XLVIII.
Experimentele en akoestiese fonetiek.
Die Wissenschaft hat ein vornehmstes interessse lediglich an dem, was vom ohre der weit überwiegenden volksmajorität mit deutlichkeit erfasst wird, denn nur solches kann einfluss auf die fernere sprachentwicklung haben. Was die grosse mehrheit des volkes, des stammes, der familie nicht mit dem ohre zu vernehmen vermag, das geht an der sprachgeschichtlichen entwicklung dieser gemeinschaften spurlos vorüber und hat zunächst keinen anspruch auf wissenschaftliche behandlung. Die wissenschaft würde nur zeit vergeuden, wenn sie, anstatt die akustischen eindrücke des natürlichen ohres zur grundlage ihrer untersuchungen zu machen, sich vielmehr auf die mechanischen aufzeichnungen des künstlichen ohres, welches die kontrollapparate des laboratoriums darstellen, gründen wollte. Gewiss sind die apparate ein vorzügliches mittel, um uns bei der analyse der menschlichen sprechlaute zu unterstützen; aber sie sind doch nur eins unter zahlreichen andern mitteln der untersuchung der menschlichen sprechlaute. Wir werden ihre hilfe auch in einer menge von fällen annehmen, wo direkte beobachtungen mit dem natürlichen ohre dem geübten fachmanne doch noch zweifel und unsicherheiten lassen. Aber das entscheidende, das führende bei fonetischen untersuchungen wird ja doch immer das natürliche ohr bleiben.
Klinghardt, Stimmhaftes h in Die neueren Sprachen von Viëtor, IX (1901), pag. 96.
v.d.B.