Germania. Jaargang 4
(1901-1902)– [tijdschrift] Germania– Gedeeltelijk auteursrechtelijk beschermdDie Figur des Kindes auf der antiken Bühne
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würdige BeobachtungenGa naar eindnoot9 machen und die Gegensätze des Altertums, des Mittelalters und der Neuzeit an einem interessanten Einzelfalle studieren; man wird finden, wie sehr mit der Zeit die Kunstfertigkeit in der Behandlung dieses Problems wächst und wie das Kind, das im antiken Theater noch lieblich unbeholfen da stand, im englischen und deutschen Drama um ein gutes Stück vorwärts gekommen ist. In denerhaltenen Werken des ältesten griechischen Tragikers, des Aeschylus treten Kinder selber nicht auf, und auch unter den verlorenen Stücken wäre wohl nur im ‘Telephus’Ga naar voetnoot(1) ein solches vorauszusetzen, wo, nach dem Gang der Fabel Orest von dem Titelhelden aus der Wiege geraubt wird. Aber das Kind ist doch im Vorstellungskreis der Aeschyleischen Tragödien zugelassen; und die LebhaftigkeitGa naar eindnoot10,wie z.B. im Agamemnon die Kassandra, in die VergangenheitGa naar eindnoot11 blickend, die grauenhaften VorgängeGa naar eindnoot12 bei der Mahlzeit des Thyest schildert, musste der Phantasie der Zuschauer die Erscheinung der getöteten Knaben schreckhaft anschaulich machen: ‘Ha, seht ihr die dort sitzen, vor der Thür so still,
So jung, wie Traumes TruggestaltenGa naar eindnoot13 nebelhaft,
Zween Knaben, gleich als hätten Freunde sie gewürgt...’
Diesen Furchtbarkeiten steht die beredte Schilderung der AmmeGa naar eindnoot14 Kilissa, einer komischen Alten aus den ‘Grabesspenderinnen’ gegenüber, die bei der Nachricht vom angeblichen Tode des Orestes, eine Abhandlung über die Angewohnheiten ihres einstigen Pflegebefohlenen zum Besten giebt: Mein Orestes, meiner Seele Lust,
den aus der Mutter Schoss ich nahm und auferzog,
mit aller Unruhe nächtens, wenn das Kindchen schrie,
und all' den vielen Plagen, die ich vergebens nun
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ertrug, denn ein solch' unverständig Kindchen muss
Wie's liebe vieh man zieh'n, nicht wahr? Mit klugem Sinn;
Da kann es denn nicht springen, solch' ein Wickelkind,
ob's Hunger, ob es Durst hat, ob es nass gemacht,
der kleine Magen macht was je nach seiner Noth.
Das muss voraus man merken, und glaubt mir, man irrt
sich auch, und wäscht dem Kinde dann die Windeln rein,
versieht zugleich der Wäscherin und Amme Dienst;
und ich versah die beiderlei Geschäfte selbst
und hatt' Oresten seinem Vater aufzuzieh'n; -
nun muss ich, Arme, hören, dass er gestorben ist,...Ga naar voetnoot(1)
Die sittliche Verpflichtung des Menschen, den Eltern oder der Heimat später das zu vergelten, was diese seiner hilflosen Jugend einst erwiesen, wird in den ‘Sieben gegen Theben’ betont, wo ‘Eteocles’ seine Mitbürgersich zu rüsten mahnt: Ihr aber müsst nun alle...... zur Wehre
Der Stadt, den Tempeln, unsers Landes Göttern sein...
Denn als ihr klein noch spieltet auf dem weichen Gras,
Hat treu sie auf sich nehmend aller Pflege Last
Euch auferzogen zu so schildesrüstigen
Getreuen Bürgern, einst ihr diese Pflicht zu thun.’
Aeschylus verwendet das Kind auch schon öfter für seine Bildersprache. Die Alten, die im ‘Agamemnon’ nicht mit in die Schlacht zogen und zu Hause blieben, singen: Und wer schon Greis, wem herbstlich die Stirn
Sich entlaubet er wankt dreifüssigen Gang,
Nicht kräftiger mehr denn ein kraftlos Kind,
Ein Tag umirrendes Traumbild.’
