Germania. Jaargang 4
(1901-1902)– [tijdschrift] Germania– Gedeeltelijk auteursrechtelijk beschermdDas ‘humane’ England
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‘Wir müssen erwarten - so sagte ein englischer Offizier - dass bald eine unter den Nationen ausgewählt wird, um als Werkzeug Gottes die Heimstätte Englands zu verwüsten, unsere Paläste niederzureissen, unsere Häuser niederzubrennen, und dass mitten in den Ruinen und Trümmern unserer Städte, unsere Frauen und Töchter der Schande und dem Elend preisgegeben werden.’ Dieses dunkle Vorgefühl der drohenden Gefahr ist nicht unbegründet und das im Geiste vorgestellte Bild des Schreckens ist keineswegs zu düster gemalt. Es entspricht naturgemäss dem entsetzlichen Zustande blutiger Willkür und wilder Zügellosigkeit, den britische Selbstsucht und Habgier in Süd-Afrika thatsächlich hat schaffen können, während alle anderen Grossmächte und Staaten seinen Frevelthaten ruhig, ja, fast billigend, zuschauten. Hierdurch aber ist die Kriegsführung Englands dort in Süd-Afrika gleichsam zum internationalen Recht erhoben worden. Wir wissen nun also, was wir im Falle eines Krieges von unserem Gegner zu erwarten haben. Die Armeen werden zunächst suchen, sich gegenseitig mit den furchtbarsten Mitteln nicht nur kampfunfähig zu machen, sondern zu vernichten. Lydditbomben, Dum-Dum-Geschosse, Dynamitpatronen sind nicht mehr unstatthaftGa naar eindnoot3, sondern geboten (Thatsächlich hatten die englischen Verstärkungen für Süd-Afrika als Ausrüstung Dum-Dum-Kugeln und Hohlspitzengeschosse.) - Verwundete und Gefangene darf es nicht mehr geben, die sind unnöthiger Ballast. Daher wird man sie auf irgend welche Weise beseitigenGa naar eindnoot4: massakrieren, verhungern lassen oder nach ungesunden Gegenden deportieren, wo sie durch allerhand Krankheit, Typhus, Fieber oder sonst wie allmählig dahinsiechen. Je früher desto besser. | |||||||
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Die bisher als neutral betrachteten, und zur LinderungGa naar eindnoot5 der Leiden von armen Verwundeten oder Kranken mitgeführten Aerzte und Ambulanzen werden als Mitkämpfer angesehen. Sie werden angegriffen, vernichtet oder gefangen genommen. Die überall anerkannten Grundsätze des ‘Rothen Kreuzes’ werden ignoriert. Die weisse Flagge und diejenige des ‘Roten Kreuzes’ bleiben unberücksichtigtGa naar eindnoot6. Die Anerkennung und der Schutz von Privateigentum hört auf. Infolgedessen werden sämmtliche Wohnhäuser alle Lebens- und ErwerbsmittelGa naar eindnoot7 zerstört, um so mehr, wenn ein Angehöriger oder Verwandter der betr. Bewohner sich bei der Armee befindet. Da in Europa fast alle Länder allgemeine Dienstpflicht eingeführt haben, so bedeutet dies das Niederbrennen und Zerstören sämmtlicher Wohnstätten aller GehöfteGa naar eindnoot8, Dörfer und Städte. Alles Vieh wird als Kriegsbeute betrachtet und meistbietend mit anderen geplünderten Gegenständen zu Gunsten der beutemachenden Soldaten und der Staatskasse verkauft. Alle Frauen und Kinder werden als ‘Kriegsgefangene’ angesehen. Sie werden zu tausenden in besondern ‘Lagern’ interniert und stehen hier unter Aufsicht von Soldaten. Nahrung und Pflege dieser Gefangenen sind so bemessen, dass in kurzer Zeit ein Aussterben der jüngeren Generation herbeigeführt wird. Offiziere und Mannschaften dürfen die völlig in ihre Macht gegebenen weiblichen Personen zur Befriedigung ihres Geschlechtstriebes gebrauchen und sogar Kinder schänden. Jedes Verbrechen, Raub, Mord und Todschlag, kurz alles ist erlaubt, wenn es eben nur zur sofortigen oder allmähligen totalen Vernichtung des Gegners und seines Volkes dient. Hauptsache bleibt immer: Vertilgen, Ausrotten mit Stumpf und Stiel! So ungefähr sieht die Kriegsführung aus, die uns das humane | |||||||
