Germania. Jaargang 4
(1901-1902)– [tijdschrift] Germania– Gedeeltelijk auteursrechtelijk beschermdKann Grossbritannien seine heutige Übermacht zur See dauernd behaupten?
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Nachfolger Lord Hamilton im Parlament, und seine Worte fanden auch bei der Opposition begeisterten Beifall. Die Aussprüche der beiden Minister bedeuten Marksteine der leitenden Marinepolitik Grossbritanniens. Seit Nelsons siegreichen Tagen, in welchen vor einem Jahrhundert Grossbritanniens absolute Seebeherrschung begründet wurde, hatte England die Stärke seiner Flotte nur im Hinblick auf Frankreich, seinen alten Rivalen zur See, bemessen, und dieser Massstab galt noch zu des erstgenannten Ministers Zeit. Die Bewegung zu Gunsten einer grösseren Flotte war damals aber schon im Entstehen begriffen; sie breitete sich bald weiter aus, betonte, dass nicht mehr auf Frankreich allein BedachtGa naar eindnoot5 genommen werden dürfe, sondern auch auf Russland, wies auf das Entstehen neuer Marinen in Deutschland und Italien hin und verlangte, die englische Flotte stärker als die der beiden nächstgrössten Seemächte auszubauen. Die Folge der aus dem Volke heraus immer ungestümerGa naar eindnoot6 geführten Agitation war die offizielle Annahme des geforderten ‘Zweimächte-Massstabs’ oder ‘two power Standard’, welchen Lord Hamilton mit obigen Worten zuerst öffentlich anerkannte, als er zur BethätigungGa naar eindnoot7 der neuen Marinepolitik das grosse Flottengesetz von 1889 einbrachte. Dieser sogenannte Naval Defence Akt forderte den beschleunigtenGa naar eindnoot8 Bau von nicht weniger als 70 Schiffen, darunter 10 SchlachtschiffeGa naar eindnoot9. Der Bestand an Linienschiffen und Grossen Kreuzern der grössten Seemächte war um jene Zeit folgender: | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Linienschiffeim Jahre 1889 fertig oder im Ausbau (vom Stapel gelaufen):
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Grosse KreuzerIm Jahre 1889 fertig (vom Stapel gelaufen):
Diese Gegenüberstellung zeigt eine so erhebliche UeberlegenheitGa naar eindnoot10 der englischen (ausschlaggebenden) Linienschiffsflotte über die französisch-russische, dass die begehrte enorme Flottenvermehrung Englands näherer Aufklärung bedarf. Infolge der vorerwähntenGa naar eindnoot11 Agitation hatte sich die Admiralität veranlasst gefühlt, im Jahre 1888 durch grosse Seemanöver praktisch zu erprobenGa naar eindnoot12, wie weit das Inselreich und sein Seehandel vor etwaigenGa naar eindnoot13 feindlichen AngriffenGa naar eindnoot14 gesichert sei und insbesondere die für blockierende GeschwaderGa naar eindnoot15 notwendige Stärke zu untersuchen. Der Auffassung altbewährterGa naar eindnoot16 englischer Seestrategie entsprechendGa naar eindnoot17, ging man von dem Gedanken aus, dass im Falle eines Krieges die feindlichen Hauptgeschwader noch vor ihrem Auslaufen aus den Heimatshäfen in denselben blockiert werden müssten, um jeglicher feindlichen Ueberraschung an die eigenen Küsten vorzubeugenGa naar eindnoot18. Die Manöver ergaben nun, dass das Blockieren seit Einführung des Dampfes und der Torpedoboote (zumal in ErmangelungGa naar eindnoot19 der damals noch nicht existierenden Schnellfeuergeschütze) ausserordentlichGa naar eindnoot20 viel schwieriger geworden war als zur Zeit der Segelschiffe. Damals konnte ein Blockadebruch nur bei günstigem Winde unternommen werden, während der übrigen Zeit konnten die blockierenden Schiffe sich ausruhen; jetzt aber mussten diese bei Tag und bei Nacht, bei jedem Wind und Wetter in steterGa naar eindnoot21 Erwartung eines Angriffs oder Durchbruchs der Eingeschlossenen ununterbrochen