mischen Mitglieder der ‘Fraternelle’ aber traten aus derselben aus und gründeten eine neue Gesellschaft, die den vlämischen Namen ‘de Verbroedering’ trug. Diese aber war für gewisse ‘Vlamenfresser’ in den ministeriellen Büreaus ein Dorn im Auge, man lauerte auf eine günstige Gelegenheit, der neuen Genossenschaft einen tötlichen Streich zu versetzen. -
Vorerst sorgte man dafür, dass das verhasste schriftliche Examen durch ein mündliches ersetzt wurde, und unser Redaktionsmitglied, der Abgeordnete Juliaan de Vriendt, unterstützte den betreffenden Antrag mit echt vlämischer Gutmütigkeit, denkend, dass die Prüfung gewissenhaft und ernst vorgenommen werde. Welche Enttäuschung! Die Examinatoren waren Wallonen, die kaum eine Ahnung vom Vlämischen hatten. Folgendes vom Abgeordneten Coremans in der Kammer vorgebrachte Belspiel spricht gar deutlich:
Frage: ‘Wo thun Sie Dienst?’
Antwort: ‘Station.’
Frage: ‘Stiehlt man viel?’
(Keine Antwort).
Frage: ‘Wo haben Sie Vlämisch gelernt?’
Antwort: ‘Militär.’
Frage; ‘Und wo sonst noch?’
(Keine Antwort).
Dieses wunderbare vlämische!! Examen befriedigte nicht nur die Examinatoren, sondern wurde sogar mit ‘recht gut’ vermerkt.
Solch' unwürdiges Spiel wurde den streitenden vlämischen Verbindungen durch Mitglieder der ‘Verbroederung’ hinterbracht, und diese reichten sofort bei der Regierung Beschwerde ein.
Jetzt war der Augenblick zum Handeln für die Oberbeamten in den Büreaus gekommen. Um den Schein von Ungerechtigkeit zu vermeiden, versetzte man fünf wallonische Zollbeamte, die auf Meetings gegen das Gesetz de Vriendt-Coremans eine hervorragende Rolle gespielt hatten, aber wohl bemerkt, ohne jeden geldlichen Nachteil, und kurz darauf kamen die Vorstandsmitglieder der ‘Verbroedering’ an die Reihe, die durch die Versetzung in abgelegene Dörfer eine Gehaltseinbusse bis zu 30 pCt. erlitten.
Nun aber beginnt die vlämische Presse Alarm zu schlagen, Protestmeetings werden in allen grossen und kleinen vlämischen Städten eingerichtet.
Der Abgeordnete Coremans (Katholik) interpellirt in der Kammer unterstützt durch Lorand (Fortschrittler), Anseele(Sozialist)und van Brüssel (christliche Volkspartei). Letzterer hielt hierbei auf Vlämisch seine Jungfernrede. Der Finanzminister De Smet erklärte, die Beamten seien straffällig und hätten eigentlich eine schärfere Züchtigung verdient. Nur der luxem-