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Holland und seine Bewohner.
(Fortsetzung).
Die gleiche Zähigkeit und Ausdauer, welche der Holländer bei der Vertheidigung seines Landes entwickelt, zeigt sich auch, wenn es gilt, das verloren gegangene Land für die Kultur zurückzuerobern. Auch dabei wird planmässig vorgegangen.
Das flache Land ist überall, insbesondere in den meistbedrohten Provinzen netzartig von Deichen durchzogen, die den Zweck haben, bei einem Bruch der Seedeiche die Wasserfluth
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auf bestimmte Kreise zu begrenzen. An diesen Landdeichen staut sich die Ueberschwemmung, und wenn durch Wiederherstellung des See- oder Fluss-Deiches der Zufluss abgeschnitten ist, so wird der neugebildete Binnensee trocken gelegt, ausgepoldert, wie der Kunstausdruck lautet. Man setzt auf den Deichen mit Hilfe von Windmühlen Paternosterwerke, das heisst Schöpfräder in grosser Menge in Betrieb, vermittelst derer das ausgeschöpfte Wasser in Abzugskanäle so lange geworfen wird, bis der Boden wieder zum Vorschein kommt. Das auf diese Weise wiedergewonnene Land, welches sich in der Regel ganz erheblich gesenkt hat, heisst Polderland. Polder spielen in Holland eine grosse Rolle, denn die Schlammablagerungen haben den brach liegenden Grund meistens zu einem ausgezeichnet fruchtbaren Boden gestaltet, zu einem herrlich fetten Weideland, das bis zu 3000 Gulden der Morgen bezahlt wird. Wenn ich vorhin von den grossen Verlusten an Grund und Boden gesprochen habe, welche Wassersnoth im Gefolge hatte, so muss ich hier auch anführen, dass fast in allen jenen Fällen das Land wiedergewonnen ist. Beispielsweise wurden in der Provinz Zeeland schon bis zum Jahre 1513 etwa 150 000 Morgen, neuerdings in der Provinz Noordholland 80 000, und in Südholland ungefähr 90 000 Morgen Kulturland trocknen gelegt, was dem Staate bei dem hohen Preise des stark begehrten Polderlandes grosse Einnahmen verschafft. Der bekannteste, grösseste Polder ist das Haarlemer Meer, etwa 6 Stunden lang, 3 Stunden breit, seiner Zeit mit 14 Fuss Wassertiefe, der in den Jahren 1840-53 mit einem Kostenaufwand von 9 Millionen Gulden von Staate trocken gelegt wurde. Dabei erlebte man eine merkwürdige Enttäuschung. Es sind nämlich nachweisbar eine Menge Schiffe auf diesem, mitunter sehr stürmisch gewesenen Binnensee gescheitert, die Werthziffern der damit zu Grunde gegangenen Schätze, häufig
baares Geld, sind heute noch amtlich bekannt. Nun glaubte man bestimmt, wenn der Meeresgrund blosgelegt sei, dass man dann mit gutem Erfolge nach Schätzen in ihm graben könne. Die Glücksjäger aber, welche von der Regierung die Ausbaggerei auf eine Reihe von Jahren gepachtet hatten,
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fanden auch nicht das mindeste Gut; es war jede Spur von den versunkenen Schiften, wie von den Dörfern, unerreichbar tief im Laufe der 600 Jahre in den Boden versunken. -
lm geographischen Sinne umfassen die Niederlande eigentlich das ganze Gebiet vom wallonischen Berglande, den Ardennen, bis an die Zuiderzee. Es hat sich aber die bekannte Spaltung des belgisch-batavischen Stammes in die specifisch holländische und vlämische Völkerfamilie vollzogen. Die vlämische Gruppe führt heute den Titel Königreich Belgien, die holländische umfasst unter der politischen Bezeichnung ‘Königreich der Niederlande’ das ganze Gebiet der ehemaligen ‘Republik der sieben vereinigten Provinzen’. Diese sieben, jetzt in elf verwandelten Provinzen werden von dem Rhein in vielen Wasserstrassen durchfurcht; dreimal spalten sich die Arme dieses mächtigen Stromes in Holland, und seine Hauptadern scheiden im Verein mit der Schelde das Land in eine nördliche und südliche Hälfte, die in ihren Grundzügen des Staats- und Volkslebens wesentlich von einander verschieden sind. Der rauhere Norden, dem ein unablässiger schwerer Kampf mit den Elementen zu Theil geworden ist, hat sich fast immer politisch frei und unabhängig erhalten. Der Süden dagegen ist von der Natur zwar nicht in gleicher Weise unausgesetzt bedroht, aber auch nicht so von ihr gegen Feinde beschützt, wie der Norden, er liegt nach seiner Bodenbeschaffenheit dem Eindringen der Nachbarvölker ganz schutzlos offen, und hat sich in Folge dessen wiederholt der Gewalt der Römer, Spanier, Oesterreicher und Franzosen beugen müssen.
