Gilsoul. Sein in Krefeld ausgestelltes Bild ‘Mondaufgang’ ist in den Besitz des Krefelder Kaiser Wilhelm-Museums übergegangen (4000 Mk.). Man kann die Krefelder Museums-Verwaltung zu dieser glücklichen Er werbung aufrichtig beglückwünschen. In den neu eingetroffenen Werken offenbart Gilsoul wieder seine stark ausgesprochene Individualität, sowohl was seine Technik, sein freies Empfinden für die Farbe, als auch seine Behandlung von Luft und Licht betrifft. Seine Vorwürfe hat er in Holland und Belgien gewählt, auf dem Lande und in der Stadt. Er gibt die scheinbar uninteressanten Landschaften bei jedem Lichte und allen Tageszeiten wieder, im fröhlichen Sommergeflimmer, wie im Nebelgewande, beim Erwachen der Sonne oder am hellen Tage. In seinem grössten Bilde ‘Abend in Dortrecht’, gelingt es ihm meisterhaft, die schlummrige Atmosphäre hervorzubringen, wie man sie abends in der Dämmerstunde empfindet. Mit offenen Augen ist hier der Meister der Natur zu Leibe gegangen; die vortreffliche Behandlung des Abendhimmels, die rechte Beobachtung des Valeurs und sein Sinn für die Harmonie der Farben, gestalten dieses Motiv zu einem überaus reizvollen und anziehenden. Gleich vorzüglich sind die zwei kleineren Bilder Unter den Weiden’ und ‘Bei den Befestigungen.’ Ein einsames Haidebild ist von Henry Rul. Einsam liegen da die zum Teil mit blühendem Haidekraut bewachsenen breiten Sand-Dünen. Es ist ein heisser stiller Tag im Monat August. Wer ein Freund der Haide ist, den zieht das Bild, welches überaus naturwahr geschildert ist, an. In einer Sonderausstellung, die der ausgezeichnete Künstler in nächster Zeit in verschiedenen Städten von Deutschland zu veranstalten gedenkt, werden wir uns ein besseres Urteil darüber bilden
können, wie überaus wertvoll mitunter die einfachsten Motive sind, wenn sie von einem wahren Künstler, wie es Rul ist, verarbeitet werden. Vom Münchener Glaspalast herübergekommen ist im Dezember noch ein grosses Stillleben von Jef van Roy aus Antwerpen, welches uns an desselben Malers Bild im Antwerpener Museum erinnert. Van Roy arbeitet noch mit alten, erprobten Mitteln. Durch die Lasuren, die unsere modernen Maler nicht mehr anwenden, erreicht er eine grosse Wirkung hinsichtlich der Tiefe und Durchsichtigkeit mancher Teile. Das Werk kann kühn den besten Arbeiten dieser Art zur Seite gestellt werden.
Die Sammlung der Aquarellbilder hat eine Bereicherung erfahren durch zwei ansprechende farbige Blumenstücke, Stockrosen und Mohnblumen von Frau K. Gilsoul-Hoppe.
Von Leipzig aus setzen die Werke weiter ihre Rundreise fort nach Dresden, Berlin und anderen bedeutenden Orten.
Hub. Oellers jr.
M.-Gladbach.