Brieven van Julius Röntgen
(1934)–Julius Röntgen– Auteursrecht onbekend
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II Brieven aan Röntgen's Ouders over zijn concerten met Julius Stockhausen
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gehabt habe. - Leicht hatte ich es nicht! Stockhausen machte mich vor Anfang darauf gefaszt, dasz allerlei Unangenehmes passiren konnte. Ihr könnt Euch wirklich nicht denken, wie erbittert die Leute hier auf ihn sind. Es war eine grosze Spannung zu Anfang. Nach dem Händel'schen Duett war alles mäuschenstill. Nun kam ich mit meiner Sonate. Ich scherte mich den Teufel an alle Geschichten und spielte lustig darauf los und es ging so gut wie selten, sodasz schon der erste Satz sehr gefiel. Und nun steigerte es sich von Satz zu Satz, sodasz nach dem Letzten alles wie verrückt klatschte, und ich mehrere Male hervor muszte. Nun war das Eis gebrochen! Von Nummer zu Nummer wurden die Leute wärmer und enthusiastischer, Stockhausen's Lieder gefielen ungeheuer. (N.B. habe ich famos transponiert!) und er war sehr glücklich. Nun kamen die symphonischen EtudenGa naar voetnoot1. Vorher machten wir eine kleine Pause und als ich dann an's Clavier ging, da klatschten sie aus Leibeslust. Ich machte einige abwehrende Bewegungen, es half aber nichts, und spielte dann mit dem gröszten Schwung den ich zu versenden hatte. Es wirkte aber auch! Sie haben mich kaum zu Ende spielen lassen und ich muszte dreimal 'raus. ....Als das Concert zu Ende war, kam die ganze Bande, die eigentlich nur der Demonstration wegen in's Concert gegangen war, zu mir, beglückwünschte mich, etc. etc. Ich spielte natürlich den liebenswürdigen und that im Uebrigen ganz dumm. Stockhausen ist seelenfroh, dasz alles so gut abgelaufen ist! Er hatte wirklich ein bischen Angst gehabt..... Ein Anfang ist nun gemacht, hoffentlich geht es nun ebenso gut weiter. | |
Cannstatt, 27 Oct. 1873....Von allen Seiten höre ich die schmeichelhaftesten Complimente über das Concert. Man sagt mir unter Anderem, dasz hier eigentlich nie ein fremder Clavierspieler gefalle, weil er nicht auf dem Stuttgarter Conservatorium ausgebildet sei! Deszhalb käme auch Niemand hierher. Denkt Euch, Frau Schumann hat erst einmal hier gespielt! Recht gut dasz man so etwas erst hinterher erfährt, das könnte einem wirklich die Lust verderben. Stockhausen | |
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hat's, wie er mir heute versicherte, recht gut gewuszt, sich aber wohl gehütet mir davon zu sagen. Jetzt erst hat er mir vertraut, welche Angst und Aufregung er vor dem Concert um mich gehabt hat. Ich musz im Geheimen über all das dumme Zeug herzlich lachen, bin aber doch froh, dasz es sich gleich vom Anfang an mit mir so hübsch eingerichtet hat. Ein Professor S. hier meinte, ich hätte ganz den Anschlag und die Technik von Frl. Mehlig! Stockhausen hat sich göttlich darüber amusiert und gemeint, das sei eigentlich eine Beleidigung; ‘mehlig’ liebte er höchstens an Kartoffeln, sonst möchte es ihm gestohlen werden. ....Heute Morgen haben wir das Spanische LiederspielGa naar voetnoot1 für uns durchgenommen, ich habe Sopran gesungen, Stockhausen allein die übrigen Stimmen! Wie wir uns dabei amusirt haben, kann ich Euch nicht beschreiben. | |
Cannstatt, 1 Nov. 1873Ich will Euch erzählen wie sehr ich Euch beneide, dasz Ihr gestern abend nicht hier wart, denn so habe ich mich lange nicht gemopst. Es war nämlich die erste Quartettsoirée des Singervereins. Ich muszte ‘noblenz’ herein - kostete mich nebenbei baare 2 Gulden - und habe mich dafür redlich gelangweilt. So sind wir's bei uns nicht gewohnt!.... Singer spielte weder rein noch flott. Das schönste aber kommt noch: wie sie das Trio von Schumann anfangen und ungefähr auf der dritten Seite sind, kommt der Clavierspieler 'raus und kann sich mit bestem Willen nicht wieder hereinfinden, sodasz Geiger und Cellist bis zum Theilschlusz a due weiter nudelten. Es war eine herrliche Musik und am Schlusz dieser Applaus vom versammelten ConservatoriumGa naar voetnoot2, aus Opposition gegen Stockhausen, den man wohl bemerkt hatte. Ich war froh als sie das Beethovenquartett glücklich zu Grabe geläutet hatten und wir waren nachher sehr lustig mit Lübke'sGa naar voetnoot3 zusammen.... Heute kam ein Brief von LeviGa naar voetnoot4 aus München, er ist ganz glück- | |
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lich über unser kommen. Er hat uns zu Ehren auszer der GenovefaGa naar voetnoot1, den ManfredGa naar voetnoot2 auf der Bühne angesetzt und verspricht uns noch auszerdem allerlei Hübsches. ....Auf dem Rückweg von München geben wir noch ein Concert in Ulm. In Innsbruck wohnen wir bei Capellmeister NagillerGa naar voetnoot3.
