Berliner Liederhandschrift vom Jahre 1568(1568)–Anoniem Berliner Liederhandschrift vom Jahre 1568– Auteursrechtvrij Vorige Volgende [Folio 59r] [fol. 59r] [100] Ein annder Wach aůff meins hertzn ein schone zartt allerliebste mein :/: Jch hoir ein sůes gethone, von kleinenn waltfogelein, Die hoir ich so lieblich singenn, ich meint es wehr des tages schein, von Orientt her dringen. Jch hoir die hanenn kreien, vnnd spůir den tag darbei, Die kole windlein weienn, Die stern lůchtenn frei, singt vns fraw Nachtigalle, sing vns ein sůesse melodeie, Sei nendtt den tag mitt schalle. Der himmell thůtt sich ferbenn aůß weisser farb jn blaw, Die woilcklein thůit sich gerbenn, aůß schwartzer farbenn jn graůwe, Die morgen rott thůitt enthweichenn, wach aůff mein lieb vnnd mag mich frey, Der tag will mich erschichen. Jch soltt einen botten senden der mir ein botschafft wůrb, Jch forchtt ehr thu sich wendenn, Das vnser lieb verdůrb, schick dich zů mir alleine feins lieb biß vnůerzagtt, Jn traůwenn ich dich meine. [Folio 59v] [fol. 59v] So dorfft ich nemantz vertrawen, hertzlieb jn diesem fall, Die kleffer machen vns ein greůwell, Der iß ein grosse zall wan vnser leib sich soltt meidenn der kleffer fint man vberall, noch will ich mich nitt scheidenn. Dů hast mein hertz vmbfangen mitt aller jnprůnstiger liebten, Jch bin so offt gegangenn schons lieb nach deiner Zeir, ob ich dich můchtt ersehenn, so wůrdt erfrewett das hertze jn mir, Die warheitt můs ich sagen. Mein hertz das leidett schmertzenn, Darzu clagliche pein, wo zwei hertzlieb thůndt schertzenn, Sie bei ein ander nitt mogen sein, keins thůett dem andern versagenn, So wůrdt erfrewett das hertz jn mir, Die warheitt moß ich sagen. Sahelich ist der tag vnnd stůnde, darjn dů bist geborenn, Gott grůß mir deinen roter můndt Den ich mir hab aůßerkorenn, kan mir kein lieber nitt werden, feins lieb schaw daß meine liebde nitt sei verloiren, Dů bist mein trost aůff erden. Vorige Volgende