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Rollo von Moorland.
Drama in fünf Aufzügen aus dem Vlämischen des Dr. Haller von Ziegesar
2ter Aufzug.
Waldgegend. - Rechts altgermanisches Haus. Grosser Ausweg rechts im Seitengrund. Zwei Ausgänge nach der See im Hintergrund, in der Mitte Baumgruppe mit einem kleinen Altar von Frigga, mit Blumen, Halmen etc. bedeckt; links zweiter Seitengrund, Ausweg nach einem Brunnen. - Bevor der Vorhang aufgeht, hört man fröhliche Stimmen.
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1ter Auftritt.
Rechts im Vordergrund im Halbkreis nach hinten sitzt eine muntere Gesellschaft. Rechts sitzt Harald, neben ihm Ada und ihre Gefährtin, ferner vornehme Stammgenossen, Rollo, Wolfert, Stur, Bor u. A., Sklaven räumen die Schüsseln weg, es bleiben nur einige grosse Trinkhörner stehn.
Verehrter Harald, treuer Freund, dies Fest,
So freudig dargeboten, macht's zur Pflicht,
Dir Dank und Lob zu spenden.
Nochmals das Horn gefüllt zu Deiner Ehr!
Dein Frohsinn thut mir gut, verjüngt mir's Herze.
He, bringt noch kühlen Meth und füllt das Horn
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Meinen besondren Dank, o Harald! War
Da drinnen
(zeigt auf die Brust)
reine Glut, kann sie jetzt löschen.
(man lacht)
Kein Wunder, denn du isst und trinkst wie Thor!
(bedeutungsvoll).
Davon wusst' unser Skald zu singen, Wolfert!
Ach, wäre er noch hier, wie kläng' sein Lied!
Komm, lass den Toten ruhen, er ruht wohl!
(reicht nach einem langen Zug das Horn dem Wolfert).
Na, solch ein Schluck, der schwengt die Kehle, Stor,
Drum frisch gesungen! Sing' das Lied von Thor!
Halt! halt! denn dieser Zug galt meinem Durst.
Ein Schluck noch um zu singen, und ich sing'.
(man reicht ihm das Horn)
Die aber lechzt nach Meth!
Trauernd sass Thor im Tannenhaus,
Der Hammer, der kam ihm abhanden.
Dem Schlafenden raubt Trym ihn, der Riese.
Der Riese er ruhte in Riesenheim,
Dahin lief Loki, der List'ge.
Gieb Mjolnir heraus, den du geholt.
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Spottend sprach Trym da: Spar' dir die Müh,
Fort ist er acht Faden tief unter dem Eis.
Ich geb' ihn dir wieder, gieb mir Frouwa zur Frau.
Solch Frevel verbannte Asgarths Frieden,
Wild weigerte Frouwa zu werden sein Weib.
Sie zittert vor Wuth, sie raset vor Zorn.
Da hielten die Götter geheimen Rat.
Sie fassten sogleich einen festen Beschluss,
Bekleideten Thor mit bräutlichem Kleid
Und Hessen als Magd ihm Loki zur Seite.
Als sie erreichten nun Riesenheim,
Begrüsste Trym freudig Frouwa, die Braut.
Er richtet zur Ehr' ihr ein reichliches Mal,
Wollte die Göttin, göttlich bewirten.
Und siehe! die Schöne verschlang einen Ochsen,
Sechs Salme folgten und Süsses dabei
In Fülle bereitet für die übrigen Frau'n,
Sie trank dazu drei Tonnen Meths!
So gierig hat nie eine Braut gegessen,
Rief Trym, der Riese; doch rasch sagt die Magd:
Acht Nächte, Fürst, hat Frouwa gefastet
So feurig nach Riesenheim war ihr Verlangen.
Nun kriegte er Lust sie zu küssen und lüftet den Schleier.
Er fährt zurück, so funkeln die Augen.