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England in Süd-Afrika gelehrt hat. Es ist keine Uebertreibung, sondern lediglichGa naar eindnoot9 das ErgebnissGa naar eindnoot10 von Thatsachen, welche die Staaten durch stillschweigende Zustimmung, scheinbar wenigstens, anerkennen. Zu was wurde denn die Genfer Konvention geschlossen, zu was tagte die Haager Konferenz? Ist das alles nur eine Komödie, eine Farce, die Grossbritannien in schamloser Weise benutzt, um in höhnender Verachtung der unterzeichneten Bestimmungen auch allen anderen Völkern und Staaten seine grenzenlose Verachtung auszudrücken? Indessen sollte England nie vergessen, dass es bei seiner ewige Prahlerei mit seiner Stärke doch noch niemals den Mut des Starken gegenüber dem Starken gezeigt hat! Nur kleine schwache Nationen oder Stämme sind es gewesen, an denen es seine Ueberlegenheit erprobt hat; nur Schwache, Hilflose hat Grossbritannien den Ruhm vernichtet und zu Boden getreten zu haben. Bei mächtigen Völkern als Gegner war es feige, hinterlistigGa naar eindnoot11 und benutzte die gemeinsten Mittel seiner Politik, um zum Vorteil zu gelangen. Leider, leider ist es wahr, dass Frankreich und Deutschland, ohne es zu ahnen, Jahrhunderte hindurch gewissermassen Handlangerdienste für das perfide England geleistet haben. Hoffentlich wird das nun anders! Nicht nur Deutschland und Frankreich, nein, den Völkern des ganzen Kontinents sind durch diesen schändlichsten der Raubkriege, den Grossbritannien je geführt hat, die Augen geöffnet worden. Oder sind etwa die Segnungen, die England mit seiner Kultur und Civilisation zu bringen sich berufen lühlt, wirklich so gross, dass man sich danach sehntGa naar eindnoot12? Man schaue sich doch mal die Länder an, die bereits die Ehre gehabt haben, jene menschenfreundlichen Wohlthaten zu gemessen! | |||||||
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Missbrauch des Rechts und Auspressung waren die Ursache, dass s. Zt.Ga naar eindnoot13 die dreizehn Amerikanischen Kolonieen das Joch des englischen Mutterlands abwarfen. Canada, obwohl unter gleichen Umständen, that es nicht. Und hat man jemals etwas Hervorragendes von dort gehört? Von irgend einem kanadischen Staatsmann oder Feldherrn oder sonst etwas auf dem Gebiet der Wissenschaft und Litteratur, wie in Nord-Amerika? Nein, wenig oder gar nichts, Einstmals waren Barbados und Jamaica wichtige Kolonieen mit einem mächtigen Handel. Heute könnten sie beinahe von der Karte gestrichen werden. Und was ist aus Irland geworden? In früheren Jahrhunderten, als es selbständig war, blühte dort Wissenschaft und Kunst; auf Irlands gelehrten Schulen wurden Prediger und Redner herangebildet, welche die Heiden des Kontinents zum Christentum bekehrten. Heute, unter englischer Herrschaft, ist es ein Land der ‘Sümpfe und Spelunken’ geworden, ein Land des Verfalls und des Jammers, ohne Ehrgeiz, ohne Kraft. Nun aber