Archives ou correspondance inédite de la maison d'Orange-Nassau (première série). Tome II 1566
(1835)–G. Groen van Prinsterer– Auteursrechtvrij
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Ga naar margenoot+zu Sachsen-Weimar belangt, so versehen wir uns es werde Graff Ludwig zuw Wittgenstain E.L. anders nit bericht haben dan das solichs vor allen dingen mit rath und vorwiszen des hernn Churfürsten beschehen und zu seiner Gn. gefallen und guttdüncken stehen solte, ob solichs fürters bei dem Herzogen zuw Weimar gesucht werden oder hinderpleiben solte. Dan dieweill wir in erfahrung kommen weren, wie uns dan auch E.L. zugeschriben, das die misverstände zwüschentGa naar voetnoot1 baiden Churund fürstliche heuszern zu Sachssen je lengder je unfreundlicher wurden, so haben wir die vorsorg getragen es möchten etwan frembde Potentaten die Herzogen zuw Weimar und iren anhang in dieszer unruhiger zeitt ahn sich ziehen und sie also in solcher unfreundschafft und wiederwillen lengder erhalten und stercken. Damit nuhn solchem vorkhommen, auch die irrungen wieder in einen guten verstandt und betrawen gebracht würden, so haben wir baiden Heuszern zuw eheren und gutem ausz friedliebenden getrewen gemuet, uff solche wege und mittel gedacht und dieselbigen vorgeschlagen, wie sie, unsers einfalten, nach gelegenheit dieszer zeitt etlicher maszen verglichen und künfftig wiederumb beszer befreundet und verainigett werden möchten. Doch ist unser gemuet und maynung nicht geweszen das solichs, sonder E.L. und Ires herrn Vattern und fürnemblich des herrn Churfürsten rath und vorwiszen, gewerben werden oder beschehen solte. So hatt uns auch under andern hierzue bewegt, das, durch solche reconciliation und versönung, ander frembden Potentaten und unruhiger leuthe gehaimbe practiken und anschläge, die sie dem | |
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Ga naar margenoot+hailigen Reich, auch diszen länden, der gemeinen Christ. lichen Relligion halben, zuwieder treiben, gehindert und denselben gewehret werden möchte. Das also uff alle wege von uns nichts anders als bestendige freundschafft und allenthalben ruhe und frieden bedacht und gesucht ist worden. Da nuhn E.L. diesze sachen anders hetten ein genhommen und vermeinten der herr Churfürst wurde sie etwan auch also verstanden haben, nemblichen das wir, hinder seiner Gn. vorwiszen, mit derselben wiederthail etwas hetten handlen laszen wollen, so bitten wir freundlich, da E.L. solichs vorkhommen würde, das E.L. der sachen zu gutem ire Gn. dahien berichten helffen wollen, wie wir E.L. itzo vermeldet haben, dan wir wolten uns ungern mit seiner Gn. wiederthaill, ohn derselben rath und bewilligung, in einige handlung einlaszen, nachdemmahl wir uns schuldig erkhennen und anders nichts begeren, dan seiner Gn. alle dhienst und wolgefälligen willen zu erzaigen, auch seine Gn. ungern ursach geben wolten, das sie solche vermutungen von uns gewinnen solten.... Was uns dan E.L. der Predikanten halben vorgeschlagen, das befinden wir woll und treulich gerathen, und wolten das wir's dahien befürdern und brengen könthen. Es beruffen sich aber die Predicanten uff die erste Augspürgische Confeszion, die weilendt Kaiser Karolus dem fünfften von den Chur-und Fürsten zuw Augspürgh in originali ist überandwortt werden, und berühmen sich das sie dieselbig lauter und rein dociren und bekhennenGa naar voetnoot(1) und wollen dabey und denn Propheti- | |
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Ga naar margenoot+schen und Apostolischen schrifften, auch dem Symbolo Athanasii und was ferner inn denn ersten vieren Conciliis nach eynander bestettigt werden ist, stehen und pleiben und mit kheiner weittern Apologien oder erklerungen zuthun haben. Sie wollen auch keine Ceremonien, noch den nahmen der Augspürgischen Confeszion gebrauchen, auch die Apologiam so der Augspürgischen Confeszion angehefftet, nit ahnemen, noch sich nach derselben richten. Das wir besorgen, dieweill wir uns hiebevhor hiemit mehrmals bemühet haben und nichts erhalten können, sie werden nachmals von solicher opinion schwerlich zu bringen sein. Und ist laider zu erbarmen dasz diesze hehrliche und schöne länden umb solicher ursachen willent so jämmerlich überzogen und verderbet werden sollen, da sie doch sunst der Kön. Mat., als irem angebornen