Germania. Jaargang 4
(1901-1902)– [tijdschrift] Germania– Gedeeltelijk auteursrechtelijk beschermdDas ‘humane’ England
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der Bur aus Transvaal oder dem Freistaate oder aus Natal sei durchweg Niederländer. Jedenfalls wird überall die unrichtige Vorstellung erweckt, dass bei allen Buren Süd-Afrikas das holländische Element das weitaus vorherrschende sei. Dem ist nicht so. In meinem dreibändigen Werk über Transvaal (Dr. W. Vallentin, die Geschichte der Südafrikanischen Republik, Transvaal; Berlin Herrn. Walthers Verlag) ist in Band II an der Hand von QuellenmaterialGa naar eindnoot3 ausgeführtGa naar eindnoot4, in welch hervorragendemGa naar eindnoot5 Maasse das deutsche Element an den ersten Kolonisationen am Kap und später bei der Gründung des Burenstaates beteiligt gewesen ist. Am 20 März 1602 trat die bekannte Holländisch-Ostindische Kompagnie ins Leben und fasste nach einigen Jahren den Beschluss, für ihre regelmässig nach Ostindien laufenden Handels-und Kriegsschiffe an der Südspitze Afrikas eine Station zu errichten, um dort frisches Wasser und Lebensmittel einzunehmen, sowie den Kranken und Verwundeten angemesseneGa naar eindnoot6 Pflege angedeihenGa naar eindnoot7 zu lassen. Man darf nicht vergessen, dass damals die Reise von Holland nach Batavia sechs volle Monate in AnspruchGa naar eindnoot8 nahm, und dass bei den damaligen Verhältnissen durchschnittlichGa naar eindnoot9 ein drittel der Schiffsbesatzung gestorben war, ein anderes Drittel krank darniederlag, wenn die Fahrzeuge ihren Bestimmungsort in Indien erreichten. Der Verbrauch an Menschenmaterial war somit riesigGa naar eindnoot10. Indessen bestanden die angeworbenen Mannschaften meist aus fremden Staatsangehörigen, zum grössten Teil aber aus Deutschen, die auch hier als Kulturdünger dienen mussten und auch für andere ihre Haut zu Markte trugen. Holländer waren verhältnismässigGa naar eindnoot11 nur wenig vorhanden, mit Ausnahme natürlich in den massgebendenGa naar eindnoot12 Stellen, in der VerwaltungGa naar eindnoot13 u.s.w. Niemals hätten die Niederlande ohne jene angeworbenen fremden Elemente einen so furchtbaren AbzugGa naar eindnoot14 an Menschenle- | |
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ben auf die Dauer der Zeit aushalten können. 1652 wurde am Kap der guten Hoffnung ein kleines Fort gebaut und der Anfang zur ersten NiederlassungGa naar eindnoot15 war gemacht. Da das Land rings-herum sich als fruchtbar erwies, erteilte die Gesellschaft einigen Soldaten und Matrosen die Erlaubnis, sich nach Ablauf ihrer Dienstzeit als ‘freie Leute’ im Lande anzusiedelnGa naar eindnoot16. Dies waren die ersten Kolonisten, die Buren fünf an der Zahl, denen bald mehrere folgten. Aus den alten Akten ist ersichtlich, dass unter diesen fünf Bauern sich zwei Deutsche befanden, ‘beide aus Köln, Soldaten im Dienste der ostindischen Kompagnie.’ Durch steten Zuwachs von Europa her stieg die Zahl der Ansiedler erheblichGa naar eindnoot17. Insbesondere trugen hierzu die ZuzügeGa naar eindnoot18 von Hugenotten bei, die nach Aufhebung des Ediktes von Nantes in dem neuen Gebiet der Holländisch-Ostindischen Kompagnie ihre zweite Heimat fanden. Im Jahre 1714 betrug die weisse Bevölkerung 1939 Seelen. Hiervon waren mehr als ein Fünftel Hugenotten; der Rest bestand aus Deutschen und Holländern. Nach anderen Angaben (so z. B. nach Regan) sind von der gesamten Burenbevölkerung