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Karlheinz Deschner Kurze Replik auf eine Erklärung des Sekretariats der Deutschen Bischofskonferenz
Es gibt Mohrenwäschen, so perfekt, daß danach der Mohr schwärzer dasteht als zuvor: - schönstens verifiziert durch die Sekretariats- Erklärung der Deutschen Bischofskonferenz vom 31.1.1979 ‘Die katholische Kirche und der Nationalsozialismus’, in allen Punkten.
I) | Falsch schon der Auftakt, man könne ‘totalitare Systeme nicht bekämpfen, wenn sie sich etabliert haben’. Man kann alles bekämpfen, wenn man will! Der Nazismus wurde von außen bekämpft durch die Alliierten; von innen durch Tausende, die dafür allerdings teuer bezahlten. Andre, wie begreiflich, behielten lieber ihren Kopf; einige, mit dem gewichtlosesten, um bis 1945 ‘Heil!’ rufen, oberhirtlich Untertanen ins Gewissen reden, Dank- und Glückwunschadressen telegraphieren, sowie Festmessen zu allerhöchsten Errettungen, Geburtstagen und Schlachtsiegen zelebrieren, endlich danach als ‘Widerstandskampfer’ auftreten zu können. |
II) | Auch hatte die Hitler-Crapule sich doch schön mit geistlicher Assistenz etabliert! Denn so ganz ‘über Nacht’, wie uns das schwarze Dokument weismachen möchte, wurde aus der braunen Pest nicht die ‘legale staatliche Obrigkeit’ (die doch die Kirche - entgegen ihrer eignen Obrigkeitslehre! - seit dem Frühmittelalter nie im geringsten gedulded, vielmehr stets blutig befehdet hat, wenn sie ihr nicht paßte). |
Hier paßte sie. Wie schon im faschistischen Italien. Und erst nachdem dort Pius xi., durch Preisgabe der katholischen Popolaripartei, geradezu traumhafte Erfolge hatte, erstrebte er Ähnliches hierzulande durch Preisgabe des Zentrums. Jedesmal betrieb der Papst die Auflösung der eigenen Partei, derart dort Mussoliniwiederholt durch ihn als ‘wundervoller Mann’ bejubelt - zur Diktatur verhelfend, hier Hitler. Nicht so erstaunlich, bedenkt man die ideologische Affinitat: die irrationale Struktur beider Seiten, desgleichen die autoritäre, den gleichen Kampf auch gegen Kommunisten, Sozialisten, Liberale, gegen Presse-, Rede-, Versammlungsfreiheit, ja gegen fast alle wesentlichen demokratischen und individualistischen Rechte. (Die führenden Theologen der Nazizeit, Adam, Lortz, Schmaus, Pieper u.a. haben dies so emphatisch wie ekelhaft erhellt.)
In Deutschland gelang der weltgeschichtliche Coup mit Hilfe des Kardinalstaatssekretärs Eugenio Pacelli (später: Pius xii.). Von 1917 bis 1929 als Nuntius in München und Berlin tätig, steuerte er die Zentrumspartei, das politische Instrument der Kurie im Reich, immer mehr nach rechts.
Sein Paladin: der Päpstliche Kammerherr und nachmalige Stellvertreter Hitlers, Franz von Papen; kein Kopf, aber ein Hut, wie General von Schleicher höhnte. Seit Sommer 1932 zum allgemeinen Erstaunen Reichskanzler, beseitigte Papen die sozialdemokratische Regierung Braun-Severing, hob das Verbot der sa und ss auf und ‘arbeitete dann’, so das katholische Herder-Lexikon, ‘für die Ernennung Hitlers’, 1933 öffentlich bekennend, daß ihn, Papen, ‘die Vorsehung... dazu bestimmt hatte, ein Wesentliches zur Geburt der Regierung der nationalen Erhebung beizutragen’. ‘Der liebe Gott hat Deutschland gesegnet’.