Wie fürchterlich blitzen der Frouwa Blicke,
Rief er, sie gleichen glimmender Glut.
Wiederum wusste die Magd was zu sagen:
Gewacht hat Frouwa acht Nächt' und geweint
So feurig nach Riesenheim war ihr Verlangen.
Da hiess Trym eilig holen den Hammer
Und liess ihn Frouwa legen in den Schoss,
Zu segnen die Brautleut' nach altem Brauch.
Wie lachte Thor das Herz im Leibe
Als den wuchtigen Hammer er wiedersah!
Erschlug den Trym! Erschlug dessen Schwester!
Erschlug alle Gäste und ging davon.
So kam Mjolnir, der Hammer, in Thors Hände zurück.
Solch' schönes Lied, verdient den zweiten Trunk.
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Während ich sang, blieb mir trocken die Kehl!
(Er trinkt).
Es sei mir jüngstem Sohn auf diesem Grund
Vergönnt aufs ältste Haupt von uns zu trinken.
Auf unsern edlen Gastherrn fromm und klug
Und auf das edle Blut an seiner Seite!
Thor sei euch gnädig, schirme Hab' und Leben!
So soll es sein! Auf Harold und sein Kind!
(Das Horn macht die Runde, Harald und Ada danken.)
(inzwischen zu Balde, der hinter dem Hause hervortritt)
He, Balde! Hol' an Bord die Bärenhaut.
(Balde ab).
Wer ist der Knabe, der dich nie verlässt?
Ein Kind der Friesen! Sie und uns, ihr wisst,
Ich mein' den Ohm, entzweit die alte Fehde.
Ich macht die erste Fahrt auf eignem Drachen. -
Beim langen Sand, gewahren wir 'nen Wimpel;
Der flattert lustig oben an dem Mast.
Jung Rollo, rief der alte Seebär Ktor,
Sieh da ein Fries! Du führst das Glück an Bord.
Noch heut' bekommt dein Drach' das erste Kleid,
Ein Kleid, rot funkelnd wie die Wintersonn'.
Er giebt 'nen Ruck dem Ruder, steuert los.
Ich hör' sein Jauchzen über Sturm und Meer. -
Das Segel schwoll, und mit ihm schwoll das Herz
Erwartungsvoll in meiner jungen Brust, -
Wir schössen durch die Flut so wie noch nie. -
Kaum Aug' in Aug', da sausen unsre Speere.
Wir entern - und nun ging es munter zu.
Die See, die gierig unsre Drachen leckte,
Sie brüllet; schlürfet glucksend rotes Blut.
Es war ein Würgen Mann an Mann. Bis auf
Uns Beide fielen Alle. - Seh' ihn noch,
Den Ktor, den Kanterbaum, den Schweren, schwingen,
Den er sich losgerückt. - Ein zweiter Thor!
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Dann fand ich halb im Haufen Werg verkrochen
Den Kleinen da; ergriff ihn beim Genick
Und wollt' mit einem Schwung' ihn in die Weite.....
Als, weiss nicht wie, mich Mitleid überkam.
Mich rührte plötzlich seine Schwäche und
Die Kraft, mit der er sich an's Leben klammert.
Die Hand erlahmt und sinkt, und heisse Thränen
Entströmen seinem Aug' von Dank erfüllt.
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3ter Auftritt.
Vorige. - Balde bringt eine Eisbärenhaut und verschwindet rechts.
Das siehst du doch, ist 's auch von einem weissen!
Der läuft nicht hier herum! Die grössten braunen
Aus unsern Wäldern sind daneben klein.
Breit' aus und seht was für ein Kerl das war.
(Sie breiten es aus. - Bewunderung.)
Bekenn' mit Stolz: ich fällt' ihn ganz allein.
Allein? ist's wahr? wie ging das zu? sag an!
Auf einem nordschen Zug wurd' angelegt
Auf Saland, wo mein Drach' zur Kielung musst!