angestrengtGa naar eindnoot22 wachsam sein. In AnbetrachtGa naar eindnoot23 solcher nerven- | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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zehrenden Thätigkeit konstatierte die die ManöverergebnisseGa naar eindnoot24 feststellende Kommission, dass die Stärke der Blockadeflotte zur blockierten sich mindestens wie 5: 3 bezügl. ihrer Linienschiffe verhalten und dass ebenso viel Kreuzer wie Schlachtschiffe zu deren Unterstützung vorhanden sein müssten. Um die englische Flotte unter BerücksichtigungGa naar eindnoot25 dieser Erfahrungen und der vorerwähnten strategische Gesichtspunkte auf eine den beiden nächst grössten Seemächten überlegeneGa naar eindnoot26 Höhe zu bringen, dazu gehörten allerdings sehr viel mehr Schiffe, als die englische Flottenliste von 1889 aufwies. Der Naval Defence Akt fand daher auch allgemeine freudige Annahme, und zum Erstaunen der Welt wurden die bewilligten 70 Schiffsbauten in der festgesetzten Zeit von nur 5 Jahren pünktlich erledigtGa naar eindnoot27. Angesichts der aussergewöhnlichen britischen Rüstungen hatte man sich inzwischen aber auch in Frankreich und Russland einer regerenGa naar eindnoot28 Schiffsbauthätigkeit gewidmet; ausserdem war in den Vereinigten Staaten und Japan der deutliche Anfang zur Schöpfung einer starken modernen Marine zu bemerken, so dass die unternommenen AnstrengungenGa naar eindnoot29 in England noch nicht das beruhigende Gefühl absoluter Seeherrschait ergaben. Noch vor Durchführung des Naval Defence Akt sah man sich zu einem neuen Bauprogramm veranlasstGa naar eindnoot30, dem alljährlich weitere Schiffsbauten folgten. Jenes Flottengesetz sollte somit nur das erste GliedGa naar eindnoot31 in der Kette einer mit eiserner Energie und ungeheuern Mitteln bis in die GegenwartGa naar eindnoot32 durchgeführter Seerüstung Englands bildenGa naar eindnoot33, dessen Marinebudget infolgedessen von 293 Millionen Mark im Jahre 1898 auf 652 Millionen im Jahre 1901 stetig angeschwollen ist. Es drängt sich nun die Frage auf, ob oder wie weit Grossbritannien sein Ziel erreicht hat, welches es zur Sicherung seiner | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Weltherrschaft seit 12 Jahren so unermüdlich glaubt anstreben zu müssen. Antwort darauf giebt eine BetrachtungGa naar eindnoot34 der Stärkevergleiche, welche nachstehend in Zahlen gestellt sind, wobei zu bemerken ist, dass nicht die Anzahl Schiffe, sondern deren Deplacement den richtigen Massstab bildet. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Linienschiffe, am 1.1. 1902 fertig
Obige Uebersicht ergiebt, verglichen mit der von 1889, dass die englische Linienschiffsflotte (und diese bildet bekanntlich den entscheidenden Faktor der Marinen) gegenüber der französisch-russischen nur sehr wenig gewachsen, gegenüber der deutsch-französisch-russischen sogar zurückgeblieben ist. Wenn nun, um das moderne Material heraus zu schälen, diejenigen Schlachtschiffe ausgeschieden werden, welche älter als 15 Jahre nach erfolgtem Stapellauf sind, so erhält man folgende Zusammenstellung: | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Linienschiffe, fertig am 1. 1.1902