herrn, alle gehorsame treuw, volge, und dhienst zu erzaigen geneigt seint. Und solten diesze länden, solcher ursachen willent so erbarmlichen verheheret, auch in schwerer dhienstbarkeit gestecket, und dem Babstumb uffs new underwürffig gemacht werden, so haben E.L. vernünfftig abzunehmen zuw was abbruch solichs dem gantzen heiligen Reich Teutscher Nation und allen umliegenden Reichen und länden gereichen, auch was der Augspürgischen Confeszion verwanten Chur-, Fürsten und Stenden vor ein nachtheil und verkleinerung hiedurch cndstehen wurde. Derwegen deucht uns, uff E.L. verbeszerung, hoch vonnöthen und gerathen sein dasz sich E.L. und ander Chur-und fürsten diszer sachen und länden bei zeitten undernhemmen und solchen hoch be- | |
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Ga naar margenoot+schwerlichen krieg und bluettbatt, endtweder durch eine gemeine vergleichung solcher opinionen oder in ander wegen und mittellen, vorkhommen und solichs jämerlichs verheheren und bluettvergieszen verhüten und abwenden hülffen. Daran wurden E.L. vors erst ein Cristlichs seliges werck verrichten, darnach auch der gantzen Cristenheit und sonderlich uns und dieszen länden eine solche gnade und freundschafft erzaigen, die wir die tag unsers lebens umb E.L. nit wiederumb verdhienen könthen. - Darumb bitten wir freundtlich E.L. wollen ir diesze hochwichtige sache mit höchstem vleysz angelegen sein laszen, und derselben also nachdencken wie E.L. ahm besten befinden, das die Ehr Gottes und gemeine rhue, friede und ainigkeit gestifftet und erhalten werden möge. Wir bedancken uns auch kegent E.L. ires getrewen raths gantz freundlich, das sie vor guet angesehen und uns geschrieben haben das wir uns der religion halben erkleren und uns zur Augspürgischen Confeszion öffentlich bekhennen solten; Und weren solichs zu thun und E.L. in dem zu volgen wollgeneigtt, dan wir deszelbig bey uns ohne das verlengstGa naar voetnoot1 bedacht: so liegt uns aber itziger zeitt im wege das wir im hailigen Reich und sunstet allenthalben ausgetragen und beschuldigt werden, das wir der Calvinischen lehr verwand seien, und haben zuw dieszer mutation und Kirchen- stürmerey haimlichen rath und that gelanget. Ob wir uns nuhn gleich zur Augspürgischen Confeszion erklärten, so würde uns doch nit glaubt werden, sondern müsten gleichwoll den Calvinischen nahmen | |
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Ga naar margenoot+behalten, und würde uns sovil desto steiffer zugelegt werden das wir aller diszes handels ein ursacher und stiffter geweszen weren, und stünde also zu besorgen das uns und diszen länden durch solche unser erklerung, vil mehr unraths und gefhar, als hails und gutts endstehen möchte. Und mögen uns E.L. woll vertrawen, das wir der Calvinischen lehre nit zugethan, noch anhengig seint; das wir aber auch des underschiedts halben, der zwischent der Augspürgischen Confession und Calvini lehr ist, gern sehen solten das sie und diesze landen derhalben überzogen und in ein solichs gefärlichs bluetbad gefüret werden solten, das bedünckt uns auch weder recht, noch Cristlich seinGa naar voetnoot(1). Derwegent wolten wir gern das dieszem underschiedt durch guter herrn und fridsamer leuthe underhandlung geholffen und alle krig und bluetvergieszen verhütet werden möchten. Fürs ander, so hetten wir auch zu besorgen das sich khein herr mehr in diszen länden, der religion halben, erkleren, sondern hinderm strauch möchten pleiben halten; solt nuhn das beschehen, so wurden wir allain stehen und uff baiden, der Römischen und Calvinischen seiten, in misztrauen gerathen. Und ob uns gleich solichs woll zu bedencken stehet, so solt uns doch disze vermutungen von unser erklerung nit abhalten, wann wir nit | |
