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Grundtliche erclarung,
wie es mit dem feindtlichen anlauff unnd eingriff des graven von Hohenlo in Hertzogenbosch, einer auss den vier haupt steden von brabandt, warhafftich geschaffen, und was sich ein wenig darvor, in und nach demselben verlauffen unnd zugetragen.
Sanpt einer guethertzigen und mitleidigen erinnerung an alle, die so noch unter den Joch der Dienstbarkheyt, mit den Niderländischen Stenden wider ihren natürlichen Herrn anspannen.
Gedrucht zu Cölln,
bey GERHART VON CAMPEN in mariengarten gassen.
M.D.LXXXV.
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Pugna patriotarum.
Pugnan[...] pr[...]giosi.
Pars portentose pietatis phana prophanant,
Pars punire patres poscunt populando potentes:
Praelia portendunt per priviiegia prisca,
Perdere praelatos praesumit prava propago:
Pestiferus passim perjuria plura patrando,
Persuadet populo patriotarum pietatem:
Proponit plebi peccatum perniciosum,
Projiciens procerum per prudentissima pacta:
Papae pro pedibus praeceptum prostituendo,
Passim priscorum pietas pro peste putatur:
Perfidiae populo, proh, perdita pectora plena.
Pugnando potuit princeps pessumdare patres:
Pergunt plebicolae praefectos praecipitare,
Plectendi poenis, pariter princeps populusque.
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Es khan ein Jeglicher leichtlich anmerckhen, gunstiger Leser, der ein wenig in Historien erfahren, dass alle Underthanen, so ihr natürliche Oberkhait auffgeben unnd sich an frembde Heubter schlagen, eben von denselbigen Heubtern beschedigt und under die Fuess gebracht werden, auff dass sie also, durch sondere Schickung Gottes, die Frembden verlassen und sich wider under ihre gebuerliche Herrn begeben muessen. Die von Antorff haben zuvor solches mit dem Hertzogen von Alenzon, jetz aber die von Hertzogenbosch mit dem Graven von Holach, obristen Velthaubtman der Niderlendischen Stende, mit denen sie es zuvor gehalten, nit ohne ihren grossen Schaden, Nachtheyl und Geverlickhait, nur mehr als zuviel versuecht. Wil aber von denen von Antorff und ihrem Alenzonio jetz geschweigen, dieweyl solches Jederman zuvor wol bewüst, wie er mit ihnen umbgangen.
Yetz aber wil ich allain glaubwierdige Erclarung thuen, wie die von Hertzogenbosch mit dem Graven von Hohenloe gefahren seindt, und den Handel in khurtz ein wenig von Anfang erzehlen, nemblich, das sich gemelter Graff im Junio neftverschinen mit einer mächtigen Anzahl Reyter und Knechten vor Zutphen gefunden, der Mainung
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dieselbig Stat auss des Königs von Hispanien Händen zureyssen und wider under die Statten oder den Königs widerspennige Stände zubringen, wie ime aber solches gefählet und er mit seinen Leuten abziehn hat mussen, auch ein zeytlang im Julio darnach in der Velua sich auffgehalten. Ist mitler zeit der Printz von Uranien zu Delfft in Hollandt erschossen worden, an welchem gemelte Stände all ihren Tröst, Hoffnung unnd Zuversicht verloren, also dass, wie die zu Antorff gesehen, sich den 13 Augusti Termonde, den 6 Septembris Vilforde, den 17 desselben Monats Gendt, item Ypren, Bruge und andere Stett sich dem Printzen von Parma von 's Königs wegen ergeben, und dass solcher Printz im October darnach inen die Schelde dass Wasser zuschliessen und sie dardurch zubezwingen vorhabens: wie er dan mit Vilforden, sonderlich denen von Brussel, den Pass verlegt, auch darnach denen von Antorff den 13 Novembris geschriben und den 23 desselben Monats von inen kein Antwort empfangen, die der Reconciliation mit ihrem König gemess, wie er wol verhofft hatte, sie sich selbst und die von Brussel damit zuversehen und zuversichern, den Graven von Holach zu Werck gestelt.
