Germania. Jaargang 4
(1901-1902)– [tijdschrift] Germania– Gedeeltelijk auteursrechtelijk beschermdDie deutschen (germanischen) GötterGa naar voetnoot*Der Götterglaube und Götterdienst unserer Urvorfahren hat zwei Entwickelungs-StufenGa naar eindnoot1 durchgemacht. In grauer Urzeit bestand er in einer Persönlichung und Verehrung der Natur-GewaltenGa naar eindnoot2 und Natur-Erscheinungen. Da die Urheimat unserer Vorfahren aber im hohen Norden - nicht, wie eine frühere, überwundene Lehrmeinung glaubte, in Innerasien - zu suchen ist, so war der Götterdienst der Germanen in der Urzeit seinem wesentlichen Inhalte nach, der nordischen Natur entsprechendGa naar eindnoot3 eine Verherrlichung des | |
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Lichtes, ein Sonnendienst. Erschien doch unseren Ahnen in ihrer unwirtlichenGa naar eindnoot4, kälte- und nächtereichen Natur das goldene Licht, die Sonne, mit ihren erleuchtenden und erwärmenden Strahlen, als ausschliessliche Segensbringerin und LebensspenderinGa naar eindnoot5. Auf der zweiten Entwickelungs-Stufe haben die Germanen mit den persönlichten Naturkräften, den Göttern, die Seelen Verstorbener verquicktGa naar eindnoot6. Fürsten und Führer, Helden, Sänger, Weise und sonstige Grosse des Volkes wurden nach ihrem Ableben von der sinnenden, schwämerischen NeigungGa naar eindnoot7 des Volkes zu Göttern erhoben, vergöttlicht, d.h. in die verehrten Götter hineingedichtet, ein trauter, schöner Zug germanischer Treue und Sinnigkeit, der noch in späteren Zeiten, wenn auch in verblassterGa naar eindnoot8 Weise, sich geltend machte, so z. B. bei Dietrich von Bern, Karl dem Grossen, Friedrich Rotbart und selbst bei Kaiser Weissbart. Auch Frauen wurden vielfach bei der den Germanen ureigentümlichen Hochachtung und Hochhaltung des Weibes zu göttlichen Wesen erhoben. So dürfen wir in Frigg-Fräuja nur eine Persönlichung des hehren deutschen Weibes ansprechen. Die Seelen hoher und edeler Frauen waren nun die Göttinnen, wie das germanische Priestertum vorwiegend ein weibliches war. Also man verband auf der zweiten Entwickelungs-Stufe unseres Vorzeit-Glaubenstums bestimmte Persönlichkeiten Verstorbener mit den Göttern und Göttinnen. So wurden die Himmlischen den Menschen näher geführt und trauter gemacht. Sie erweckten nicht mehr als blosse Naturkräfte unbestimmte Vorstellungen, sondern sie waren seelenvolle Wesen. Ein Ahnen Ga naar eindnoot9 - und Seelendienst war das Glaubenstum unserer Urvorfahren geworden und ein Ahnen- und Seelendienst hat sich trotz aller uns überkommenen christlichen Anschauungen bei uns NachfahrenGa naar eindnoot10 in unserem tiefsten Herzenschreine bis auf die Gegenwart erhalten. Auch wir Nachgeborene sind noch, wie unsere Vorfahren, wenn wir unserem natürlichen Empfinden folgen, von der Unsterblichkeit der Seele durchdrungen. - Die germanischen Götter waren weder allmächtig noch unvergänglich. Hoch über ihnen stand das SchicksalGa naar eindnoot11, der rätselhafte und unerforschliche Eingott, der LenkerGa naar eindnoot12 aller Welten und Geschöpfe. Die Götterwelt der Germanen musste vergehen, um einem anderen Glaubensdienste Platz zu machen; das wussten die Götter selbst, doch furchtlosGa naar eindnoot13 sahen sie dem Ende ihrer Herrschaft entgegen. Die Seelen-Götter waren eben nicht nur leibliche, sondern auch seelische Helden, wie alle reine Angehörigen unseres Geschlechtes. Aber schon das Bewusstsein von dem unerfasslichen Eingotte, dem WalterGa naar eindnoot14 über nicht auszudenkende Fernen, sowie die Ueberzeugung von der Unsterblichkeit der Seele, zeigen uns, dass unsere Ahnen nie eigentliche Heiden gewesen sind, und dass es eine Irreführung ist, von germanischem Heidentume zu reden. | |