Zweiter im Bund Pacelli-Freund Kaas, ein
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Trierer Domkapitular und Professor für Kirchenrecht, der als Zentrumsführer keine wichtige Entscheidung ohne Pacellis Zustimmung fällte. Kaum hatte Kaas das Votum seiner Fraktion für Hitlers ‘Ermächtigungsgesetz’, floh er, nach katholischer Version, ‘vor den Nationalsozialisten nach Rom’. Von dort sandte er Hitler, mit dem er, unmittelbar zuvor, ohne Wissen selbst seiner nächsten Parteifreunde, unter vier Augen konferiert hatte, ‘aufrichtige Segenswünsche’, forderte die Auflösung des Zentrums und beschwichtigte, nach Rücksprache mit dem Papst und Pacelli, viele protestierende Katholiken: ‘Hitler weiß das Staatsschiff gut zu lenken. Noch ehe er Kanzler wurde, traf ich ihn wiederholt und war sehr beeindruckt von seiner Art den Tatsachen ins Auge zu sehen und dabei doch seinen edlen Idealen treu zu bleiben...’
Nachdem Rom gesprochen, war die Sache auch für die deutschen Bischöfe erledigt. Noch 1932 geschlossen Gegner des Nazismus, gingen sie nun geschlosen zu ihm über und attestierten gemeinsam, im Juni 1933, dem Starbanditen der Geschichte ‘einen Abglanz der göttlichen Herrschaft und eine Teilnahme an der ewigen Autorität Gottes...’
Einen Monat später schloß man das Reichskonkordat, nicht zur moralischen Aufwertung des Hitler-Regimes, so belehrt uns das Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz jetzt, sondern um die ‘Nicht-Anpassung der katholischen Kirche’ vertragsrechtlich zu regeln! Im allgemeinen zwar schließt man selten gerade deshalb Verträge; der Grund wohl auch, warum man das Konkordat ringsum mißverstand. Papen berichtet Proteste ‘von allen möglichen Stellen’. Auch der ‘Völkische Beobachter’ verkannte es als ‘ein ungeheure moralische Stärkung der nationalsozialistischen Reichsregierung und ihres Ansehens’. Ja Hitler selbst verbuchte es fälschlich als ‘unbeschreibliche(n) Erfolg’, der ihm ‘große Vorteile’ gebracht.
Freilich irrte sogar ein Kirchenlicht wie Kardinal Faulhaber von München, predigte er doch 1936, Papst Pius xi. habe ‘als erster Souverän des Auslandes mit der neuen Reichsregierung im Reichskonkordat einen feierlichen Vertrag abgeschlossen, von dem Wunsche geleitet, “die zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Deutschen Reich bestehenden freundschaftlichen Beziehungen zu festigen und zu fördern”’.
Von ‘freundschaftlichen Beziehungen’ spricht nämlich gleich der erste Satz des Dokuments der ‘Nicht-Anpassung’. Laut Artikel 16 mußten die Bischöfe einen Treueid ablegen und geloben, die Naziregierung zu achten und durch ihren Klerus achten zu lassen. Und Artikel 30 sah an allen Sonn- und Feiertagen in samtlichen deutschen Kirchen ein Gebet für das Wohlergehen des Hitlerreiches vor. Millionen um Millionen Nicht-Anpassungs-Gebete -! Durch ein Konkordat übrigens, das laut Bestätigung des Bundesverfassungsgerichts vom 26. März 1957 hier weiterhin gilt!
‘In Wirklichkeit’ freilich, täuschte sich 1936 Kardinal Faulhaber, ‘ist Papst Pius xi. der beste Freund, am Anfang sogar der einzige Freund des neuen Reiches gewesen. Millionen im Ausland standen zuerst abwartend und mißtrauisch dem neuen Reich gegenüber und haben erst durch den Abschluß des Konkordats Vertrauen zur neuen deutschen Regierung gefaßt...’
Und 1937 irrte Faulhaber: ‘Zu einer Zeit, da die Oberhäupter der Weltreiche in kühler Reserve und mehr oder minder voll Mißtrauen dem neuen Deutschen Reich gegenüberstehen, hat die katholische Kirche, die höchste sittliche Macht auf Erden, mit dem Konkordat der neuen deutschen Regierung ihr Vertrauen ausgesprochen.’