Süd-Afrikas sogar mehr als ein Drittel Hugenotten. Von den übrig bleibenden zwei Drittel ist mindestens die Hälfte deutsch, der Rest holländisch. Zu dieser Bevölkerung kam seit etwa 1800 das englische Element hinzu, so dass das holländische noch mehr in den Hintergrund trat. So war denn im Laufe der Zeit allmählich eine MischungGa naar eindnoot19 entstanden aus: Holländern, Deutschen, Franzosen und - zum geringen Teil freilich - aus Engländern. Das ist die Burenbevölkerung Süd-Afrikas im allgemeinen. Natürlich wird im Süden, also in der Kapkolonie, das englische Element vorherrschen; mehr nach Norden zu, im Oranje-Freistaat und namentlich in Transvaal, überwiegen die drei andern: das holländische, deutsche und französische, jedes etwa ein Drittel der Gesamtbevölkerung bildend. | |
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‘Wie kommt es aber’ so fragt man, class die herrschende Sprache die niederländische ist?’ Nun, was von den früheren hölländischen Bewohnern übrig geblieben ist, das ist eben die Sprache. Sie war unter der Herrschaft der Ostindischen Kompagie die herrschende, gleichsam die Sprache der Regierenden, die Geschäfts- und Amtssprache, welche die ‘Unterthanen’, die Kolonisten und Ansiedler damals sprechen mussten. So ist es gekommen, dass jenes Alt-Niederländische, vermengt mit dem Deutschen, Französischen und Englischen, die Sprache der heutigen Burenbevölkerung geworden ist. Von daher datiert auch die unrichtige Schreibweise vieler Namen und zwar derart, dass Nachkommen von Deutschen hierdurch als von holländischem Ursprung angesehen werden. So zum Beispiel weiss ich von dem mir persönlich befreundeten Landmeter-General von Transvaal, v. Wielligh, dass er von deutschen Vorfahren abstammt und dass sein richtiger Name von Willich ist. Die holländischen Verwaltungsbeamten am Kap haben eben im Laufe der Zeit den Namen so geschrieben, wie sie ihn aussprachen. Ein anderer Regierungsbeamter in Pretoria heisst Minnaar; sein ursprünglicher Name dagegen ist Meinhard gewesen. Ein Parlamentsmitglied - um noch ein Beispiel anzuführen - heisst und schreibt sich Coetser (oe = u.) Von ihm selbst weiss ich, dass er deutscher Abstammung ist. Vermutlich hat sein wirklicher Name früher Kutscher gelautet, und durch die holländische Aussprache obigeGa naar eindnoot21 Veränderung erfahren. So könnte man viele Beweise anführen und nicht nur hinsichtlich der deutschen, sondern auch der französischen Namen. Wie aber das deutsche Element unter diesen künstlich zu Holländern gestempelten Buren im Vordergrunde steht, zeigt der Blick auf die Geschichte. | |
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Im Jahre 1834 z. B. verliessen aus bekannten Beweggründen die ersten Buren ihre alten Niederlassungen am Kap, dessen sich ja das habgierige England bemächtigt hatte, und zogen nach Natal. Die Führer dieses ersten ‘Treks’ waren G. Rudolph, K. Landmann und P. Uys. Die ersten zwei sind von deutscher und nur der letzte ist von holländischer Abstammung. Ein späterer ‘Trek’ wurde unternommen von H. Potgieter, P. Retief und G. Maritz. Von diesen Führern stammt Maritz von Deutschen, Retief von Franzosen und nur Potgieter von Holländern. Und so geht es weiter. Sehen wir uns einmal Transvaal im Jahre 1852 an. Die leitenden Männer waren damals H. Pretorius und Potgieter, ersterer von deutscher, letzterer von holländischer Herrkunft. Die sogenannte Zandrivier-Konvention, durch welche ja die Unabhängigkeit