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Es sei hier eine kurze Uebersicht dieser uns menschlich näher stehenden, uns deshalb trauten Seelen-Götter gegeben. Ist es verwunderlich, dass ihnen übermenschliche Kräfte eigen waren oder beigelegtGa naar eindnoot15, da sie doch Ueberirdische, Uebersinnliche waren? Das germanische Göttertum ist, abgesehen von der darin niedergelegten köstlichen Dichtung und all den edelen und hohen Vorstellungen, ein HereinragenGa naar eindnoot16 der Geisterwelt in unser kleines und kleinliches Menschenleben. Man unterschied Asen (Ansen) und Wanen. Die Asen waren die höchsten Götter; ihre Heimat ist Asgart. | |
I. Wotan, Wuotan Wodan (Woden), Gwodan, Godan, Odin, Odrist der Beherrscher des gemanischen Götterhimmels, der Göttervater, der Siegeskönig und Sieg-VerleiherGa naar voetnoot(1). Seine Hauptwesenszüge sind der heldische Kampf und der Forschungs-Drang zur Lösung des Welten- und Daseins-Rätsels, Er ist daher der Gott der Vornehmen, der Fürsten, und Helden, der Staatsmänner, daneben der der Kaufleute, der Schifffahrer, der Wege, des Wetters, der ErnteGa naar eindnoot17, aber auch der Gott der Weltweisheit und Dichtung. Seine Natur-Grundlage ist die Luft, das Sinnzeichen des Geistes (Od = Luft, Geist). Wotan isst nichts, sondern nährtGa naar eindnoot18 sich nur von köstlichem Weine. Da er nicht allwissend ist, hat er in seinem Forschungs-Drange, seinem grübelndGa naar eindnoot19-faustischen Zuge, dem kündigen Riesen Mimir für Weisheits-Lehren sein eines Auge zum Pfande hingegeben. Wotan ist der König von Walhall, also auch der Totengott, denn alle auf der WallstattGa naar eindnoot20 gefallenen Helden gehören ihm: die Walküren (Schlachtjungfrauen, Schildmädchen) tragen ihre entseelten Körper nach Walhall, wo sie zu neuem Leben voll Helden-Wonne erwachen, als Einherier (Einherren) in Wotans Saal einziehen und die Zahl seiner Heerschaaren vermehren. Wal bedeutet die Ernte der Schlacht, die in der Schlacht Gefallenen, daher Wal-Statt, Wal-Söhne (die gefallenen Helden), Wal-Küren, Wal-Vater, Wal-Burg (Walpurgis), Wal-Hall usw. Wotan ist der Schlachtengott. Als solcher kämpfte er mit seinem Gefolge mit in den Schlachten der Menschen. Wenn er an der Spitze der Asen, Lichtalben (Lichtelfen) und Einherier zur Schlacht, zur Wal reitet, erscheint er in kriegerischer Helden Herrlichkeit, in goldener BrünneGa naar eindnoot21 und goldenem Adler-Helme, den Speer Gungnir in der | |
