Germania. Jaargang 4
(1901-1902)– [tijdschrift] Germania– Gedeeltelijk auteursrechtelijk beschermd
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Die Skandinavier und die germanische Zukunft
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natschrift und ihr unbeholfener Leiter können nicht als die stimmungsvollste Resonanz für die vorzugsweise wirtschaftspolitische und marinestrategische Zukunfstmusik des allgermanischen Rassengedankens gelten. Doch in Ermangelung von etwas Besserem kann man diese Kreise als Stimmungsableger der offentlichen Meinung des Jungdänentums behandeln. ‘Wenn ihr glaubt, wir nähmen eure rechte Hand, während ihr mit der linken unsere Brüder in Nordschleswig vergewaltigt, haltet ihr uns doch für gar zu minderwertig, als dass wir Lust verspürten, uns mit euch zu versöhnen!’ - so lässt sich wohl der jungdänische Standpunkt gegenüber dem alldeutschen festnageln. ‘Unseres Wissens wenigstens unterstützt ihr mit Rat und That die preussische Regierung, wie sie die Kulturbestrebungen der nordschleswigschen Bauern (Rede- und Schulvereine, Volksbüchereien) verfolgt! Warum lasst ihr denn eure deutsche Bruderliebe an uns nur in Friedensworten aus und nicht in Friedenshandlungen? Ferner - wozu nennt ihr denn eure Richtung “allgermanisch”, wenn sie fast hauptsächlich gegen Germanen, nähmlich die Engländer zielt? Endlich - die Botschaft hör' ich wohl, allein mir fehlt der Glaube! Wenn ihr uns wirklich nicht einverleiben wollt, so werden wir auch auf friedlichem Wege - langsam, aber gleich sicher - eingedeutscht. Wir wollen keine Deutschen sein, wir wollen Dänen bleiben!’ Diesen Einwenden hatte ich im persöhnlichen Verkehre mit einzelnen Dänen zu begegnen und ich wiederhole das hier im Zusammenhange. In unseren Tagen ballen sich drei Weltreiche zusammen, welche die anderen Staaten, Grossmächte wie Kleinstaaten, an die Wand zu quetschen drohen, das kaiserlich britische, das russisch-sibirische, das nord- oder allamerikanische. Prallen einmal zwei dieser Kolosse auf einander, so werden alle Kulturstaaten erbeben in ihren Grundfesten. Der Zar und der Kaiser von Indien beherrschen zusammen ein Drittel der be- | |
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wohnten Erdoberfläche. Schon werfen die Yankees ihre Blicke auf Mechiko, Kolumbien und Venezuela, wohl auch auf Grönland und Island, vielleicht auch bald auf Holländisch-Hinterindien. Roosevelt schickt sich an, die amerikanische Flotte zur zweitstärksten der Welt auszubauen. In dem noch nicht wahrscheinlichen Falle, dass England die Buren dauernd unterpflügt, wird es an den Aufkauf von Portugiesisch-Afrika schreiten. ‘Die Kleinen werden immer schwächer und die Grossen immer stärker werden.’ Diese riesigen Staatengebilde beginnt nun in unserer vorwiegendGa naar eindnoot1 wirtschaftlichGa naar eindnoot2 gerichteten Zeit das Streben zu beseelen, sich durch hohe ZollschrankenGa naar eindnoot3 nach aussen abzuschliessen und zu festgefügten Wirtschaft komplexen auszuwachsen. In dieser Entwicklung stehen wir noch mitten, aber es ist klar, siegt erst in England der ‘britische Reichsgedanke’, so wird er Dänemark zunächst einen schweren wirtschaftlichen Schlag versetzen. Dänemarks Warenumsatz mit dem Auslande geschieht zu 3/5 der Masse, 2/3 des Wertes mit Deutschland und England zusammen. Die zwischen dem Deutschen Reiche und Dänemark umgesetzte Waresmasse beträgt nicht ganz die Hälfte der zwischen Dänemark und England umgesetzten, der Wert, jedoch des deutsch-dänischen bzw. dänisch-englischen UmsatzesGa naar eindnoot4 ist annäherend der gleiche. Ein Teil des dänischen Umsatzes nach Deutschland ist Durchgangshandel, besonders wird dänisches Vieh über Hamburg nach England verkauft. Hamburg kann als VorortGa naar eindnoot5 des gesamten nordischen Handels gelten. Die dänische Einfuhr an Kaffee, Taback, Manufakturund Metallwaren komt wesentlich aus Deutschland; die Spielwaren beziehen die Dänen fast sämtlich von hier, ‘Nürnberger Kram’, wie sie diese höhnend nennen. Ihr Viehhandel geht fast ausschliesslich nach Deutschland. Dagegen macht ihre vorzügliche Butter - der GegenstandGa naar eindnoot6 des grössten völkischen | |