gar das einst so hochkultivirte märchenhaft reiche Indien. Unter der nimmersatten britischen Beamtenpresse sind seine Bewohner, gedrückt und ausgesogen, heute darauf angewiesenGa naar eindnoot14, Opium zu erzeugen, damit England allmählig die Chinesen zu Grunde richten kann, während die Indier selbst aus Mangel am nötigsten Brodstoff zu tausenden Hungers sterben. Aehnlich steht es mit dem Pharonenland, Aegypten. Was hat es ihnen allen genutzt, Teile eines Reiches zu werden, das nichts anderes kennt, als die Welt auszupressen und auszusaugen. Durch die angemasste Protektorrolle ist es ja England zeitweilig gelungen, auf die übrige Welt verblüffend zu wirken. Aber jene Rolle war nur eine gleissnerischeGa naar eindnoot15 Maske, um die öffentli- | |||||||
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che Meinung zu bethörenGa naar eindnoot16 und ganz andere weniger reine Motive zu verbergen. Ja, bei näherem Zusehen, hat sich immer noch das, was als Humanität und Christenliebe der Menge vorgegaukelt wurde, ins vollständige Gegenteil verkehrt. Die Gegenwart kann aus dem Beispiel der Vergangenheit lernen. Die Völker des Kontinents wissen nun was ihnen bevorsteht und werden sich bei Zeiten vorsehen. Sie werden sich zusammenschliessen gegen eine Nation bezw. Regierung, die Treu-und Wortbruch, Gewalttätigkeit und Verbrechen sanctioniert. Und wie heute schon im Privatleben jeder Einzelne im Volk auf dem europäischen Festlande den Briten mit Hass und Abscheu betrachtet und auf jeden Engländer mit dem Finger zeigt: ‘das ist ein Mordbrenner und Mädchenschänder!’ so wird es auch allmählig im Staatsleben, in der Politik werden. ‘Gottes Mühlen mahlen langsam aber sicher.’ | |||||||
IX
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ren vorbereitet. Unter anderen zeigt dies der Rückgang der Bevölkerungszahl. So hatte z. B. 1841 Irland mehr als 8 Millionen Einwohner, dagegen heute, Dank der humanen segenreichen englischen VerwaltungGa naar eindnoot18 nur 4 1/2 Millionen. In den schottischen Hochländern sinkt die Zahl der Bevölkerung ständigGa naar eindnoot19. Die sogenannte ‘hochländischen’ Regimenter bestehen heute zum nicht geringen Teil aus Soldaten, die den englischen Stadten entstammenGa naar eindnoot20. Daher denn auch die militärische Unzulänglichkeit Englands. Vorbei sind die Zeiten, in denen die Hochländer und Irländer den Kern der britischen Infanterie bildeten. Ein anderes zu Tage tretendes Symptom ist der Rückgang der LandwirtschaftGa naar eindnoot21, die EinschränkungGa naar eindnoot22 des Ackerbaues wie in alten Rom. So sind z. B. seit 1870 in England 2 1/2 Millionen Morgen, die früher Ackerland waren, in Weideland umgewandeltGa naar eindnoot23 worden oder liegen brach. Seit demselben Jahre ist der Anbau von WeizenGa naar eindnoot24 von 36,890,000 Morgen auf etwaGa naar eindnoot25 die Hälfte, 18,450,000 Morgen zurückgegangen. Industrie und Handel allein können nicht glücklich machen. Aber auch damit ist es nicht sowie früher, und speziell hinsichtlichGa naar eindnoot26 Süd-Afrikas hat sich seit einigen Jahren eine erheblicheGa naar eindnoot27 Aenderung zu UngunstenGa naar eindnoot28 Englands erwiesen. Gelegentlich einer Parlamentssitzung äusserte einst ein englischer Lord: ‘Nicht mal ein Hufnagel darf in den Kolonieen angefertigt werden.’ Hiermit war der Grundsatz der echt kaufmännischen, rücksichtslosen Handelspolitik Grossbritanniens gekennzeichnet, nämlich, die Welt und die eigenen Kolonieen ausschliesslich mit den heimischenGa naar eindnoot29 Fabrikaten und IndustrieerzeugnissenGa naar eindnoot30 zu füttern, eine selbstständige Industrie in den Kolonieen zu ersticken und dadurch den Gewinn dem Mutterlande allein zukommen zu lassen. | |||||||
