Die Grenzen des Wachstums. Pro und Contra
(1974)–Willem Oltmans– Auteursrechtelijk beschermd
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Edward GoldsmithEdward Goldsmith ist Chefredakteur des britischen Ecologist seit der Gründung des Blattes im Jahre 1970. Er wurde 1928 in Paris geboren. Am Magdalen College in Oxford studierte er Politologie und Wirtschaftswissenschaft. Goldsmith ist Koautor des Blueprint for Survival, 1972 (Planspiel zum Überleben), eines aufsehenerregenden, von 43 führenden britischen Wissenschaftlern unterzeichneten Aktionsprogrammes.
Planspiel zum Überleben erschien fast zur gleichen Zeit wie Die Grenzen des Wachstums. War es ein Konkurrenzunternehmen? Nein, ich glaube, die beiden Dokumente ergänzen einander. Die Club of Rome-Studie enthält eine sehr differenzierte Analyse der Weltsituation und deutet an, welche Art von Veränderungen zur Stabilisierung unserer Gesellschaft nötig sind. Wir versuchten eine ähnliche, aber viel rudimentärere Analyse und arbeiteten dafür den Katalog notwendiger Veränderungen stärker heraus.
Aus Ihren Schriften habe ich den Eindruck erhalten, daß konzertierte Aktionen an den verschiedensten Fronten erforderlich sind. In welcher Weise tragen Planspiel zum Überlegen und Die Grenzen des Wachstums Ihrer Ansicht nach zur Erreichung dieses Ziels bei? Veränderungen sind in allen Bereichen nötig, sie müssen auf nationaler und internationaler Ebene ‘orchestriert’ werden. Es ist jedoch unwahrscheinlich, daß politische Aktionen gestartet werden, wenn die vorgeschlagenen Veränderungen nicht ‘politisch durchsetzbar’ sind, was einfach heißt, daß sie von Politikern ohne Verlust von Wählerstimmen verwirklicht werden können. Das bedeutet, daß es zunächst notwendig ist, die öffentliche Meinung zu verändern. Die nötigen Veränderungen sind so radikal, daß sie nahezu alle Grundsätze berühren, die in unserer Industriegesellschaft höchste Wertschätzung genießen. Es versteht sich von selbst, daß dies nicht von heute auf morgen geschehen kann. Aber die beiden Studien, die Sie erwähnten, haben große Aufmerksamkeit erregt. Sie wurden in etwa fünfzehn Sprachen übersetzt. In vielen Schulen und Universitäten gehören sie zur vorgeschriebenen Literatur. Auch im Bereich der Politik ist ihre Wirkung zu verspüren. Herr MansholtGa naar eind1 sagte mir beispielsweise, daß die holländische Regierung von beiden Berichten stark beeinflußt worden sei. In Neuseeland gibt es eine neue Partei, die sich Values Party nennt; sie hat ein Dokument mit dem Titel Blueprint for New Zealand zu ihrer Plattform erhoben, das eine Abwandlung des Blueprint for Survival für die | |
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dortigen Gegebenheiten darstellt. Ich glaube also, daß die beiden Studien einen Beitrag geleistet haben, aber wie ich schon sagte, kann man ein Wertsystem nicht über Nacht ändern.
Sind Sie der Meinung, daß die gegenwärtige Expansion in den entwikkelten Ländern auf Kosten der Dritten Welt erfolgt? Ohne Zweifel. Das wirtschaftliche Wachstum in Westeuropa und anderswo ist nur möglich, wenn wir die Dritte Welt beschwatzen können, uns im Austausch für mehr oder weniger wertlose Industrieprodukte mit Nahrungsmitteln und Rohstoffen zu versorgen. Großbritannien importiert jährlich 1,7 Millionen Tonnen hochwertigen Proteinkonzentrats als Viehfutter aus Ländern, die das Protein dringend für ihre eigene, großenteils unterernährte Bevölkerung benötigen würden. Gleichzeitig wird der Dritten Welt eingeredet, sie könne ihre Probleme lösen, wenn sie sich ebenfalls Wirtschaftswachstum leiste.
