Die Einweihung des Denkmals von J.F. Willems in Gent gestaltete sich zu einer grossartigen Huldigung. Am Zuge nahmen 320 Gesellschaften mit 35,000 anwesenden Mitgliedern teiĆ. Ein Wald von Fahnen umgab das Monument in dem wundervollen Rahmen der herrlichen Gebäude, die den St-Bavsplatz (plein) einfassen. Der eherne Gruss der alten Glocke ‘Roeland’ durchzitterte die Luft. Vom Belfried ertönte die Weise des ‘Vlaamschen Leeuw’. Das Lied wurde von 30,000 Anwesenden gesungen. Der Genter Bürgermeister Braun (von deutscher Abkunft) hielt die Rede auf Willems und hob ganz besonders hervor, dass sich alle politischen Parteien zu einer gemeinsamen Feier vereinigt hätten. Der Bürgermeister von Antwerpen, Jan van Ryswyck, schätzte seinerseits die grossen Verdienste des Vaters der vlämischen Bewegung in meisterhafter Rede.
Das Denkmal selbst hat seinen frühern, eigenartigen, künstlerischen Character eingebüsst durch Veränderungen, die seitens der offiziellen Regierungskommission beliebt wurden. Der schöne, behelmte Jüngling wurde in einen gelockten Römer verwandelt, nun sieht es aus, als ob ein solcher der vlämischen Maid den Schleier von den Augen zieht. Unglaublich! Die staatliche Beihülfe ist auf diese Weise denn doch zu teuer erkauft worden.
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Die Van Dijck-Ausstellung zu Antwerpen erregt grosse Bewunderung, sie ist vortrefflich geglückt, und umfasst 103 Nummern. Schade, dass aus Deutschland selbst nur 3 Stücke ausgestellt sind, während Frankreich 16 und England gar 36 Bilder, also über ein Drittel der ganzen Ausstellung, einsandte.
Die Inschrift auf dem Kranze, den S.M. der deutsche Kaiser am Denkmal Van Dyck niederlegen liess, lautete:
‘Dem ruhmreichen Sohne der guten alten vlämischen Stadt Antwerpen’
Wilhelm II.
Deutscher Kaiser, König von Preussen.
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Die Ausstellung vlämischer Künstler hat nunmehr Berlin verlassen, wo sie bedeutenden Erfolg hatte. Auch wurden Werke von Vinçotte und De Rudder verkauft, für Van Leemputten schweben noch Verhandlungen. Sie wird nächster Tage in Wiesbaden eintreffen.
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Die vlämische Akademie bekrönte kürzlich das Werk des Professors Van den Bergh von Mecheln ‘Volkstümliche Geschichte der französischen Herrschaft in Belgien von 1792-1815’, ein Werk, das jedenfalls auch für Deutsche recht lehrreich sein dürfte.