Germania. Jaargang 4
(1901-1902)– [tijdschrift] Germania– Gedeeltelijk auteursrechtelijk beschermdDas ‘humane’ England
| |
[pagina 97]
| |
volk der Boeren waarop wij trotsch gaan dat zij van ons bloed zijn. RECHT EN WAARHEID ZULLEN ZEGEVIEREN. (De Red.) | |
VorwortIn dem in Süd-Afrika tobendenGa naar eindnoot1 Kampfe sind die Sympathieen aller Völker, die auf GesittungGa naar eindnoot2 Anspruch machen, auf Seite der Buren. Die Ursache hierzu ist nicht allein darin zu suchen, das britische Goldgier dieses grausame Blutvergiessen heraufbeschworenGa naar eindnoot3, sondern vielmehr in dem Umstande, dass das fromme, humane England mit unerhörter GrausamkeitGa naar eindnoot4 einen Raubkrieg zu einem AusrottungskriegGa naar eindnoot5 gemacht hat. Durch seine roheGa naar eindnoot6 Kriegsführung stösst das gesittete England jedes bestehende Recht über den Haufen, bricht hönendGa naar eindnoot7 das völkerrecht und seine SatzungenGa naar eindnoot8, die allen Nationen heilig sind, und sanktioniert das VerbrechenGa naar eindnoot9. Was soll das werden? Die Folgen, die sich aus solcher Kriegspraxis für alle anderen Völker ergeben, sind unabsehbar. Auf AnregungGa naar eindnoot10 der Burenfreunde habe ich es unternommen im vorligenden Büchlein Englands ruhmloses Vorgehen in Süd-Afrika einer kurzgefassten BetrachtungGa naar eindnoot11 zu unterziehenGa naar eindnoot12, und Grossbritanniens Lüge: Im Namen der Civilisation und Humanität mal etwas näher zu beleuchtenGa naar eindnoot13. Möge es dazu beitragen, nicht nur überall mehr und mehr die Sympathie für die ungebeugten Freiheitskämpfer rege zu machenGa naar eindnoot14, sondernGa naar eindnoot15 schliesslich auch zum mannhaften thatkräftigen EinschreitenGa naar eindnoot16 zu bewegen. Denn die Buren kämpfen jetzt nicht mehr für sich allein, für ihr Transvaal, für ihr Afrika, nein: so wie die VerhältnisseGa naar eindnoot17 sich gestaltetGa naar eindnoot18 haben, stehen die Buren in der Bresche; sie kämpfen | |
[pagina 98]
| |
gegen eine allgemeine Gefahr, gegen ein raubgieriges, unersättliches, aber angefaultesGa naar eindnoot19 Weltreich den Kampf für die gesamte gesittete Kulturwelt. | |
IEnglands Lûgenpolitik vor dem Kriege.Als wir im October 1899 mit unserem deutschen Freicorps in Natal einrückten, da ahnteGa naar eindnoot20 niemand, wie tragisch der Ausgang des Krieges sich gestaltenGa naar eindnoot21 würde. Weder hüben noch drübenGa naar eindnoot22 konnte man voraussehen, dass der von England freventlichGa naar eindnoot23 heraufbeschworene Kampf sich so in die Länge ziehen und dem Lande so tiefe Wunden schlagen würde. Von britischer Seite wenigstens wurde das ganze Unternehmen als Sport, als ein ‘JagdausflugGa naar eindnoot24 nach Pretoria’ angesehen. Wie gewönlich hatte England in masslosem SelbstdünkelGa naar eindnoot25 hochmütig die Buren unterschätzt. Man hatte dort zu sehr an das Dogma von der Schlagfertigkeit und Unbesiegbarkeit der britischen Armee geglaubt; britischer Leichtsinn und englische Unwissenheit konnten sich den Krieg entferntGa naar eindnoot26 nicht als das vorstellen, was er in Wirklichkeit war und was er geworden ist. Im Grunde genommen waren ja Grossbritanniens MietstruppenGa naar eindnoot27 eigentlich nur gewohnt, gegen uncivilisierte Rassen und Stämme zu kämpfen, die statt der modernen Bewaffnung nur mit Bogen, Pfeil und Speer, also mit ganz primitiven oder doch veralteten Streitmitteln ausgerüstet waren. Da war es keine grosse Kunst, die anstürmenden Horden mit Maximkanonen, mit Gatling- und Schnellfeuergeschützen und sonstigen allermodernsten Mordwaffen niederzumähen. Eben nur vermögeGa naar eindnoot28 dieser UeberlegenheitGa naar eindnoot29 in der Bewaffnung war es möglich, dass sich die englischen SöldnerheereGa naar eindnoot30 ihren oft recht fraglichen und zweifelhaften Ruhm haben erwerben können; fraglich und | |