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Schimpflich werden Erwachsene verglichen: ‘Wer ist so kindergläubig, so verrückten Sinns’ ruft im ‘Agamemnon’ der an der Siegebolschaft zweifelnde Chor, und ‘Prometheus’ 982 bestätigt den Einwurf des Hermes: ‘Verhöhnen, scheint es, willst du mich gleich einem Kind’ mit der Frage: ‘Und bist du ein Kind nicht, und beschränkter denn ein Kind?’ Auch die jugendlichen Vertreter der Thierwelt werden für die poetische Sprache herangezogenGa naar eindnoot15 und besonders die innigen Verhältnisse der Eltern zu ihren Jungen betont. Die Klage der Nachtigall, der verzaubeiten Mutter, der man das Kind, wie die Sage ging, mordete, muss die Heftigkeit menschlichen Schmerzes veranschaulichen, und die Liebe zur BrutGa naar eindnoot16 bei der Taube, dem Weih und der Löwin eindringlich den hohen Grad unserer LeidenschaftenGa naar eindnoot17 bezeichnen, z.B. in dem verwickelten Vergleich beim Zug der Atriden gegen Troja, (Ag. 48) oder bei dem Chor in den ‘Sieben gegen Theben’: ‘Voll Zornwuth schrien sie gewaltigen Kampf,
wie der Weih des Gebirgs, wenn die Brut ihm geraubt,
Sein einsam nest weit hallenden Rufs
unermüdlich umkreist...
Electra und Orest rufen am Grabe ihres Vaters: ‘Sieh' deine KüchleinGa naar eindnoot18 sitzen hier.’ Und Helena, die viel Unheil über ihr Vaterland brachte, wird mit einem Löwenjungen verglichen, das seinen Pflegern schlecht vergalt: ‘Auf zog also ein Mann einst
Ein Löwen Junges: dem Lamm als Milchbruder legt er's an's Euter;
Fröhlich erschien's in der Kindheit,
Zahm mit Kindern zu spielen,
Recht ein Verzug der Alten,
Ruhte oft in ihrem Arme
Einem gehegten Knäbchen gleich
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Lüstern blickend zur Hand herauf;
An sich schmiegend vor Hunger.
Gereift aber enthüllt rasch
Die Art er, wie sie ihm angeerbt, (661)
Gerade diese Gruppe von Bildern wo pathetisch eine Paralelle aus dem Treiben der Thierfamilien zur MenschengeschichteGa naar eindnoot19 gezogen wird, sind für das Altertum überhaupt bezeichnend. Shakespeare frischt sie gelegentlich wieder auf ‘Und Tauben picken, ihre Brut zu schützen’ oder Heinr. IV, 3, (341) ‘So schützt der Schwan die flaumbedecktenGa naar eindnoot20 Schwänlein, mit seinen Flügeln sie gefangen haltend’ - Neueren Dichtern dagegen fehlte es meistens an Beobachtungen und an Zeit, um solche Vergleiche weiter auszuspinnen, oder mit characteristischen neuen Zügen etwa noch zu versehen; für eine flüchtige Erwähnung im Drama oder Roman wurden sie aber bereits zu oft verwandt. So kann man beobachten, wie ganze Metaphernkreise aus der Poesie im Lauf der Zeit verschwinden, um andern Platz zu machen. Bei Sophocles wird das Kind - ein Fortschritt nach Aeschylus! - bereits in eigener Person auf die Bühne gebracht: In der ‘Antigone’ und im ‘Oedipus’ führt ein Knabe den blinden Seher Tiresias herein, dem er beim Tieropfer geholfen hat. Und im ‘Oedipus’ betritt ausserdem gleich zu Anfang ein ganzer Zug von Kindern die Bühne unter Leitung eines Priesters, der dem König von dem Leiden und von der SeucheGa naar eindnoot21, in der Stadt Athen erzählt. Die stumme, hülflose Schaar der Kleinen war hier für theatralische und decorative Wirkungen aufgeboten. Oedipus verhandelt mit ihnen wie mit einem Chor: Ihr Kinder, weshalb sitzt ihr auf den Stufen mir
Mit wollumkränzten Zweiten hier als Flehende?...