Aber um Krankenhäuser zu bauen, braucht Indien Wirtschaftswachstum, damit es die Kosten aufbringen kann. Neue Krankenhäuser sind für die Probleme Indiens irrelevant. Indien leidet nicht an einem Mangel an Krankenhäusern, sondern an der sich ständig verbreiternden Kluft zwischen Bevölkerungszahl und Nahrungsmittelversorgung sowie an zahllosen sozialen und materiellen Problemen, die durch die massive Urbanisierung entstehen, die wiederum eine direkte Folge des bisherigen, wenn auch bescheidenen Wirtschaftswachstums ist.
Die Kluft wird immer größer? Allerdings. Die Bevölkerung, heute schon über 500 Millionen, wird sich bis Ende dieses Jahrhunderts verdoppelt haben, wenn nicht Hungersnöte, Krieg oder Seuchen dem Wachstum Einhalt gebieten. Fest steht, daß die laufenden Programme zur Geburtenkontrolle es nicht aufhalten werden. Es gibt einfach keine Evidenz für die Annahme, daß technische Errungenschaften wie die Pille oder intrauterine Verhütungsmittel entscheidend zu einer Verringerung des Bevölkerungswachstums beitragen könnten. In Amerika ist die Geburtenrate, wie es scheint, vorwiegend auf Grund veränderter Einstellungen gesunken. Was die Erhöhung der Nahrungsmittelproduktion betrifft, so ist dies durch Industrialisierung der Landwirtschaft höchstens auf kurze Sicht und verbunden mit beträchtlichen sozialen und ökologischen Kosten zu bewirken. Sogar Norman Borlaug, der für seine Pionierleistungen in der Getreidezucht den Friedensnobelpreis erhielt und als Vater der grünen Revolution gilt, gibt zu, daß es ihm lediglich gelungen sei, den Hungertod um ein oder zwei Jahrzehnte zu verzögern. Ich fürchte, daß man der unangenehmen Tatsache ins Auge sehen muß, daß der Mensch | |
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nicht so erfinderisch ist, wie er meint, und daß die menschlichen Grundprobleme nicht von der Wissenschaft, Technologie und Industrie gelöst werden können.
Vielleicht stecken wir unsere Ziele zu hoch? Nein, wir stecken unsere Ziele nicht zu hoch, sondern wir marschieren in die falsche Richtung. Unsere Industriegesellschaft hat das Ziel, ein materialistisches Paradies hervorzubringen, in dem alle Übel beseitigt sind, unter denen wir angeblich seit Beginn unseres Erdenwandels gelitten haben, wie schwere Arbeit, Seuchen, Hunger, Armut, Arbeitslosigkeit. Die Erreichung dieses Paradieses heißt Fortschritt und besteht im Grunde in der Ersetzung natürlicher Abläufe durch vom Menschen erzeugte Kunstprodukte oder, wie Max NicholsonGa naar eind2 es nannte, in der Ablösung der ‘Biosphäre’ durch die ‘Technosphäre’. Leider ist die Technosphäre verglichen mit der Natur sehr grobschlächtig. Sie erfordert weitaus größere Ressourcen als die Biosphäre und erzeugt dadurch auch mehr Abfallprodukte. Außerdem wird sie durch menschliche Manipulation kontrolliert statt selbstregulierend zu sein, was bedeutet, daß sie wesentlich anfälliger und instabiler ist. Die Kunstprodukte, die wir einführen, wie Pestizide und Düngemittel, sind auch wesentlich primitiver als die Kontrollen, deren sich die Natur zur Erreichung der gleichen Zwecke bedient. Deshalb sind sie sehr instabil, denn Komplexität garantiert Stabilität. Während die verschiedenen Bereiche der Biosphäre die Stabilität des Ganzen sichern, dient die Technosphäre der Befriedigung kurzsichtiger und kurzfristiger menschlicher Bedürfnisse ohne Rücksicht auf die langfristigen Folgen. Aus all diesen Gründen kann und muß der Substitutionsprozeß, den wir Fortschritt nennen, eine systematische Verschlechterung der Welt, in der wir leben, mit sich bringen.
