Germania. Jaargang 4
(1901-1902)– [tijdschrift] Germania– Gedeeltelijk auteursrechtelijk beschermd
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Ich führe nur einige Stellen auszugsweise an: ‘Die Hauptsache für die Eingeborenen ist der Schrecken vor Feinden, wie es die Buren sind.’ ‘Der erste Schritt, der gethan werden muss, würde sein, einige Häuptlinge zu bewegen, ein Bündnis zu schliessen und einen englischen Beamten zu erbitten.’ ‘Ich möchte Ihnen raten, in Verbindung mit den Häuptlingen zutreten und ihnen zu empfehlen. sich gegen die Buren zu vereinigen. Sie können ihnen sagen, dass die englische Regierung sie unterstützen wird.’ Und in einer Depesche vom 29. November 1850 heisst es: ‘Bei dem Mangel einer genügend starken Truppenmacht ist das einzige Mittel, die Buren wirklich in Schach zu haltenGa naar eindnoot5: Die Organisation der Eingeborenenstämme in der Weise, wie ich es früher in Vorschlag gebracht habe.’ Das passt übrigens gut auf die augenblickliche Sachlage! Aus allem aber ersieht man, der ‘arme Eingeborene’ spielt in der britischen Politik eine wichtige Rolle. Dazu der englische Missionar als politischer Agent unter dem Deckmantel der Religion, und der ‘britisch subject’ derart, das von der vorübergehenden Anwesenheit eines einzigen englischen Krämers oder selbst von seiner verlorenen StiefelsohleGa naar eindnoot6 England den Anspruch auf ein ganzes Land herleitet: Das sind die ständig vorgeschobenen Figuren. Das Spiel ist gut, es klappt und - der ErfolgGa naar eindnoot7 krönt das Werk. Und während man in London mit Heuchelmiene unter Glockengeläute und BöllerschüssenGa naar eindnoot8 einen Lobgesang anstimmt, verröcheln draussen im schwarzen Erdteil Tausende von Menschen unter englischen Kanonen und Bayonetten. Auf dem ausgepressten LeichnamGa naar eindnoot9 eines ganzen Stammes, der nur noch hungernd und wimmernd sein Dasein fristen konnte, schwelgt das weltbeglückende Britannien. | |
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Dieses perfide Verhalten Englands zu den Schwarzen, wenn es darauf ankommt, den weissen Buren zu vernichten, zieht sich durch Süd-Afrikas Geschichte von Anfang bis auf den heutigen Tag. Ich erinnere nur an das LiebeswerbenGa naar eindnoot10 mit den Zulus vor und nach der Annexion Transvaals (1877) nur an den grossen politischen Betrug in der sogenannten Betschuanalandfrage 1880 und den folgenden JahrenGa naar voetnoot(1). Ueberall dieselbe englische Gewissenlosigkeit und heuchlerische NiedertrachtGa naar eindnoot11. Bei dem unbefugten Hineinmischen in die Swazi-Angelegenheit 1898 handelte es sich im Grunde genommen doch auch nur um ein Liebäugeln mit dem Swazikönig und seinem Volke, um beide später gegen Transvaal zu gebrauchen. Früher indessen trat das humane England immer als Schutzpatron der Schwarzen auf, wenigstens heuchelte es so und konnte die gesitteteGa naar eindnoot12 Welt durch seine Lügenkunst auch thatsächlich in diesem Glauben halten. Wie aber ist es heute? England schämt sich nicht, in diesem Kriege coram publico den wilden Schwarzen zu seinem Waffenbruder zu machen und gegen den gesitteten Weissen zum Kampfe anzureizenGa naar eindnoot13. Es existieren Briefe an einige Oberhäuptlinge, in denen britischerseits 5 Schilling (= 5 Mk,) pro Tag dem Kaffern geboten werden, der die Waffen gegen die Buren ergreift. Sonstige Belohnungen und andere ‘glänzende’ Versprechungen kann man sich denken. Mit wenigen AusnahmenGa naar eindnoot14 nur hat jedoch das Betragen fast der gesamten Eingeborenen-Bevölkerung die Lüge der englischen Presse und Schwindelklique widerlegt: dass die Kaffern den Buren hassen. Vor einigen Monaten erst ist es den ehrenhaften Helden Gross- | |
