Potpourri
Wie die Königsallee herunter die Linden duften! Wie sich diese Luft atmet! Hinter uns die Stadt! Der Lunapark hinter uns! Weite Wege in den Föhrenwald hinein! Nur der Staub der uns kreuzenden Wagen durchsetzt Lindenduft und Waldesfrieden, legt sich wirbelnd um alles. Nun sitzen wir in den dunkelnden Abend hinein an weiszgedecktem Tisch mit der roten Ampel. Mitten im Grunewald. Vor dem Gasthaus und dem Garten stehen, die lange Reihe sorglich bewacht, die Autowagen. Drei, vier Dutzend. Die Leute alle, die hier zu Abend essen, kommen mit dem Wagen hergefahren aus der dunstenden, glühendem dampfenden Stadt. Bürgerliche Menschen, die ihr Auskommen haben! Heute!
Wir reden von oberflächlichen und von ernsten Dingen. Von dem Sinn des Lebens all dieser Menschen. Von ihrer Religion, wenn sie noch welche haben. Hat mit diesen Europäern, die Auto fahren und im Grunewald am weiszen Tisch mit der roten Ampel zu Abend essen, die Kirche noch irgendetwas zu tun? Mit den Groszkaufleuten drüben am Tisch? Mit der Jeunesse dorée und der Filmschauspielerin dort? Mit den Verdienem und den Erfolgreichen, mit den Geldmenschen und den Produktiven, mit den Managern der öffentlichen Meinung und der öffentlichen Sitte? Hat Kirche für diese Menschen noch Sinn? Es sei dann, dasz man sie respektiert! Wenn ein Osterreichischer Kollege begraben wird! Oder beim Spanischen Attache Kindtaufe gefeiert! Auch von Film sagt man gelegentlich, dasz er katholisch sei. Weil Szenerie, Toilette, Architektur Süd-italienisch, beuronisch, ravennatisch, frügothisch ‘aufgezogen’ sind!! Wo ein paar Prozessionen über die Leinwand rollen. Weil Gretchen vor der Pieta betet. Weil man aus der Hedwigskirche ein paar Leuchter geliehen hat! Es soll ein ‘echter’ Film werden. Fabelhaft katholisch! So kennt man die Kirche gelegentlich ganz von der Peripherie. Hat auch vielfach Katholische Dienstboten, die man gerne nimmt, da sich doch mit der Osterbeichte allerlei reguliert. Die katholischen Schwestern sind ‘fabelhaft’. Das Westsanatorium unübertrefflich. Auch die anderen elf Krankenhaüser, - so viele gibt es in Berlin - vom besten Ruf! Hat die Kirche sonst noch etwas mit diesen Menschen zu tun -?
Mein Freund, der, uns an dem Abend hergefahren, von Hause Katholik, fragt mit ernstem Akzent, ob es denn wirklich einen Sinn habe, dasz heute am Freitag kein Fleisch gegessen werde. Er hält das für sinnlos. Denn er könne sich im Esplanade-hotel sehr viel luxuriöser mit Fisch bedienen lassen. Ob die Abstinenz Sinn hat?