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Stolzes für alle Dänen - den Löwenanteil am dänisch-englischen Umsatze aus. ‘Dänemark lebt von der englischen Butter’, pflegt man zu sagen. Die deutsch-russische Zollkriege haben einen bedeutenden Durchgangshandel mit fremdem GetreideGa naar eindnoot7 nach Kopenhagen gespielt. Jedenfalls ergiebt sich aus alledem, dass die Dänen auf Deutschland angewiesen, ihm wirtschaftlich ausgeliefert sind, sobald einmal die britische Reichspartei ans Ruder kommt und England mitsamt seinen SiedelungenGa naar eindnoot8 durch hohe SchutzzollmauernGa naar eindnoot9 von der übrigen Welt absperrtGa naar eindnoot10. Dieser Einsicht verschliessen sich denn auch verständige dänische Wirtschaftspolitiker nicht. Schon jetzt begegnet man in den Handelskreisen Dänemarks Neigungen zum Zollbündnis mit dem deutschen Reiche. Ist ein solches wirtschaftliches Bündnis einmal abgeschlossen, so liegt die Erweiterung zu einem politischen Schutzbündnis doch nicht mehr so weitab vom Wege. Dieses würde dahin zielen, beide Teile gegen englische und russische UebergriffeGa naar eindnoot11 handelspolitischer und seestrategischer Natur zu decken. Ueber die Möglichkeit einer Wiederholung der englischen Friedensbrüche von 1801 und 1807 - der sittlich empörendsten LeistungGa naar eindnoot12 unter den vielen britischen Leistungen dieser Art - scheint sich kein Mensch im Dänenland recht klar zu sein. Die dänische diplomatie hat sich selten durch GewandtheitGa naar eindnoot13 bemerkbar gemacht. Vielmehr hat sie die ThorheitGa naar eindnoot14 begangen, das deutsche Reich seit 1887 durch Befestigung Kopenhagens zu reizen, die neue Befestung dann in dem dunklen Geheimvertrage von 1895 der SippeGa naar eindnoot15 Dagmars für den Kriegsfall zur Verfügung zu stellenGa naar voetnoot(1). Wenn nun auch die dänischen Radikalen von diesen täppischenGa naar eindnoot16 Machenschaften einer verfassungsbrüchigenGa naar eindnoot17 Staatstleitung freizusprechen sind, befinden sie sich doch | |
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auf dem IrrwegeGa naar eindnoot18 mit der kindlichen Hoffnung, eine Ohnseitigkeitserklärung Dänemarks im Falle grosser Waffenentscheidungen beachtet zu sehenGa naar voetnoot(1). Jede Grossmacht wird sich über die noch so feierlichGa naar eindnoot19 erklärte Ohnseitigkeit eines kleinen Staates hinwegsetzen, sobald diese mit ihrem eigenen Bestehen unvereinbar erscheint. Verträge sind und bleiben Papier. Dänemark verdankte seine hervorragende Bedeutung in der Vergangenheit vornähmlich seiner vortrefflichen Lage zwischen zweien der befahrensten Meere der Kulturwelt. Heute ist seine kriegerische Macht verfallen, seine Flotte zählt an Panzerschiffen nur 4 alte Kasten, das stehende Heer nur 7/9000 schlecht gedrillte Soldaten. Immerhin besitzt Kopenhagen einen unverkennbarenGa naar eindnoot20 Wert als möglicher Flottenstützpunkt für eine fremde Seemacht. Das deutsche Reich kann, im Besitze des Kaiser-Wilhelmkanals, den Besitz Kopenhagens entbehren, solange dies nicht in andere Hände zu geraten droht. Doch ist die Bedeutung des Landes der Belte und des Sundes für unser seestrategisches System von Ausfallsthoren wohl zu beachtenGa naar voetnoot(2). Ein ungleich stärkeres Verlangen nach einer militärischen Besetzung Kopenhagens muss Russland tragen. Von der Sehnsucht dieser Macht nach einem brauchbaren Kriegs- und Handelshafen an den nordischen Küsten wissen die Schweden ein Liedchen zu singen. Im vorigen Jahre will man unter den auffällig zahlreich in Schweden aufgetauchten russischen Scherenschleifern verkappte russische Offiziere entdeckt haben und in diesem Jahre ist ein russisches Kriegsschiff in schwedischen Gewässern beim Loten angetroffen worden. Jetzt vermehrt Schweden seine Land- und Seestreitkräfte und plant die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht nach deutschem Muster. Schon durchschleichtGa naar eindnoot21 das Volk Gustaf 2. 