Dieser Unterschied zwischen Nord und Süd ist auch klimatisch bemerkbar. Im Allgemeinen hat Holland kein strenges Klima, aber es ist feucht, kühl und sehr veränderlich, die Temperatur wechselt oft, namentlich in den nördlichen Gegenden, zwei- bis dreimal an einem Tage, und Abends stellt sich meistens ein kalter feuchter Nebel ein. Der Süden ist milder, er hat noch Waldungen, nach Norden zu sterben diese aus, und je nördlicher je mehr erlischt das ganze Pftanzenleben, auch der Ackerbau und die Viehzucht hören schliesslich auf, und es tritt an deren Stelle die Fischerei und das Strandleben. Ebenso ändern sich
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Kleidung, Sitten und Gebräuche der Menschen, grundverschieden zwischen Nord und Süd.
Die Gesammtbevölkerung des 32538 qkm. (ohne die Wege und Flüsse) grossen Landes beträgt zur Zeit nahezu 5 Millionen, dahinter stehen aber die Kolonien in Ost- und Westindien und an der Küste von Guinea mit zusammen 2045494 qkm. und 34 Millionen Einwohnern, durch welche allein das Mutterland in die Lage versetzt wird, in Europa eine politische Rolle zu spielen. Zu Lande allerdings nur eine kleine. Dagegen ist die Seemacht Holland's immer noch eine sehr achtungswerthe, sie besteht aus 103 Kriegsfahrzeugen aller Art, darunter 30 Panzerschiffe. Die Bestimmung über Krieg und Frieden, und mit ihr die höchste Regierungsgewalt ist in die Hand des Königs gelegt, der nach dem Staatsgrundgesetz die eingeschränkte konstitutionelle Monarchie repräsentirt. Die Krone ist für männliche und weibliche Nachkommen erblich in dem Hause Oranien-Nassau, dem alle Patrioten mit schwärmerischer Begeisterung anhängen. Ganz mit Recht, denn die Oranier glorreichen Andenkens - ich erinnere nur an den grossen Schweiger Wilhelm I. - haben in Zeiten der höchsten Noth dem Volke glänzende Dienste geleistet, ja zum Theil mit ihrem Blute die Treue besiegelt. Mit dem Könige Wilhelm III. drohte das Geschlecht zu erlöschen, da seine beiden Söhne gestorben waren. Die Freude im Volke war deshalb gross, als der (am 23 November 1890 verstorbene) König Wilhelm III. am 7. Januar 1879 eine zweite Ehe mit der Prinzessin Emma von Waldeck schloss. Dieser zweiten Ehe ist die jetzt 18 Jahre alte Königin Wilhelmine entsprossen, auf welche aller Augen sich richteten, da sie am 31. August d. J., grossjährig geworden, die Krone Hollands als konstitutionelle Königin übernommen hat. Namentlich die Oranischgesinnten setzen grosse Hoffnungen auf dies junge Reis des altberühmten Fürstengeschlechts. Man erwartet von ihrer Regierungszeit eine
Kräftigung des monarchischen Princips gegenüber den Umsturz-Ideen der revolutionären Elemente, welche sich seit etwa 25 Jahren in Holland sehr breit machen. Die Socialdemokraten haben in keinein andern Lande so viel Spielraum, als in Holland. Ihnen gegenüber stehen in gros- | |
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sen Partei-Gruppen die sogenannten Antirevolutionäre, meistens Anhänger des Calvinismus, die gemässigt Liberalen, die Römisch-Katholiken, enstprechend unserm Centrum, und die Conservativen. Eine Regierungspartei in der deutschen Bedeutung des Wortes giebt es in Holland ebenso wenig, wie eine unserer Freisinnigen entsprechende politische Partei. Am Ruder sind gegenwärtig die Antirevolutionäre, verstärkt durch die Katholiken. Der brennendste Punkt im politischen Leben Hollands ist die Schulfrage. Die vereinigten Antirevolutionäre und Katholiken verlangen die konfessionelle Privatschule, die Liberalen dagegen die neutrale staatliche Schule. Darüber wird schon seit Jahren ein sehr erbitterter Streit, ohne Aussicht auf baldige Beendigung desselben, geführt.