Als er verstopft war, segeln wir nach Tronje
Zu unserm guten Freund, dem roten Jarl.
Herzlich bewillkommt, gehn wir in die Halle
Und laben uns am reichen, saft'gen Mahl.
Da meldet uns der Wächter einen Trupp
Eisbären, angespült auf einer Scholl'.
Gesang und Red' verstummen. Auf den Wink
Des Gastherrn ging es jauchzend nach den Ställen;
Das Horn erschallt, und froh wird ausgerückt. -
Wir ritten durch den nahen, dunkeln Wald,
Längs rauher Küste zu dem Ziele hin.
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Noch immer nichts zu sehn. Wir teilen uns
Dann rechts und links und gingen auf die Suche.
Da, plötzlich wüst' Geheul, und eh' wir's denken,
Sind zwei, drei Pferde umgerannt, auch das
Des Jarl. Ich spring' herab und werf' den Spiess
Der fest sich einbohrt in des Bären Schulter.
Ein schaurig Brüllen! Mit dem schwarzen Maul
Weit offen, steht das Untier fletschend da,
Zum Kampf bereit. Ich flieg' ihm an die Kehl'!
Er drückt mich fest, die Sinne schwinden mir
Und Beide rollen wir zur Erde hin,
Er über mich, ich über ihn - ein Knäul!
Den Schlund fest zugedrückt, umklamm'r ich ihn.
Er schnaubt, er grunzt, er stöhnt und unter mir
Fühl' ich den Riesenleib sich zuckend blähn. -
Ein Ruck, ein Schrei und mit gewalt'gem Schnitt
Reiss, ich den breiten Wanst ihm klaffend auf.
Seht hin und sagt, ist es kein Meisterschnitt?
(Man prüft die Ränder).
Ganz richtig! Ja fürwahr ein Meisterschnitt!
Soll es für mich den höchsten Wert erhalten,
Dann Harald nimm es als Geschenk von mir.
Ich dank' dir, wackrer Rollo, junger Freund.
Ein schön' Geschenk, das zeugt von grosser Kraft.
(ironisch).
Ei, Rollo, handhabst du so gut den Speer?
Wirft er ihn wohl als unser Wolfert hier?
Lasst sehn! lasst sehn! wie denkt darüber Harald?
Ich find Geschmack an solchem Kampfesspiel.
Heissa! Die Speere! Rollo halt dich gut!
(Zeigt auf Wolfert)
Der beste Schütz, und Kämpe in dem Lande.
Man bringt Speere. Wolfert nimmt sich einen, wägt ihn ab, sieht nach oben und zeigt.)
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An jenem Querzweig seht, an jenem Knoten.
(Er legt sein Mäntelchen (Pallium) ab, welches er allein trägt und stellt sich in Postur. Alle stehn erwartungsvoll umher. Er wirft.)
Das heiss' ich treffen! Rollo thu's ihm nach!
(Rollo nimmt einen Speer, zielt und wirft. Allseitiges Erstaunen.)
Grad' auf der Spitz' von Wolferts Speer! Ei seht
Er schlingert hin und her!
(Der Speer fällt zu Boden. Bor nimmt ihn auf und ruft:)
S'ist der von Wolfert, und die Spitz' ist ab.
(zeigt ihn herum)
Doch nun der Bogen, gebt!
(Man bringt Bogen und Pfeile.)
Ja, ja, der Bogen soll Entscheidung bringen!
Ei Wolfert, sag', wie wär's mit deinem Schuss:
Mit einem Pfeil den andern durchgeteilt.
(nimmt den Bogen.)
(untersucht ihn.)