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britanniens gelungen, die Schwarzen zu bewaffnen, wild zu machen und auf das arme Burenvolk auszulassen. Aber kann mann sich darüber noch wundern? Mancher Weisse widersteht nicht den Lockungen des klingenden Goldes! um wie viel weniger ein Schwarzer, der das moralische Rückgrat nicht besitzt, dessen wir uns rühmen! Nun denke man sich eine arbeitslose, ausgehungerte Horde von Eingeborenen, zu denen englische Offiziere und Agenten kommen und sagen: ‘Hier sind Gewehre und Patronen. Ihr habt die Erlaubnis, die Farmen der aufsässigenGa naar eindnoot15 Buren zu plündern und das Vieh wegzunehmen - denn Ihr seid auch hungrig. Ausserdem bekommt Ihr später Geld viel Geld, und wir werden euch in jedem Falle unsere Unterstützung gewährenGa naar eindnoot16.’ Wer von den Kaffern wird da solchen Lockungen widerstehen? Kommen dann noch DrohungenGa naar eindnoot17 hinzu mit der UebergelegenheitGa naar eindnoot18 der britischen ‘glorious army’ - dann ist es leicht erklärlich, dass heute Zulus, Bazutos und Swazis, kurz, die ungezähmten Barbaren Süd-Afrikas mit den Waffen in der Hand den weissen Buren, unseren eigenen Stammesangehörigen, gegenüberstehen. Welche Greuel und Brutalitäten werden von solchen wildgemachten Wilden im Verein mit den verrohten britischen Räuberbanden an Männern, Frauen und Kindern verübt! Angesichts solcher Schändlichkeiten, die eine angeblich hochzivilisierte Grossmacht an einem kleinen tapferen Feinde begeht, muss das Herz still stehen. England hat hiermit die Hölle auf das unglückliche Süd-Afrika losgelassen. Wie kurzsichtig indessen eine solche Politik ist, abgesehen von ihrer Gemeinheit, scheint jenen Herren gar nicht einzuleuchtenGa naar eindnoot19.
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Misshandlung von Frauen, dem Verbrechen der Schändung und Nothzucht ist heute von der englischen Regierung ein Freibrief ausgestellt worden. Und damit komme ich auf einen anderen Punkt, das ist: Der Krieg des stolzen Englands gegen hilflose Frauen und Kinder - einzig dastehend in der Weltgeschichte. Das ritterliche England verschmäht es nicht, wehrlose Frauen und Kinder als ‘Kriegsgefangene’ wegzuschleppen und zu zehntausenden in den engen, ungesunden, in jeder Hinsicht verdammenswerthen ‘Schutzlagern’ gewaltsam zusammen zu pferchenGa naar eindnoot22, nachdem ihnen Haus und Hof, Hab und Gut zerstört worden sind. Welch Schrecken, welch Jammer und Elend, ehe es soweit gekommen ist; und welche Schandthaten und Gemeinheiten, in diesem trostlosen Zustande selbst! Ja, noch mehr! Es scheint, als ob jedes Gefühl von Schande und Scham beim Engländer erloschen sei. Der ‘tapfere’ britische Soldat verschmäht es nicht, eben jene gefangenen Burenfrauen als eine Deckung vor den tödlich treffenden Burenkugeln zu benutzen. An den gefährlichsten Punkten der englischen Stellungen waren immer diese ‘Gefangenen’ untergebracht, ein Schutzwall für Englands ‘Männer und Helden’ gegen den Angriff von Aussen, (daher vielleicht der Name Schutzlager). ‘Wenn wir die feindlichen Lager beschiessen wollten, waren dieselben mit unseren gefangenen Frauen und Kindern angefüllt. Jeder Schuss konnte das eigene Weib, die Mutter oder Tochter treffen!’ Klagen über Misshandlungen alleinstehender Frauen und Kinder sind schon lange laut geworden. Man sprach von Uebertreibungen oder schlimmsten Falles von vereinzeltenGa naar eindnoot23 Fällen, wenn verrohte Söldner eine einsam gelegene Farm antrafen. Heute weiss man, dass das keine Uebertreibungen gewesen sind. Mit | |