Jan TinbergenGa naar eind3 findet das Planspiel zum Überleben zu utopisch. Ich nehme an, er meint damit, daß die heutigen Politiker die vorgeschlagenen Veränderungen kaum verwirklichen werden; daß sie politisch nicht durchsetzbar sind. Dies ist absolut richtig, ich sehe es aber nicht als Fehler an, außer vielleicht von einem rein taktischen Standpunkt aus. Die Ökosphäre ist eine riesige Oraganisation. Wie alle Organisationen ist sie hierarchisch aufgebaut, und auf jeder Stufe ist das Verhalten einem neuen Katalog von Beschränkungen unterworfen. Diese Beschränkungen sind kumulativ. So muß ein biologischer Organismus allen möglichen biologischen Zwängen gehorchen, zunächst aber chemischen und physischen. Keine Gesellschaft kann überleben, die biologische Notwendigkeiten ignoriert. Beispielsweise könnte eine Gesellschaft nicht überleben, in der Essen und Trinken bei Todesstrafe verboten sind. Einen ähnlichen Fehler machte die berühmte amerikani- | |
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sche Sekte der Shakers. Sie war zum Aussterben bestimmt, weil sie Geschlechtsverkehr verbot. Genauso wird unsere Gesellschaft nicht sehr lange überleben können, ebensowenig wie die Shakers, wenn die Politiker uns ein Verhalten verordnen, das offen biologischen, chemischen und physischen Gesetzen trotzt. Das ist aber genau die Situation, in der wir uns heute befinden. Wenn das ökologisch Notwendige politisch nicht annehmbar ist, dann muß man seine Vorstellungen vom politisch Annehmbaren revidieren, nicht umgekehrt.
John R. PlattGa naar eind4 sagte, wir befänden uns im Kriegszustand, wir müßten Wissenschaftler einberufen, wie es im Zweiten Weltkrieg üblich war. Es stimmt, daß wir uns in einer weit schlimmeren Notlage befinden als 1940. Wenn wir Katastrophen vermeiden wollen, müssen wir der Notlage entsprechend handeln. Mit der Einberufung von Wissenschaftlern, wie bei nationalem Notstand üblich, ist es aber nicht getan. Ich glaube nicht, daß wissenschaftliche Forschung dermaßen viel zur Lösung des Problems beitragen kann. Was wir brauchen, sind nicht neue Erfindungen; schließlich, wenn man Ihnen einen Zauberstab gäbe und Ihnen sagte, Sie könnten jede neue Vorrichtung herbeizaubern, die Sie wollten, solange ihre Funktionsweise nicht in Widerspruch zu den Naturgesetzen steht, wie beispielsweise dem Gesetz der Thermodynamik, was würden Sie sich wünschen? Es gibt kein menschliches Erzeugnis, das uns in den Stand setzen würde, die Probleme zu lösen. Man könnte argumentieren, daß Wissenschaftler notwendig sind, um den Verschmutzungsgrad zu messen, aber das ist doch reine Phantasie. Die Aufgabe, die 500000 Emissionsquellen in unserer Umwelt zu überwachen, plus die 3000 neuen, die jedes Jahr hinzukommen, und ihre Auswirkungen in verschiedenen Kombinationen auf die zahllosen verschiedenen Lebewesen auf unserem Erdball zu studieren, übersteigt völlig unsere Möglichkeiten. Wahrscheinlich könnte die Erde nicht einmal das Gewicht der weißen Mäuse tragen, die man brauchen würde, um die nötigen Experimente durchzuführen. Auf jeden Fall benötigen wir nicht mehr Beweise für die Entwertung des Lebens auf unserem Planeten, sondern Aktionen, um den Prozeß aufzuhalten. Wie Robert AllenGa naar eind5 sagt: ‘Wenn man aus einem Flugzeug springt, hat man von einem Fallschirm mehr als von einem Höhenmesser.’