Zuentbieten ihme die von Antorff derhalben, er solte mit seinem underhabenden Kriegssvolck stracks auff Antorff zu rucken, unnd volgendts denen von Brüssel, ihren Bundtsgenossen, so grosse Nott litten und Mangel an Profiandt hetten, mit allerley Notturfft und gewerter Handt zuhilff kommen, welches er gleichwol gethan: wie er aber mit 800 Pferdten und einer grossen Anzahl Fuessvolcks und Wägen sich statlich von Antorff auffgemacht, haben in alsbalt die Könischen dermassen angetroffen, dass er den 26 Decembris, dass ist an Sanct Steffenstag, 150 Reu- | |
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ter todt, under Wegen bey Cortwyck, und 250 lebendig lassen, sich auch, mit Verlierung viler der seinigen, in Antorff die Statt flehenlich begeben hat muessen, mit grosser Betruebnuss unnd Laydwesen deren von Brüssel, darzu auch mit Verweysung deren von Antorff dem Graven gethan, dass er der Sachen so ubel aussgewartet; zu welches Schadens Widerbringung und damit er bey den Stenden und sonst sein Ehr widerumb erholet, hat sich gedachter Graff bedeckter Weyss, umb die Statt Hertzogenbosch anzunemen, understanden, und dieselbig, nit weniger als Alenzonius die Stat von Antorff, in Schaden und Last gebracht, wie volgt.
Im ersten hat er sich am Freytag den 18 Tag dises Monats January 1585 zu bemelter Stat genahet unnd ihr 18 Waghälsen Bevelch geben, sie sollen den andern Tag darnach zu morgens, dass ist den 19 January in der Frue, weyls neblich und dunckel, uber die eusserst Porten klimmen und sich alsbaldt in dass Wachthauss, so zwischen derselben und der innern Porten gestanden, begeben, die Vorwacht ermörden, sich dar in enthalten bis die Innerwacht auss keme. Alsdan solten sie herauss springendt dieselben in der Dunckel auch todt schlagen, und an ihren Platz, ehre man in der Statt auff währ, sich der Vuechtporten gewaltig machen, welches sie gethan, und ir drey darnach auff den Thurn gelauffen, den Schossgatern zuverwahren.
Nicht desto weniger aber haben sie einem Burger, der die Schiltwacht hielt, etliche Stich in Leib geben unnd für todt bey den Schossgattern ligen lassen, biss 6 Fendel Knecht und des von Holachs 100 Reutter selbst durch die Porten in S. Johans Strassen, dem Marckt zugedrungen und auff Frantzösisch und Teutsch gerueffen: ‘La
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ville gaigné! Die Stat ist in!’ Solches haben die gemelten drey bey dem Schossgatern gehoret und sich alsbaldt vom Thurm auch ans Rauben gemacht, wie die Andern. Mitler weyl kombt der so die Stich empfangen, durch sondere Schickung Gottes, zu sich selbst und läst den Schossgattern nider, dass also die ubrigen Holachischen Reutter, deren noch 6 Geschwader waren, auch die 3500. Fuessknecht, so stracks der Stadt zu drungen, nit einkunten kommen, weyl sich sonderlich der Corporal mit den 20 von dem Convoy oder Gelayt, ehe als die Burger, bey ihren Wägen sich gefunden und dapffern Gegenstandt gethan haben, denen so die Stat eingenommen zuhaben vermeinten, neben den Burgern, die solchen Vleiss gethan, dass die Feindt gezwungen seindt worden, etliche uber die Maur in die Wasser Gräben zufallen, etliche auff dem Platz zubleyben, dan der Scharmutzel von 8 Uhr bis auff 11, gantzen 3 Stund geweret, etliche aber sich gefangen zugeben.