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Ga naar margenoot+vill mehr besorgten das, nach unser beschehener erklerung, die Calvinisten ander auszlendischer herrn hülff und beistandt suchen und dieselbigen ahn sich henckenGa naar voetnoot1, auch vor sich selbst uff ungebürliche mittell gedencken wurden, wie sie ire relligion mit gewaldt erhalten oder sunst ein ander lermen anrichten möchten, dardurch der Kön. May. pilliche ursache gegeben wurde diesze länden und also die gemeine relligion mit gewalt zu überziehen und zu dempfen, dabey dan wir, als der alzeit bey der Augspürgischen Confeszion gehalten, weniger nit als die anderen, doch unschuldiger weisze, zu leiden haben wurden. Sunst, wann es hierumb nit also, wie obbemelt, gelegen were, so wolten wir nichts liebers begeren als E.L. gutem und treuwen rath zu volgen, unangesehen was uns wieder die wahrheit nachgesagt werden möcht. Ferner können wir E.L. auch freundtlichen nit verhalten das uns unsers gubernements verwandten und underthan mit hochem vleysz ersucht und gebetten haben das wir uns zu inen begeben und inen zu itzigen zeitten und nöthen unsern rath und hülff mitthailen wolten; welchs wir inen also uff ir vilfältiges ansuchen und bitten gewilligt haben. Seint also anhero gerücket, und befinden anders nit dan das alle verordenung ausz der spaltigen relligion, so zwüschent den Römischen und Calvinischen schwebt, endstanden ist; doch erkhennen sie sich schuldig und seint gantz willig der Kön. Mat. alle gehorsambe, volge, und dhienst, wie das getreuwen vasallen und underthanen zu thun gebürt, gehorsamblichen zu leisten, ausgenhommen das inen allein die Relligion und predigten frey und sicher zugelaszen werden; | |
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Ga naar margenoot+das uns treulich laidt were das den guten und gehorsamen leuthen, wieder ir verdhienen, einig gewalt wiederfahren solte. Dieweill wir dan in unsern gubernementen solchen gehorsamb befinden, wie sich dan derselb auch durch alle disze länden erzaigt, und wir über das vernhemen das sich etliche Deutsche Fürsten mit der Kön. Mat. eingelaszen haben und, underm schein einer rebellion und mancherley secten, sich wieder disze länden gebrauchen laszen wollen, so bedünckt uns das vor uns das best und ratsambste sein solte wan wir die sachen in unsern gubernementen verrichtet und allen frieden und ruhe gestelt haben, das wir uns dieszer hendell allerdings endschlagen und uns derselben mehr nit ahnnehmen, sondern uns von hoif in unser hausz begeben und unsern privat sachen obwarten und disze dinge vor segell und windt lauffiren und treiben laszen wo sie der Almechtig hien [fugellGa naar voetnoot1] wirdet. Dan wir ungern sehen, noch dabey sein wolten, dasz disze gehorsame und herliche länden, wieder ire schuldt und verdhienst, überzogen und so jämmerlichen verderbet werden soltenGa naar voetnoot(1). | |
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Ga naar margenoot+Derhalben bitten wir E.L. gantz freundlichs vlysz sy woll uns hierin iren getreuen rath mitzutheilen, auch ires freundlichen geliebten herrn Vatters und anderer irer herrn und guter freunde rath und guttdüncken hierüber zu vernhemen und uns deszen fürters zu verstendigen unbeschwert sein: ob wir uns also verhalten und uns in unser privat hoffhaltung begeben und diesze ding fahren laszen sollen oder nit. Das wollen wir umb E.L., zu denen wir in dieszen zeitten und unsern nöthen unsere fürnembste zuflucht nehmen, die tag unsers lebens hinwieder zu verdhienen uns bevleiszigen. Datum Utrecht ahm 5ten Novembris Ano 66.
Wilhelm Printz zu Uranien.
Wir bitten auch freundlich E.L. wolle uns bey irem Hern Vatter freundlichen entschuldigen das wir S.L. dismals nit insonderheit geschriben, dan dieweill es itzundt so gantz gefehrlich ist brieffe hinausz zu brengen, so haben wirs gleich bey E.L. brieff bleiben laszen. Es wollen auch E.L. ire brieff mit guten und gewiszen leuthen uns hienwieder zukhommen laszen, damit die nit zwischen wegen pleiben. Es soll auch der Bisschoff zu CammerichGa naar voetnoot(1), wie wir bericht seint, neulicher tage eine löbliche that begangen haben: ein bürger zu Cammerich, der Augspürgischen Confeszion verwandt, ist zu ime kommen und umb erlaubnis, damit er sich anders wohin, seiner gelegenheit nach, mit seinen mobilibus begeben möchte, angesucht | |
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Ga naar margenoot+haben; und als diesze ansuchung vor mittag beschehen, so soll inen der Bisschoff uff den nachmittag seine andtwortt zu empfangen wiederumb beschaiden haben. Als nuhn der gute bürger zu angesetzter zeit wiederkommen, so hatt im der Bisschoff durch einen hencker, so er, der Bisschoff, mittler zeitt zu sich beruffen, endthauben laszen. Datum ut in litteris.
Ahn herrn Wilhelmen, Landtgrafen zuw Hessen. |
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