3., Karls 10., 11., 12., banges Zagen vor dem unglei- | |
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chen Kampfe von 5 gegen 120 Millionen Menschen, von höch-300,000 gegen mehr als 2 Millionen Soldaten. Auch die in Schweden ansässigen Deutschen kann man sagen hören: In einigen Jahren oder JahrzehntenGa naar eindnoot22 teilt Schweden das Schicksal Finnlands. Aber ehe die Sieger von Narwa und Svensksund nach dem Vorgange der meist mongolischen Finnen die Schande der Verrussung ohne Schwertstreich über sich ergehen lassen, steht ihnen noch der Weg offen, den ihnen ihr Minister v. Douglas seit Jahren gewiesen hat - ein Schutzbündnis mit dem deutschen Reiche. Nach dessen Abschlusse wurde wohl freilich der alte Professorengedanke eines Skandinavischen Bundes endgiltig zu den Toten gelegt werden. Diese Entwicklung der Dinge erinnerte ja dann an die Entstehung des deutschen Reiches. Auch die süddeutschen Staaten haben sich in echt germanischem Absonderungsgeiste nicht zu dem ihnen von allen Seiten nahgelegten engeren Bunde zusammenfinden können, sondern einzeln ihren Anschluss an die Hohenzollern gesucht. In keinem anderen Lande sind die Deutschen so beliebt wie in Schweden. Viele Schweden schwermen geradezu für alles Deutsche. Ein deutschschwedischer Bund liegt somit ‘in der Luft’. Nicht das Gleiche lässt sich von den deutsch-norwegischen BeziehungenGa naar eindnoot23 behaupten. Kaum ein Volk der Welt denkt demokratischer - Schweizer, Amerikaner, Buren nicht ausgenommen - als die Norweger. Deutschland gilt ihnen als das klassische Land der Geschütze und des grünen Tisches und muss ihnen als solches in innerster Seele zuwider seinGa naar voetnoot(1). Aber die verständigen Norweger bedenken doch auch, dass dieses selbe Land die Luther, Kopernikus, Leibniz, Lessing, Kant, Helmholz, Virchow gebar und das umfassendste Schrifttum erzeugteGa naar eindnoot24. | |
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Deutschland hat ja auch den Norwegern niemals das Geringste zu Leide gethan. Vielmehr haben die Nordlandsfahrten des Kaisers einen Schwarm von Vergnügungsreisenden ins Land der Fjorde und der Fjelde gebracht. Die Sprachfertigkeit im Deutschen ist bei den Norwegern nicht wie in Dänemark etwa drei mal so gross als die im Englischen, die Kenntnis dieser Sprache überwiegt wohl etwas. Die politisch verschrobenenGa naar eindnoot27 Dichterpolitiker (Björnstjerne Björnson, Kielland), die unversöhnlichen Schwedenfeinde und die Ehrenmänner auf deren Ohr der rollende Rubel einen bezaubernden Klang ausübt, sind geneigt, einen Hafen an Russland zu verkaufen. Weiter blickende und ehrenhafte norwegische Politiker dagegen beginnen die Verknechtung Finnlands zur Erkenntnis der Kosakengefahr für den gesamten Norden zu bringen. Nach den Segnungen der Knute mag wohl barbarischen oder entnervten Asiaten verlangen, nicht aber germanischen Menschen, die auf der Höhe der Gesittung stehen und in voller Volksfreiheit leben. Wie eine AhnungGa naar eindnoot28, das Los der Flamen zu leiden, sich erst von ihren Stammesverwandten loszureissen, um sich dann gebunden den gemeinsamen Rassenfeinden auszuliefern, durchbebt es jene Norweger, die eine Abwendung vom Zaren und den Anschluss an die germanische Grossmacht des Festlands predigenGa naar voetnoot(1). Finnland wird uns zusammenschmieden und - die Kosakenfurcht. Die bis Sommer 1901 regierende dänische Staatsleitung mochten ach den Zuständen des Zarenreiches freilich SehnsuchtGa naar eindnoot29 empfinden. Darf man doch in Russland trotz aller VerfassungsbrücheGa naar eindnoot30 in Ruhe weiter die Herrschaft geniessen, was sich das dänische Volk bei aller zäher Ruhe denn auf die Dauer doch nicht bieten lässt! Die dänischen Radikalen haben denn auch ihre Neigungen der russischen Scylla abgewandt und sind in die | |
