‘Vlaams’ en ‘Hollands’ in Duitse dialekten.
Vlämisch d.h. ‘flamländisch’, war mhd. ‘fein gebildet’, denn aus den Niederlanden kam die ritterliche cultur nach Deutschland, und nach Stalder 1, 376 bedeutet es in der Schweiz noch ‘das feine, zarte’. Flämisch zu reden hält der junge Helmbreht und nach Grimmelshausens Vogelnest 1, 18 im schwedischen kriege ein Schwabe für vornehm. Umgekehrt redet in Pauli's Schimpf und Ernst No. 484 ein heraufgekommener nit me sein sprach, er nimpt sich an schwebisch zureden. Als eine andere culturwelle viele flämische colonisten über Mitteldeutschland nach dem Osten führte, bekam flämisch offenbar nach dem grossen wuchs, der ernsten art und den trotzigen gesichtern der Flemminge die neue bedeutung ‘gross, grob, plump, rücksichtslos’ (im Hennebergischen ist auch hollandsch ‘sehr gross’ Zs. fdm. 3, 134; die lausitzische bedeutung ‘sehr’ ist wol eine abschwächung aus der folgenden; K.G. Anton Verzeichn. oberlausitz. wörter, 17, 19 vergleicht unflätig); dann in der Altmark und in Niedersachsen, Schlesien und Nordböhmen, Franken, Henneberg und Hessen ‘mürrisch verschlossen, tückisch’, schliesslich im Bairischen Wald, Nordböhmen und Thüringen (Stieler 496) ‘böse, zornig’. Auf eine dritte, vielleicht noch bevorstehende, entwicklung deutet Knothe Markersdorfer mundart 38, wenn er für Nördböhmen flamända ‘vagaband, liederlicher mensch’ anführt. Sie entspräche einer dritten invasion der Flamen, der als herumziehender händler. Dieses neueste flämisch hat aussicht, entwickelt zu werden, denn es kann an redensarten anknüpfen wie
er ist von Flandern (vagi sunt eius amores), Serz, Teutsche idiotismen 43a, er ist aus Flandern, ein Fländerer, er fländert (J.G. Berndt, Versuch zu einem schlesischen idiotikon, Stendal 1787), mädchen aus Flandern (Schmeller 1, 792), die aus volksetymologischer umdeutung von fländern ‘flattern’ entstanden sind (vgl. auch flandern im DWb.). Umgekehrt hat wol auf