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barbarischer Rohheit werden unschuldige Frauen und Kinder behandelt und von englischen Soldaten und Kaffern geschlagen. So z. B. fand der Staatsprokureur Smuts die alte Witwe Coetze bei Elandsrivier in einem Zustande jämmerlicher Misshandlung vor. In das Haus der greisen Witwe Nethling, der Mutter des Landdrostes von Klerksdorp kam eines Abends ein englischer Offizier in Begleitung einer starken Patrouille und sagte an, sie müsse in derselben Nacht noch das Haus verlassen, da die Farm abgebrannt werden solle. Als die alte Frau und ihre Tochter, eine Frau du Toit, ihm vorstellten, es sei nicht möglich, da Vieh, Pferde und Wagen von Engländern fortgenommen wären und sie selbst zu alt und schwach sei, um bis zu den Burenlinien zu laufen, wurde der ritterliche Offizier so brutal, dass er der Tochter wüthend einen Schlag ins Gesicht versetzte. Später liess der ‘tapfere’ Offizier einen Ochsenwagen herbeiholen, verbot aber den Frauen, irgend welche Nahrung, Kleider oder SchlafzeugGa naar eindnoot24 auf den Wagen zu packen. In solchem erbärmlichen Zustande wurden dann Mutter und Tochter in die weite Welt hinausgetrieben. Wohin? Viele Frauen und Kinder sind in die Berge geflüchtet und halten sich in Höhlen und SchluchtenGa naar eindnoot25 versteckt. Sie fühlen sich dort bei den wilden Tieren sicherer als unter dem Schutz der englischen Flagge und der Armee des hochcultivierten Grossbritanniens. Auf der Farm Cyferfontein wurde eine Witwe von 70 Jahren auf grauenhafteGa naar eindnoot26 Weise gemisshandelt. Die englischen HenkerGa naar eindnoot27 und Räuber warfen sie zu Boden, rissen ihr die Kleider vom Leibe und stahlen all ihr Geld und andere Wertsachen, die sie vorsichtshalber am Leibe trug. Sie blieb so gut wie tot liegen. Herr J.C. Smuts berichtet über einen Fall, der beweist, wie Briten und Kaffern in diesem Teufelswerk zusammenwirken. | |
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Kommandant Rickert von Rustenburg wird von dem Feinde sehr gehasst. Seine Frau hatte auf eigene Kosten ein Hospital in Rustenburg errichtet, wo sie u. A. fünfzehn Kranke und Verwundete pflegte die de Wet doft zurückgelassen hatte. Als die Engländer den Ort in Besitz nahmen, ersannen sie für Frau Rickert ein raffiniertes Strafmittel: sie wurde mit ihren Töchtern nach Paardekraal in die Nähe27a der räuberischen Kaffern getrieben. Hier wohnte ausser einem kranken Greise kein anderes weisses Geschöpf.Ga naar eindnoot28. Vergebens klagte die Frau, dass sie keine Nahrung habe und durch Hunger umkommen oder durch die Schwarzen ermordert würde. Alles FlehenGa naar eindnoot29 half nichts! - Eines Nachts war sie zur Rettung ihres Lebens durch die Schwarzen gezwungen, zu fliehen. Im Nachtgewand kam die geängstigte Frau bis nach Rustenburg durch. Schliesslich wurde sie mit noch anderen Burenfrauen und Kindern nach der Burenlinie geschafft, da der Feind meinte, sie alle würden dort sicherlich dem Hungertode erliegenGa naar eindnoot30. ‘Viele Frauen sind durch die “Lieblinge” der Engländer, die Capeboys, gräulich misshandelt, selbst genotzüchtigt worden und haben im zerklüfteten Gebirge einen Zufluchtsort gesucht. Wahrlich, man könnte mitleidsvolle Thränen vergiessen über diesen Zustand unsagbaren Elends. Wenn man im Auslande den hundertsten Teil dessen wüsste, was in den Burenstaaten vor sich geht, die ganzen Christenheit würde sich die Kleider vom Leibe reissen und es würde sich ein grosser Schrei zum Himmel erheben gegen die unbeschreiblichen GrausamkeitenGa naar eindnoot31’. Mit welchen Lügen und Heucheleien man auf britischer Seite solche Schandthaten zu verdecken sucht, übersteigt doch manchmal wahrlich alle Grenzen des Glaublichen. So z. B. sprachen die englischen Zeitungen und offiziellen | |