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englische Charybdis geraten. Eine Besetzung Seelands durch russische Truppen bedeutet ja keine reine Zukunftsmusik für die Dänen. Ihnen liegt ja noch die Erinnerung daran in den Knochen, dass Peter der Grosse 1716 mit einem Heere vor Kopenhagen stand und die dortige Regierung vor dem ungeschlachten Bundesgenossen um ihren BestandGa naar eindnoot31 zitterte! ‘Wenn die grossen Mächte kommen, können wir ja garnichts thun als sogleich zu KreuzeGa naar eindnoot32 kriechen. Wir müssen uns ganz still verhalten, nur ganz mäuschenstill! Die stärke Dänemarks liegt in seiner Schwäche!’ so hört man die jetzt tonangebenden Demokraten unaufhörlich wiederholen. Und in der That! Eine deutsche Kriegsflotte kann der ganzen dänischen Herrlichkeit ein Ende machen, ehe die Seemächte von ihrer Ausreise aus dem Kieler Hafen sichere Nachricht haben. Spätestens, wenn wieder einmal die WürfelGa naar eindnoot33 des Schlachtenglückes rollen um Nordund Ostseeherrschaft, wird die Entscheidung herantreten an das Dänenland. Seit 900 Jahren, seit den Eroberungszügen Knuds und der Waldemare, ringenGa naar eindnoot34 die nordischen Völker um die Vorherrschaft über Nord- und Ostsee. Der endliche Ausgang ist eine Lebensfrage für das deutsche Volk, das heute mit Macht genGa naar eindnoot35 Uebersee drängt. Es darf nicht dulden, dass die Engen zwischen beiden Meeren in die Hände einer der deutschfeindlichen starken Macht gelangen. Deutscherseits bringt man dem skandinavischen Bundesgedanken allgemein eine allzu schwärmerischGa naar eindnoot36 Neigung entgegen. In den jungdänischen Köpfen malt sich dieses Zukunftsgebilde als skandinavische Republik, womöglich auf eine Einheitssprache gegründetGa naar voetnoot(1). Das Schlagwort der neuen Staatenbildung wäre Ohnseitigkeit, jedoch mit Anlehnung an England. Bis jetzt pfeifen die Engländer noch auf die dänische Freundschaft. Als echte Geschäftsleute | |
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rechnen die Engländer vornähmlich nur mit kalten Zahlen und tragen gegenüber schwachen und ungerüsteten Völkern unbegrenzte Verachtung zur Schau. Der russische Nimmersatt steckt ein Asiatisches Ländergebiet nach dem anderen in den Sack, bricht die beschworene finnische VerfassungGa naar eindnoot37 und streckt seine Klauen nach schwedischem und norwegischem Besitze aus. Ist es da widersinnig, auch den Dänen dass russische Gespenst an die Wand zu malenGa naar voetnoot(1)? Vor der gegenwärtigen kriegerischen Ohnmacht der Nordgermanen braucht sich die zahlenmässig stärkste Kriegsmacht der Welt wahrhaftig nicht zu fürchten! Dänisch-Amerika würde Russland gewiss gern an die Yankees überlassen. Nur ein Schatten trübt seine Zukunftsträume. ‘Duitschland is, ondanks zijn macht, sedert 30 jaar de vredesmogendheid gebleven en niets dient zoo goed tot waarborg van het bestaan der kleine staten rondom, dan 't bestaan van het Duitsche rijk’Ga naar voetnoot(2). Nach deutschem Muster wären unsere nordischen Brüder im stande, ziemlich eine halbe Million regelrechter Kriegsstärke, eine volle Million mit den letzten Aufgeboten auf die Beine zu bringen. Wären diese Krieger reinsten germanischen Blutes gut gedrillt und einheitlichGa naar