Germania. Jaargang 4
(1901-1902)– [tijdschrift] Germania– Gedeeltelijk auteursrechtelijk beschermd
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Eine gemeinsame hochdeutsch-niederdeutsche Rechtschreibung.
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bein anlenhte; ich brauchte ihm nur zu sagen: ‘Sprechen sie einmal das Wort: ij ist gleich ei, v ist gleich f. er sprach und verstand Eifer’. Es ist auch hier Zeit, Entfremdung und Missverständnisse zu beseitigenGa naar eindnoot8. Der springende Punkt in der gemeinsamen Rechtschreibung ist das u; die Niederländer sprechen es wie die Hochdeutschen das ü. Es liegt hier französischer Einfluss vor. Die Engländer sprechen u verschieden aus, bald ö (plunge) bald u (Bull) bald a (Hull); alle anderen Kultursprachen sprechen das u aus wie im Deutschen. Darnach ist zu empfehlen das hochdeutsche u beizubehalten und damit den Laut zu bezeichnen, der im Niederdeutsch-holländischen mit oe gegeben wird vor k (boek). Die Frage der einfachen Klinger (klinkers, Vokale) ist damit erledigt, denn die übrigen Klinger machen keine SchwierigkeitenGa naar eindnoot9. Zugleich ist damit halbwegs die Frage der Umlaute entschieden; wenn das oberdeutsche u bleibt, wird der ü = Laut zweckmässigGa naar eindnoot10 auch beibehalten werden; es wäre also vlamisch zu schreiben statt durven vielmerh dürven. Demnach blieben auch die anderen Umlaute: ä, welches im niederdeutschen fehlt und ö im niederdeutschen eu, zuweilen auch (vor g) u geschrieben. Dagegen ist die niederdeutsche Art der Verlängerung der Klinger vorzuziehen. d.h. diese einfach zu verdoppeln statt ein h einzuschieben; also ist statt oberdeutsch ah, eh, oh gemeinsam zu schreiben aa, ee, oo. FolgerichtigGa naar eindnoot11 aber muss ih sowohl, wie das entsprechendeGa naar eindnoot12 niederdeutsche ie zukünftig ii werden und uh (niederdeutsch entwederGa naar eindnoot13 lang oe oder uu) zukünftig uu. Schwieriger ist die Behandlung der Zweiklinger (Diphthonge). Hier muss als Regel aufgestellt werden dass die Schrift möglichst der Sprache folgt. Oberdeutsch au, niederdeutsch ou ist ein Laut, welcher | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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thatsächlich aus a und u zusammengesetzt ist; daher ist au zu wählenGa naar eindnoot14. Klingt aber das niederdeutsche ou thatsächlich, wie in einigen Worten (woud) vorkommt gleich o + u so ist dann auch ou zu schreiben. Das niederdeutsche au aber, wo es in einigen noch umstrittenenGa naar eindnoot15 Worten klingt, wie a+ü (Paus=Pabst) ist aü zu schreiben. Das oberdeutsche ei zuweilen ai geschrieben ist im niederdeutschen gleich y oder ij, selten auch ei; alle müssen ai geschrieben werden, (z. B. raichen, sain = zain). Nach Angabe einiger meiner niederländischen Freunde soll ij zuweilen klingen wie ä + i z. B. in rijk; ist dies zutreffendGa naar eindnoot16 und soll es beibehalten werden, so wäre dann auch äi zu schreiben, allerdingsGa naar eindnoot17 gegen die sprachliche Abstammung. Es bleibt noch der Doppellaut o+i. die Hochdeutschen schreiben ihn eu, z. B. heute, heulen. Die Niederdeutschen schreiben ihn ui z. B. in Duitschland, hier wäre richtiger überall oi einzusetzen. Die Mitklinger (medeklinkers, Konsonanten) machen keine Schwierigkeiten. Es fragt sich aber, ob Feld oder veld geschrieben werden soll. Jede antwort ist annehmbar; vielleicht ist f besser, weil v leichter mit w verwechseltGa naar eindnoot18 wird. Für das oberdeutsche qu ist das niederdeutsche kw unzweifelbar richtiger. Es fragt sich zum Schluss nur noch, wie das s zu behandeln ist. Das weiche s wird niederdeutsch z geschrieben, z. B. Zaken = Sachen. Diese Schreibung stammt wieder aus dem Französischen und steht vereinsamt unter den Völkern da; ich ziehe daher s vor, da die Deutschen keinen Anlass haben, einer Französelei züliebeGa naar eindnoot19 sich in einen AusnahmezustandGa naar eindnoot20 zu bringen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Darnach ergäbe sich folgendes Gesammtbild:
Meine Vorschläge sind eben nur solche; aber es schien mir doch an der Zeit diese Frage einmal zur zunächst wissenschaftlichen ErörterungGa naar eindnoot21 zu stellen. Es würde die AufgabeGa naar eindnoot22 andrer Kräfte sein, das wissenschaftliche Ergebnis in die Wirklichkeit umzusetzen und damit ein Sprach- oder besser ein Schrifthindernis zwischen ausserordentlichGa naar eindnoot23 nahGa naar eindnoot24 verwandten Volksstämmen zu beseitigen. Essen, 5 November 1901.Ga naar eindnoot25 Ga naar eindnoot26 |
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