Ich schreibe dies in vollster Toilette, Frack, weisze Weste und dito Schlips, Glanzstiefeln und wer weisz was allem, wir kommen nämlich so eben von einem superfeinem Diner bei den reichsten Leuten der Stadt, so eins habe ich doch noch nicht mitgemacht. Es war wirklich der höchste Begriff von einem Essen, den man sich machen kann! Wir hatten wohl achterlei Weine, eine immer feiner als der andere. Ich schicke Euch zur Erbauung das ‘Menu’ mit, das Euren frugalen Tisch des Abends etwas auf die Beine helfen kann. Ihr müszt aber das Dictionaire zu Hülfe nehmen! JohannaGa naar voetnoot4 soll's zur Uebung in ihre nächste Stunde zu BrandonGa naar voetnoot5 mitnehmen und ihm bei der Gelegenheit vielmals von seinem getreuen Schüler grüszen..... ....Heute Abend werde ich das DivertimentoGa naar voetnoot6 spielen und ich werde mich als Geigenvirtuos präsentiren. So ledern wie der Geiger im Singerverein spiele ich gewisz nicht, wenn auch viel schlechter. | |
Cannstatt, Nov. 1873....Zum Telegraphiren nach dem Concert in Augsburg gestern abend bin ich nicht mehr gekommen. Wir konnten uns nicht genug wundern, dasz das Augsburger Publicum den ganzen Abend hindurch nicht so recht aufthauen wollte, trotzdem Stockhausen so gut wie selten bei Stimme war. Nach meiner Sonate und den Schubertschen Liedern waren die Nummern für die Augsburger ‘böhmische Dörfer’! Nach der Cantate von Bach rührte sich keine Hand, sie | |
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JULIUS RÖNTGEN op veertienjarigen leeftijd
JOSEPH en AMALIE JOACHIM
Sir HERBERT OAKELEY
JULIUS, JOHANNA en CAROLINA RÖNTGEN
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Prof. JULIUS STOCKHAUSEN 1826-1906
JULIUS RÖNTGEN in 1882
AMANDA MAIER 1854-1894
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hielten es wahrscheinlich für Kirchenmusik und deszhalb Sünde zu klatschen und alles andere schien ihnen, so kam es uns wenigstens vor, nicht so recht zu behagen, obgleich man uns, als das Concert aus war, und nach dem letzten Lied das ganze Publicum sich sogleich erhob, von allen Seiten sagte, dasz man ungeheuer entzückt wäre.... Das wäre nun einmal so Mode in Augsburg, wenig zu applaudiren und käme daher, weil die Leute fast nur Oratoriën und Kirchenmusik zu hören bekämen. Na, zur Abwechselung geht's auch'mal so, und wir haben unter uns die schlechtesten Witze gemacht, und uns hinterher köstlich über die Augsburger amusiert! Freilich sind wir auch ein bischen durch Innsbruck und München verwöhnt, so dasz ich Euch Augsburg doch wohl ein bissel zu arg geschildert habe. ....Wir bekamen aber wieder ein rechtes Bild von der Beschränktheit einer kleinen Stadt, was Musik anbelangt: Schumann ist noch ganz terra incognita, es war beinahe komisch wie sie über die beiden Fantasie-stückeGa naar voetnoot1 sprachen....
Die Krone unserer Reise nach Innsbruck war der Manfred und ich hätte nie geglaubt, dasz er sich so gut auf dem Theater machen würde. Possart als Manfred war prachtvoll, es ist wirklich eine bewunderungswürdige Leistung, da er fast den ganzen Abend allein zu sprechen hat und nicht einmal ein Souffleur da ist. Die Manfredmusik ist doch gar zu herrlich und ist mir erst diesen Abend in ihrer vollen Pracht und Groszartigkeit erschienen. Die Scene mit der Astarte ist wohl das Ergreifendste was ich wohl je gesehen habe, ebenso der Schlusz: Manfred's Tod mit dem Requiem aus der Ferne und dem versöhnenden es-dur Schlusz. Es war ein unvergeszlicher Abend!....