Die Regierung handhabt ein Gemisch lokaler Institutionen unter der gemeinsamen Verfassung, der sogenannten grondwet, auf der sich die organischen Gesetze wie Provinzial- und Gemeindeordnung, Gerichtsorganisation u.s.w. im freisinnigen Geiste der Selbstverwaltung aufbauen. Das Staatsgrundgesetz, die grondwet, ist der Stolz aller Holländer, durch sie wird ihnen die weitgehendste politische Freiheit gewährleistet. Holland ist von jeher das Land der Gewissensfreiheit gewesen, einer freien Meinungsäusserung wegen darf dort Niemand verfolgt werden, einen Zwang nach dieser Richtung hin duldet das angeborene Freiheitsgefühl nicht. Zwei Fundamental-Grundrechte haben sich die Holländer in ihrer grondwet in einer Ausdehnung gesichert, wie sie ausserdem nur England und die Schweiz besitzen: die Pressfreiheit und das Versammlungsrecht.
Seltsam contrastirt damit, dass das Recht der Wahlen zur Landesvertretung nur solchen Personen zusteht, welche in einer gewissen Höhe directe Steuern zahlen. Der Besitzlose ist nicht wahlberechtigt, die Geldaristokratie wird bevorzugt. Natürlich ist das Streben der unteren Klassen fortwährend auf politische Gleichberechtigung aller Stände gerichtet. Die Socialdemokraten bekämpfen in rücksichtslosester Weise die Tendenz der besitzenden Klassen, dem Reichthum die privilegirte politische Macht zu erhalten; in Aller Erinnerung wird es noch sein, zu welchen
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blutigen Strassenkämpfen es dieserhalb in Amsterdam gekommen ist. Es stehen dem Lande unzweifelhaft noch weitere schwere Erschütterungen in dieser Auseinandersetzung zwischen Arm und Reich bevor.
Ich habe im Eingange schon von der nüchternen Einfachheit der Holländer gesprochen; sie ist ein Grundzug in ihrem Charakter, überall begegnen wir der Neigung zum Praktischen, der knappen Form, sowohl in der Sprache, wie in der Gesetzgebung, in den Sitten und Gebräuchen, der Kleidung überall. Woher soll dem Volke auch die Romantik kommen?! Das Land entbehrt alle lieblichen Naturschönheiten, es fehlt der lachende blaue Himmel, die balsamische Luft, es fehlt das geheimnissvolle Waldesdunkel, es fehlen Berg und Thal und die Schätze der Erde. Rauh ist das Land, und so sind seine Bewohner. Das fortwährende Kämpfen und Ringen zwischen Beiden, wovon ich gesprochen habe, drückt seinen Stempel der ganzen Nation, wie dem einzelnen Mann auf. Die Behütung und Pflege des eigenen Heerdes steht unter allen Pflichten obenan. Am Selbstgeschaffenen, Selbsterrungenen hat der Holländer seine Freude, am glücklichsten fühlt er sich in seiner Familie, in seinem Hause, das er in einfach-naiver Weise häufig mit Kosenamen belegt. Ueber den Hausthüren der Landhäuser, dort buitenplaats genannt, finden sich kleine Schilder mit Namen und Sprüchen, welche die Besitzer ihrem Hause gegeben, z. B. ‘lang ersehnt’ oder ‘ganz zufrieden’ auch ‘unverhofft’, ‘mein Paradies’, ja einmal las ich: ‘wer hätte das gedacht’ und Aehnliches. Schmuck und spiegelblank liegen diese Landhäuser inmitten wohlgepflegter Gärten, auf deren peinlichste, oft übertriebene Pflege grosse Summen werwendet werden. Auch für seinen häuslichen Comfort, für seine Erholung giebt der Holländer viel aus, er hat überhaupt gern eine offene Hand, und ist keineswegs der sparsame Krämer, als welcher er im Auslande vielfach angesehen wird. Bei
Ueberschwemmungen im Lande insbesondere geht er mit seiner Opferbereitschaft bis an die äusserste Grenze seines Könnens, er setzt in solchem Falle eine Ehre darein, die Hülfe des Auslandes entbehren zu können.