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Nach Süd-Afrika allein wurden von England und seine Besitzungen 1895 für mehr als 264 Millionen Mark Waren eingeführt, 1896 für etwa 350 und 1897 für etwa 364 Millionen Mark. Was von anderen Ländern importirt worden ist, belief sich in jenen Jahren nur auf ca. 20 bezw. 112 bezw. 117 Mill. Mark. Der britische Handel hat beständig zugenommen, indessen im letzten Jahre erheblich weniger als vorher, was der Vermehrung des Imports von anderen Ländern zugeschrieben werden muss. Dass hierbei Deutschland eine hervorragendeGa naar eindnoot31 Rolle spielt, unterliegt bei dem immensen AufschwungGa naar eindnoot32 seiner Industrie wohl keinem Zweifel, und wie für Süd-Afrika, so kommt es auch in BetrachtGa naar eindnoot33 für Transvaal. Wenn Grossbritannien auch noch immer an der Spitze der Länder steht welche Süd-Afrika mit Industrie-Erzeugnissen versorgen, so darf man sich doch nicht der Erkenntnis verschliessenGa naar eindnoot34, dass sein Prestige in dieser Hinsicht zu wanken begonnen hat. Im Jahre 1892 z. B. überstieg Englands Beteiligung an Einfuhrhandel nach Süd-Afrika 500 Millionen Mark. Die Vereinigten Staaten von Nord-Amerika lieferten Güter im Werte von 8 Mill. Mark Deutschlands Anteil betrug damals nur die geringe Summe von ca. 4 Mill. Mark. Während des Jahres 1897 dagegen importirte Grossbritannien nach Süd-Afrika Ware im Werte von mehr als 364 Mill. Mark, also nur etwa drei Viertel mehr als 1892. Andererseits aber kaufte Süd-Afrika von Nord-Amerika im Jahre 1897 fünf Mal so viel als 1892, nämlich für ca. 45 Millionen Mark und Deutschland hat seinen diesbezüglichen Handel im genannten Zeitraum nahezu vervierfacht.Ga naar eindnoot35 Frankreich, das früher nur mit 620,000 Mark figurierte, erscheint jetzt fast mit dreimal so viel. Jene Zahlen beweisen nicht nur, dass die Konkurrenz auf dem | |||||||
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Süd-Afrikanischen Markte bedeutend zugenommen hat, sie lassen auch deutlich erkennen, dass die neu aufgetretenen WettbewerberGa naar eindnoot36 stark und kräftig sind und bei einiger GeschicklichkeitGa naar eindnoot37 wohl geeignetGa naar eindnoot38 sein werden, das einstige Monopol John Bulls allmählich aber erfolgreichGa naar eindnoot39 auch dort zu brechen. In dieser Hinsicht war Süd-Afrika der wunde Punkt. Grossbritannien sah das VerhängnisGa naar eindnoot40 herannahen. Anstatt der Entwickelung der Dinge ihren ruhigen Lauf zu lassen, wurde durch einen freventlich heraufbeschworenen Krieg, in Erkennung der drohenden Gefahr, der ganzen Sachlage eine andere Wendung gegeben, und da wird es nun heissen: Entweder Alles oder garnichts. Was nun speziell Deutschland angeht, so sind deutsche Interessen in Transvaal und in Süd-Afrika grösser als man für gewöhnlich glaubt. Um nur eins anzuführen: In Transvaals Goldbergwerken arbeiteten vor Beginn des Krieges etwa 3000 Millionen Mark an europäischen Kapital. An diesem Betrage sind betheiligt