Lassen wir hier dahingestellt, ob eine Welt, auf der die katholische Kirche ‘die höchste sittliche Macht’ repräsentiert, nicht aussehen muß, wie sie aussieht... Doch wer es weder Hitler noch Kardinal Faulhaber glaubt, glaubt es vielleicht dem Erzbischof und Fördernden Mitglied der SS, Gröber von Freiburg, der seinerzeit dasselbe schrieb: ‘Mit Empfehlung des deutschen Gesamtepiskopates’! Logen also die Bischöfe damals oder lügt das Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz jetzt?
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Der folgende Verweis jedenfalls auf das katholische Paradestück, die Pius-Enzyklika ‘Mit brennender Sorge’, worin der Papst angeblich unwiderlegbar bewies, daß Hitler ‘Menschenrecht mit Füßen trat’, geht gleichfalls fehl.
Denn einmal beiseite, daß dies 1937 ohnedies fast jeder wußte, der es wissen wollte; beiseite auch, daß niemand länger und zugleich scheußlicher Menschenrecht mißachtet hat als die Catholica (durch millionenweises Einkerkern, Foltern und Abschlachten von ‘Heiden’, Juden, ‘Ketzern’, ‘Hexen’, Negern, Indianern und eine jahrtausendeüberdauernde Sklaverei: in Europa mit am längsten im Kirchenstaat; im katholischen Brasilien bis 1888!); all das beiseite, trat die Pius-Enzyklika zwar für die eignen ‘Rechte’ ein, doch schon nicht mehr für die der evangelischen Kirche, geschweige die der Menschen überhaupt. In seitenlangen Lamentationen verwandte der römische Pontifex sich für den ‘rechten’ Gottesglauben, den ‘wahren’ Christusglauben, den Glauben an die ‘Alleinseligmachtende’ etc. Doch keine Silbe für die Juden oder gegen die Greuel der Konzentrationslager!
Vielmehr versprachen die deutschen Bischöfe Hitler 1935, ihr Klerus werde natürlich die Haftlinge zur Anerkennung der staatlichen Obrigkeit bringen ‘und so zur inneren Umkehr und Besserung der Gefangenen mithelfen’! Kardinal Bertram betonte die Verpflichtung dieser Lagerpriester, ‘insbesondere auch strengstes Stillschweigen zu bewahren’! Der Preussische Staatsrat und Bischof von Osnabrück, Berning, besichtigt im Juni 1936 Konzentrationslager und lobte die derart, daß die katholische Wochenzeitschrift ‘Der Deutsche Weg’ in Holland aufschrie: ‘Wir stehen vor der erschütternden Wahrheit, daß das einzige Wort, das ein deutscher Bischof bis auf den heutigen Tag in der öffentlichkeit zu der Barbarei der Konzentrationslager gesagt hat, ein Wort der Verherrlichung Adolf Hitlers und eines Systems ist mit allen diesen Barbareien.’ Das Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz findet es nun ‘schwer begreiflich’, daß die internationalen Staatenwelt aus der Pius-Enzyklika keine Konsequenzen gezogen und mit Hitler bis 1939 weiter Verträge geschlossen habe. Aber was taten denn die Prälaten bis 1939? War es so, wie ein Gestapobericht resümiert: in der Weimarer Republik steilte die Kirche ‘Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit’ heraus - ‘jetzt redet man dafür von Volkstum, Führertum, Blut und Boden’?
1933 versicherten die Kirchenfürsten in einem gemeinsamen Schreiben (vom Münchner Weihbischof Neuhäusler 1945 in dem katholischen Standardwerk ‘Kreuz und Hakenkreuz’ vielfach gefälscht): ‘Wir wollen dem Staat um keinen Preis (!) die Kräfe der Kirche entziehen’. 1933 mahnten auch die bayerischen Bischöfe: ‘Niemand darf jetzt aus Entmutigung und Verbitterung sich auf die Seite stellen und grollen... Niemand soll sich der großen Aufbauarbeit entziehen’. Die Stimmung war so, daß gegen Jahresende die jesuitische Zeitschrift ‘Stimmen der Zeit’ nicht nur Hitler das Glaubenssymbol der deutschen Nation nannte, sondern auch das Kreuz Christi die notwendige Ergänzung des Hakenkreuzes: ‘das Zeichen der Natur findet seine Erfüllung und Vollendung erst im Zeichen der Gnade.’
