Gründtlicher Bericht, ob Zauberey die argste vnd grewlichste sünd auff Erden sey

Das I I I. Capitel.
Das die Zauberer vnnd Zauberinnen schwerlich oder nimmer sich bekehren: wegen das sie mit Leib vnd Seel ins teuffels gewalt seyn, vnd von demselben an der bekehrung behindert werden.

ANdere Sünder, ob wol sie durch die sünd ⁺ im teuffels gewalt de iure vnnd de facto gefallen, vnd der wegen knecht vnd schlauen des teuffels, vnd eben mit des teuffels Stricken verhafft vnnd gebunden seynd. ⁺ So haben sie sich dannoch nicht also gentzlich, vnnd mit ausztrucklichen worten dem Teuffel vbergeben, GOTT auch nicht also abgeschworen, den Christlichen glauben nicht gantz vnd gar verlohren, noch vil weniger verleugnet:

Die Zauberer vnd Zauberinnen aber haben Gott vnnd den glauben zusamen verlassen, ja ausztrucklich, wissentlich vnd offentlich verleugnet, vnnd sich willens vnnd wissens mit Leib vnd Seel in des Teuffels macht vnnd gewalt ergeben, vnd darneben zu bestethigung dessen mit dem teuffel gantz fleischlichen vermischet,

+ Joan. 8.
1. Joan. [...]
2. Pet [...].

+ 2. Tim. 2.

[p. 48]

vnd also eben als ein geist vnnd ein person, oder wesen mit ihm werden, ebener massen als ein ⁺ Hurer mit den Huren durch die leibliche vermischung ein Leib, vnd die frommen mit Gott ein Geist werden.

Derwegen wann gleich die zauberer vnd zauberinnen sich gern wolten zu Gott bekeren, vnd den glauben noch hetten: so werden sie gleichwol für allen andern Sündern vom teuffel daran hindert, das sie nicht ahn Gott recht dencken, Gott nicht recht anruffen, nicht recht ire Sünden erkennen noch berewen, nicht Busz noch penitentz thun, vnd also gnad erlangen vnd selig werden können.

Das aber auch vil zauberer vnd zauberinnen mehr als vil andere Gott im mundt haben, betten, beichten, zum Sacrament gehen, vnd dergleichen gute werck thun, das geschicht nicht dann gefeinster vnnd gleissnerischer weisz, vmb ire zauberey zubedecken, vnd andere desz zu besz zu betriegen, oder die ware Religion vnnd Gottesdienst, wannehe es auszkompt, desz zu mehr veracht, vnd verhaszt zu machen, Vnd weisz der teuffel wol das sie Gott nicht gefallen, was sie auch thun oder leiden, jha jhe mehr sie eusserlich fromb seyn vnd scheinen, je mehr sie Gott erzörnen vnd ire verdamnusz vermehren, vnd je länger je tieffer in des teuffels gewalt stürtzen. Sintemal, wie auch zuuorn im ersten Tractat, anmeldung gethan, gefeinste frombkeit, zweifache boszheit für Gott ist, welcher keine Sünder also

+ 1. Cor. 6.

[p. 49]

hasset, respectiuè als die Heuchler, vnnd Hypocriten, die bösz sein, vnd fromb scheinen, anders reden als sie meinen, mit dem mund Gott nennen, im hertzen Gott lästern, vnd den teuffel ehren, vnrecht beichten, vnwürdig zum H. Sacrament gehen, ja alles Gott nur zu trutz vnd hon, mit falschem hertzen wie Judas, aber hergegen alles ins teuffels namen vnd dem teuffel zu ehren thun, was sie thun oder anfangen, nicht allein was an im selbst bösz ist, sondern auch, das sonst an im selbst gut scheint, dieweil sie es verfelschen, vnd böser meinung thun.