andeutet. Die bündige Zusammenstellung der sprachhistorischen Daten fördert zweifellos die umstrittenen Gliederungsfragen des Germanischen und das Ingwäonen-Problem, ohne diese freilich letztgültig lösen zu können; es dürfte einsichtig sein, daß sich beispielsweise ein so vielschichtiger Gegenstand wie der ingwäon. Nasalausfall vor stimmlosen Spiranten, der gut und gern Stoff für eine Monographie abgäbe, kaum auf einer knappen Seite adäquat abhandeln läßt (S. 64 f.).
Die Schwierigkeiten des im ganzen recht instruktiven Überblicks stecken, wie immer, im Detail. Selbstverständlich ist hier eine ins Einzelne gehende Besprechung der weit über 100 behandelten Sprachmerkmale nicht möglich, weil sonst die Gefahr bestünde, daß die Rezension länger geriete als das rezensierte Werk. Vermerkt sei, als ein gravierender Fall, der als Nr. 8 der Ingwäonismen-Liste (S. 47) angeführte Wechsel von westgerm. ā (<* aŋ)> ō, der selbstverständlich in den Zusammenhang des Nasalschwundes und seiner Folgen (Nr. 26) gehört; ā und ō sind nur verschiedene Realisierungen des zugrunde liegenden dumpfen Nasalvokals /ŋ̄/ (das Wort gōs ist übrigens ebenso wie die Variante gās im Altsächsischen nicht appellativisch belegt).
Die imposante Anzahl von 36 ‘typischen’ Ingwäonismen (bei G. Lerchner, Studien zum nordwestgerm. Wortschatz, Halle 1965, S. 305 f. sind es immerhin nur 17; bei P. Ramat, Das Friesische, Innsbruck 1976, S. 66 f. lediglich 14) kommt dadurch zustande, daß auch nicht auf die ingwäon. Dialekte beschränkte oder nur in einzelnen von ihnen belegte Erscheinungen aufgezählt werden. Im letzteren Fall, wo es sich meist um das ja als besonders ingwäonisch geltende Friesische handelt, dessen alte Überlieferung allerdings chronologisch in einer Reihe mit dem Mittelniederländischen und Mittelniederdeutschen steht, sollte man korrekterweise statt von ‘Ingwäonismen’ von ‘Friesismen’ sprechen.
Dem Rezensenten seien schließlich auch einige Zweifel daran gestattet, ob das Ingwäonische tatsächlich einmal eine relativ einheitliche, im frühen Mittelalter sprachhegemonische Dialektgruppe (‘block of dialects’) an der Nordseeküste war - Zweifel, die der Verfasser