Trotz des beginnenden Kirchenkampfes, der Einsperrung und Ermordung von Hunderten katholischer Priester blieb das Ja der Bischöfe zu dem grössten Gangsterregiment deutscher Geschichte unerschüttert.
Der angebliche ‘Widerstandskampfer’ Bischof Graf Galen setzte 1935 als selbstverstandlich voraus, ‘daß wir uns alle einig sind, daß es nicht unsere Sache ist..., gegenwärtige Staatspolitik zu kritisieren’. Im selben Jahr besteuert die Fuldaer Bischofskonferenz in einer ‘Denkschrift’ an Hitler: ‘Die katholischen Verbände werden dem deutschen Volk und Vaterland im nationalsozialistischen Staat stets in Opfermut und Treue dienen. Wir lehnen jede staatsfeindliche Handlung oder Haltung von Mitgliedern strengstens ab’; die Konferenz nannte dies ‘Wahnsinn’. 1936, nach Eröffnung des Spanischen Bürgerkrieges durch Massenmörder
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Franco, war die Begeisterung des Episkopats - wie bei jedem Kriegsbeginn dieser Zeit! - besonders groß. ‘Die deutschen Bischöfe halten es für ihre Pflicht, das Oberhaupt des Deutschen Reiches in diesem Abwehrkampf (!) mit allen Mitteln zu unterstützen...’ 1937 bekräftigte Erzbischof Gröber (seinerzeit noch immer Förderndes Mitglied der ss - und er wärs auch, weißgott, gern länger geblieben, doch 1938 warf ihn die es hinaus!) ‘Mit Empfehlung des deutschen Gesamtepiskopates’: ‘In der gegenwärtigen Schicksalsstunde unserer Nation stellen sich die Leiter der Kirche in besonderer Treue an die Seite der Männer des Staates...’ Als Hitler 1938 die Tschechoslowakei durch Gewaltandrohung zur Kapitulation zwang, telegraphierte der Primas der deutschen Katholiken, Bertram, auf Anregung Faulhabers, ‘Im Auftrag der Kardinäle Deutschlands’ ‘ehrerbietigst’ Glückwünsche und Dank, nicht vergessend, Hitler ‘feierliches Glockengeläute’ für den Sonntag zu avisieren. Festgeläute auch 1939 zu Führers 50. Geburtstag. Von allen Kirchen Hakenkreuzfahnen. In allen Kirchen Spezial-Gottesdienste für das Geburtstagskind, den ‘geliebten Führer und Reichskanzler’, so seinerzeit das offizielle Mainzer Bistumsblatt, den ‘kraftvollen Erwecker, Wahrer und Schirmer des von ihm geschaffenen großdeutschen Vaterlandes’. Und Kardinal Schulte schwor: ‘Unsere Treue zum Deutschen Reich und seinem Führer haben wir soeben an seinem 50. Geburtstag noch einmal feierlich bekundet. Diese Treue kann durch nichts erschüttert werden.’ Solches dutzendweise bis 1939: - und 1979 begreift das Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz kaum, daß die internationale Staatenwelt ‘bis 1939 mit dem
Hitler-System weiter verhandelt und Verträge geschlossen hat’!
Das tollste aber, das dreisteste Stück kommt nun.
