Augenblick hemmen, über die er dann aber um so donnernder, unwiderstehlicher dahinbraust. Daraus erklärt es sich auch, dass die Reden, so gewaltig sie auch auf den Hörer wirkten, besonders bei bedeutsamen Gelegenheiten - ich erinnere nur an die Rede vom 6. Februar 1888 -, den tiefsten und nachhaltigsten Eindruck erst beim Lesen machen.
Für sehr viele werden darum die Bismarckreden eine willkommene Gabe sein, die Horst Kohl, der Herausgeber des bekannten Bismarckjahrbuches und der politischen Reden des Fürsten, in einem handlichen Bande zum Preise von 5 Mark bei Göschen in Leipzig neuerdings hat erscheinen lassen. Die Auswahl ist sehr geschickt getroffen; sie umfasst die Zeit von 1847 bis 1895, lässt aber mit Recht alle Reden zollpolitischen oder steuertechnischen Inhaltes fort. Kurze, klare Verhandlungen führen den Leser auf das vortrefflichste in die Sachlage ein und ermöglichen somit das Verständnis der Bismarck'schen Ausführungen auf das beste. Jede der 37 Reden hat der Herausgeber mit einem sie kennzeichnenden Leitwort versehen; so lautet es für die Rede vom 11. März 1867: ‘Setzen wir Deutschland in den Sattel, reiten wird es schon können’; für die vom 19. Juli 1870: ‘Gott wird mit uns sein, wie er mit unseren Vätern war’, für die vom 24. Februar 1881: ‘Salus publica - Bismarcks einziger Polarstern’; die vom 15. März 1884: ‘Praktisches Christenthum’ die vom 2. März 1885: ‘Eine Abrechnung mit England. Loki und Hödur gegen den deutschen Völkerfrühling.’
Bismarck kann mit Recht der grösste staatsmännische Redner genannt werden, weil er neben den stilistischen Vorzügen seiner Reden gerade über die Eigenschaften in hohem Masse verfügte, die eben erst den Staatsmann machen, einen klaren und nüchternen Verstand, die grösste Besonnenheit, die sorgfältigste Erwägung, rücksichtslose Entschiedenheit und jene einzige diplomatische Begabung, die gerade unter den aller-schwierigsten Verhältnissen das Richtige trifft. Seine Reden sind darum edles, lauteres Gold, das die Jahrhunderte überdauern wird. Das Trauergeläute verhallt, Kränze verwelken, Gedächtnissreden werden vergessen; aber Bismarks Reden werden immer für alle, die treu zu deutscher Art und Gesittung, zu Deutschlands Ehre, Macht und Grösse halten wollen, eine nie versiegende Quelle sein für jeden Rath in Fragen unserer nationalen Wohlfahrt. Kein anderer als unser Bismarck hat so für die Ehre des deutschen Namens, für König und Vaterland, für Kaiser und Reich gestritten und gelitten. So sind es keine leeren Worte, wenn er sagt: ‘Wir werden mit eisernem Schritt zermalmen, was der Herstellung der deutschen Nation in ihrer Herrlichkeit entgegensteht.’ Kein anderer hat so wie er sein ganzes Leben, sein Denken, Empfinden und Handeln in den Dienst seines Vaterlandes gestellt, sodass er ohne Ueberhebung mit Recht von sich sagen konnte: ‘Ich habe von Anfang meiner Laufbahn