(Nimmt einen Pfeil zwischen die Lippen, legt an, alle starren nach oben. Er schiesst, nimmt den zweiten, schiesst wieder. Ein Pfeil und zwei Hälften fallen nieder. Man jauchzt, misst beide Hälften. Sie passen. Ada überreicht Wolfert eine der Blumen die sie in der Hand hält. Wolfert nimmt sie, berührt zugleich die Hand. Ada wird rot und verlegen. Alle still. Rollo nimmt den Bogen und zwei Pfeile. Ebenso wie bei Wolfert passen beide Hälften. Allgemeiner Jubel. Wolfert nimmt beide Hälften, betrachtet sie mit bitterm Lächeln und wirft sie verächtlich weg. Ada reicht auch Rollo eine Blume.)
(zu Ada).
Des Mannes Kraft krönt liebst die Frauenhand.
(Harald reicht ihm die Hand.)
(zu Wolfert.)
Und nun zum Schluss? Was dünkt dir von dem Beil?
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(zu Balde).
(Balde, der es bereits geholt, giebt das Beil. Alle stehn he[rum und] blicken neugierig nach oben)
Bei Thor! der Stamm erdröhnt, das Beil sitzt fest!
(Alle wenden sich zu Wolfert.)
(bitter).
Heil dir, o König! Hast nichts mehr zu lernen.
(kehrt sich ab.)
(zu Rollo).
Sohn meines Freund's, du bist des Vaters wert!
Das teuerste was mich an ihn erinnert,
Die goldne Schnur, besetzt mit Edelsteinen,
Die er im fernen Süden sich erwarb,
Ich schenk sie dir und schmücke deine Brust.
(Harald will gehen, da kommen zwei römische Soldaten).
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4ter Auftritt.
Vorige. - Zwei römische Soldaten.
Euch Allen hier versammelt, melden wir
Die Ankunft des Legaten. Er verlangt
Auf seiner Fahrt ehrbietiges Begegnen,
So wie's die Weltstadt Jedem auferlegt.
Er kommt zu richten über Gut und Schlecht.
(zu Harald).
Und ladet sich bei Harald ein als Gast.
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5ter Auftritt.
Allgemeines Schweigen. Man drückt sich die Hände und geht gruppenweise ab. Rollo und Balde im Flintergrund, während Harald beide Frauen die Treppe hinaufführt und sie nötigt einzutreten. Stor, der seit Rollos Erzählung mit dem Kopf auf dem Tisch liegt, steht brummend auf und singt. Sklaven entfernen die Tische.
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Wenn ich werde Fürst der Riesen,
Dann lach' ich, lach' ich, lach',
Ich häng' euch Zapfen an die Nasen
Zum Niesen, Niesen, Niesen.
(stolpert und stösst an einen Pfal.)
Ei, hast du Kiesel in dem Kopf statt Augen,
Dass du den methseligen Stor nicht siehst?
Auch gut! Siehst du ihn nicht, du fühlst ihn doch.
ab)
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6ter Auftritt.
Harald. - Rollo. - Balde.
Sag', edler Harald, was bezeichnet das?
Hab' keine Worte, solch ein Thun zu deuten.
Die Freunde alle lassen uns und fliehn
Als fühlten sie ein Unheil in der Luft.
O Harald, Harald ist das immer so?
Mein Sohn, so ist es schon seit langer Zeit.
Die vielgerühmte Freundschaft der Stadt Rom
Verheert das freie Leben wie die Pest.
Den Jüngling steckt sie an mit ihrem Atem,
Der Alte ohne Kraft verbeisst's und schweigt.
Nicht jeden Jüngling, auch nicht jeden Alten,
Noch viele find' ich, gleichen Sinn's mit mir,
Für die der Grimm den Stachel hat bewahrt.
Denk' an den Eindruck, den der Skald' erzielt.
Das schürt die stille Glut und giebt mir Mut.
(nach einer Pause).
O Rollo, Rollo, frei wird unser Land!
Das teure, heil'ge Land!...
(näher kommender Lärm.)
(Rollo will sprechen, Harald bedeutet ihm zu schweigen.)
(Beide legen die Linke feierlich auf's Herz, schauen zum Himmel, blicken sich dann in die Augen. Ein Händedruck und sie scheiden. Rollo und Balde schnell ab.)