Ausserdem aber arbeiten in Transvaal ganz ausserordentlich hohe deutsche Kapitalien in Handel- und Bankgeschälten. Deutschland war auf dem besten Wege nicht nur in Transvaal, sondern in ganz Afrika festen Fuss zu fassen. Deutsche Arbeit, deutsche Ware, namentlich Maschinen waren gesucht; deutsche Arbeiter und Handwerker waren geschätzt. Dann darf nicht unbeachtet bleiben: Süd-Afrika und Transvaal sind noch junge in der Entwickelung begriffene Länder. Die Bedürfnisse steigen dort von Jahr zu Jahr in einer kaum geahntenGa naar eindnoot41 Weise. Dem deutschen Handel, der deutschen Industrie wäre ein reiches Feld eröffnet worden. | |||||||
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Der verhältnismässigGa naar eindnoot42 wenig entwickelte Ackerbau, die eigentlich erst in den letzten Jahren mehr zu Geltung kommenden GewerbeGa naar eindnoot43, das Fehlen grösserer selbständiger Industriezweige mit Ausnahme natürlich der Goldindustrie, dann aber vor allen Dingen das rapide Anwachsen der Bevölkerung durch die schnelle Zunahme der EinwanderungGa naar eindnoot44 seit Anfang der neunziger Jahre; sie alle mussten notwendig dazu führen, die Nachfrage nach Lebensmitteln und GebrauchsgegenständenGa naar eindnoot45 zu erhöhen und den Import dieser Sachen vom Auslande her von Jahr zu Jahr zu vermehren. So betrug z. B. der Wert aller nach Transvaal eingeführter Güter
Das war vor dem Kriege. Wie jene Ziffern aber steigen werden, kann man sich vorstellen, wenn man bedenkt, dass jetzt alles, aber auch alles darniederliegt. Angeblich sind drei Viertel sämmtlicher Farmen in Flammen aufgegangen; seit anderthalb Jahren ist kein Acker bestellt, kein Feld bebaut. Das, was vorhanden war, ist zerstört und verwüstet. Die HeerdenGa naar eindnoot46 sind fortgetrieben. Die Vorräthe längst aufgezehrt. Nach Beendigung des Krieges muss ja alles eigentlich erneut werden. Die Neubauten und Reparaturen von Eisenbahnen, Brücken, von Häusern und Wohnungen, der Bedarf an Kleidungstücken, die notwendige Zufuhr von Lebensmitteln (wenigstens in der ersten Zeit) dazu die Vermehrung der Bevölkerung durch ein dann sicher erfolgendes Wachsen des Einwanderungsstromes: alles das sind Factoren, die dem Handel und der Industrie eine grossartige Aussicht bieten. Es entsteht nur die | |||||||
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Frage, wem der Hauptanteil hierbei zufallen wird. Mit dem Vernichten der Burenrepubliken auf keinen Fall Deutschlands oder einem anderen Staate. England wird da das Nötige schon besorgen; es bleibt für uns der Zwischenhändler, der den gewaltigen Profit in die Tasche steckt, während wir mit dem geringen Lohn als Fabrikarbeiter abgefundenGa naar eindnoot37 werden ‘Made in Germany.’ Ohne Zweifel bildet Transvaal ein vorzügliches AbsatzGa naar eindnoot48 gebiet; das war es, und wird es wieder werden, und es hat sich wohl der Mühe gelohnt, sich dort einen Markt für die Producte der heimischenGa naar eindnoot49 Industrie zu sichern. Auch wenn der Löwengewinn von denen, die zuerst gekommen sind, schon weggeholt ist, so ist es doch noch nicht zu spät, zu einem Wettkampf in die SchrankenGa naar eindnoot50 zu treten. England selbst fängt an, einzusehen, dass Deutschlands Konkurrenz auf dem Weltmarkt mächtig erstarkt. England wird sich seiner FehlerGa naar eindnoot51 