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Meldungen im Juli 1900 immer von Burenfrauen, die mit ihren Kindern aus Pretoria geflüchtet sind! Wie verhielt es sich aber in Wirklichkeit? Von ‘Fliehen’ und ‘Flüchtlingen’ konnte absolut keine Rede sein. Sondern: Um den zähenGa naar eindnoot32 Widerstand der Buren zu brechen, jagte der edle Lord Roberts Frauen und Kinder in die Wildniss und in die verderbenbringende FieberluftGa naar eindnoot33 des Buschfelds! Das ist die Wahrheit. In der That, eine Grausamkeit, wie sie eben nur ein Brite verüben kann. Innerhalb 48 Stunden mussten die Bedauernswerten Haus und Hof verlassen. Was in aller Eile an HabseligkeitenGa naar eindnoot34 mitgenommen werden konnte, war herzlich wenig. Mit dem notdürftigsten bekleidet - die Kinder oft fast nackend - wurden diese Aermsten an der Station zusammengetrieben, in offene Vieh-und Kohlenwagen gepackt und hinausgeschickt zur ‘Front’, wo ihre Männer und Brüder in Waffen den Engländern gegenüberstanden. Da hat man ‘Dichtung’ und ‘Wahrheit’ beisammen. Und ähnlich steht es mit den aus ‘humanen’ Rücksichten eingerichteten ‘Schutzlagern’ für Freuen und Kinder. Dass das Oberkommando bei seinem teuflischen Plan nicht allein durch Verbannung und Gefangenschaft der Frauen, sowie Entziehung der notwendigsten Nahrungsmittel auf die noch kämpfenden Männer, Väter, Brüder, Söhne, einen Druck ausüben will, sondern dass es diese Frauen, Mädchen und Kinder vorbedachter Weise zu hunderten und tausenden den Lüsten einer verseuchten Soldateska überantwortetGa naar eindnoot35 - liegt klar vor aller Augen. Jene unglücklichen, zwangsweis zusammengetriebenen Wesen sind ja thatsächlich in die Gewalt ihrer Peiniger gegeben. Dazu kommt noch eins! Diejenigen weiblichen ‘Kriegsgefangenen, die noch Angehörige im Felde gegen die Engländer stehen haben, erhielten nur halbe Rationen. Lord Roberts und Kitchener haben gehofft, | |
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dass, wenn sie schwache Frauen und Mädchen einer Hungerkur unterwerfen, die unbesiegbaren Freiheitskämpfer zur Uebergabe gezwungen würden. Nur ein Brite kann in unserem zivilisierten Jahrhundert zu solchen Brutalitäten fähigGa naar eindnoot36 sein. Mit Grausen fühlt man sich in weit zurückliegende JahrhunderteGa naar eindnoot37 versetzt und denkt schaudernd an Folter, Hungertum, an spanische Inquisition und lebende Fackelfeuer und weiss Gott noch andere Bestialitäten einer längst vergangenen Zeit, welche wir mit unserer Kultur und Gesittung himmelhoch zu überragenGa naar eindnoot38 uns rühmen. Und doch, wie lächerlich! - wie beschämend für alle, alle Nationen bei näherem Zusehen! Nur zu leicht kann man auf den Einfall kommen ‘die Lehre von der Ver- und Durchteufelung der Welt sei doch nicht so ganz eine kirchenväterliche MarotteGa naar eindnoot39.’ Zu allem Unglück führt der steinharte Brite noch den Hohn und Spott; er stellt die weissen, freien Burenfrauen unter Aufsicht von schwarzen Polizisten! Was das bedeutet kann nur derjenige beurteilen, der die Stellung des Schwarzen zu den Buren kennt. Ein grösserer Schimpf kann dem unabhängigen Weissen und seinen Angehörigen wohl nicht angethan werden. Man denke nur: unsere deutschen Beamten, Kaufleute und Pflanzer in Kamerun oder Deutsch-Ostafrika würden plötzlich unter Aufsicht der dortigen schwarzen Häuptlinge und deren Unterthanen gestellt! Man ist einfach nicht im Stande, das auszudenken. Was aber ergiebt sich aus jenem gewaltsamen Zusammentreiben und Festhalten in den ‘Schutzlagern’ noch mehr? Frauen und Mädchen sind der LustGa naar eindnoot40 und Willkür von Englands Mörderbanden und ihren schwarzen Bundesbrüdern völlig ausgeliefert. Verbrechen aller Art, Notzucht der Frauen, Schändung von Mädchen und Kindern, erschreckende Krankheiten, Schande und Elend sind die - beabsichtigtenGa naar eindnoot41 Folgen. Wer von all den un- | |
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glücklichen in Lumpen gehüllten Wesen der gewaltthätigen Gier der Offiziere und Soldaten entgeht, wird durch die elementare Gewalt des Hungers der Schande in die Arme getrieben. Ein früherer Mitkämpfer der Buren, Fred Lavelle, erzählt aus eigener Anschauung folgendes: ‘Ich erwähne jetzt nur ein bestimmtes Lager bei Irene, etwa 9 Meilen von Pretoria. Alle weiblichen Personen von 12 Jahren aufwärts werden hierher gebracht und wie Vieh zusammengetrieben. Abwechselnd werden mehrere von ihnen, in kleinen Haufen, nach Pretoria geschafft für unzüchtige ZweckeGa naar eindnoot42 und werden hier unter Anwendung von Gewalt und Zwang, durch entziehungGa naar eindnoot43 von NahrungGa naar eindnoot44 und anderen Torturen, gefügigGa naar eindnoot45 gemacht. In Pretoria werden sie von englischen offizieren und Mannschaften in brutalster, unmenschlicher Weise benutzt. Diese behalten die unglücklichen Mädchen so lange dort, bis letztere thatsächlich unbrauchbar (“useless”) sind. Sie lassen sie hierauf nach dem Lager bei Irene zurückbringen und sich von da frisches “Menschenfleisch” kommen. All dieses Geschieht ganz öffentlich und jedermann, Offizier und Soldat, hat Kenntnis davon. Sogar Kitchener weiss davon. Aber kein einziger Schritt wird gethan, um diesen schandhaften Handel mit Menschenseelen zu verbieten. Oftmals gelangten einzelne Mädchen auf irgendwelche Weise zu uns zurück, Mädchen von 16 Jahren, mit schneeweissem Haar, gleichsamGa naar eindnoot46 als ob sie das Leben eines Jahrhunderts hinter sich hätten.’ Selbst ein englischer Offizier aus Pretoria schreibt: ‘Einige Frauen und Mädchen waren gezwungen, in Kafferhütten zu gehen und dort bei ihren früheren Dienstboten zu betteln. Andere kamen zu den Lagern und flehten um Brot. Wenn Frauen von der Wohlthätigkeit eines Lagers (und das ist in allen Schutzlagern der Fall) leben müssen, so ist es überflüssig, zu be- | |
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schreiben, in welche Abgründe der Schande die Not sie treibt.’ Und nun erst all jene arme Geschöpfe, die allein in der verwüsteten Oede des Feldes, auf den Trümmern der ZerstörtenGa naar eindnoot47 Farmen eine Unterkunft suchen müssen und die nicht nur den ‘tapferen’ Soldaten sondernGa naar eindnoot48 auch den wilden Stämmen der Nachbarschaft wehr- und hilflos preisgegeben sind! Der Mantel des Schweigens bedeckt die herzzerreisendenGa naar eindnoot49, widerlichenGa naar eindnoot50 Tragödien der fernen stillen Einsamheit. Ja, wenn der hundertste Teil von all jenen Schreckensscenen bekannt wäre! Von der barbarischen Kriegsführung der ‘ruhmreichen’ britischen Armee gegen Frauen und Kinder giebt ein anderer Mitkämpfer, der kürzlich erst vom Kriegsschauplatze zurückgekehrt ist, folgendes Beispiel: ‘Die Soldaten haben ein eigenes System ausgefunden, um jungen Mädchen zwischen 12-15 Jahren Gewalt anzuthun. Sobald bekannt wird, dass sich auf einem Burenhofe keine