‘Erhebt Euch denn, ihr Kinder, von den Stufen hier,
Nehmt diese Zweige, eurer FlehensGa naar eindnoot22 Zeichen, fort.’
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Ebenfalls bei einem traurigen Anlass werden dann auch am Schluss noch die beiden jungen Töchter des Königs, die unglückseligerweise auch seine Schwestern sind, eingeführt. Der blinde und schwache Oedipus, der für sie ein besseres Los, als ihm selber auf Erden beschieden war, erhofft, übergibt sie dem starken Kreon; und bittet voller Wehmuth, bange um ihr künftiges SchicksalGa naar eindnoot23: ‘Lass ihrer Jugend dich erbarmen. Ach, sie sind Entblösst von allem, ausser, was du ihnen gönnst.’ (508) Aehnlich mussein Kind im‘Ajas’ die Stimmung des Abschieds verstärken. Als der Held aus seinem Wahn erwacht und sich wegen der Unthaten in seiner Raserei töten will, ruft er nach seinem Sohn. Die Mutter aber bittet den Gatten, sich doch um ihret- und des Knaben willen am Leben zu erhalten. Als ein Diener dann den kleinen Eurysaces hereinführt, übergibt der kranke Vater ihn in ergreifenden Worten einem Freunde, dem Teucros ‘Mein Sohn, beglückter werde als dein Vater war,
Sonst sei ihm ähnlich, und du wirst kein schlechter Mann.
Doch darum preise ich auch jetzt dich glücklich schon,
Dass du von diesen Leiden noch nichts fühlen kannst,
Denn unbewusst zu leben ist das grösste Glück,
So lange bis du Freuden kennen lernst und Schmerzen.
Das Kind soll dann rächenGa naar eindnoot23a, was man am Vater sündigte, und vollenden, was dieser anfing. Später lässt Teucros den Sohn am Leichnam des Aias knien und aus seinem jungen Haar eine Gabe für den Toten schneiden: ‘Doch du, o Kind, mit liebender Hand,
Berühre mit mir den Vater....’
So hilft das Kind auf dem Theater des Sophocles wenngleich als stumme und unselbständige Nebenperson, doch die lyrischen besonders die traurigen Momente der Handlung verstärken. | |
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Im Text dagegen wird es nicht oft angerufen, und ein recht sonderbares Lied und Lob der Jugendzeit klingt durch in den schwermütigen Versen des Oedipus auf Kolonos: ‘Nicht geboren zu sein, es geht
Ueber jeglichen Preis, doch gleich
Folgt, dass, wer an das Licht gebracht,
Schleunig, woher er kam, zurückkehrt,
Denn entwich ihm die Jugend erst,
Die leichtsinnige Thorhelt bringt,
Wem dann hielte sich fern das Leid?’
Der dritte und jüngste grosse griechische Tragiker Euripices lässt das Kind auf seiner Bühne besonders wieder in der HilfstellungGa naar eindnoot24 zu, die es bereits bei Sophocles einnahm: Es wird entweder getötet oder muss die Erwachsenen um Schutz bitten. Nur verweilt er viel länger bei solchen peinlich nervösen Scenen. Euripides gestaltet der Jugend nicht, sich heiterGa naar eindnoot25 auszuleben, sondern wirft ihr, die zu frühem Tod oder schmerzlichem Verlust bestimmt ist, von vornherein die Trauergewänder um. Auch der Fluch der Wanderschaft lastet sehr hart auf einzelnen seiner Kinder, die sich auf ihren Angstreisen beständigGa naar eindnoot26 in einer mitleiderregendenGa naar eindnoot27 Unruhe befinden, wie sie sich mit so jungen Jahren doch gerade am allerwenigsten verträgt. In der Medea gehören die Kinder zu den Hauptleidtragenden des Dramas. Gleich in der ersten Scene sorgt sich die Amme um das Schicksal der zwei Knaben der Herrin, die in ihrer Liebe und Ehre gekränkt, jetzt zu jeder schlimmen That bereit ist: ‘Sie hasst die Kinder, selbst der Anblick freut sie nicht,
Und ich befürchte, dass sie Schreckliches beschloss...