Hieraus erhellt nur noch eine geringe Ueberlegenheit des Gesamtdeplacements der englischen Schlachtschiffflotte über die des Zweibundes und eine erhebliche UnterlegenheitGa naar eindnoot36 derselben unter derjenigen der drei Kontinentalmächte. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Jedenfalls muss die Frage, ob England sein im Jahre 1889 sich gestecktes Ziel, die absolute Ueberlegenheit über die zwei nächst grössten Seemächte, inzwischen erreicht hat, in dem Mass wie es dieselbe anstrebte, verneintGa naar eindnoot37 werden. In England selbst giebt man sich darüber auch keiner TäuschungGa naar eindnoot38 hin, und mancherlei Anzeichen-noch vor dem südafrikanischen Kriege - deuten darauf hin, wie man nicht ohne Besorgnis bezüglich der britischen Seeherrschaft in die Zukunft blickt. Und das ist erklärlich! Sind wir doch in ein Zeitalter früher ungekannten Drängens aller Völker nach Seegeltung und Seemacht gekommen, in eine Aera allgemeiner Seerüstungen, wie sie die Welt in dem Umfang noch nie gesehen hat. Kein Wunder, wenn der Hinblick auf die fieberhafteGa naar eindnoot39 Schiffbauthätigkeit der Vereinigten Staaten und Russlands, auf die jüngsten Flottengesetze Deutschlands und Frankreichs, sowie auf das Eintreten Japans in die Reihe der Seemächte dem InselreichGa naar eindnoot40 als ein Streben jener Völker erscheint, an den Segnungen der Freiheit der Meere immer geschäftigerenGa naar eindnoot41 Anteil zu nehmen, ohne Gefahr laufen zu müssen, sich dem GewaltspruchGa naar eindnoot42 einer alles beherrschenden Seemacht nach deren Gutdünken unterwerfen zu müssen. Kann England demgegenüber seine Ueberlegenheit zur See überhaupt dauernd so mächtig erhalten wie heute? Das wird nicht nur davon abhängen, ob Grossbritanniens Reichtümer weiterlaufende Erhöhungen des schon so angeschwollenen Marinenhaushaltes gestatten werden, sondern mindestens ebenso sehr von der Leistungsfähigkeit seiner Kriegsschiffbau-Technik und - last not least - von der Bemannungsfrage einer noch wesentlich grösseren Flotte. Im Vertrauen auf seine Ueberlegenheit zur See unternahm das englische Weltreich, unbekümmert um die daraus erwachsen- | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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den Antipathien aller Kulturvölker, den Kampf gegen die kleinen Bauernrepubliken, zu welchem es Hunderttausenden seiner Soldaten und ungeheures Kriegsmaterial mehr als 6000 Seemeilen weit über die Ozeane sehicken musste. Der heldenhafte, lange Widerstand der Buren und ihre Erfolge über das zehnfach grössere englische Heer haben die Schwäche der britischen Wehrkraft zu Lande so deutlich in die Erscheinung gebracht, dass die Notwendigkeit einer gründlichen Reorganisation und bedeutenden Vermehrung der Armee für die nächste Zeit als erste Pflicht zur Selbsterhaltung des britischen Weltreichs in England anerkannt worden ist. Was immer dafür geschehen möge, jedenfalls müssen zu den enormen Kosten des Feldzuges, grosse Ausgaben für die Armee kommen - und die sind für die Marine verloren. Infolgedessen wird das Flottenbudget bis auf weiteres schwerlich noch sehr anwachsen können. Was die Frage der technischen Mittel anbelangt, so zeigt ja allerdingsGa naar eindnoot43 die ThatsacheGa naar eindnoot44, dass Englands Schiffbau 3/4 des WeltbedarfsGa naar eindnoot45 deckt, die ungeheure Ueberlegenheit seiner maritimen Hilfsmittel. Anderseits ist aber auch erwiesen, dass die englischen Kriegsschiffbauwerke angesichts der grossen an sie gestellten AnforderungenGa naar eindnoot46 einstweilenGa naar eindnoot47 jedenfalls an der Grenze ihrer LeistungsfähigkeitGa naar eindnoot48 angelangt sind. Seit Jahren schon konnten weder die Werften noch die Panzerplattenwerke oder die Geschützfabriken rechtzeitig die Bestellungen liefern, so dass die Schiffe von ihrer Stapellegung bis zur Fertigstellung sehr viel länger gebrauchten als früher und neubewilligte Schiffe bis zu ihrem Baubeginn teilweise über ein ganzes Jahr lang warten mussten. Die Bauzeite für Linienschiffe sind von 2-2 1/2 auf 4-5 1/2 Jahre, also um das Doppelte gestiegen. Ende 1901 warten noch neun Panzerschiffe (3 Linienschiffe