Vorwort zu ‘Rollo von Moorland’.
Der gefeierte vlämische Dichter Pol de Mont giebt uns in der Germania ein anschauliches Bild des vlämischen Streites, der mehr als sechzig Jahre hindurch dauert und der in letzter Zeit bei einem besonders wichtigen Abschnitt dem Gesetz Coremans-Devriendt angelangt ist. Das Leben ist ein Kampf, aus dem Kampf aber steigt die Kunst. Bewegte Zeiten voll Kummer und Sorge von Hoffnungsstralen durchleuchtet ziehen vorüber. Das Gewölk teilt sich und die golden Sonne der Freude blickt lächelnd hervor. Es ist ein harter Kampf für Gott und Art und Sprache, den dies kleine Volk todesmutig besteht, geschützt und geführt von vaterländisch gesinnten Männern unter denen seine Dichter eine hervorragende Stelle einnehmen. Dr. Haller von Ziegesar hat in Rollo von Moorland ein dichterische Form gefunden, in welcher er das Streben und Wollen der Vlamen verherrlicht. Die Alten wollten, wie bekannt, um die Anteilnahme an der Handlung rege zu machen, dass diese von den Mitlebenden möglichst ferngerückt sei, entweder durch Raum oder durch Zeit. So wählte der Verfasser die Zeit des Kampfes gegen die Fremdherrschaft Roms, dieses ersten Einbruchs in's Vlamenland, der sich im Laufe der Geschichte bis heute nicht weniger als achtzig Mal von Süden her wiederholt hat. Festhalten an der heimatlichen Scholle, an den alten Einrichtungen, monarchisches Gefühl neben grossem Unabhängigkeitssinn kennzeichnet die Vlamen als echte Germanen. Wie damals die Fremdherrschaft an der harten Art der Moorländer scheiterte, so scheitern auch heute alle Mühen die Vlamen unter 's Joch zu beugen. Frei wollen sie sein und gleiches Recht haben in allen Dingen als vollwertige Bürger ihres Landes.