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Rechten, den Zauberring Draupnir an dem Finger. Wenn Wotan mit seinem geesterhaften Heere durch die Lüfte zieht, dann hiess es, die wilde Jagd brause daher. Sobald Wotan aber nicht in kriegerischer Absicht, sondern z. B. mit dem VorsatzeGa naar eindnoot22, seine Weisheits-Schätze zu mehren, als Wanderer nach Mittgart, zur Erdenwelt kommt, dann ist seine Gestalt umhüllt vom blauen Wolkenmantel und sein Haupt bedeckt mit dem breiten Schlapphute, dem Wind- oder Wunschhute. Wotan führte sehr verschiedene Namen, wohl an zwei hundert, z. B. Walvater, Siegvater, Heervater, Wunschgott, Windgott, Nicker, Oski, Grimur, Grimnir, Hackelberend, wilder Jäger usw. Wotans achtfüssiges, windschnelles und geisterhaftes Wolkenross ist der Schimmel Sleipner (Schleifer). Auf seinen Schultern wiegen sich stets seine beiden Raben Hugin und Munin, d.i. Gedanke und Erinnerung. Vor seinem HochsitzeGa naar eindnoot23 Hlidskialf in Walhall liegen seine zwei Wölfe Geri und Freki, ein Adler schwebt über dem westlichen Tore von Wotans Saale. Manche meinen, dass der Adler im Urwappen aller Deutschen vom AareGa naar eindnoot24 Wotans entlehnt sei. | |
2. Frigg, Frigga, Fricka, Frija, Frea, (Fricke, Freke) Fräuja, Freia, (Frouwa) und verwandte GestaltenFrigg, Frigga, mit der ostmals Fräuja, Freija verquickt wird, ist die Himmelskönigin und Gattin Wotans. Sie ist die Göttin der EheGa naar eindnoot26, des heiligen Herdes, des Hausstandes, daher auch des Kindersegens, das Urbild der germanischen Hausfrau. Als solche ist sie die Beschirmerin des Spinnens, die Lehrmeisterin des Betten-Schüttelns und führt am Gürtel die Schlüssel als Zeichen ihrer Schlüssel Gewalt. Auch als Berherrscherin des Meeres und Beschützerin der Schifffahrt, des Ackerbaues, des Erntesegens, der Gerechtigkeit und Gerichtsbarkeit wird sie betrachtetGa naar eindnoot27. Sie ist die Segnerin der FlurenGa naar eindnoot28 und die Beschützerin der Kinder. Aber sie ist auch die Toten-Wählerin. Die Katze war ihr heilig. Ihre Himmels-Halle heisst Fensaal. Ursprünglich wird sie mit der Erdgöttin Iörd, Erda (Nerchtus, Hel) als selbig gedacht. Frigg ist gleichbedeutend mit Frau Berchta d.h. Beratha (Berta), der weissen Frau der Sage, der holden Frau, Frau Holle, Holda, Hulda, Hulla, Hilde, Frau Wod, Erke, Erka, Gode, Frau Herke, Frau Harke, Nehalennia, Isa. Als Frau Holle (Berchta) ist sie die Pflegerin der HeimchenGa naar eindnoot29 z. B. als Ostara, die dem Oster-Feste und dem Oster-Monate den Namen gegeben, der Göttin des FrühlingsGa naar eindnoot30, der Auferstehung der Natur, der aufblühenden Jugend, als Fulla, Folla (Friggs Schmuckmaid und Schwester), als Frau Sunna, Sonne, als Gna (Friggs Botin), als Hlin (Friggs ZofeGa naar eindnoot31, Helferin in Gefahren). Ursrpünglich wurde Fränja, Freia (Frea), die Wanin, als | |
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Gemahlin Wotans gedacht. Sie war zuerst mit Oder. Odr vermähltGa naar eindnoot32, der von manchen für Freier, von anderen für Wotan gehalten wird. Sie verlor ihren ersten Gemahl, als sie unter die Asen aufgenommen wurde. Freia, deren Natur-Grundlage die Frühlingszeit ist, ward zur Göttin der Liebe. Zugleich ist sie aber auch die erste der Anführerinnen der Walküren, der die Hälfte der Wal gehört; als solche heisst sie Gefion. Ihre Himmels-Halle heisst Folkwang (Volks-AngerGa naar eindnoot33), ihr Saal Sessrümnir, der Sitz-Räumige. Neben dem Kuckuk und der Schwalbe ist auch Freia die Katze, das Tier der Fruchtbarkeit, geweiht und in Katzenbespanntem Wagen fährt die liebliche Göttin daher. | |