Doch wie die Knaben sich, vom Wettlauf voll gestillt,
Dort nahen, um der Mutter Weh noch unbesorgt:
Ach, in der Brust der Jugend wohnt nicht gern der Schmerz!’
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Der Erzieher führt die beiden herein, - sodass die Zuschauer, nach einer richtigen künstlerischen ErwägungGa naar eindnoot28 des Dichters, schon zu Anfang mit ihnen als den eigentlichen Opfern des Spiels persönlich bekannt gemacht werden - und verkündet, dass Medea mit ihren Söhnen die Stadt verlassen soll. Medea entwickelt dann den Mordplan, und lässt die Söhne rufen, von denen sie Abschied in einer erschütterndenGa naar eindnoot29 Scene nimmt, wo die mütterliche Zärtlichkeit für die Kinder mit dem Verlangen nach Rache an dem treulosen Gatten streitet. Dann übergibt sie ihnen das verbängnisvolle GewandGa naar eindnoot30 für Jason's neues Weib, für die Kreusa; und nun nimmt das Verderben seinen Weg, das durch den GnadenerlassGa naar eindnoot31 des Königs, die Söhne dürften in der Stadt bleiben und Medea sollte allein gehen, nur kurz noch aufgehalten wird. Ein letzter Kampf zwischen Liebe und Hass: ‘So hab' ich fruchtlos Kinder auch mir gross genährt,
Fruchtlos geduldet und mit Noth mich matt gekämpft,
Die harte Qual ertragend, als ich Mutter ward.
Wohl setzt' ich, Unglücksel' ge, manch Hoffen einst
Auf euch, im Alter würdet ihr mir Pfleger sein,
Und wenn ich tot bin, mit der Hand mein Grab mir bau'n,
Wie Menschen das sich wünschen!....’
‘Reicht, Kinder, reicht
Zum Küssen eurer Mutter, die Rechte dar,
O süsses Händchen, o du heiss geliebter Mund,
Du edles Antlitz, holder Leib der Kinder du....
Du milde Wange, du der Kinder Wonnehauch....’
Dann geht sie in den Palast, aus dem gleich darauf die Rufe der beiden Knaben schallen ‘Weh mir! was thu ich? - Wie entfliehn der Mutter Hand!’
‘Ich weiss nicht, teurer Bruder! Ach, sie mordet uns!’
Zuletzt erscheint die Rächerin selber wieder, um mit den Lei- | |
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chen auf ihrem Drachenwagen vor dem klagenden Vater, vor Jason, zu entschwinden. Die Kinder sind in diesem Drama bis auf das Jammergeschrei im Palaste stumm, und an der Handlung nur einmal hinter der Scene betheiligt, wenn sie nach dem Auftrag der Mutter an Kreusa das Gewand abliefern; trotzdem stehen sie im Vordergrund aller Teilnahme, weil ihr Wohl und Wehe eigentlich während des ganzen Dramas vom Dichter kaum aus den Augen gelassen wird. Bei solchen aufregendenGa naar eindnoot32 Scenen kann es uns nicht wundern, wenn Euripides seine Weisheit im Chor der Tragödie also zusammenfasst: ‘Der Mensch, und wer er auch sei,
Der die Ehe nicht kennt, noch Kinder gezeugt,
Der ragt vor ihm an Beseligung vor,
Dem Kinder erblüh'n.
Wer kinderlos ist, und drum es nicht weiss,
Ob dem Menschen es Lust, ob es Trauer ihm schafft,
Wenn Söhn' ihm entsprosst, da er nie sie besass,
Manch Leid wird solchem erspart sein;
Wen aber im Haus ein lieblich Geschlecht
Von Kindern umringt, den seh' ich vor Gram
Darniedergebeugt sein Leben hindurch.