[pagina 99]
| |
zweifelhaft auch darum, weil stets die eigene bezahlte Presse in widerlicherGa naar eindnoot31 Selbstvergötterung nur die eigenen Siege und nur den eigenen Ruhm in die Welt hinausposaunte. Wie es aber mit der Wahrheitsliebe dieser englischen Presse und der britischen Führer, Generäle sowohl wie Politiker, bestellt ist, das hat der Krieg in Süd-Afrika zur GenügeGa naar eindnoot32 gezeigt. Der Welt sind endlich die Augen geöffnet worden; die Welt sieht heute, das die Pestilenz der LügnereiGa naar eindnoot33 ganz Grossbritannien durchseuchtGa naar eindnoot34 hat und vor keiner NiedertrachtGa naar eindnoot35 zurückschreckt, auch nicht vor der, die Depeschen und Bekanntmachungen zu fälschen. Ich erinnere nur an die ersten Siegesnachrichten der Briten in Natal während der ersten Monate des Feldzuges. Auf unserem beschwerlichen Verfolgungsritt nach dem TreffenGa naar eindnoot36 bei Dundee durch das Gebirgsland Natals bis nach Ladysmith fanden wir häufig in den verlassenen feindlichen Lagern englische Zeitungen, in denen ich selbst- und mit mir viele Andere lesen konnten: in dem und dem Gefecht sind die Buren geschlagen, haben so und so viel tausend Todte und Verwundete gehabt, haben ungeheuerGa naar eindnoot37 viele Gefangene verloren, und der Rest befinden sich in regelloser Flucht auf dem RückzugGa naar eindnoot38. Dabei aber befanden wir uns in Feindesland und trieben die ‘siegreiche’ englische Armee vor uns her. So wurde damals schon gelogen. Wie viel mehr erst jetzt, da Grossbritannien weiss, was auf dem Spiele steht und infolgedessen Censur und Kabelmonopol in geradezu brutaler Weise handhabt. Die Welt muss eben im Unklaren gehalten werden. Denn nur so lässt sich der durch Entfernung und Unkenntnis gewobene Glorienschein erhalten. Das wissen die Männer im Heuchellande jenseits des Kanals nur zu gut! In diesem südafrikanischen Kriege nun sah Grossbritannien sich wieder zum ersten Male einem weissen Gegner gegenüber, der, wenn auch undiscipliniert und an Zahl bedeutend geringer | |
[pagina 100]
| |
so doch mit guten Schusswaffen versehen war und - eine Hauptsache - dies vorzüglichGa naar eindnoot39 zu handhaben verstand. Dann aber war dieser Gegner gleichsam ein Volk in Waffen, ein Volk, das für seine Freiheit und sein Recht in die SchrankenGa naar eindnoot40 trat. Die Buren fochten für ihr rechtlich erworbenes Land, für ihre Unabhängigkeit, die britischen Söldner dagegen für das Geld. Erstere waren und sind Helden, letztere gedungeneGa naar eindnoot41 Raubmörder die im Dienste einer Kapitalisten- und Spekulantenbande die Freiheit ermorden sollten. Golddurst, unersättliche HabgierGa naar eindnoot42 waren die TriebfedernGa naar eindnoot43 zu einem Raubkrieg, der eigentlich nur als ein Akt in jenem blutigen Drama anzusehen ist, das England seit einem Jahrhundert in Süd-Afrika inscenirt hat. TodesröchelnGa naar eindnoot44 und Kanonendonner geben hierbei die begleitende Musik; der blutgetränkte Boden, der Feuerschein brennender Farmen und Häuser bilden die Beleuchtung. Im Hintergrunde aber sitzt das bleiche, gelbe GespenstGa naar eindnoot45 des Mammons als Regisseur! Eins steht fest: England hat den Krieg mit Transvaal gewollt und ergriff mit BegierdeGa naar eindnoot45a jeden Kriegsvorwand. Solches ist der Gesamteindruck, den die Aeusserungen der englischen Jingo-Presse auf jeden