Gott der Allmechtig hat den frommen Catholischen getreuen Burgern gleichwol gnedigen Sieg verlichen, seindt ihrer aber 30 an der Stat todt gebliben und 34 schwerlich verwundt, also dass ihres Lebens klaine Hoffnung gewest. Auss den Feinden und Holachischen seindt irer in der Stat gebliben uber 263, under welchen die zwey ledigen Söhne des Printzen von Oranien und Casimiri, der Haubtman von Ostende, item der von Hemert unnd Turck; etlich wöllen auch von den von Isselstein unnd vilen andern Heubtern vund vom Adel sagen, sonderlich von des abgesetzten Ertzbischoffs von Cölln, Truchsess Bruder. Ihr 80 seindt auss den Statt Gräben gefischt worden, 31 gefangen, auss welchen hrer 25 den Sontag darnach, dass ist den 20 January, gehangen, unnd etlich noch beym Le- | |
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ben erhalten worden, die grosse Ranson oder Somma Gelt, umb sich zuerlösen, anbieten.
Es ist auch grosse Vermuettung, der Graff von Holach sey selbst geblieben, erstlich: weyl er gewappent angeritten, darnach: weyl sein Leibpferdt in der Stat gefunden und daselbst vom Herrn von Helmont umb 100 Taller gekaufft worden, und zum dritten: weyl auch seyn Leibknecht auss dem Wasser under andern gefischt unnd gefunden ist worden; mag etwo un dem Grund oder sonst verborgen ligendt bliben sein. Schlieslich war auch ein Trompeter balt darnach in die Stat Hertzogenbosch kommen, nach dem Graven unnd andern vom Adel zufragen, welches uit geschehen war, da er under den aussgeschlossenen Reuttern und Knechten, mehr als under denen so in die Stat kommen seindt, gewesen. Dem sey aber wie ime wölle, der Graff von Holach hat so wenig Ehr wider die von Hertzogenbosch, als der Hertzog von Alanzon wider die von Antorff erlangt. Weyl dan der Alanzon, den der Printz von Oranien in Brabandt hat lassen kommen, todt, auch der Printz, den der Graff von Holach, als man ihme den ersten Schuss zu Antorff durch den Backhen geben, dass er nit gefallen, gehalten, auch todt. Ware kein Wunder, wann gleich diser Graff, wie man sagt, mit inducas gangen.
Reconcilieren oder sich versuenen mit ihrem natürlichen Herrn, dem König von Hispanien, hat vor fünff Jaren die zwey Länder Arthois und Henegaw fürs beste angesehen, und under andern viel Stette, als Gendt, Bruge unnd jetzt Brussel, ja auch Antorff selbst dasselbig darfür gehalten, wan allein der Magistrat unnd ihr Aldagon, dass ist Gott der Philisteer, dass guet Furnehmen nit verhinderten. Zwar dem König stehet jederzeit sein Handt, Gnad
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zuerzeigen, offen. Der Printz von Parma hat dieselbig denen von Antorff mehr dan einmal angeboten, die mögen nun hinfuro sehen, dass sie die Zeit ihrer Heimsuchung betrachten, damit nit wie vorzeiten es inen als den Jüden zuhauss komme. Die Ketten an der Schelde werden gesperrt; die lesten Brieff des Printzen von Parma seindt an die von Antorff schön geschrieben; den Frantzosen, wie die Erfahrung mitbringt, ist nit aller dings zuvertrawen; die von Hollandt und Zeelandt werden mit der Zeit villeicht ihr Gnad bey dem König auch erlangen, und ist mitnichte zuzweiffeln, alle werden letzlich ihrem Herrn heimkommen. Die, so die Gnad aussschlagen, ubel anfahren; die aber so des Königs angebotne Güte und Milde annehmen, nit weniger als obgemelte Stet und Länder der. Gnaden fähig sein und derselben geniessen. Dartzu wölle innen der allmechtige Gott helffen und ein jeder frommer Christen Mensch raten und hertzliche Eigerung thuen, auff dass je ein mal dem verdriesslichen, auch an Leib und Seel schedlichen Khreigswesen und Unrath endtlich abgeholffen werde.
☞ Deze Grundtliche Erclarung is afgedrukt naar het eenig bekende exemplaar (gedrukt in 4o. en groot 7 ongepag. bladz.), hetgeen voorkomt in de Bibliotheca Duncania ter koninklijke boekerij te 's Gravenhage.
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