Dem steht nur in der ‘Jon’ eine schwache Verteidigung der Ehe und Familie gegenüber: Ein verlassenes Leben hass'
Ich und tadele, der es liebt;
Mich erfreut ein geringer Besitz in dem Kreis
Frisch blühender Kinder.
Dass sich aber die Sünde der Väter an den unschuldigen Kindern rächt, zeigt noch eine andere Tragödie des Euripides ‘Hecabe’, die Mord mit Mord vergilt, die den Mann, der ihren jüngsten Sohn verräterisch tötete, blendet und dann noch | |
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der eigenen Söhne beraubt. Der Vater Polymestor tritt mit seinen Knaben auf und wird von Hecabe in ein ZeltGa naar eindnoot33 gelockt, wo sie mit den übrigen Trojanerinnen die furchtbare That begeht, die von Polymestor nachher auf offener Scene beschrieben wird: ‘Die Mütter unter ihnen wiegten froh erstaunt
Die Kinder auf dem Arme, dass dem Vater fern
Sie wären, liessen wechselnd sie von Hand zu Hand.
Und nun - Was dünkt dich? - nach behaglichstem Gespräch
Zieh'n plötzlich Dolch' aus ihren Kleidern sie hervor
Und morden mir die Kinder.’
Der Dichter hat also auch diesmal wieder die totgeweihten Geschöpfe uns erst gezeigt, ehe er zum Opfer schreitet. Die Tötung selber, die wie in der Medea, den Augen erspart bleibt, erscheint auch hier als ein besonderer FrevelGa naar eindnoot34, weil wieder gerade ein Weib, deren Hand eigentlich nach dem Lauf der Natur doch nur Gutes und Mildes zu vergeben hätte, die Kinder ermordet. Im ‘Rasenden Heracles’ befinden sich die drei Söhne des Helden mit der Mutter und dem Grossvater auf der Flucht vor ihres Vaters Feinde, der sie vernichten will: Die aber flehen forschend aus verschiedenem
Anlass ‘O Mutter, sag', wo ist der Vater hin?
Was macht, wann kommt er?’ Suchen dann, wie Kinder thun,
Nach ihm in Hoffnungswahn; dann halt' ich sie wohl hin
Mit klug bedachten Worten: doch verwundert, wenn
die Thüren knarren, richtet sich ein jeder auf
Sich anzuschmiegen an des teuren Vaters Knie.’
Wir machen mit der verängstigten Schaar alle Vorbereitungen zum Tode durch; die beiden Erwachsenen bitten schon doch früher als die Kinder, umgebracht, zu werden, als plötzlich Heracles, der Vater, kommt und sich die Trauer für einen | |
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Augenblick in Freude wandelt. Sie drängen sich an ihn heran und der Vater spricht die herrlichen Worte: ‘Lasst auch Ihr die Kleider los
Ich bin kein Vogel, noch verrath' ich Frennde gern.
Statt loszulassen klammern sie sich ängstlicher
An meine Kleider. War dies Messer euch so nah?
Nun gut, ich will sie, wie das Schiff sein Ruderboot
Nachschleppend führen: Nimmer soll der Liebesdienst
Den Kindern fehlen.’
Aber das Verderben ist nur scheinbar aufgehalten, denn Heracles, den die Götter plötzlich wie den Aias mit Wahnsinn schlagen, verfolgt und mordet bald die eigenen Kinder. Der Dichter hat jedoch eine Wiederholung des Vorgangs insofern vermieden, als er die Söhne nicht wieder auftreten lässt, und die Vorbereitungen zum Tode, die er das erste mal so ausführlich traf, das zweitemal schicklich übergeht. Wir hören nachher nur durch einen Dritten, einen Boten, ausführlich von dem Ende der Kinder und sehen dann auch ihre Leichen: Aber die von Furcht gejagt,
zerstoben hier und dorthin, unter der Mutter Kleid
Der eine, hinter'm Pfeiler birgt der zweite sich,
Der dritte duckt sich, wie ein Huhn am Opferherd.’
(Fortsetzung folgt.)
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