Barry Commoner nannte das Planspiel zum Überleben einen Schritt zurück zum Faschismus, denn wer wird die nötigen Veränderungen überwachen?Ga naar eind6 Ich glaube, daß autoritäre Lenkung mit steigender Instabilität und Spannung in einer Gesellschaft zunehmen muß. Das Planspiel zum Überleben soll den Übergang zu einer Lebensform sichern, die in dieser oder jener Variante unvermeidlich ist, falls der Mensch als Gattung das | |
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nächste Jahrhundert überlebt. Es dient dem Ziel, die Instabilität und Spannung in der überaus schwierigen Zeit, die wir durchmachen werden, auf ein Minimum zu reduzieren. Barry Commoner handelt unverantwortlich. Das ist aber nicht überraschend, da viele der Dinge, die er heute sagt, unverantwortlich sind. Seine zwei Lieblingsthesen sind beispielsweise, daß die Welt nicht übervölkert sei und daher Maßnahmen zur Bevölkerungskontrolle nicht gerechtfertigt seien. Dies ist besonders grotesk in einem Augenblick, da einem großen Teil der Bevölkerung Asiens der Hungertod droht - nicht in zehn Jahren, sondern jetzt. In den vergangenen Wochen sind, wie man hört, wegen der letzten Dürre 250000 Inder verhungert. Barry Commoner behauptet auch, das Bevölkerungswachstum sei nur dadurch zu stoppen, daß man den nichtindustrialisierten Ländern die Möglichkeit gibt, sich zu entwickeln, so daß sie den westlichen Lebensstandard erreichen können - weil sich gezeigt hat, daß in den industrialisierten Ländern die Wachstumsraten fallen. Barry Commoner weiß ganz genau, daß es auf Grund der begrenzten Ressourcen unseres Planeten und der noch begrenzteren Aufnahmefähigkeit für Abstoffe vollkommen ausgeschlossen ist, daß die ganze Welt je den ‘westlichen Lebensstandard’ erreicht. Selbst wenn es möglich wäre, gibt es keine Garantie dafür, daß die Geburtenraten sinken würden, da dies großenteils kulturell determiniert ist und niemand weiß, wie asiatische oder afrikanische Länder auf die Industrialisierung reagieren würden. Barry Commoner hat die bemerkenswerte Gabe, auf der Basis des bestmöglichen Informationsstandes zu diametral falschen Schlüssen zu gelangen.
Jay W. ForresterGa naar eind7 erarbeitet gegenwärtig ein Computermodell der Vereinigten Staaten, Sie arbeiten an einem Modell von Großbritannien. Kooperieren Sie mit dem MIT? Nein. Wir bemühen uns, soziale Faktoren in dem Modell zu berücksichtigen, und sobald man das tut, begegnet man den vielfältigsten Einwänden. Wir haben jetzt ein Team von Leuten beisammen, die seit drei Jahren zusammenarbeiten, die ähnliche Ansichten haben und ein hohes Maß von Kooperationsbereitschaft für ein derartiges Projekt aufbringen.
Neunzig Prozent der Wissenschaftler, die je gelebt haben, leben heute. Was halten Sie von der Kommunikation zwischen den Wissenschaftlern? Sie ist sehr schlecht. Ich habe dies auf allen wissenschaftlichen Konferenzen festgestellt, an denen ich teilgenommen habe. Das kommt daher, daß man sich nicht auf die Grundvoraussetzungen einigen kann. Viele von ihnen haben sich nie damit auseinandergesetzt. Viele der Begriffe, die sie verwenden, sind nie definiert worden. Manche gehen so | |
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weit zu behaupten, daß Definitionen überflüssig sind. Die Leute reden unbeschwert über Wirtschaft, Leben, Verhalten, Bewußtsein, Intelligenz, ohne zu wissen, was diese Begriffe eigentlich bedeuten. Solange man sich nicht über die Grundlagen verständigt hat, kommt man nicht zu einer einheitlichen Terminologie, und die Wissenschaften brauchen eine einheitliche Sprache. Es ist einfach lächerlich, daß die Wissenschaft in eine Unzahl streng abgekapselter Disziplinen unterteilt ist. Die Welt, um deren Verständnis wir uns bemühen, ist keinesfalls auf diese Weise unterteilt. Sie entwickelte sich in einem allumfassenden Prozeß und besteht aus eng miteinander verwobenen Teilen. Sie kann nur in einer einzigen Begriffswelt beschrieben werden.
Mit anderen Worten, die Wissenschaftler verstehen einander nicht, weil sie nicht wissen, was ihre Kollegen aus den anderen Disziplinen sagen? Sie können nicht verstehen, was in anderen Fächern vorgeht, weil sie überhaupt nichts über diese wissen. Aber gleichzeitig verstehen sie nicht, was in ihrem eigenen kleinen Bereich vorgeht, weil dies ständig von den Entwicklungen in anderen Fächern beeinflußt wird.