des Burenstaates begründet und von England anerkannt wurde, ist veranlasstGa naar eindnoot22 worden von einem Deutschen: H. Pretorius. Er ist der Begründer der Transvaal Republik, der Mann, dem die damaligen Buren nördlich vom Vaalflusse ihre gesetz- und verfassungsmässigeGa naar eindnoot23 Unabhängigkeit zu danken haben. Jene Konvention ist unterzeichnet von 16 Namen. Die Hauptpersonen hiervon sind eben jener Pretorius, damals General-Kommandant, von deutscher Abstammung, und ein gewisser Lombard, damals Landdrost, ein Hugenotte, also aus Frankreich stammend. Dann folgen 14 andere Namen: Joubert, Krüger, Scholtz, Wolmarans, Aswegen, Basson, Fürstenberg, J. Pretorius, Grobbelaar, Lehmann, Grobbelaar, Schütte, Kloppers, Bothes. Mit Bestimmtheit sind von diesen vierzehn Männern acht von deutscher (nämlich: Krüger, Scholtz, Aswegen, Fürstenberg, J. Pretorius, Lehmann, Schütte und Kloppers), und zwei (Joubert und Basson) von französischer Abstammung, während von den vier übrigen nur zwei (die beiden Grobbelaar) als Holländer angenommen werden können. | |
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Von jenen 16 ‘Buren’, die damals, doch von Einfluss gewesen sein müssen, um den Vertrag mit England zu schliessen und zu unterzeichnen und die Unabhängigkeit Transvaals begründeten, sind also 9 von deutscher, 3 von französischer und nur 2 von holländischer Abkunft. Ueber das Stammland der übrig bleibenden zwei teilten sich die Ansichten und ich lasse sie daher hier ausser Betracht. Angesichts solcher Thatsachen ist es völlig falsch, von dem Buren als ‘stammverwandten Holländer’ oder ‘Nachkommen der Niederländer’ zu sprechen. Deutsche sind es gewesen, die die Hauptarbeit in Transvaal gethan haben: Deutsche waren es, die überall in der Bresche standen. Deutsche Elemente waren und sind vorherrschend insbesondere auf dem Felde der That, zu Nutz und Frommen der Buren. Das kann nicht in Abrede gestelltGa naar eindnoot24 werden. Auch sonst bei einem nur flüchtigen Ueberblick über die Geschichte Transvaals, wird man das gleiche ErgebnisGa naar eindnoot25 finden. Man wird dann sehen, dass die meisten hervorragenden Persönlichkeiten von deutscher Herkunft sind. Da ist z. B. der erste Präsident der Republik Mart. W. Pretorius, der schon Anfangs der 60ger Jahre den Oranje-Freistaat mit Transvaal vereinigt hatte, um dadurch eine Kräftigung der Unabhängigkeit der Buren gegenüber England zu erzielenGa naar eindnoot26. Ferner F.W. Reitz, der Staatssekretär von Transvaal und früher Präsident vom Oranje-Freistaat Dann aber der alte Präsident Krüger selbst! Sie alle gehören zum deutschen Element unter den Buren und haben durch ihre Thaten der Geschichte Süd-Afrikas den Stempel aufgedrückt. Bei näherem Durchforschen würde man mit Leichtigkeit noch mehr Männer entdecken, deren Ursprung nach Deutschland weist. Jedenfalls ist die Bedeutung des deutschen Elements in Transvaal wie überhaupt unter den Buren Süd-Afrikas nach dieser Richtung hin noch viel zu wenig gewürdigt worden. | |