iii) Da nämlich behauptet das deutsche Bischofs-Sekretariat die permanente Aufforderung der Kirche zum Frieden während des Zweiten Weltkrieges'! -
Zunächst sei hier die wenig bekannte Tatsache betont, daß der ‘Heilige Stuhl’ bereits 1933 in einem geheimen Zusatzprotokoll zum Reichskonkordat einverstanden war mit der eventuellen Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht im Nazireich, d.h.u.a. mit der Mißachtung völkerrechtlicher Verträge. Die Kurie wünschte unsre Wiederbewaffnung unter Hitler - wie unsre Wiederbewaffnung unter Adenauer! (Der Kölner Kardinal Frings forderte nicht nur das populäre ‘Fringsen’, sondern auch, weit weniger publik, am 23. Juni 1950, auf dem Katholikentag in Bonn, als erster öffentlich in Deutschland die Wiederaufrüstung der Deutschen. Ad futuram memoriam!) Wenig bekannt auch, daß ausgerechnet der später zum ‘Widerstandskampfer’ erklärte Münsteraner Oberhirte Graf Galen - der freilich, als blaublütiger Prälat wohl besonders prädestiniert, stets für Militär und Krieg zu haben war und bereits zur Besetzung der entmilitarisierten Zone des Rheinlands im März 1936 dem Oberbefehlshaber des Heeres telegraphierte: ‘Namens der treudeutschen Katholiken des Bistums Münster und besonders des Niederrheins begrüße ich die deutsche Wehrmacht, welche von heute an wieder den deutschen Rhein schirmt, als Schutz und Sinnbild deutscher Ehre und deutschen Rechtes’ - daß diese treudeutsche Galen, auch noch zur Zeit des großen Judenprogroms, der ‘Kristallnacht’, den ‘Fahneneid’ auf Hitler autorisierte, u.a. mit ebenso begnadeter wie inhaltlich generöser Reimkunst:
Der glüht wie Feuerbrädnde
Durch Schwert und Herz und Hände.
Es ende drum wie's ende -
Deutschland, ich bin bereit!
Und wie lautete nun die ‘permanente Aufforderung der Kirche zum Frieden’?
Der katholische Feldbischof Rarkowski (so begast, daß er ohne Abitur Theologe werden
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konnte), erließ zu Hitlers Polenüberfall eine Botschaft, mehr mit Phrasen gespiekt als die Reden des Dr. Goebbels. Doch auch in corpore appellierten die deutschen Bischöfe im September 1939 an ‘unsere katholischen Soldaten, aus Gehorsam zum Führer ihre Pflicht zu tun und bereit zu sein, ihre ganze Person zu opfern’. Hatten sie doch alle schon 1936 ‘Treue bis in den Tod’ gelobt, hatte doch auch 1938 ‘Widerstandskämpfer’ Galen Verteidigung des Nazireiches ‘bis zum letzten Blutstropfen’ gewünscht! 1940 garantierte Bischof Kumpfmüller von Augsburg: ‘Der Christ bleibt der Fahne treu, der er Ergebenheit geschworen hat, komme, was kommen mag’. Zur selben Zeit dröhnte Bischof Bornewasser von Trier: ‘Wir müssen jedes Opfer bringen, das die Situation von uns verlangt’. Anfang 1941, als Erzbischof Gröber wieder einmal ‘den notwendigen Lebensraum und den gebührenden Einfluß im Weltganzen’ verlangte, präsentierte Bischof Kaller von Ermland ein so hingerissnes ‘Hirtenwort’, daß es sogar den Beifall des extrem antiklerikalen Polizeichefs Heydrich fand. Und im Sommer legte auch Bischof Galen wieder einmal die Hand auf sein Widerstandskämpferherz: ‘...wir Christen machen keine Revolution. Wir werden wieder treu unsere Pflicht tun... Unsere Soldaten werden kämpfen und sterben für Deutschland...’