In kleinen, sich selbst regulierenden Gemeinschaften gibt es nach Erfahrung der Anthropologen keine Äußerungen von Individualismus. Bestimmte individuelle Neigungen müssen zum Wohl der Gemeinschaft unterdrückt oder modifiziert werden. Wie sollen wir unsere Superkonsumgesellschaft auf ein oder zwei Kinder, ein Auto, vielleicht kein Auto, vielleicht das Fahrrad, wer weiß, zurückschrauben? Brauchen wir dazu erst eine Katastrophe? Sie stellen zwei Fragen: Die erste betrifft das Problem des Individualismus. Sie können selbst feststellen, wenn Sie in einem kleinen Dorf in Europa leben, daß die öffentliche Meinung viel stärker ist als in einer Großstadt. Die öffentliche Meinung erlegt Ihrem Verhalten Einschränkungen auf, insofern wird der Individualismus reduziert. Warum sollte der Individualismus so wichtig sein? Ich sehe das nicht ein. Schöpferisch? Welche Art von Dingen bringen wir denn hervor? Die Kunst oder die Musik der primitiven Kulturen ist überaus reizvoll. Es mag schon sein, daß die primitiven Kulturen keinen Beethoven und keinen Mozart haben, aber sie haben auch keinen Hitler und keinen Mussolini. Was man auf der einen Seite einbüßt, macht man auf der anderen wett. Ein Grundprinzip der Industriegesellschaft ist die Verbrauchersouveränität. Die Leute wollen etwas, deshalb müssen sie es bekommen. Dieses Prinzip muß vollkommen über Bord geworfen werden. Die Leute werden nie alles bekommen, was sie zu wollen glauben, weil die Dinge einfach nicht zur Verfügung stehen werden. Brauchen wir eine Katastrophe, damit die Leute das begreifen? Um wirklich rapide Verände- | |
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rungen herbeizuführen, braucht man wahrscheinlich eine Katastrophe, denn unsere Gesellschaft ist auf jeder Ebene von ungeheurer Trägheit erfüllt: die Regierung, die Industrie, die Gewerkschaften, jeder einzelne. Andererseits ist ein rascher Wandel der Einstellungen festzustellen, besonders unter der Jugend der industrialisierten Länder.
Was können Ihrer Ansicht nach die Medien, die Presse und das Fernsehen tun, um die Entwicklung zu beschleunigen? Es ist eine Frage der Prioritäten. Die meisten Zeitungen sind bloß kommerzielle Unternehmen. Sie veröffentlichen nur solche Dinge, die geeignet sind, ihre Auflage oder ihre Anzeigeneinnahmen zu erhöhen. Manche Blätter interessieren sich vor allem für politische Fragen. Sie haben, mit anderen Worten, das Gefühl, eine Mission zu haben. Wir brauchen viele Zeitungen mit einem solchen Sendungsbewußtsein. Sie müssen erkennen, daß die Streitfragen, an denen sich gegenwärtig die politischen Parteien entzweien, für die Zukunft der Menschheit auf dieser Erde vollkommen irrelevant sind. Unsere Politiker sind wie Kinder, die über Schokolade streiten, während im Keller eine Zeitbombe tickt. Sie sollten lieber zunächst einmal die Zeitbombe entschärfen. Sie müssen sich dem ökologischen Problem stellen, dem einzigen, das heute zählt.
Welche Taktik sollte man anwenden, um die Leute zu überzeugen? Da die Leute sich für Politik interessieren und Politik immer Schlagzeilen macht, muß die Umweltschutzbewegung politisch werden. Auf diese Weise wird sie viel mehr Aufmerksamkeit erregen. In Neuseeland ist dies bereits geschehen, wie ich schon erwähnte. Bei den kommenden Wahlen in Frankreich führt ein Kandidat im Elsaß seinen Wahlkampf mit der Umweltschutzfrage. Das gleiche wird sicher in Kürze in England passieren. In diese Richtung sollten, glaube ich, unsere Bemühungen gehen. |
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