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7ter Auftritt.
Zwei römische Soldaten treten von rechts auf, auf der Schulter eine kleine Tragbahre tragend, auf welcher ein curülischer Stuhl, mit einem S.P.Q.R. gezeichneten Tuch,
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liegt, zwei Liktoren begleiten sie. Das Teppichtuch wird auf der Treppe ausgebreitet, und der Stuhl darauf gestellt. Die Liktoren stellen sich rechts und links auf. Inzwischen verlässt Harald gebeugten Hauptes die Bühne rechts und geht in seine Wohnung. Beide Bahrenträger ab.
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8ter Auftritt.
Legatus. - Wolfert. - Stur. - Centurio. - Soldaten.
Der Legatus tritt im Staatsgewand mit den Andern auf; wirft einen strengen Blick umher, ob alles in Ordnung ist. Centurio erregt sprechend.
Nein, nein Legatus, nie ward Roma's Ehr'
Gekränkt, wie durch dies vollgesoff'ne Schwein.
(halb auf der Treppe sich umkehrend).
Nun, lass dann sehn, was willst du dass geschieht?
Dem Meutrerpack durch ihn jetzt mores lehren.
Ein Schwein sagst du, so wollen wir es schlachten.
Solch' Blut beflecke kein Liktorenbeil.
(setzt sich und winkt Wolfert und Stur an seine linke Seite. Sie stellen sich dort auf mit anderen Soldaten.)
Ist er denn wohl das bischen Hanf auch wert?
(Centurio grüsst und geht, kehrt zurück, auf dem Hintergrund wartend, zu Wolfert:)
Ist strenge, doch gesunde Lehr' Legat!
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9ter Auftritt.
Um einen Mann unschuldig aufzuhängen.
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Bedächtig Greis, sag' nicht was du nicht weisst,
Er höhnt' in meinem Beisein das Gesetz.
Er ist betrunken, weiss nicht was er that.
Noch eben sass er mit uns an dem Mahl,
Vergnügte uns mit seinem frohen Lied,
Und soll nun sterben, völlig unbewusst,
Selbst nicht im Stande Rede dir zu stehn.
O übe Gnade Herr, es ist noch Zeit!
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10ter Auftritt.
Ach Vater, Vater, man ist schon bereit
Am Ulmenbaum den armen Stor zu hängen!
Er steht so still und sieht bedrückt umher
Und blickt die Männer lächelnd an und sagt:
So meint ich 's nicht, bin guter Kerl, lasst mich
Zu meinen Kindern, meinem Weib.
Doch man versteht ihn nicht, er machet Zeichen,
Vergebens! Vater komm und rette ihn!
Es ist der Wille des Legaten hier!
Ich will, so schön ihn bitten, ihn zu schonen.
O mächt'ger Herr, gewähre Gnade Herr.
O sei barmherzig mit dem armen Mann!
Komm mit und sieh, wie er so elend ist!
(Legatus lächelt.)
Ist's möglich Herr, dass du ihn töten willst?
Er ist, er ist unschuldig, glaub' es mir,
Er wusst' nicht, was er that, er meint es gut,
Er that nicht Unrecht, nein, er sagt es selbst.
(Legatus unerbittlich.)
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Ach Wolfert, edler Wolfert sprich ein Wort!
Sein Witz ist aus, nun wird er weiser werden.
Ja weisst du, weisst du's wohl, das ist ein Mord!
Bist du ein Mann und kannst den Mord begehn?
Du bist es nicht, und ich verabscheu' dich!
(Harald will Sie beschwichtigen)
Der Mann ist edel, scheut die Frevelthat.
Das war 'ne feige That, ein Mord! ein Mord!
Und Thor da oben rächt den Frevel stets.
(Sie lehnt sich an den Vater, Beide rechts ab.)
(zu Wolfert)
Welch' hübsche Maid, ganz reizend in dem Zorn!