eindnoot38 geführt, so kann sich nach den Erfahrungen der vielen schwedisch-russischen Kriege das gesamte Heer des Zaren daran verbluten. Der Burenkrieg würde dann in einem neuen ‘nordischen Kriege’ einen Nachfolger finden. Nur würde das Reich bei einem solchen von Russland hervorgerufenen europäischen Kriege seinen Pflichten als erste Friedensmacht und als Vormacht des mitteleuropäischen Germanentums dann eher nachkommen, und indem es unsere unterdrückten baltischen Brüder zur Freiheit aufruft, den tausendjährigen Rassenkrieg zwischen Germanentum und Slawentum zum AustragGa naar eindnoot39 bringen. | |
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Die Entscheidung kann kaum zweifelhaft sein. Noch hat Russland jeden Krieg bei mörderischen Menschenopfern strategisch kläglich geführt. Ein besiegtes Zarenreich werden dann gewiss VerfassungskämpfeGa naar eindnoot40 erschüttern, vielleicht wird auch der mühsam verkleisterte Stammeshass zwischen Gross- und KleinrussenGa naar eindnoot41 wieder aufbrechen. Doch das sind Zukunftssträume. Russland wird sich schonenGa naar eindnoot42, falls die Schandinavier sich rüsten. Die dänischen Konservativen möchten wohl einer deutschen Bundesrolle eine russische Unterthanenrolle vorziehen. Dabei ängstigt sie - wie auch die ‘neutralen’ Demokraten nicht anders - die kindische Einverleibungsfurcht. ‘De geweldige inpalming is niets meer dan een loos schrikbeeldGa naar voetnoot(1).’ Die Niederländer haben diese Besorgnis zum Theil überwunden; sie wissen heute, dass das deutsche Reich keine Gewaltpolitik treibt, und auch in den langsamer denkenden Köpfen der zähen Dänen beginnt es zu tagen. Der im GegensatzeGa naar eindnoot43 zu den meisten Staaten auf völlig demokratischen Wahlrecht aufgebaute deutsche Bundesstaat achtet die Eigenart der germanischen Stämme, in trotzigem Sonderdasein sich auszuleben, getrennt4 nach dem höchsten zu streben. Ein einiges Germanenreich von 100 Millionen von Hammerfest bis Triest, von Doornik bis Dorpat, vom Simpelnpass bis über die Leitha stellte gewiss die stärkste Macht der Erde dar, aber es wird wohl ein Traum edler Schwärmer bleiben, weil der geschlossene Einheitsstaat wider die eigenwillige Natur der germanischen Trotzköpfe ist. Wir werden uns mit Bündnissen begnügen müssen. Ein Hunderdmillionenreich staatlich und durch Kriegsverfassung geeinter Germanen könnte ganz Europa das Gesetz vorschreiben. Die Schätze der Erde würden in Mitteleuropa zusammenströmen, den Unvermögenden die Mühe des Lebens erleich- | |
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tern, die soziale Gefahr bannen. Aber es ist das deutsche Reich ausser stande, noch mehr Widerwillige aufzunehmen, es hat schon an den 140,000 Dänisch-Schleswigern genug zu knacken! Viel weniger kann es die 9/10 Millionen Normannen verschlucken! Die Skandinawier erblicken die Hauptgefahr in der Umarmung des russischen Kolosses, Oestreich-Ungarn ausserdem anderen Slawen, die Holländer und Buren im britischen Reichsgedanken, die Flaminge im Franzosentume. Dieselben Feinde bedrohen auch das deutsche Reich, dazu vielleicht späterhin Amerika. Liegt da nicht die Berechtigung, ja baldige Notwendigkeit eines Zusammenschlusses zu einem ‘allgermanischen Bunde’ auf der flachen Hand? Dessen Anfänge wird man in den gegenwärtig in so herzlichen deutsch-schwedischen und deutsch-holländischen Beziehungen suchen dürfen. Ja vielleicht hat der Altmeister der deutschen Staatskunst schon bewusst unseren Plänen vorgebaut, als er dem stammverwandten Belgierkönig den Kongostaat zuwies. Das deutsche Reich beginnt sich immer mehr zum Bollwerk der nord- und südgermanischen Stämme auszuwachsen, mit einem Strahlenkranze verbündeter Staaten gleicher Rasse rings zu umschanzen. |
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