da, wo das Deutschtum schwer um seinen Bestand ringt, auch das Niederdeutschtum.
Wir haben uns im vorigen Jahre in München mit der Stellung des Deutschen Reiches zu dem in Südafrika um sein Dasein heiss ringenden Niederdeutschtum eingehend beschäftigt, und wir haben heute von den Urteilen, die wir damals zu fällen hatten, nichts zurückzunehmen.
Auch heute noch bedauern wir es auf das Lebhafteste, dass das amtliche Deutschland, das noch vor wenigen Jahren dem Präsidenten Krüger seine Sympathien in der wärmsten Weise bekundet hatte, sich veranlasst sieht, die niederdeutschen Brüder in Südafrika den brutalen angelsächsischen Vettern preiszugeben.
Wir begreifen die Notwendigkeit einer Realpolitik, die zu den schmerzlichsten Härten führen kann. Aber wir vermögen die Vorteile des deutsch-englischen Abkommens so lange nicht anzuerkennen, als sie für uns nicht in die Erscheinung treten. England hat bereits seinen Lohn dahin, und wir warten, warten und warten àuf das Entgelt!
Verlauf und Abschluss der Samoafrage sind für uns zu einer Reihe von Demütigungen geworden, die das deutsche Volk den Angelsachsen niemals vergessen wird. Unvermeidliche Austausche von Höflichkeiten, wíe sie vielleicht unmittelbar bevorstehen, werden wenigstens diesseits des Kanals nicht zu der Annahme verleiten, als sei alles vergeben und vergessen.
Die Versuche der deutschen Regierung, den wankenden Dreibund durch eine andere Gruppierung der europäischen Festlandsmächte zu ersetzen, haben in dem Alldeutschen Verbande seit dessen Bestehen Verständnis und Zustimmung gefunden.
Was wir aber in der auswärtigen Politik des Deutschen Reiches seit nahezu einem Jahrzehnt vermissen, das ist die Stetigkeit, die unseren Freunden jeden Zweifel benimmt, ob sie auf uns rechnen können.
Die Erfahrungen der beiden jüngsten Jahre haben gelehrt, wie recht der Alldeutsche Verband vor drei Jahren daran gethan hat, die Reichsregierung zu einer entschlossenen Marineforderung zu drängen, und als die Forderung eingebracht worden war, diese gegen die zunächst widerstrebende öffentliche Meinung zu vertreten. Wir haben uns von jeher zu dem Kaiserwort bekannt, dass die Zukunft der grossen Völker auf dem Meere liege. Und wir gedenken auch in Zukunft alle Folgerungen hieraus zu ziehen, gleichgültig, ob wir hierbei mit dem Strom oder gegen den Strom der öffentlichen Meinung und der Regierungswünsche schwimmen.
Dies gilt auch von den Forderungen, die wir von unserem alldeutschen Standpunkte aus an die Wirtschaftspolitik der Regierung und der politischen und wirtschaftlichen Parteien und Interessenvertretungen zu richten haben.
Auch in den Fragen der Bevölkerungspolitik, der Siedelungspolitik und der Verkehrspolitik ist unser Standpunkt gegeben. Er erhebt sich über die Stimmungen und die Bedürfnisse des Augenblicks. Er ergibt sich aus der Sorge um die Zukunft unseres alldeutschen Volkstums in der mitteleuropäischen Heimat und in der Ferne fremder Erdteile.
Noch ist die Aufteilung Afrikas nicht abgeschlossen, und schon rüsten sich alle Weltmächte, um auch das asiatische Festland neu aufzuteilen. Sorgen wir dafür, dass dem Deutschtum diesmal nicht das Wolkenkukuksheim des Poeten übrig bleibt, sondern dass das in Künsten und Wissenschaften, in Gewerbe, Handel und Verkehr mit den ersten und besten Völkern der Erde wettbewerbende deutsche Volk bei der Neuaufteilung der Welt den Anteil erhält, der seinem Range gebührt und der zu seinem machtvollen Weiterbestehen im künftigen Jahrhundert erforderlich ist...’
(Diese Rede wurde an vielen Stellen mit lebhaftem Beifall unterbrochen)