(zu Harald, der sich abwendet)
Du Alter, zeige meinem Koch die Küche.
(zwei Männer folgen mit Körben)
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11ter Auftritt.
(Geräusch von Stimmen, Rumor. Rollo tritt wild auf. Mehrere Soldaten schreien ihn an, wagen aber nicht ihn anzurühren).
Legat! was bellen mich die Köter an,
Lässt du durch sie mich höhnen ungestraft?
Wo der Legat erscheint, wird nicht gejagt,
Auch nicht geblasen auf zwei Meilen weit.
Der Jüngling scheint mir noch sehr unerfahren
Spricht ungefragt und tritt bewaffnet her.
(Er winkt, sechs Männer springen hinzu - kurzes Ringen - Rollo wird mit roher Gewalt und Kraft bezwungen).
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(schäumend vor Wut).
O Schmach, o Schmach! sie überwält'gen mich!
(Centurio zieht Rollo's Schwert heraus und stellt sich rechts neben dem Legaten.)
(Man bindet ihn. Balde will schreiend hinzuspringen, man drängt ihn zurück).
Mein edles Schwert aus deinen Klauen, Schurk!
Besudle nicht, was du nicht wert bist, Schurk!
(Der Legat giebt den Soldaten einen Wink, die ihn loslassen, Rollo springt auf.
Jetzt kannst du sprechen, ich erlaub' es dir
Jetzt hat man dir gezeigt, was sich geziemt.
Du willst mich fragen, du, der mich erniedrigt?
Wo bin ich denn, bin ich noch unter Menschen?
Die Arme, die ich frei von Gott erhielt,
Die lässt du feig' durch deine Sklaven knebeln?
Hältst mich in Banden, die unwürdig sind
Des freien Moorlandssohns im freien Wald.
Wie darfst du nehmen, was dir nicht gehört?
Und du willst lehren mich, was mir geziemt?
Weht Freiheit nicht im Atemzug der Bäume,
Weht sie nicht in der Vöglein süssem Sang?
(lächelnd)
Ei Jüngling zu, nur zu, das klingt nicht übel.
Und mir, dem Mann, will man den Mund verschliessen,
Den Klang des Horn's verbieten in dem Wald,
Wenn mir's im Innern pocht und mich's verlangt
Das Echo in dem Walde zu erwecken?
Und mich's verlangt nach meinen Göttern, Vätern?
Legatus gieb mir Freiheit, lass mich los!
Gieb mir mein Schwert zurück, ich steh' dir Red'!
(Der Legat richtet sich auf - Alle schwiegen)
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(frei mit gen Himmel gehobenem Schwert)
O Thor nicht rein're Freud' durchzog dein Herz
Als du den heil'gen Hammer wiedersahst
Als jetzt die meine. Du mein edler Stahl,
Du heissgeliebte Klinge, du mein Bestes!
Dein Anblick giebt mir Licht und Leben wieder.
(Er macht ein paar Schritte nach dem Hintergrund. Alles weicht zurück.)
O habt nicht Angst, elendes Pack, das weicht,
Der da erzeigt, mir Dienst, ich will's ihm lohnen,
Im Moorland, merkt's euch, spricht man frank und frei.
Der Mann, den ihr dort habt gehenkt, war frei.
Getötet wurd' er durch die Uebermacht,
Elendiglich gehenkt bevor man ihm
Gehör geschenkt, bevor er nüchtern war.
Dies heisst bei uns ein Mord, ein feiger Mord!
Wohlan ein Mord bleibt hier nicht ungestraft!
Legat, Legat, wir seh'n uns wieder einst?
Mein Schwert! O Wald hier bin ich, nimm mich auf!
(Verschwindet schnell mit Balde links im Walde.)
Legat was thatst du? Weisst du wer das ist?
Ja, ja, ein Träumer! Komm wir wollen essen.
(Fortsetzung folgt.)
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