und 6 Panzerkreuzer), bewilligt im Frühling desselben Jahres, auf ihren | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Baubeginn; was nützen da einstweilen weitere Neubewilligungen an Schiffen? Schliesslich die Besatzungsfrage! Dank der jährlichen Vermehrungen um 3000-4500 Mann ist das aktive englische FlottenpersonalGa naar eindnoot49 von 65,000 Mann im Jahre 1889 auf 118,000 im Jahre 1901 gestiegen; auch wurden die Reserven vermehrt; jedenfalls ist England heute noch durchaus befähigt, seine Kampfschiffe im Mobilmachungsfalle in der erforderlichenGa naar eindnoot50 Stärke zu besetzen. Ob das aber bei weiterer schneller Schiffsvermehrung; zukünftig auch noch der Fall sein würde, ist mehr als zweifelhaft. Besondere Schwierigkeiten macht das Erhalten ausreichenden und tüchtigen Maschinen-und Heizer-Personals, sowie die Beschaffung einer hinlänglichenGa naar eindnoot51 Reserve an Seeleuten für den Fall eines länger währenden Krieges. Die englischen Matrosen ergänzen sich lediglich aus freiwillig eintretenden Schiffsjungen, welche 10-12 Jahre in der Marine zu dienen haben. Sicherlich gewährleistetGa naar eindnoot52 dieses System der Rekrutierung ein gleichmässig und vortrefflich durchgebildetesGa naar eindnoot53 Personal, hat aber bedenkliche Schattenseiten. Einerseits wird das Angebot an Schiffsjungen der Nachfrage bei steigendem BedarfGa naar eindnoot54 nicht ausreichend entsprechenGa naar eindnoot55, anderseits ergiebt es eine völlig ungenügende Anzahl von Reservemannschaften, da die meisten Leute als Matrosen, Unteroffiziere oder Deckoffiziere nach ihrer ersten vertragsmässigeirGa naar eindnoot56 Dienstzeit in der Marine weiter verbleiben. Wie steht es nun bezüglich der besprochenen Schwierigkeiten, die sich in England einer schnelleren Flottenvermehrung entgegenstellen, anderseits in Frankreich, Russland, Deutschland und die Vereinigten Staaten? Was den geldpunkt anbelangt, so brauchen irgendwelche zwei Staaten, um ihre verbündete Flotte einer dritten ebenbürtig zu | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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gestalten, einzeln natürlich weniger auszugeben, als die dritte Macht allein. Der Kriegsschiffbau ist in den in RedeGa naar eindnoot57 stehenden vier Staaten zu sehr gesunder BlüteGa naar eindnoot58 gelangt und in kräftiger Fortentwicklung begriffen, in den Vereinigten Staaten z. Zt. freilich auch überlastet. In Deutschland dagegen beweist die glatte durchführung des Flottengesetzes, dessen Schiffe zum Teil schneller fertig werden konnten, als verlangt wurde, sowie eine ganze Reihe von in Bau befindlichen schiffsbautechnischen NeuanlagenGa naar eindnoot59, dass hier noch bedeutend mehr geleistetGa naar eindnoot60 werden könnte. Die Bemannungsfrage endlich kommt nur für die Vereinigten Staaten, da allerdings auch bedenklich in PetrachtGa naar eindnoot61, in den drei Ländern der allgemeinen Wehrpflicht unter richtiger Ausnützung derselben kaum. Hier handelt es sich nur um eine genügend schnelle Heranbildung von Offizieren und Unteroffizieren, und das ist lediglich eine Frage der Zeit. Aus alledem dürfte sich die SchlussfolgerungGa naar eindnoot62 ziehen lassen, dass Grossbritannien auf die Dauer sein Ausschlaggebendes Flottenmaterial nicht mehr, wie heute noch, in Höhe der beiden nächstgrössten Seemächte wird halten, geschweigeGa naar eindnoot63 denn angesichts der drei nächstgrössten Flotten seine absolute Seeherrschaft wird behaupten können. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