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Und dieser Bure, von unserem deutschen Blut, der jeden Deutschen gern sah und aufnahm, der sich stets rühmte, dass einer seiner Vorfahren von deutscher Abstammung gewesen ist, der in jeder Hinsicht auf den Deutschen sein vollstes Vertrauen gesetzt hatte, dieser Bure soll jetzt von dem grössten WidersacherGa naar eindnoot27 Deutschlands von dem Erdboden vertilgt werden! Traurig, aber wahr! Noch trauriger aber, dass dieser frevelhafteGa naar eindnoot28 Massenmord geduldet wird. Auf Grund der engen Stammesverwandtschaft, noch mehr aber auf Grund der enormen Interessen in Süd-Afrika hatte insbesondere Deutschland wahrlich Ursache genug, gegen solch ein britisches BubenstückGa naar eindnoot29 einzuschreitenGa naar eindnoot30. Klar liegt es heute vor aller Augen: England ist total erschöpft; das britische Blutgebäude kracht und wankt in allen Fugen; es ist morsch und verfault. England ist froh, wenn es jetzt nicht in Konflikt mit irgend einer europäischen Macht gerät. Warum wird denn gezaudert, ein Machtwort zu sprechen, das den alten Vorrang in Süd-Afrika wieder sichert? England selbst weiss, dass seine Unthat bei allen Nationen Hass und UnmutGa naar eindnoot31 gesät hat. Mit Gewalt verschliesst es sich der Dunklen AhnungGa naar eindnoot32, dass seine verübten Brutalitäten, die höhnende Verachtung jedes Menschen- und Völkerrechts, die Rohheit, mit der es Stämme und Völkerschaften zu Boden tritt und vernichtet, einst den Damm bilden werden an dem der britische DünkelGa naar eindnoot33 zersplittern wird. Mit diesem Hasse hat Grossbritannien fortan zu rechnen. Der Anfang vom Ende ist gekommen. Jeder Tag belehrt England aufs Neue: es geht bergab. England zeigt seine Ohnmacht selbst durch sein wahnsinnig verzweifeltes Vorgehen gegen alles, was Bure heisst, durch seine grenzenlose Willkurherrschaft in Süd-Afrika. | |
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Die Verurteilung und HinrichtungGa naar eindnoot34 von Unschuldigen, der Befehl für alle Einwohner und Angehörigen, solchen abschreckenden Hinrichtungsscenen beizuwohnen, das Verbot sämtlicher inund ausländischer Zeitungen und noch mehr von derartigen krampfhaften ZuckungenGa naar eindnoot35 - sie beweisen völlig: ‘Es geht nicht mehr.’
Der Krieg in Süd-Afrika hat England die Augen geöffnet und ein ‘Mene tekel’ in furchtbarer Flammenschrift erkennen lassen.
‘Stemmt euch immerhin dem Rauschen der Zeit, dem Rollen der BegebenheitenGa naar eindnoot36 entgegen; die ungehöre Lawine wickelt Euch ein wie Kinderspielzeug und schwingt Euch mit fort in dem unaufhaltsamen Vorwärtsschwung.’
Denn das, was kommen muss, kommt doch! Dagegen hilft keine Macht, kein Mittel Grossbritanniens, kein Raub- und Mordkrieg, keine gedungeneGa naar eindnoot37 Horden von Mordbrennern und Mädchenschändern.
Was kommen muss, kommt doch! und das ist: Die Bildung der unabhängigen ‘Vereinigten Staaten von Süd-Afrika,’ selbstverständlich ohne die verhasste britische Flagge.
Es ist das nur ein Schritt vorwärts in dem naturgemässen Werdegang der Dinge, der zur allmählichen Bildung von Weltreichen führt. Wie heute schon jede künstliche Grenze zwischen Völkern und Nationen durch Verkehr, Handel, Industrie und Kunst mehr und mehr durchbrochen wird und schliesslich ganz schwinden, so wird später nur noch die von Natur vorgezeichnete Grenze massgebendGa naar eindnoot38 sein, d.h. grosse Reiche bezw. Staaten entsprechend den einzelnen Erdteilen Amerika hat hiermit begonnen; Afrika und Australien werden folgen. Dann wird ein freies Afrikanervolk in seinem eigenen freien Lande glücklich und zufrieden sein, während ein ehemaliges | |
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auf Blut und Menschenleichen aufgebautes ‘britisches Weltreich’ in Trümmer stürzt.Ga naar eindnoot20 |
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