt, und sein Patron schätzte ihn sehr, weil er seine Baumwollplantage, die sehr in Verfall gerathen war, wieder in gute Ordnung gebracht, und durch sein leutseliges Wesen auch die Liebe der Sklaven erworben hatte. Er hielt sich zur dasigen Kirche und ging mit den europäischen Einwohnern zum Abendmahl. Denn in Berbice reist der reformirte Prediger zu gewissen Zeiten auf die Plantagen, bestimmt einen Ort, wo er predigen, und denen, die es verlangen, das Abendmahl reichen will, und admittirt dazu ohne Schwierigkeit jeden, der es verlangt.
Auf dieser Reise wurde ich auf den Plantagen, wo ich einkehrte, mit meinen Indianern sehr freundlich aufgenommen. - Die ehemalige Denkweise, da man die Brüder nicht gern sahe und ihnen mit dem Waffentragen viele Noth gemacht hatte, schien sich jetzt ganz geändert zu haben. Viele Europäer, sowohl auf
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den Plantagen als am Fort Nassau, wünschten, daß die Brüder wieder ins Land kommen und sich der Bekehrung der Indianer aufs neue unterziehen möchten, versicherten auch, daß man ihnen nichts in den Weg legen, noch sie zum Waffentragen nöthigen würde. Ich konnte mich aber, da ich in der Sache ganz ohne Auftrag war, in nichts einlassen. Überdem war ich überzeugt, daß die Indianer, denen es in der dasigen Gegend etwa darum zu thun wäre, das Evangelium zu hören, von unserm Aufenthalt in Corentyn hinlängliche Nachricht hätten, und wenn sie wollten, zu uns ziehen, und bey uns oder in unserer Nähe bey den andern getauften Indianern wohnen könnten; ferner, daß, wenn die Brüder auch nicht mit dem Waffentragen und Exerziren belästiget würden, man doch wegen der Indianer, die in Berbice zu gewissen Zeiten für die Kompagnie fischen müssen, wobey es gemeiniglich sehr wild und schlecht zugeht, und die dabey gegenwärtigen Europäer sie reichlich mit Branntwein besorgen, allerley Unannehmlichkeiten haben würde.
Indeß hörte ich, daß sich noch verschiedene von den getauften Indianern der ehemals so blühenden Mission in Pilgerhuth in dasiger Gegend unter den andern Indianern befänden, in deren Nachbarschaft ein Europäer des Handels
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wegen, wovon er sein Bestehen hat, wohne. Meine Zeit erlaubte mir aber nicht, einen Besuch bey ihnen zu machen, weil dazu wenigstens 4 Tage erforderlich gewesen wären. Von den Wohnungen und Pflanzungen unserer Brüder, sagte man, wäre nichts. mehr übrig, als die Oranien- und Zitronenbäume, denn ausserdem, daß die Neger bey der Rebellion die Wohnungen verbrannt hatten, waren ihre Kaffee- und Cacaobäume von wilden Sträuchern und Gras überwachsen und getödtet worden, wie es in jenen Ländern gemeiniglich geschieht, wenn eine Plantage einige Jahre verlassen ist.
Besonders freundschaftlich wurde ich auf einer Plantage am Fluß Canjen aufgenommen, von wo man 6 Stunden zu Lande nach dem Fort Nassau zu Fuß gehen muß, denn der Fluß Canjen, an welchem viele Plantagen sind, läuft in keiner großen Entfernung neben der Berbice her, und fällt beym Munde der letztern mit ihr in die See. Der Procureur dieser Cacaoplantage, Herr Volkers, der mehrere dergl. Plantagen für ihre in Holland abwesende Besitzer in Aufsicht hatte, und darinn von den Direkteurs oder Verwaltern unterschieden ist, daß diese blos von ihm abhängen, und ein- und abgesetzt werden können, hätte mich gerne zum Unterricht seiner zwey Söhne, ein paar artiger
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Kinder, bey sich behalten. Ich lernte von ihnen das Netz stricken, welches ich bey meiner Rückkunft benutzte, uns selbst ein großes Netz zu stricken, womit wir nachher viele Fische fingen.
