die Geschichte welsches Land an die alte deutsche Eidgenossenschaft angegliedert hat, das Leben unseres Volkes dreisprachig geht, so muss die Schweiz, soll sie bestehen, doch wesentlich ein Land mit dem deutschen Geiste bleiben, aus dem sie hervorgegangen ist.
Allein hätten wir nur unsere Mundart, die gemütreiche Sprache des deutschschweizerischen Hauses, so kämen wir im Kampf der Geister doch zu kurz. Das Leben fordert längere Speere. Wir haben sie aus den unerschöpflichen Rüstkammern der allgemeinen deutschen Kultur geholt - wir halten sie heilig, diese Waffen - die deutsche Schriftsprache - die deutsche Wissenschaft und die deutsche Kunst.
Im Namen dieser hochherrlichen Gemeingüter aller deutschen Stämme begrüssen wir euch zu Zürich, der Hochburg deutschen Geistes in der Schweiz.
Es kann überraschen, ist aber doch wahr, dass kaum ein anderer Stamm der deutschen Schriftsprache soviel Ehrfurcht entgegenbringt wie wir Schweizer. Wir scheuen uns fast, sie zu sprechen, vor lauter. Hochachtung missrät sie uns oft zwischen Zahn und Lippe, und am liebsten üben wir sie nur im stillen Kämmerlein auf weissem Blatte. Dabei wird uns immer ein wenig feierlich und sonntäglich zu Mute. Darum sind wir fast sparsam mit ihr. Wenn ihm einmal heiss genug ums Herz ist, da findet der knorrigste Bauer, der zur gewöhnlichen Zeit keinen schriftdeutschen Laut hervorbringt, in seiner Art die Wortgewalt der Schriftsprache mit der lapidaren Kraft der deutschen Bibel.
Das ist alte deutsche Sprachmacht in der Schweiz.’
Und vollständig wie alldeutsches Empfinden klingt es uns aus den Worten Bisseggers entgegen:
‘Ich hoffe, Sie haben gestern bei dem Abendfest in der Tonhalle den Eindruck bekommen, dass Sie sich unter einem kerndeutschen Volke befinden, dem deutsche Art und deutsches Herkommen heilig ist. Es ist wahr, dass wir Ihnen gegenüber in der Regel die Empfangenden sind. In deutschen Städten holt der schweizerische Handwerksmann seine Berufsbildung, an deutschen Hochschulen der schweizerische Gelehrte Wissenschaft und Methode; Ihre Konservatorienschulen bilden unsere Musiker, Ihre Kunstakademien unsere Maler und Bildhauer. Und was will das, was Schweizer in der Litteratur geleistet, bedeuten gegenüber dem Reichtum, mit dem Ihre grossen Dichter in den glückseligsten Zeiten des deutschen Geisteslebens uns gesegnet! Wir sind ohne Beschämung glücklich in diesem Empfangen und Geniessen, weil wir, abgesehen von der politischen Staatsgemeinschaft, uns als Deutsche fühlen, in gleichen Rechten und Pflichten mit allen übrigen Gliedern unseres Sprachstaates. Und wenn irgendwo deutscher Art und Sprache Zwang und Un-