Männer, sondern nur Frauen aufhalten brennt man die Farm nieder. Alles, bis auf das letzte Stück Brot, wird weggenommen. Nun stehen die unglücklichen Frauen aller Hilfsmittel beraubt, im Feld. Die nächste Farm ist viel zu weit entfernt, als dass sie dieselbe zu Fuss erreichen könnten. So bleibt ihnen denn nichts übrig, als in dem englischen Soldatenlager um Nahrung zu bitten oder elend mit ihren Kindern zu verhungern. Die Frauen, welche wohl wissen, was ihnen von den Soldaten bevorsteht, schicken dan gewöhnlich junge Mädchen von 12-15 Jahren, die zwar gros genug sind, um ihre Bitte vortragen zu können, deren zartesGa naar eindnoot51 Alter sie aber doch nach der Ansicht der Burenfrauen vor Rohheiten schützt. Die Soldaten aber behalten diese Kinder, unter irgend einem Vorwand, z. B., dass sie keinen Pass haben, im Lager und entlassen sie nicht, bevor sie nicht ruchlose Gewaltthat an ihnen ausgeübt haben. - Die armen Kinder können auch wohl nicht energisch Widerstand leisten. Der eigene Hun- | |
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ger zwingt sie und das Bewusstsein, dass Mutter und kleine Geschwister verhungern müssen, wenn sie ohne NahrungsmittelGa naar eindnoot52 zurückkehren. Ich habe viele solch unglücklicher Mädchen selbst von 14 Jahren gesehen, die in anderen Umständen waren. Es war ein Anblick zum Steinerbarmen. Welche Angst, welche Schmerzen, wie viel Thränen, welch ein niederschmetterndesGa naar eindnoot53 Gefühl der Schande, unter brutaler Gewaltanwendung den eigenen Körper dem verhassten Feinde überlassen zu müssen. Welch erbärmliches Gefühl des Schimpfes, der verhaltenen Wut, von demselben Mordbrenner, der vielleicht den Vater und Bruder erschossen, der Haus und Hof niedergebrannt und alles geplündert hat, von diesem verruchten Räuber vergewaltigt und geschwängert zu sein! Und auf der anderen Seite diese Bodenlose Gemeinheit, diese losgelassene ungezügelte Willkür von wilden Bestien in Menschengestalt! Thatsache ist, dass bis jetz etwa 35 Prozent sämtlicher Burenfrauen und Mädchen in Transvaal und Freistaat von britischen Offizieren und Soldaten vergewaltigt sind, darunter Mädchen von 10 Jahren. Nun weist aber die englische Armee statistisch die höchste Prozentziffer an Geschlechtskranken auf. Fast die Hälfte der britischen Soldaten leidet an ekelhaften Geschlechtskrankheiten; daher denn auch die geringe Widerstandskraft und Marschleistung der britischen Truppen. Was die Folge eines solchen erzwungenen geschlechtlichen Verkehrs mit den gesunden, kräftigen Burenfrauen und Mädchen für die Zukunft des Landes sein werden, das bleibt der Phantasie eines jeden vorurteilslosen Menschen überlassen. Krankheit, Siechtum, DurchseuchungGa naar eindnoot54 des Volkes, eine erzeugte Verbrecherbrut! Die Haare sträuben sich vor Entsetzen, sich diesen schrecklichsten aller Schrecken weiter auszumalen. Dazu andererseits die herrschenden Krankheiten in den | |
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Schutzlagern, die geradezu ungeheure Sterblichkeit der dort zwangsweise gehaltenen weiblichen Personen bei mangelhafter Nahrung und Pflege - ich wüsste nicht, was zu einem wirksameren Ausrottungs- und Vetilgungssystem noch erforderlich wäre. Vielleicht finden die britischen Henkersknechten noch mehr heraus, um ein kleines Volk, das tapfer in humaner heldenmütiger Weise seine ScholleGa naar eindnoot55 verteidigt und für seine höchsten Güter, Freiheit und Unabhängigkeit kämpft völlig vom Erdboden zu vertilgen. (Voortzetting volgt.) Ga naar eindnoot4 |
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