wiese. In Lüttich besteht bekanntlich ebenfalls nur eine französische Oper und keine vlämische, in Brüssel desgleichen, wer kann es da den Vlamen übel nehmen, wenn sie in ihrem Antwerpen gleiche Zustände wünschen.
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Der gewaltige streitbare Brüsseler Schöffe Demot, der voriges Jahr die vlämische Manifestation verbot, andere aber zuliess, hat sich neue Lorbeeren, diesmal in einem fast handgreiflichen Streit errungen. Der König, dem die Verschönerung Brüssels sehr am Herzen liegt, geht mit dem Plan um einen grossartigen Kunstplatz oder Berg in der Nähe der Museen, da wo der neue grosse Fahrweg mündet, anzulegen. Er will selbst geldlich bedeutende Opfer bringen. Die Pläne waren im ‘Cercle Artistique’, dessen Vorsitzender der gestrenge Herr ist, ausgestellt. Demot aber ist der schönen Idee abhold und in einer Versammlung, in welcher der Plan von Künstlern besprochen wurde, stieg ihm das Blut derart zu Kopf, dass er die Pläne von der Wand riss und in's Feuer beförderte.
Du lieber Himmel, was können er und die Vlamen froh sein, dass damals die Manifestation von ihm verboten wurde, wohlweislich geschah dies, weil er seiner selbst nicht ganz sicher war. Hätte er sich am Ende verleiten lassen die tausende und abertausende von Zetteln die das Wort ‘Gelijkheid’ trugen, zu zerreissen, so wäre von ihm selbst vielleicht kein Fetzen übrig geblieben.
Nun steht er wie ein begossener Pudel da.
Bürgermeister Buls scheidet dieses Jahr aus seinem Amt und der streitlustige Schöffe hegt den heissen Wunsch sein Nachfolger zu sein.... Gott bewahre den König, die Künstler und die Vlamen vor diesem gewaltigen, pardon gewaltsamen Mann, so hört man allerwärts ausrufen, vor dem ist man ja seines Lebens mindestens aber seiner Haut nicht sicher!
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An Kaisers Geburtstagfeier hat die deutsche Kolonie Brüssels lebhaften Anteil genommen, wie dies wohl auch anderwärts geschieht, wo vaterländisches Gerühl rege ist. Besondern Eindruck erwecken in der Regel die Schulfeiern. Das frische Gebahren der Jugend und deren Begeisterung teilt sich gern mit, Jung und Alt jubelt. Die deutsche Schule Brüssels hatte die Ehre, durch Anwesenheit des Kaiserlichen Gesandten ausgezeichnet zu werden, der wie alle Anwesenden den Vorträgen und den patriotischen Liedern freudigen Herzens folgte. Dem Leiter der Schule sei herzlich gedankt für die schöne Feier. Ein Missklang jedoch hatte sich bemerkbar gemacht. Entgegen der sonstigen Gepflogenheit, wurde das Hoch auf König Leopold in französischer Sprache ausgebracht. Warum