In der Kolonie Berbice ist eine von der in Suriname ganz verschiedne Denkweise. Denn in letzterer nimmt man keine verheirathete Leute zu Direkteurs der Plantagen, weil man besorgt, daß die Frauen zu viel wegschleppen möchten; in Berbice hingegen hat man gern verheirathete Direkteurs, weil man glaubt, daß ihre Frauen sich ter Haushaltung besser annehmen, und die Verbindungen der Direkteurs mit den Negerinnen den Plantagen nicht so schädlich werden können. Man findet daher auf den Plantagen dieser Kolonie verschiedene artige Familien. Dieses macht auch, daß in dieser Kolonie die Direkteurs nicht so oft verwechselt werden und viele Eigenthümer selbst auf ihren Plantagen wohnen, da sie hingegen in Suriname mehrentheils in Paramaribo wohnen.
Das Fort Nassau an der Berbice ist von weniger Bedentung. Sie waren damals beschäftiget, ein Fortreß von Stein aufzuführen, hauptsächlich, im Fall einer neuen Neger-Rebellion einen haltbarern Ort zu haben, als bey der vormaligen. Es gab daselbst wenig Häu- | |
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ser, wenige Handelsleute und Professionisten. Der Gouverneur, Viscal und die Kathsherren wohnten auf ihren Plantagen und kamen nur zu gewissen vestgesetzten Zeiten, und wenn es die Geschäfte erforderten, am Fort Nassau zusammen. Seitdem soll aber am Munde der Berbice eine Stadt angelegt worden seyn.
Es giebt in Suriname vielerley und schön gefleckte Tiger, deren Felle in Europa von großem Werthe seyn würden. Allein wegen der feuchten Luft und vielen Motten sind sie schwer zu erhalten, und weil sie von den Handelsleuten nicht gesucht werden, gehen die Indianer auch nicht auf sie aus, sondern schiessen sie nur, wenn sie ihnen in den Weg kommen, oder sie etwas von ihnen zu befürchten haben, weshalb die Tiger auch nicht furchtsam sind und einem Menschen nicht leicht aus dem Wege gehen. Es giebt ihrer mehrere, kleinere und größere Sorten, welche die Indianer nach dem Wilde, worauf diese Thiere Jagd machen, benennen, z.B. Ratzen-, Hasen-, Schwein- und Hirsch-Tiger. Die erstern sind oft nicht größer als die Hauskatzen. Letztere aber so groß, daß sie sich bisweilen auf den Plantagen ans Rindvieh wagen. Doch hört man selten, daß dieses vorkomme, weil die Tiger in den Wäl- | |
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dern Wild genug finden, um sich von demselben zu nähren.
Die Tiger sind auch in Suriname das einzige große reissende wilde Thier, denn ausser ihnen kennt man dort nur eine Art kleiner wilder Hunde und Füchse.
Die wilden Hunde sollen manchmal in Gesellschaften auf großes Wild ausgehen, und die Füchse halten sich ans Federvieh.
Auf meiner Reise nach Berbice erlegten wir einen Hasentiger, der etwa so hoch wie ein gewöhnlicher Spitzhund, nur nach Art der Tiger länger war. Er laß ganz ruhig auf einem Baume, der über die Bach, auf welcher wir fuhren, herüberhing, und sahe unserm Herbeykommen gelassen zu. Als wir ihm so nahe waren, daß wir ihn mit der Flinte bequem erreichen konnten, schoß ihn einer meiner Indianer herunter. Für das überaus schöne bunte Fell - denn das Fleisch wird dort weder von Indianern noch Negern gegessen - konnten sie aber in Berbice nichts bedeutendes erhalten, sondern mußten es für eine Kleinigkeit weggeben.
Wegen der vielen Arbeit, welche die Indianer bey Gelegenheit des Vaues der kleinen Barke bey uns fanden, hielten sie sich viel bey uns auf, um Bretklötze in den Büschen zu su- | |
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chen, sie ins Wasser und auf dem Strome mit der Ebbe oder Fluth zu unsern Häusern zu bringen, und sie bey uns zu sägen, weil wir damals noch nicht darauf eingerichtet waren, sie, wie es auf den Holzplantagen geschieht, im Busche sägen zu lassen.