3. Donar, Dor, Thonar, ThorDer Donnergott, der Sohn Wotans und der Erdgöttin Iörd (Erda), ist der zweite Hauptgott der Germanen, besonders der Deutschen. Die Io[...]in Iarnsaksa schenkte ihm zwei Söhne Magni (Kraft) und Modi (Mut); seine spätere rechtmässige Ehefrau ist Sif, deren Sohn aus erster Ehe Uller ist und die Donar eine Tochter Thrud (Kraft) schenkte. Donars Natur-Grundlage ist das donnernde Gewitter. Nur die guten Wirkungen des Gewitters, der befruchtende Regen, der erfrischende HauchGa naar eindnoot34 nach brütender Schwüle gehen von ihm aus. Seine Waffe ist sein gewaltiger, nach jedem Wurfe von selbst in seine Hand zurückfliegender Steinhammer Miölnir (Malmer). Auch einer Keule oder StreitakstGa naar eindnoot35 bedient er sich. Seine Hände sind im Kampfe mit Stahl-Handschuhen bedeckt; um den Leib trägt er einen zauberkräftigen Stärke-Gürtel (Megin-Giardr). Die heiligen Ziegenböcke Tann-gniostr und Tann-Grissnir (Zahn-Knisterer und Zahn Knirscher) ziehen ihn in seinem rollenden Wagen, dessen Räder den Donner hervorrufen, durch die Lüfte. Donars Wohn-Gebiet ist Thrudwang (Kraft-Anger) oder Thrudheim (Kraft-Heim), sein Haus Bilskirnir. Donar, der rotbärtig ist, ist der Beschützer der Landwirtschaft, des Ackerbaues, des Bauernstandes, auch der Knechte, überhaupt aller menschlichen Gesittuug, sowie des Hausstandes; er ist eine Persönlichung des germanischen Volksgeistes. Der Bauergott, der nächst dem Himmelsgotte am meisten verehrt wurde, ist der Gott der AusdauerGa naar eindnoot36, der Arbeit und Kraft. Wegen der letzteren heisst er auch Björn (Bär). Rastlos wie der Bauer kämpft er gegen die Ungunst der Natur. In unaufhörlichem Kampfe steht er mit den Stein-, Fels- und Eis-Riesen; mit seinem Hammer zerstrümmert Ga naar eindnoot37 er Felsen und Berge, um, sie zerbröchelnd, zermürbend und verwitternd, fruchtbares Ackerland zu gewinnen und den Boden urbarGa naar eindnoot38 zu machen. Die Sagen von Donars Kämpfen mit den Eisriesen in endlosen Winters-Nächten, die die nordischen Pol-Gegenden deutlich hervortreten | |
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lassen, sind ein Beweis der nordischen Urheimat der Germanen (Arier), da sie in südlichen, binnenländischen Gegenden Asiens gar nicht hätten entstehen können. Tiere von roter Farbe, der Fuchs, das Eichhorn, das Rotkehlchen, waren Donar heilig, auch der Bär wegen seiner Kraft, ferner aus der Pflanzenwelt die Eiche, der Hagedorn, die Haselstaude. | |
4. Zio, Ziu, Tir, TiusZio ist der Sohn Wotans, vielleicht jedoch nur die Persönlichung einer einzelnen Seite desselben, da auch Wotan Hreida-Tir, Hanga-Tir heisst. Zio ist der Kriegs- und Schwertgott, auch der Gott der Verträge, der Gerichtsbarkeit. Zio trägt auch die Namen Heru, Eru (Schwert), auch Eor, Erch, Erich (möglicher Weise auch Iring und Irmin); auch der Name Saksnot (Saks = Schwert) wurde ihm beigelegt. Tir, Tius bedeutet Glanz, Ruhm. Seine Waffe ist ein von den Zwergen geschmiedetes zweischneidiges Schwert, das Schwert Erus. Zio wird stets einarmig dargestellt; seinen einen Arm hatte er bei der Fesselung des Fenris- (Fenrir-) Wolfes, als er ihn dem UngetümeGa naar eindnoot39 in den RachenGa naar eindnoot40 gesteckt, eingebüsst. Zio sind geweiht das Märzveilchen, der Seidelbast oder Kellerhals, eine Giftblume und der Eisenhut. (Fortsetzung folgt.) |
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