Germania. Jaargang 1
(1898-1899)– [tijdschrift] Germania– Gedeeltelijk auteursrechtelijk beschermdHerr Mühlbrecht aus Berlin sendet nachstehende Antwort auf erfolgte Richtigstellung seines Artikels ‘Holland und seine Bewohner.’ In seinem Interesse bedauern wir, dieselbe aufnehmen zu müssen. Jeder unbefangene Leser wird dies wohl verstehen, wenn er einen Vergleich anstellen will zwischen der Richtigstellung und der Mühlbrechtschen Antwort. Sachgemässe Begründung und Zuvorkommenheit sind beiden leider nicht in demselben Masse gemein. Der betreffende Artikel wurde von uns unverkürzt gebracht (nur einige unmögliche Fehler in den niederländischen Ausdrücken verbessert), wie überhaupt jeder andere Artikel, natürlich mit Vorbehalt einer etwaigen späteren Kenntnisgabe unserer Ansicht. | |
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Herr Schroven tritt mit selbstbewusstem Stolze meiner Darstellung entgegen, indessen, diese fingierte Ueberlegenheit macht auf mich wenig Eindruck. Dieser Ton einer verletzten National-Eitelkeit ist mir nicht neu, wiederholt habe ich beobachten können, dass Holländer es sehr ungnädig aufnahmen, wenn man in der Beurteilung ihres kleinen Ländchens nicht Alles schön und gut fand. Ich will Herrn Schroven aus dieser Schwäche keinen Vorwurf machen, denn der Schollengeist wurzelt in einem achtbaren, wenn auch übertriebenen Patriotismus. Aber wir werden, trotz des Protestes des Herrn Schroven, in Deutschland auch weiterhin dabei bleiben, den Staat der Niederlande kurzweg mit Holland zu bezeichnen, ohne damit die Provinz gleichen Namens zu meinen. Weiterhin bemängelt Herr Schroven unter Anderem auch meine Angaben, die Geschichte der Ueberschwemmungen in Holland betreffend. Nun, Herr Schroven ist selbst ebensowenig dabei gewesen, wie ich, er hat also seine Kenntnis darüber ebenso aus den Werken Anderer geschöpft, wie ich, und wenn unsere beiden Quellen von einander abweichen, so wird sich darüber kein unbefangener Leser wundern. Dass jedoch das in den Jahren 1860-61 durch Ueber-schwemmung vernichtete Land wiedergewonnen und heute bewohnt ist, weiss wohl Jedermann, und habe ich es nicht erwähnt. Aus dem Vorwurfe, den mir Herr Schroven deshalb macht, schaut der Aerger ebenso hervor, wie aus der hochmütigen Belehrung über die holländischen Kolonien. Ich habe allerdings das Verbrechen begangen, von den holländischen Besitzungen an der Küste von Guinea (statt Neu-Guinea) zu sprechen, aber jeder unbefangene Kritiker hätte sich wohl denken können, dass ich damit nur die nördlich von Australien gelegene grösste Insel der Erde Neu-Guinea habe meinen können, deren ganze westliche Küste, vom 141o östl. Länge ab sich bekanntlich in holländischem Besitz befindet. Es verlohnt sich nicht der Mühe, auf die weiteren Angriffe einzeln einzugehen, denn sie entspringen alle dem nationalen Grolle. Nur den Schlusssatz des Herrn Schroven will ich noch berühren. Er sagt darin, er habe seine Bemerkungen nicht unterlassen wollen, weil er Sympathien für die ‘Germania’ habe; die ‘Germania’ werde in Holland durch meinen Artikel benachteiligt werden, wenn er seine Einwendungen dagegen nicht hören lasse. Da nun die Redaktion der ‘Germania’ meinen Artikel vor der Veröffentlichung desselben doch gekannt hat, so liegt in diesen Worten des Herrn Schroven indirekt ein Vorwurf für die Redaktion, auch ich überlasse es dieser, wie sie sich zu einer derartigen Bevormundung aus ihrem Leserkreise stellen will. Nun noch einige Worte über die von der Redaktion nachträglich ein- | |
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genommene Stellung zu meinem Artikel. Die Redaktion bestreitet mir, dass die holländische Sprache unschön, hart und rauh klinge; aber darüber sind wohl so ziemlich alle Völker, mit Ausnahme der holländischen Nation, längst einig. Ich bereiste zuletzt vor anderthalb Jahren Belgien und Holland, diesmal zufällig mit einem Herrn, der soeben erst von einer Reise um die Erde zurückgekehrt war, also vielerlei Sprachen gehört hatte. Ich will der Redaktion nicht den Kummer bereiten, ihr zu sagen, wie sich dieser Reisegefährte über die holländische Sprache geäussert hat. Damals habe ich auch das vlämische Theater in Antwerpen besucht, aber gerade dort meine schon lange gehegte Ansicht, dass sich die holländische resp. vlämische Sprache für Gesang wenig eignet, nur befestigt.Ga naar voetnoot(1) Die verehrliche Redaktion möge mir nur eine vlämische resp. holländische Oper nennen, die sich Anerkennung in der ganzen Welt verschafft hat, wie es z. B. Opern von Gounod, Verdi, Mozart u. A. m. gethan haben! Es kann Einer ja zu Hause in seiner Familie für einen guten | |
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Sänger gelten, der sich aber doch in öffentlichen Konzerten nicht hören lassen kann. Darüber braucht sich der Betreffende gar nicht zu grämen, denn ultra posse nemo obligatur, und kein Verständiger wird ihm daraus einen Vorwurf machen, aber die Thatsache bleibt bestehen. Die Redaktion sagt, nachdem sie meinen Artikel abgedruckt hat: ‘het komt ons voor, dat de heer Mühlbrecht in zijne ... bijdrage Hollandsche toestanden eenigszins door eene Duitsche bril heeft bekeken en dwalingen begaan.’ Ja, hat denn die verehrliche Redaktion, als sie mich um einen litterarischen Beitrag für die ‘Germania’ ersuchte, etwas anderes von mir erwarten können? Ich habe leider keine anderen Brillen, als deutsche, und durch diese sehe ich neben Vorzügen hie und da auch Mängel bei anderen Nationen. Wenn in der ‘Germania’ der holländische resp. vlämische Bruderstamm nur gelobt werden darf, so hätte die Redaktion in Deutschland keine Mitarbeiter suchen sollen, ohne vorher deren Brillen zu prüfen. Berlin, 1. Januar 1899. Otto Muhlbrecht. |
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