mechanischer Gewinn keinen Wert haben. Demnach war der Schüler, trotzdem er lesen und schreiben konnte, in Wahrheit ‘ongeletterd’ obgleich er dies nicht schien! Ein wunderbares Kunststück! Da die Gemeindevorstände sich vor ihren Wählern fürchten und diesen lange Jahre vorgeflunkert worden war, dass allein die französische Sprache Wert habe und Reichtum Macht und Ansehen bringe, so werden sie im besten Falle nur Schrittweise dem Unsinn ein Ende machen. In vielen Gemeinden aber stehen an der Spitze Vlamenfeinde, selbst im vlämischen Lande und dort bleibt beinahe Alles beim Alten.
Ein weiteres Hindernis bildete lange Zeit und teilweise noch heute das vlämische Lehrpersonal, das den Unterricht wohl nach dem alten System zur Not geben konnte, das aber nicht fähig war den neuen weit grössern Anforderungen zu genügen. Dieselben fühlten sich also in ihrer Stellung bedroht oder doch wenigstens in ihrem Ansehen.
Dazu kam, dass leider bei den Meisten ein Schlendrian in Uebung war, der gradezu unglaublich schien, der aber gern geduldet wurde um dem Vlämischen desto mehr Abbruch zu thun. Selbst Vlamenfreunde im Lehrfach verloren oft den Mut und sprachen laut ihre Ueberzeugung aus, dass der vlämische Stamm absterbe. Man muss wenig Ahnung vom zähen germanischen Leben haben, besonders von dem, das in den Niederungen schafft und wirkt, um diesen Ausspruch zu thun. Noch verhindern Bande, die sich, Gott Dank, mehr und mehr lockern eine volle Kraftentwicklung, aber diese Fesseln müssen schwinden und sie werden ebensogut hier fallen, wie sie einst im grossen Deutschland gefallen sind. In der wenig vlamenfreundlichen brüssler Stadtverwaltung scheint neuerdings ein andrer Geist einziehen zu wollen. Es wäre sehr zu wünschen, dass der Schöffe des Unterrichts sich überzeugen wollte von der Wahrheit des Prinzips, dass die Muttersprache allein die Grundlage des Unterrichts sein muss; er könnte dies ja ganz bequem haben, wenn er z. B. nach Molenbeek, einer der hiesigen grossen Vorstädte, ginge, da blüht die Neueinrichtung und wird gute Früchte zeitigen. Wie der Unterricht heut zu Tage in den brüssler Gemeindeschulen gegeben wird, verstösst gegen den gesunden Menschenverstand.
In den Mittelschulen, da sieht es allgemein auch noch ziemlich schlecht aus. Dieselben werden besucht von Kindern der Mittelstände. Die Eltern aber sind im Grossen und Ganzen urteilsunfähig in Erziehungssachen. Wenn die Kinder nur stark beschäftigt sind und sich zu Hause wenig bemerkbar machen, das ist die Hauptsache, denn sowohl Vater als Mutter sind geschäftlich in Anspruch genommen und Störungen daher unangenehm. Die Kinder sollen natürlich auch