Br. Heller und ich hatten hierbey vollauf zu thun, und sehnten uns nach mehrerer Hülfe. Es war uns daher sehr lieb, daß um die Zeit der Br. Knebel, ein Tischler, aus Europa zu uns kam, und dem Br. Heller bey seiner vielen Arbeit helfen konnte.
In dieser Zeit konnten wir die täglich gewöhnlichen Früh- und Abendversammlungen mit den Indianern fleissig halten, weil immer eine ziemliche Anzahl von ihnen bey uns wohnte, und die Versammlungen fleissig besuchte.
Die Einrichtung unsers Gottesdienstes war folgende:
Wenn einige Indianer-Familien bey uns wohnten - denn zu gewissen Zeiten, sonderlich wenn sie ihre Arbeit in ihren Kostgründen hatten, war manche Woche kaum eine Familie bey uns - hatten wir um halb 6 Uhr, wenn das Wetter nicht zu schlecht war, mit ihnen einen Morgen-Segen mit einer Rede über einen beliebigen Text, oder einen zum Eingang gesungenen Vers, auch wohl einem aus der in
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ihre Sprache übersetzten Harmonie der vier Evangelisten ihnen vorgelesenen Stücke, und Abends um 7 Uhr war eine Singstunde.
Sonntags war Vormittag Predigt und Abends wieder eine Rede über einen beliebigen Text.
Alle 4 Wochen versammleten sich die Indianer, die sich zu uns hielten, schon am Donnerstage bey uns. Die Kommunikanten wurden dann einzeln gesprochen, so wie auch die Getauften und Tauf-Kandidaten. Es wurde dann überlegt, ob jemand von ihnen zum Abendmahl admittirt oder getauft werden könnte.
Das Abendmahl wurde allemal am Sonnabend, und die Taufe, wenn eine seyn konnte, am Sonntag darauf gehalten. War die zu taufende Person etwa dasmal nicht gegenwärtig: so wurde die Taufe um 4 Wochen verschoben, da man denn Zeit hatte, sie mit mehr Bequemlichkeit noch specieller zu unterrichten, oder den ehedem genossenen Unterricht zu wiederholen. Montags reisten dann die mehrsten wieder an ihre Wohnplätze zurück, weil alsdann gemeiniglich ihr mitgebrachtes Cossabibrod und Trank alle war. Denn sie blos darum zu unterstützen, daß sie bey uns blieben, dazu waren wir nicht im Stande, durften es auch nicht oft
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thun, weil sie gar zu geneigt waren, sich auf die faule Seite zu legen, und sich auf unsere Hülfe zu verlassen. Wir nahmen daher auch von ihnen niemals etwas umsonst, und suchten es ihnen begreiflich zu machen, daß, so wie wir ihnen alles bezahlten, sie auch das, was sie von uns verlangten, zu bezahlen hätten.
Die Anzahl der Indianer, die zu unserer Gemeine gehörten, betrug etwa 180 Personen, groß und klein, unter denen 40 Kommunikanten waren.
Weil es manchem angenehm seyn könnte, von unserm Wohnorte Hoop an der Corentyn einen Grundriß zu sehen, so füge hier einen bey:
1. | Wohnungen der Indianer, welche meist nur aus starken Pfosten und darauf ruhenden Dächern bestehen. |
2. | Wohnungen und Wirthschafts-Gebäude der Europäer. |
3. | Schulhaus. |
4. | Die Kirche. |
5. | Der Gottesacker. |
6. | Alleen von Obstbäumen. |
7. | Viehweiden; denn sie hatten sich in der Folge etwas Rindvieh angeschaft. |
8. | Die Boothäuser. |
9. | Zwey Kirchglocken. |
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l. | Kaffeepflanzungen. |
m. | Baumwollpflanzungen. |
n. | Pisang- oder Bananenpflanzungen. |
o. | Pflanzungen der Indianer. |
p. | Abzugs-Gräben in der Regenzeit. |
r. | Gemüße-Gärten. |
t. | Der benachbarte Busch. |
Ich bleibe +c.
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