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Diese Zurückhaltung, ja Ablehnung fremder Hülfe in Zeiten der Noth kennzeichnet nicht nur die Nation als solche, auch der einzelne Holländer verhält sich reservirt, ja man kann oft sagen abstossend verschlossen gegen Fremde. Er trägt ein stark entwickeltes Selbstbewusstsein zur Schau, und zeigt gern seine Ueberlegenheit, indem er fremde Sprachen mit Gewandheit handhabt. Nicht leicht schenkt der Holländer Jemandem sein Vertrauen, ist es aber einmal gewonnen, so tritt sein zuverlässiger treuer Charakter in's helle Licht. Still, ohne viele Worte erfüllt er in einfachster Weise seine Freundespflichten, er verschmäht es, mit Gefühlen wie Worten oder Thaten Staat zu machen.
Darin tritt ein anderer Grundzug der Nation zu Tage, die tiefgehende echt religiöse Frömmigkeit, die allerdings auch in ihrer Glaubensäusserung freien Spielraum verlangt, entsprechend der allgemeinen persönlichen Freiheit in allen Verhältnissen. Auf keinem Gebiete zeigt sich die Freiheit der Holländer achtungswürdiger, toleranter, wie in Sachen des Glaubens. Kein anderes Land hat so viele religiöse Sekten, kein Land kann so ungehindert in jeder beliebigen Form seinen Glauben äussern, als es dort geschieht. Aber darin stimmen doch auch wieder alle die verschiedenen Glaubensgenossenschaften überein, dass die Religion selbst heilig zu halten ist. Eine Verhöhnung oder Verleugnung des Gottesgedankens wird nicht geduldet.
Ich erwähnte soeben die Sprachgewandtheit des Volkes; sie hat ihren natürlichen Grund in dem engen Gebiete der eigenen Sprache. Für die Gebildeten ist es eine Nothwendigkeit, dass sie drei bis vier Sprachen der Nachbarvölker neben der Muttersprache geläufig beherrschen. Die holländische, im alt-Germanischen wurzelnde Sprache ist in ihren Lauten nicht schön, die vielen tief im Gaumen liegenden Töne, und der harte schnarrende Zungenfall berühren das Ohr nicht angenehm, daher sich die Sprache auch für Gesang wenig oder gar nicht eignet.
Merkwürdig dagegen kommt sie zur Geltung bei Allem, was sich auf das Seewesen bezieht, wie denn auch sehr viele Sprichwörter und Sprachbilder diesem entlehnt sind. Inder holländischen
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Sprache spiegelt sich überall erkennbar der Weltverkehr der Nation wieder, viele der Worte sind direct aus dem Englischen, Französischen und Deutschen entnommen. Auch macht sich in der heutigen Sprache noch der Einfluss der früher eingewanderten Burgunder, Spanier und Portugiesen bemerkbar, so dass wohl schwerlich eine andere Sprache so viele Anklänge an fremde Sprachen zeigen dürfte, als die holländische. Daraus schliesst der Fremde irrthümlich, dass dieselbe leicht zu erlernen sei; der Deutsche zumal, wenn er plattdeutsch versteht, glaubt anfänglich, dass er sie spielend leicht sich werde aneignen können. Bei aufmerksamer Prüfung aber stellen sich grosse Schwierigkeiten ein, namentlich in der Orthographie und in der Aussprache, weniger im Verstehen des Gesprochenen.
