Gründtlicher Bericht, ob Zauberey die argste vnd grewlichste sünd auff Erden sey
(1597)–Franciscus Agricola– AuteursrechtvrijDas X X. Capitel.
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dienst, nur ire boszheit zu bedecken, des zu künlicher vnnd freyer ihre zauberey zutreiben, des zu leichtlicher andere an sich zu trecken. Vnd ob wol auch die zauberer vnd zauberinnen Ga naar margenoot+ biszweilen in die Kirchen vnd Kirchendienst gehen, dasz sie alszdann etwas freyheit vnd frid vom teuffel haben mögen, in des gewalt sie gantz vnd gar seynd, vnd von dem sie aussem dem Tempel vnd Gottesdienst mehr als in dem Tempel gequelt, vnd zu bösen stücken, auch wider ihren willen (beuorab die nicht gantz bösz, vnnd noch guter naturen seyn) gereitzet vnd getriben werden: So kan der teuffel auch wol leiden, jha bewegt sie auch wol darzu, das die zauberer vnnd vnd zauberinnen offt vil zur Kirchen gehn, offt vnd vil betten, offt vnd vil communicieren, die Heiligen scheinen zu loben vnd zu ehren, vnnd gleichen im schein Christliche werck vnd andacht leisten, auff das sie des zu mehr Gott erzörnen, vnnd Gottes straff verschulden, auch anderen schedlich sein. 1. Dann er weiszt das simulata pietas, duplex impietas, das ist, gefeinste, frombkeit, zweyfache boszheit sey. 2. Das sie Gott des zu mehr erzürnen, das sie in dörffen bitten, anruffen. in Gottes hausz vnd dienst erscheinen, da sie doch Gott abgangen, vnnd verleugnet haben, vnnd ihr hertz von Gott vnnd seinem gebott abtrinnig worden, vnd sie also vor GOTT ein grewel seyn, vnd des zu grössern zorn vnd vngnad verschulden, | |
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vnd sich des zu tieffe in des teuffels gewalt, vnd schwerlicher verdamnisz stürtzen. 3 Das sie andern des zu balder betriegen vnd an sich ziehen mögen, als die Gott früchten, vnd fromb sein sollen. 4. Das Gottes hausz vnd dienst desz zu mehr verdacht vnd veracht werde, weil die Zauberer vnd Zauberinnen so gern im tempel sich finden lassen. 5. Das ander leuth von der Kirchen, Mesz, vnd Gottesdienst des zu mehr abschewens tragen: da mit sie nicht auch von den Menschen für Zauberer oder Zauberinnen gescholten oder verdacht werden. Daher dann die arge böse Welt, vnd gottlose Menschen, welche entweder mit Ketzereyen verblendet, oder sonst zu Gott vnnd Gottesdienst nicht geflissen, die jenige für Zauberer oder Zauberinnen schelten oder anhalten, Ga naar margenoot+ die gern zur Kirchen gehn, vnnd sich nach dem Exempel Anne der Prophetin, vnd dero ersten Christen frü vnd spat im Tempel vnd Gottesdienst mit andacht finden lassen: recht als mustens jederzeit alle zauberer vnd zauberinne seyn, dieweil etlich von den Kirchengängern daran schuldig erfunden werden. Mit welchen rencken, neben dero Ketzer gifft, der teuffel die leuth die sonst noch Catholisch sein wöllen vnd sollen diser zeit dermassen von der Kirchen, vnd Gottes abhelt, vnd abfellig macht, das es Gott geklagt sey, vnd nun mehr des Bauch Gottes, das ist, die Wirts vnd Spilhäuser voll: die Gotts häu- | |
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ser öde vnd ledig gesehen, Gott veracht vnd verlassen, der teuffel gesucht vnd teglich, ja wol tag vnnd nacht vnnd alle stunden gefeiret vnnd gethret, die welt dannenher von Gott mit blindtheit billich geschlagen, vnd mit allerley verscheiden vnd grewlichen straffen heimgesucht, vnnd zu letzt mit vil hundert tausent ewig verloren vnd verdampt, vnd zugleich des teuffels reich gemeret vnnd gesterckt, Christi leiden aber verschmehet, vnd an inen verloren wirt, &c. |
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