Nun, forderte Hitler mehr? Seinen Rußlandüberfall feierte der katholische Feldbischof sofort als ‘Kreuzzug’ und Nazideutschland als ‘Retter und Vorkämpfer Europas’. Bischof Raki von Eichstätt pries den ‘heiligen Krieg für Heimat und Volk, für Glauben und Kirche, für Christus und sein hochheiliges Kreuz’. Ähnlich u.v.a. auch der Erzbischof von Paderborn, Jäger, der zudem mit unverfälschten Nazizungenschlag gegen die slawischen ‘Untermenschen’ hetzte, die er ‘durch ihren Christushaß fast zu Tieren entartet’ sah. Die bayrischen Bischöfe erwarteten von ‘jedermann ganz und gern und treu seine Pflicht’. Und alle deutschösterreichischen identifizierten am 26. Juni 1941 Hitlers Rußlandabenteuer mit ‘dem heiligen Willen Gottes’, und eiferten im Dezember: ‘Wir haben immer wieder (!) und noch im Hirtenbrief des Sommers unsere Gläaubigen zu treuer Pflichterfüllung, zu tapferem Ausharren, opferbereitem Arbeiten und Kämpfen im Dienste unseres Volkes in schwerster Kriegszeit eindringlichst (!) aufgerufen. Mit Genugtuung verfolgen wir den Kampf...’ 1942 schloß ein ‘Hirtenbrief’ der Kirchenprovinzen Köln und Paderborn: ‘Mit der ganzen Autorität unseres heiligen Amtes rufen wir auch heute euch wieder zu: Erfüllet in dieser Kriegszeit eure vaterländischen Pflichten aufs treueste! Lasset euch von niemandem übertreffen an Opferwilligkeit und Einsatzbereitschaft!’ Und gemeinsam jauchzten die deutschen Kirchenführer 1942: ‘Ein Sieg über den Bolschewismus wäre gleichbedeutend mit dem Triumpf der Lehren Jesu über die der Ungläubigen.’
Auch 1943 noch und 1944 sprangen derart zahlreiche deutsche (und österreichische) Prälaten dem bisher größten Verbrecher der Weltgeschichte bei. Und der katholische Feldbischof schrie noch 1945: ‘Vorwärts, christliche Soldaten, auf dem Weg zum Sieg!’ Und zu alldem und während Millionen um Millionen unter Bombentrümmern und Frontfeuern krepierten, sich krümmten, während sie erstickten, ersoffen, erfroren, während sie erschossen, erstochen, erschlagen, vergast, geköpft und gehängt worden, während sie zu Krüppeln, zu Waisen, zu Menschen ohne Obdach, zu namenlosen Unglücklichen gemacht worden sind, taten die deutsch-österreichischen Bischöfe sich nicht genug mit feierlichem Glockenläuten, bis zu sieben Tagen, mit frohem Fahnenhissen, bis zu zehn Tagen, zelebrierten sie feierliche Dankmessen, stimmten sie jubelnd Tedeums an, schickten sie Geburtstagsadressen an Hitler und Glückwunschtelegramme nach mißlungnen Attentaten, kurz trieben sie ihre Diözesanen Permanent zur Unterstützung seines Krieges. Und jetzt macht das sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz uns und der Welt und der Nachwelt die ‘permanente Aufforderung der Kirche zum Frieden während des Zweiten
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Weltkrieges’ vor! Zu den Verbrechen von einst noch die Lüge von heute.
iv) Daß etwa vier Fünftel aller den Nazis entronnenen Juden ihr Leben Katholiken verdanken, ist dies nicht Aufschneiderei? Zu fragen wäre bei solchen ‘Schätzungen’ doch auch: sind diese Retter praktizierende Katholiken gewesen? (Hitler war auch Katholik; zu seiner Zeit insistierten darauf prominente Theologen!) Haben also gerade Kirchgänger Juden gerettet oder einfach, viel wahrscheinlicher, Menschen Menschen? Jedenfalls ist zweierlei zu bedenken. Erstens, daß die deutsche Kirche zu den Judenmorden geschwiegen und offiziell keinen einzigen Juden gerettet hat. Warum nicht? Zweitens, daß Hitlers Vernichtungsaktion nur möglich war, weil ihr eine fast tausendjährige Vernichtung der Juden durch die christliche Kirche vorausging: was heute selbst viele katholische Gelehrte nicht mehr bestreiten. Somit: hätte die Kirche nicht jahrhundertelang Juden offiziell massakriert, hätten sie schließlich, unter Einsatz ihres Lebens, Katholiken privat nicht zu retten brauchen!
Der wildeste Antijudaismus beginnt bereits bei den größten antiken Kirchenlehrern, bei Ambrosius, Johannes Chrysostomos, Augustin - auch das Verbrennen von Synagogen beginnt schon unter ihnen! - und führte konsequent zu ungeheuren Gut- und Blutopfern der Juden durch das ganze katholische Mittelalter - als die Kirche auch Hitlers ‘Judenstern’ vorwegnahm sowie den Nazislogan ‘Kauft bei keinem Juden!’ - und weit darüber hinaus. Die Juden wurden erschlagen, ertränkt, gerädert, gehängt, zerhackt, gevierteilt, lebendig verbrannt und lebendig begraben. Sie wurden an Stricken und Haaren zum Taufbecken geschleift, und der hohe Klerus hat sich daran aktiv beteiligt, wie ihm überhaupt die Verfolgung nie scharf genug sein konnte.