UrteilsfähigenGa naar eindnoot46 machen müssen. Der ganze zur Schau getrageneGa naar eindnoot47 Eifer war auch weiter nichts, wie eine leereGa naar eindnoot48 Phrase. Die Jingo-Presse, in ihrer bezahlten Thätigkeit, machte mit ihrem Schimpfen und Lästern über das ‘Barbarenvolk’ der Buren eben die öffentliche Meinung. Man schlug die LärmpaukeGa naar eindnoot49 und stiess ins Bockshorn des ZetersGa naar eindnoot50 und war befangen von einer fixen Idee, nämlich von dem Gedanken und dem Wunsche des unbestrittenen Uebergegewichts Grossbritanniens in Süd-Afrika. Nur durch eine solche im grossen betriebene Lügen- und Heuchelpolitik war es möglich, dass heute noch so total verkehrte AnschauungenGa naar eindnoot51 in den Köpfen von Leuten stecken, denen man | |
[pagina 101]
| |
ihren Bildungsgrade nach, wohl etwas mehr hätte zutrauen können. Heute noch hört man vielfach Redensarten wie: ‘Es handelte sich doch nur um zwei Jahre bezüglich des Stimmrechts in Transvaal.’ ‘England wollte doch nur die Rechte der Ausländerbevölkerung wahren; es wollte ja keinen Krieg.’ ‘Transvaal hat den Krieg begonnen; es hat das Ultimatum gestellt.’ Wird es denn wirklich so kommen, dass, wie zu allen Zeiten, so auch jetzt, die SiegerGa naar eindnoot52 die Geschichte der BesiegtenGa naar eindnoot53 schreiben? Dass England mit seinem allmächtigen Golde das grosse Publikum schliesslich dahin bringen wird, dass es allmählich glaubt, Transvaal hat den unheilvollen Krieg begonnen? Für den unparteiisch Urteilenden indessen, der den Gang der VerhältnisseGa naar eindnoot54 verfolgt hat, wird es mehr und mehr zur unumstösslichen ThatsacheGa naar eindnoot55, dass England den Krieg mit Transvaal schon vor Jahren beabsichtigt hat. Eigentlich hat ja Grossbritannien seit dem ersten ‘Trek’ der Buren im Jahre 1834 nichts anderes erstrebtGa naar eindnoot56, als die Vernichtung dieses freiheitsliebenden ‘starrsinnigen’ Volkes. Als dann trotz aller Schwierigkeiten die beiden Burenstaaten entstanden waren, da erblickte man in London hierin ständig eine Gefahr für die Ausdehnung der BluttriefendenGa naar eindnoot57 Herrschaft der britischen Herren und Kapitalisten in Süd-Afrika. In einem Briefe vom 3 März 1884 äusserte sich Lord Derby über einen Vertrag, den die Transvaal-Regierung abschliessen wollte: er setze voraus, ‘dass dieser Vertrag nichts enthält, was irgendwie im Konflikt mit britischen Interessen stehen könne.’ Was heisst nun im Konflikt mit britischen Interessen? Als habgierige und nimmersatte ‘nation of shopkeepers’ hat | |
[pagina 102]
| |
England ja überall Interessen, und die Erfahrung hat vollauf gerehrt, dass es überall welche haben will. Hat doch sogar einst die englische Regierung sich zum Protektor der freien Stadt Frankfurt aufgeworfen! Mit echt britischer Flegelei konnte es damals der englische Gesandte wagen, die erklärende Note abzugeben: England sei durch die Wiener Verträge zum EinspruchGa naar eindnoot58 berechtigt; England betrachte ‘die Aufrechterhaltung der Unabhängigkeit selbst des kleinsten europäischen Staates als ein britisches Interesse.’ Warum? Um sich in die deutsche Angelegenheiten hineinzumischen, um die deutschen Dinge zu verwirren, deutschen Fürsten gegeneinander zu hetzenGa naar eindnoot59, damit der sich allmählich klärenden deutschen und preussischen Politik alle nur erdenklichen Schwierigkeiten entstehen sollten. Was nun insbesondere Süd-Afrika und Transvaal angeht, so steht ‘im Konflikt mit britischen Interessen’ nicht die innere oder äussere Politik des Burenstaates, sondern, im Grunde genommen, die Existenz dieser Republik selbst, das Vorhandensein dieses freien Staatswesens unter eigener Flagge. Das muss man im Auge behalten, um die heutige Sachlage richtig zu beurteilen. Leider ist noch viel zu wenig bekannt über Englands MachenschaftenGa naar eindnoot60 und Agitationen in seiner südafrikanischen Politik, die brutal und roh, hohnsprechend jedem Menschen- und Völkerrecht, vor keinem, aber auch nicht vor dem gemeinsten Mittel, zurückschreckt, um ihren ZweckGa naar eindnoot61 zu erreichen. Nicht mit Unrecht schreibt der grosse Gladstone am 17 Januar 1896, also kurz nach dem Jameson-Raubzug. ‘Ich habe immer gedacht, dass Transvaal eigentlich an uns bestimmte Ansprüche zu machen hat. Ich bin jedoch überrascht und angeekeltGa naar eindnoot62 von dem Streich, der gegen die Republik geführt worden ist.’ | |
[pagina 103]
| |
Jener Raubzug des Herrn Dr. Jameson-Rhodes missglückte. Ohne sich vor der übrigen Welt verteidigen zu können, stand Grossbritannien da, gebrandmarkt als heimlicher Helfer und Mitgenosse jener SchwindelbandeGa naar eindnoot63 mit einem neuen Schandfleck auf seinem einst so glänzenden Wappenschilde. Rhodes und Genossen aber arbeiteten rüstig weiter, und die bezahlte Jingo-Presse that ihre Schuldigkeit. Denn es galt nun, Transvaal zu schmähen und anzuschwärzen, um jede Sympathie im Keime zu ersticken; es galt, Transvaal in den Augen der übrigen Welt ins Unrecht zu setzen und den Leuten weiss zu machen, Transvaal habe den Krieg veranlasstGa naar eindnoot64, Transvaal sei der Friedensstörer und habe angefangen. Dass es sich nicht ums Stimmrecht, nicht um die ‘unterdrückten’ Ausländer gehandelt hat, dass all das nur hohle Schaum-schlägerei gewesen ist, ist hierbei sonnenklar. HinsichtlichGa naar eindnoot65 des Stimmrechts kann ich nur sagen: es war eine PosseGa naar eindnoot66; die Engländer in Transvaal wollten es gar nicht haben. Ein Führer der Reformer in der Johannesburger Komödie 1895/96, Herr L. Phillips, schrieb am 16 Juni 1894: ‘Ich gebe nichts um die politischen Rechte; ich habe nicht den Wunsch, sie zu erwerben und glaube, dass die Gesellschaft überhaupt hierin nicht ehrgeizigGa naar eindnoot67 ist. Was das Stimmrecht betrifft, so ist es meine Ansicht, dass es Vielen damit wohl recht gleichmütig ist.’ Und doch warde von jenem Herrn damals die Revolution ‘gemacht’ wegen der Rechte, darunter das Stimmrecht, der Ausländer! ‘Wenn Ohm Paul die Engländer auf Knieen gebeten hätte, sich naturalisieren zu lassen, so würden sie es ihm abgeschlagenGa naar eindnoot68 haben. Sie sind alle ZugvögeGa naar eindnoot69, WandererGa naar eindnoot70, die Geld machen wollen.’ Das war das scharfe Urteil einer Afrikanerin, der bekannten Olive Schreiner. | |
[pagina 104]
| |
Es war nicht das Stimmrecht, es waren nicht die Rechte der ‘unterdrückten’ Auslander - diese lebten glücklich und zufrieden in Transvaal und es ist merkwürdig, dass die Skandalmacher nur ‘British subjects’ gewesen sind -, es waren auch nicht die weit hergeholten, von Rhodes angekündigten ‘verfassungsmässigenGa naar eindnoot71 Mittel’, die Suzeränität, die innere VerwaltungGa naar eindnoot72 und Gesetzgebung und mehr von dergl. künstlich konstruirtem Unsinn, der als Grund und Ursache zum EinschreitenGa naar eindnoot73 gegen den Burenstaat hingestellt wurde. Alles das wurde nur als Handhabe benutzt, als VorwandGa naar eindnoot74 mit dem verschiedenartig schillernden Deckmäntelchen der Civilisation und Humanität. Die wirkliche Ursache lag im Goldreichtum, in den Minen des Landes einerseits und in der selbständigen Existenz der freien Republik andererseits. (Voortzetting volgt.) (Pretoria.) Dr. Vallentin (Stabskapitän). |
|