wie Petrus, seinen Fuß aufs Wasser gesetzt und müsse, ‘aus Angst vor dem wütenden Sturm’, gleich rufen: ‘Herr rette mich!’ Zu spät! Schon hatte einer jener jähen Tode ihn erfaßt, woran es der Historie der Heiligen Väter nicht fehlt. Ein schlichter Myokardinfarkt, so häufig in dieser Zeit! Ausgeschlossen, rief da zwar gleich der Sekretär in Venedig, der seinen Patriarchen - vor dessen Konklavereise noch medizinisch untersucht und ohne Herzkrankheit befunden - als wohltrainierten Dolomitenwanderer gekannt. ‘Ein solcher Mensch stirbt nicht an Herzinfarkt.’ Andere riefen: Autopsie! Aber die Kurie verwies schnell aufs Kirchenrecht; zu schnell. Und zu Unrecht. Denn bloß, wie begreiflich, ein altes Tabu verbot hier, die vatikanische Tradition! Und nicht einmal die, wie die Obduktion von Pius viii. (1830) beweist.
Während alldem aber lag der herzliche Versager teils mit geballter Faust und schmerzverzerrten Zügen, teils noch im Tode lächelnd da. War er ja, wenig originell zwar, doch amtlich, zuletzt in ‘Die Nachfolge Christi’ vertieft. Oder, gleichfalls offiziell, in verschiedenste Vortragstexte. Oder, eine weitere (indiskrete) Version, in wichtige Personalakten, Bischofsernennungen. Oder - doch genug. In jeweils anderen Beschäftigungen jedenfalls rief der Herr ihn ab. Welcher wohl? Wer das wüßte! Doch stets: ‘bei angezündetem Licht’. Denn Dunkel duldete die Sache nicht! Auch stand fest: Sekretär John Magee fand ihn zuerst: sehr früh am Morgen schon. Doch dann hatte ihn, früher noch, die Nonne Benvenuta entdeckt, vom Pontifex selber aus Venedig eingeführt - was nun keineswegs heißt, er sei bereits vor seinem Hingang im siebten Himmel gewesen, wie unlängst in Paris (immer eine Reise wert), noch Bischof Tort, der im Bordell, und Kardinal Daniélou, der bei Nackttänzerin Mimi entschlief, alle im Dienst, versteht sich, da dringender Seelsorge, dort nicht minder aufschiebbarer Caritas, wie man kirchlicherseits mit nur allzu angebrachtem Todernst betonte.
Rom aber hatte nun neuen pekuniären Kummer. Schienen doch, so las man's, wegen des zweiten Konklave, zehn Millionen kaum greifbar. Fast gleichzeitig jedoch, parenthetisch, erreichte mich die Nachricht, das Schweizer Kloster Einsiedeln, eins unter Tausenden, habe ‘unwidersprochen 100 Millionen Franken Jahresumsatz’ und erziele auch noch bei der Einkommensteuer die ‘Traumquote O (in Worten: Null)’.
Doch siehe, da lächelte bereits Johannes Paul ii. Ob über die zehn Millionen, die wieder ihre Runde machen mochten um die Welt? Ob über die schwankenden Flüge des Heiligen Geistes, der zunächts über den Prälaten Siri und Benelli, dann über Colombo und Poletti schwebte, ehe er sich auf ihn, Wojtyla, niederließ? Oder lächelte er einfach, weil nun erwiesen, daß globale Politik auch mit einem Immer-nur-lächeln sich machen ließ (und immer vergnügt, wie es in jener Operette von dazumal trillerte, deren tieftrauriger Folgetext freilich - doch wie's da drin aussieht, geht niemand was an...’ - nun fast wie eine Art profaner Prophetie auf ein armes Papstherz erscheint)? Oder lächelte er gar, weil ihm, obschon auch er in ‘Schwierigkeiten und Angst’, doch klar genug war, daß ja nun nicht auch den zweiten Johannes Paul gleich ein Herzversagen hinwegraffen konnte, nach allen Regeln der Wahrscheinlichkeit? Und vielleicht nicht nur nach ihnen?
Sogar mancher Kuriale mochte jetzt lächeln. Zumal allen dort - einigen tausend - Extragehälter winkten, bei Papsttod und Papstwahl; macht, in zwei Monaten, sechs; was ihre, ‘heilige Armut’ natürlich noch vergrössen muß - ungeachtet der da weltbekannten Schufterei. (Beantwortete doch, so das öndit, selbst Johannes xxiii. die Frage, wieviele Menschen im Vatikan arbeiten, ohne Zaudern mit: ‘Etwa die Hälfte.’)
Und deshalb, sowie aus manchen noch ungenannten Gründen, würden auch Wir am