Germania. Jaargang 4

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Vlamsche Chronik

Es regt sich in erfreulicher Weise unter der vlamischen Bevölkerung mehr und mehr das Gefühl ihres Rechtes auf öffentliche Anerkennung und amtliche Anwendung ihrer Sprache. Im Antwerpener Gemeinderat, der in der Abwesenheit des Bürgermeisters von Rijswijck unter dem Vorsitz des Walen Desguin neulich zusammentrat, erhob ein Mitglied, der Waalsche Kammerabgeordnete für Antwerpen Dr. Terwagne Klage darüber, dass die Tramgesellschaft ihre Bekanntgebungen und Aufschriften ausschliesslich auf Französisch abfasst. - In Brügge wurde durch öffentliche Plakaten dem Gefühl der Kränkung Ausdruck gegeben, da in der vlamischen Stadt Brügge, die Ausstellung vlamischer Künstler vom König auf Französisch eröffnet wurde. Dies wird als eine Beleidigung hingestellt.

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Prinz und Prinzessin Albert, dieser in grosser Uniform eines Obersten des Grenadierregiments, haben am 4. Juli ihren feierlichen Besuch der Stadt Brügge gemacht. Wir hatten so eben Anlass, auf die Kränkung zu weisen, welche die Brügger Bevölkerung bei dem auffälligen Französischreden des Königs empfunde hatte. Jetzt hat der Prinz und seine jugendliche Gattin wahrnehmen können, dass in der vlamischen Volksseele ein Bedürfnis vorherrscht, seinen Fürsten durch seine Sprache näher treten zu können. In den mit lieblichem Grün festlich geschmückten Strassen prangte überall auf vlamisch ein herzlich ‘Welkom onzen Prins en onze Prinses’. Die Begrüssung seitens der tausendköpfigen Menge war begeistert. Als aber die Nachricht nach aussen drang, der Prinz hätte eine kräftige, fliessende vlamische Rede gehalten, da wuchs die Begeisterung zum Jubel. Als dann durch 2500 Schulkinder auf dem grossen Markt 5 vlamische Lieder unter Schwenken von kleinen belgischen und bayerischen Fähnchen ausgeführt wurden, gestaltete sich die Feier zu einem unvergesslichen Bild. Man hätte nie geglaubt, dass in dem toten Brügge noch so tief und unbändig das vlamische Leben pulsierte.

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Etwa einem Dutzend Pfarrer in vlamischen Gemeinden Nordfrankreichs ist das Gehalt gesperrt, weil sie den Katechismus den Kindern in ihrer Muttersprache beibrachten; eine weitere Anzahl Geistlicher soll von demselben Schicksal bedroht sein. Die ‘Croix du Nord’ behandelt die Fälle und führt aus: ‘Man spricht da von Patriotismus; seit wann hindert denn die vlamische

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Sprache daran, ein guter Patriot zu sein? Sind die jungen Männer aus Flandern keine ausgezeichneten, ja mit die besten Soldaten, gleich den Bretonen, weil sie treu an ihrem Glauben hängen! Ohne Zweifel hängen unsere Vlamen noch zu sehr an ihrer Religion; das ist die eigentliche Ursache jener gehässigen Verfolgungen, jener heimlichen Ausfragerei, wobei die Emissäre der Präfectur insgeheim die kleinen Kinder ausfragen oder die gutmühtigen Bauern überrumpeln, um ihnen eine Angeberei gegen ihren Pfarrer zu entlocken.’ Frankreich treibt also die Sprachenpolitik ungleich schärfer und härter, als Preussen in Posen, ohne dass von den Franzosenfreunden derselbe Entrüstungsrummel insceniert wird, wie bei der deutschen Polenpolitik.

L.N.N.

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Mit Stolz und Freude erfüllt es die Vlamen und uns dass der unlängst mit dem ersten Preis gekrönte Künstler in dem Staatswettstreit für den ‘Preis von Rom’ ein junger Vlame ist aus Temsche bei Antwerpen, ein Leser und Förderer der ‘Germania’ Triphon De Smet. Der vielversprechende Baukünstler unternimmt jetzt auf Staatskosten eine dreijährige Studienreise, wovon zwei Jahre vorschriftsmässig in Rom und Italien zu verbringen sind. Das 3^te wird, wie wir vernehmen Deutschland und dem Norden gewidmet werden, Dank dem Einfluss unse es Mitarbeiters und Freundes Hinderdael und des opferwilligen, längstbewährten Förderers aller vlamischen Bestrebungen, des Hrn. Mensing beide ebenfalls aus Temsche. Wir hegen die schönsten Hoffnungen von der glücklichen Begabung des Preisgekrönten zum erhöhten Glanze unserer einheimischen Kunstentwicklung und zur Förderung der germanischen Richtung derselben, für welche ‘Cermania’ seit ihres Entstehens treu gekämpft hat.

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Wie wir schon mit tiefem Leidwesen meldeten werden die Vlamen das herrliche Fest der Goldenen Spornenschlacht in politisch gesonderten Parteien feiern. Es ist dies zu bejammern, bestätigt aber den unverwüstlich-germanischen Charakterzug der Vlamen. Sie sind Germanen geblieben mit all deren Tugenden aber auch deren Fehlern; das eine geht halt ohne das andere nicht. Dennoch wirkt es erfreuend dass im ganzen Vlamenland, in hunder ten Städten und Dörfern, von der Hauptstadt bis zur kleinsten Gemeinde, das weltgeschichtliche Ereignis begelstert gefeiert wird und in der vlamischeii Bevölkerung das schlummernde Volksbewusstsein wieder geweckt und zum unzweideutigen Ausdruck gebracht wird.