SchlusswortIn der vorstehenden Abhandlung haben wir für die Stärkevergleiche der besprochenen Flotten deren Deplacements an ausschlaggebenden Linienschiffen unter Berücksichtigung ihres Alters zu Grunde gelegt. Das ist auch für allgemeine Vergleiche dieser Art das einfachste und zuverlässigsteGa naar eindnoot64 Mittel, da ein Schiff, je grösser es ist, um so mehr dem Bestreben seiner Erbauer nach einem Maximum an Angriffs- und Verteidigungskraft zu entsprechenGa naar eindnoot65 im stande ist, und der Stand der Schiffbau- und | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Waffentechnik als ziemlich gleichwertig in allen grösseren Seestaaten angenommen werden kann. Die VersucheGa naar eindnoot66, den Gefechtswert der einzelnen Schiffe mathematisch genau zu berechnen, wie es unzählige Male in allen Marinen versucht worden ist, haben niemals einwandfreieGa naar eindnoot67 Resultaten ergeben, sondern für die praktische Beurteilung mehr oder weniger irreführendGa naar eindnoot68 sich erwiesen. Was unberücksichtigtGa naar eindnoot69 bei unsern Betrachtungen geblieben, das ist die Beurteilung der Tüchtigkeit des Personals der verschiedenen Marinen. Zweifellos kommt auf den Grad der Ausbildung und der Disziplin der Besatzungen, insbesondere auch auf die taktische und strategische Leistungsfähigkeit der Offiziere ausserordentlich viel an - aber man frage einen Offizier irgend einer Nation, wird er nicht mit Ueberzeugungstreue behaupten, in seiner Marine sei das beste Personal? Und wer könnte ihm das Gegenteil beweisen? Der grösseren seemännischen VeranlagungGa naar eindnoot70 auf der einen Seite steht vielleicht eine grössere militärische auf der andern ausgleichendGa naar eindnoot71 gegenüber, der höheren Findigkeit und Intelligenz des einen ErsatzesGa naar eindnoot72 die längere Dienstzeit des andern, einer längeren Dienstzeit eine intensivere Ausbildung, einer hervorragendenGa naar eindnoot73 Fixigkeit erhöhte AusdauerGa naar eindnoot74, grösserem Pflichtgefühl unternehmenderer Wagemut u.s.w. Man handelt also nur klugGa naar eindnoot75 und gerecht, für allgemeine Stärkevergleiche der vorliegenden Art die Tüchtigkeit der Besatzungen auf gleicher Stufe stehend anzunehmen - und genau so muss man über ihre Disziplin urteilen, sowie schliesslich auch über die Schlagfertigkeit der einzelnen Marinen. Jedenfalls hat die englische Flotte bei ihren verhältnismässig zahlreichen Indiensthaltungen von Schiffen einen sehr hohen Grad von Schlagfertigkeit erreicht, die kriegerische Tüchtigkeit ihrer Besatzungen, zumal die taktische Ausbildung der Offiziere, | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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ist infolge der langen Dienstzeit und der alljährlichen Schulung in kriegsmässigen Manövern grössten Stiles eine bedeutende und die Disziplin derjenigen anderer Marinen keineswegs nachstehend. Zieht man endlich als hochwichtige Hilfsmittel moderner Seekriegführung noch das über die ganze Erde spinnwebenartig ausgedehnte Netz englischer Telegraphkabel und Kohlenstationen in Betracht, so lässt sich nicht leugnen, dass Grossbritanniens Marine - wenn sie auch keine sichere Aussicht auf absolute Seeherrschaft über alle Welt mehr zu haben scheint - heute doch noch auf jener stolzen Höhe steht, von welcher herab sein erster Seelord Earl of Northbrook die eingangsGa naar eindnoot76 zitierten hochmütigen Worte sprechen konnte - sicherlich noch ein höchst gefährlicher Feind zur See selbst für vereinigte Nationen, ein übermächtiger für jede einzelneGa naar eindnoot77. Daran sollten alle Frieden und Freiheit liebenden aufstrebendenGa naar eindnoot78 Seestaaten bei der Bethätigung ihrer weiteren Marinepolitik in erster Linie denken! Ga naar eindnoot35 |
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