In manchen Worten und Bildern liegt eine gewisse Komik, eine Folge der naiven Natürlichkeit, der Derbheit, die Dinge beim rechten Namen zu nennen. Einige Beispiele werden das zeigen. Holzpantoffeln heissen klompen, Pilze, Schwämme heisst man paddestoel, d.h. ein Stuhl für Kröten. Der Componist ist ein toonkundige, die Violinsaite: snaar, der Geigenbogen: strijkstok, Notenlinien: musiekbalken; für Heuschrecke sagt der Holländer springhaan, für Pinsel: kwast, die Blumenknospe heisst knop, Waldmeister, das feine duftige Blümchen, nennt das Volk liefvrouwen bedstroo, den Zahnarzt einfach kiesetrekker u.s.w. Der fröhliche Humor, der in so manchen dieser Worte enthalten ist, macht in der ersten Zeit des Aufenthaltes dort auf den Neuling oft den Eindruck des Läppischen, Altfränkischen, ein Eindruck der so recht passt zu der allgemeinen Stimmung, in welche der Reisende nach dem Ueberschreiten der Grenze versetzt wird durch alle die seltsamen, zum Theil veralteten Einrichtungen, die dem Fremdling in Holland entgegentreten.
So hat im ganzen Lande jeder Kirchthurm sein Glockenspiel, zusammengesetzt aus 10-20 und mehr harmonisch abgestimmten grossen und kleinen Glocken, die alle Viertelstunden eine kurze, alle Halbestunden eine längere, und alle volle Stunden eine grössere Melodie spielen, aber nicht etwa geistliche, dem Charakter des Gotteshauses entsprechende, sondern mit Vorliebe
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deutsche Volkslieden. Mein patriotisches Herz hat sich oft daran erfreut, wenn von dem Kirchthurme, welcher meiner Wohnung in Amsterdam gegenüber lag, am stillen Sonntag-Morgen deutsche Lieder erklangen wie ‘Wohlauf Kameraden auf's Pferd, auf's Pferd’, oder ‘Schier dreissig Jahre bist du alt’, auch wohl ‘Lotte ist todt, Lotte ist todt’ u. A., wobei dann die frommen Schaaren der Gläubigen ernsthaft zur Kirche einzogen.
Von den Glockenthürmen wandert das Auge des Fremden zu den vielen Windmühlen, die zu Hunderten, alle auf festen Steinkegeln hoch gebaut, bei jeder Stadt, bei jedem Dorfe zu finden sind. Das offene Land, die nahe See, der stetige Wind begünstigen diese Mühlen sehr, und sie verrichten viele Arbeiten, wozu es in anderen Ländern der Dampfkraft bedarf, in Sägemühlen, Schöpfmühlen, Stampfmühlen, Mahlmühlen und Anderen. Eigenartig sind auch die öffentlichen Fahrstrassen des Landes, sie werden nicht wie bei uns chaussirt, sondern mit kleinen gebrannten Ziegelsteinen, sogenannten Klinkern, äusserst sauber gepflastert. Da alle schweren Lasten in Holland auf den Canälen, welche das Land nach allen Richtungen durchschneiden, per Schiff befördert werden, so sind die gepflasterten Landstrassen meistens in ausgezeichnet gutem Zustande, man geht darauf, wie auf unserem Asphaltpflaster. Mit leichtem Fuhrwerk darauf zu fahren, ist ein wahres Vergnügen, jedenfalls ein grösseres, als die Eisenbahnen zu benutzen, die in Holland womöglich noch schlechter sind, als die belgisch-französischen oder italienischen, die uns im Eisenbahn-Comfort verwöhnten Deutschen leicht wie Marterkasten vorkommen. Schlimmer noch, als die unsauberen, harten Eisenbahnen ist das ungeheuerliche Ding, welches ungefähr die Mitte hält zwischen der Arche Noah und einem grossen Torfschiff, trekschuit genannt, damals noch ein Hauptbeförderungsmittel auf den Canälen im flachen Lande. Man denke sich eine etwa 30 Fuss lange Arche, ich kann das Aeussere des Schiffes nicht passender bezeichnen, auf dem Wasser schwimmend. In der etwa 50 Personen fassenden Kajüte erinnert die Einrichtung an unsere Omnibusse, nur dass sie geräumiger ist.
(Schluss folgt.)
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