resp. derjenigen seiner Fabrikanten allmählig bewusst. Bei dem früheren Monopol, das es sich auf dem Gebiet des Welthandels erworben hatte, wurden die häufigen Klagender Konsumenten gleichgültig überhörtGa naar eindnoot52, wie z. B. über sorglose Ausführung der gegebenen Aufträge, langes Wartenlassen, ungenügende Verpackung für den überseeischen Versand, sodass die Sachen zerbrochen oder stark beschädigt am Bestimmungssorte ankamen, und dergl. mehr. Durch den Nachteil aber, den ein anderer Staat durch seine Fehler erleidet, kann Deutschland nur lernen, nota bene, wenn es will, und es kann aus fremden Erfahrungen seinen Vorteil ziehen. Wenn auch später mal von England Gleichberechtigung und gleiche Behandlung für Alle proclamiert werden sollte: das wird nur auf dem Papier stehen, das sind nur gleissnerischeGa naar eindnoot53 Worte eines Lügners. In Wirklichkeit wird es ganz anders sein. Da wird, wie gewöhnlich, unter der englischen Hochflut | |||||||
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jedes andere Element nicht nur in den Hintergrund gedrängt, sondern direct an die Wand gequetschtGa naar eindnoot54 werden. Grossbritannien hat schon so unzählige Male sein gegebenes und beschworenes Wort gebrochen, dass es geradezu ThorheitGa naar eindnoot55 wäre, seinen Versicherungen und VersprechungenGa naar eindnoot56 zu glauben. Der letzte Burenkrieg ist nur ein warnendesGa naar eindnoot57 BeispielGa naar eindnoot58 von tausenden. Videant consules! Namentlich uns Deutschen gegenüber wird der Brite den alten Hass und die gewohnte Verachtung bewahren. Er weiss nur zu wohl, der Deutsche ist, ausser dem Amerikaner, sein grösster Konkurrent. Wo England nur immer kann, wird es deutsche Interessen schädigen. Ueberall zeigt die Geschichte die hinterlistigenGa naar eindnoot59, scheinheiligen MachenschaftenGa naar eindnoot60 der englischen Politik gegen das Aufflammen deutscher Begeisterung. Das ewige Drohen mit der englischen Flotte, das geheime VerhetzenGa naar eindnoot61 der europäischen Staaten, das perfide Stiften von Zwietracht, das unbefugteGa naar eindnoot62 HineinmischenGa naar eindnoot63 in deutschen Angelegenheiten, das bekannte Gewerbe Englands, fremde Staaten mit Revolution zu bedrohen, wahrlich das alles hat uns schon genug an DemütigungenGa naar eindnoot64, Beschämungen und Nachteilen gebracht. ‘Diese Momente der Geschichte zeigen am deutlichsten, wie gefährlich der englische Einfluss ist, auch wenn er uns mit menschenfreundlichen Worten naht. Denn gerade in der deutschen EmpfänglichkeitGa naar eindnoot65 für englischen Rat liegt die grösste Gefahr!’Ga naar voetnoot(1) Zu jener Hinterlist und Heuchelei gesellt sich dann die Rohheit und Brutalität des masslosen DünkelsGa naar eindnoot66 der Nation, die sich selbst als die erste, die auserwählteGa naar eindnoot67 betrachtet. England hat stets gegen uns Partei ergriffen und uns Gefahr | |||||||