Mit den Kreuzzügen Ende des 11. Jahrhunderts begann dies christliche Schlachten. 1298 wurden im frommen Bayern 140 jüdische Siedlungen ausgerottet, 1349 in mehr als 350 deutschen Städten und Dörfern nahezu alle Juden getötet, meist durch Verbrennen bei lebendigem Leib. 1389 stachen Katholiken in Prag an einem Tag 3.000 Juden ab, 1391 in Sevilla 4.000 Juden, 1453 in Schlesien, nach einer Agitation des Kapuzinergenerals Capistrano, sämtliche Juden, 1648 in Polen ungefähr 200.000 Juden; Zahlen, mühelos zu häufen.
Von hier aber führt, über Tausende von Traktaten, Predigten, Papstbriefen, Konzilsbeschlüssen und Leichen, Leichen, Leichen ein gerader Weg in die Gaskammern von Auschwitz. Wie Hitler doch selbst bezeugt, von dem Wiener Bürgermeister Karl Lueger beeinflußt worden zu sein, einem katholischen Antisemiten. Wie er selbst 1933 auf einer Konferenz mit Bischöfen in Berlin bekannte: ‘Man hat mich wegen Behandlung der Judenfrage angegriffen. Die katholische Kirche hat fünfzehnhundert Jahre lang die Juden als Schädlinge angesehen, sie ins getto gewiesen usw. (!), da hat man erkannt, was die Juden sind... Ich gehe zurück auf die Zeit, was man fünfzehnhundert Jahre lang getan hat.’
Aus welchem Grund aber man Juden, oder wen immer, vernichtet, ob aus rassischer Borniertheit oder religiösem Kalkül, das wird zumindest den zu Vernichtenden gleichgültig sein. Alles Vorstehende könnte vielfach ergänzt und bestätigt werden. Wichtiges zum Sekretariatstext blieb, aus Raumgründen, überhaupt ungesagt, besonders auch zum Verhalten von Papst Pius xii., dem, quantitativ gesehen, meistbelasteten Papst der Geschichte: der einerseits alle faschistischen Verbrecher, Mussolini, Franco, Pavelic und Hitler, systematisch unterstützt, andererseits in der Anwendung äusserer Machtmittel gegen die ‘bolschewistische Gefahr’ doch ‘eine wesentliche Sendung und Aufgabe’ erblickt hat; der schon ein Jahr vor der deutschen Rußlandattacke Vatikanbeamte als spione über die sowjetische Grenze gehenliess; der dem Führer seine freundschaftlichen Gefühle für das Reich übermittelte, ‘ein blühendes, großes und starkes Deutschland’ unter ihm wollte, auf Hitler selber ‘den Schutz des Him- | |
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mels und den Segen des Allmächtigen Gottes’ herabflehte, nach einem Attentat persönliche Glückwünsche zur ‘wunderbaren Rettung’ übermitteln, auch seine ‘Bewunderang großer Eigenschaften des Führers’ bekunden ließ und ihm überhaupt nichts sehnlicher wünschte als einen Sieg - während er freilich unermüdlich, wie ein gewisser Weihnachtsengel an der Spitze des Tannenbaums, Frieden, rief, Frieden. Da ich beim Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz die Kenntnis dieser Tatsachen voraussetzen darf, besonders auch die Kenntnis der deutsch(-österreichischen) ‘Hirtenbriefe’ von 1933 bis 1945, die ohne Billigung des Papstes nie so geschrieben worden wären,
beschuldige ich das Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz auf Grand seiner Erklärung ‘Die katholische Kirche und der Nationalsozialismus’ vom 31.1.1979 weitgehender öffentlicher Irreführung und Unwahrhaftigkeit.
Generaal Joubert: ‘Laat ze maar lopen’.
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