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und SchmachGa naar eindnoot68 bereitet. Wir Deutsche dort draussenGa naar eindnoot69 haben leider oft genug Gelegenheit gehabt, das kennen zu lernen. Wir wissen, was der Brite vom Deutschen hält, wie er ihn im Grunde seines Herzens hasst und verachtet. Er hasst ihn, weil er ihn fürchtet, er verachtet ihn, weil er seine Schwächen und MängelGa naar eindnoot70 kennt. ‘Er ist ja nur ein Deutscher’, diese geringschätzende höhnende Aeusserung hat man oft genug hören müssen. Nur wenn so ein frecher HallunkeGa naar eindnoot71 die deutsche Faust auf seinem Maulwerk spürte, dass er ein paar Zähne spuckte, dann kam er gekrochen wie ein Hund und bat um VerzeihungGa naar eindnoot72 und bot seine Freundschaft an. ‘Old fellow, come, let us have a drink!’ nur dann war alles gut. Das ist die einzige Manier, den Briten und die ganze britische Nation zu behandeln! Nur nichts gefallen lassen und sich ängstlich oder schwächlich zeigen! Schon im September 1900 wurde beim Gouverneur der Kapcolonie S. Milner, eine Petition eingereicht, alle Ausländer, namentlich aber die Deutschen, durch die Militärbehörden abschiebenGa naar eindnoot73 zu lassen um Platz für ‘Greater Britain’ zu bekommen. Bereits vor dem Kriege ist vielen deutschen Geschäftsleuten der Boykott angedroht worden. Dass aber nach dem Kriege die deutschen Unterthanen in eine noch viel schlimmere Lage geraten, als vorher, ist als sicher anzunehmen. Nimmt man hierzu das beständige HetzenGa naar eindnoot74 der englischen Presse gegen alles was Deutsch ist, das fortgesetzte Schimpfen und Verhöhnen, Schmähen und Lästern in den Tagesblättern und selbst im Parlament, dann kann man dem Deutschen seinen StossseufzerGa naar eindnoot75 nicht verargenGa naar eindnoot76: ‘Herrgott, beschütze mich vor diesen Freunden!’ Es giebt politische Gründe in Hülle und FülleGa naar eindnoot77, die uns wahrlich diese Freundschaft - wenn übrigens jemals eine solche bestanden hat - gründlich verekeln könnenGa naar eindnoot78 | |||||||
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Gott sei Dank hat der schamlose Raubzug Englands gegen die Buren in dieser Hinsicht bei dem Volke seine Wirkung nicht verfehltGa naar eindnoot79. Das deutsche Volk weiss, dass mit dem Vernichten der beiden Burenstaaten thatsächlichGa naar eindnoot80 ein Bollwerk des Deutschtums verloren geht, eine Basis, auf welcher deutsche Interessen allmählich hätten aufkeimen und erstarken können, gegenüber, den polypenartig aufsaugenden Einflüssen Englands. Das deutsche Volk fühlt instinctiv die drohende Gefahr für die deutschen Besitzungen in Afrika. Mit Wehmuth sieht das deutsche Volk das heldenhafte RingenGa naar eindnoot81 seiner niederdeutschen Stammbrüder gegen die Uebermacht des verhassten Grossbritanniens. Und wenn sonst immer soviel von Stammesverwandtschaft und Zusammengehörigkeit, und von der bindenden Kette der Verwandtschaft und Freundschaft und mehr dergleichen hochtönenden Sachen gesprochen wird, warum nicht hier bei den Buren, die wir doch mit FugGa naar eindnoot82 und Recht als unseren Bruderstamm bezeichnen können? Der greise Präsident Krüger hat gelegentlich seines letzten Besuches in Frankreich den Ausspruch gethan: ‘Die Buren setzen sich zusammen aus Holländern, Deutschen und Franzosen.’ Von der Presse wurde die Aeusserung damals verschiedenartig aufgefasst und besprochen. Thatsache ist, dass hiermit von einem echten Vertreter des Burenvolkes seit langer Zeit zum erstenmale wieder die deutsche Stammesverwandtschaft in Erinnerung gebracht worden ist. Und wie das Oberhaupt des Transvaalstaates selbst, so weist auch jeder Bur gern mit Stolz auf die Zusammengehörigkeit mit der deutschen Nation hin. |
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