Dat Stockhausen niet altijd goed bij stem was, blijkt uit den volgenden brief: | |
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noch schwankend) und mich bat das Arrangement des Concertes in die Hand zu nehmen, machte ich mich direct auf, erreichte glücklich die Pferdebahn und mit ihr Stuttgart. Schon war es 3 Uhr vorbei, zu erst ging ich natürlich zur LöweGa naar voetnoot1 um ihr die angenehme Nachricht mit zu teilen. Ich setzte ihr gleich das Messer an die Kehle (wenn sie nicht hätte singen wollen, würde ich noch mehr haben spielen müssen) und sie war auch bereit die selben beiden Lieder für Stockhausen zu singen, zum Ueberflusz aber auch noch transponirt! Wir probierten schnell, es ging ganz gut, und das war abgemacht. Jetzt stürzte ich zu Prof. Lübke um nur wenigstens Jemand zu haben, mit dem ich mich ein Bischen besprechen konnte, da Stockhausen zu unwohl war, um mir Instructionen zu geben - traf ihn aber natürlich nicht zu Hause. Nun ging's zu SchiedtmayerGa naar voetnoot2 wegen des Claviers: zum Glücke hatte er schon einen ganz neuen Flügelhengst hinschaffen lassen und aus dieser Schwulität war ich also heraus. Jetzt schlug's schon 4! Das nächste war nun neue Programme drucken zu lassen, ich ging deshalb in die Musikalienhandlung, componierte schnell das Menu für den Abend und trug's in die Druckerei. ZumsteegGa naar voetnoot3 machte mir die erfreuliche Entdeckung dasz es heute ganz ungewöhnlich voll würde und er noch mehrere Reihen Sitze extra einrichten muszte, was mich für unsern kranken Concertgeber sehrfreute, noch mehr, da er das letzte Mal bedeutend hat zusetzen müssen. Nun ging's in die Liederhalle um mir den Almansor anzusehen. Zum Glück war's wirklich ein wunderschönes Clavier, leicht, egal und bequem zu spielen. Ich übte eine gute halbe Stunde an den infamen Brahms-Liedern, die besonders in der anderen Tonart das Mögliche von Unspielbarkeit und Schwere leisteten und war um 5 glücklich wieder am Bahnhof und gegen ½ 6 bei Stockhausen, der den Nachmittag über in gröszter Aufregung verbracht hatte. Ich konnte ihn glücklicherweise beruhigen, da ja Alles jetzt in bester Ordnung war. | |
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Als ich noch etwas an meine Klaviersachen geübt hatte, ging die Toilette los und ich machte mich ganz besonders fein, von wegen der Honneurs etc. etc.!! Jetzt geht aber die Gemüthlichkeit erst los! Hört nur: Frau Stockhausen hatte wie gewöhnlich den Concertwagen aus Stuttgart bestellt und zwar auf 6 Uhr. Mit Spielen, Anziehen, etc. war's aber schon ½ 7 geworden und kein Wagen da. Das war 'ne angenehme Situation! In ganz Cannstatt natürlich kein Wagen zu bekommen, der nächste Zug erst ½ 8, dabei ein Regen, dasz man sein eignes Wort nicht hörte - was half's - wir machten uns zu Fusz auf (Frau Stockhausen und ich) um die Pferdebahn zu erreichen. Zum Glück hatte ich zu Anfang des ProgrammesGa naar voetnoot1 das Mozart'sche Streichquartett gesetzt. - Unterdessen war's schon ¾ 7 vorbei, als wir ungefähr an Wilhelmsbad einen Wagen stehen sahen, der ganz zufällig von Stuttgart nach Cannstatt gekommen war, dort die Deichsel gebrochen hatte und eben damit beschäftigt war, den Schaden her zu stellen. Das war ein Treffer! Er muszte uns natürlich augenblicklich nach Stuttgart fahren und wir kamen auch glücklich nach ¼ 8 dort an, über und über bespritzt mit Schmutz, (der Wagen war nämlich ein offener zweisitziger Jagdwagen) ganz à la Erlkönig ‘erreicht den Hof mit Müh' und Noth’ - warauf sich sehr passend ‘Koth’ reimt. Das war aber das wenigste und wir waren glücklich überhaupt da zu sein, belohnten den Kutscher fürstlich und kamen noch zum Scherzo des Mozartschen Quartetts. Ich stellte mich nun directement an den Ofen um den Schmutz trocknen zu lassen und war auch, als der letzte Satz vorüber war, ganz schmuck und concertfähig, sodasz ich mit gutem Gewissen Fräulein Löwe herausführen konnte. Sie sang ‘den Zwerg’Ga naar voetnoot2 sehr hübsch, das Publicum aber war eiskalt und man merkte die Unzufriedenheit und die gedrückte | |
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Stimmung wegen Stockhausen's Absage. Ich dachte aber: ‘zweimal zwei ist vier’ und ging ohne eine Miene zu verziehen an's Clavier. Denkt Euch, fangen die auf einmal an zu klatschen, sodasz ich eine schöne Verbeugung loslassen muszte ehe ich anfangen konnte. ‘Schaut's so aus’, sagte ich zu mir und spielte nun so gut ich nur konnte, oder noch besser, da es mich gefreut hatte dasz mir die Leute ihre Unzufriedenheit nicht hatten merken lassen.
Ja, so sind die Leute, oder viel mehr die Schwaben, wenn sie einen mal kennen, dann kann man sicher sein, dasz man gefällt. - Es war ein hübscher Abend und ich bin sehr glücklich dasz ich es noch so gut zusammen gebracht hatte. Wie froh und dankbar Stockhausen war, dasz alles so famos abgelaufen war, könnt Ihr Euch wohl denken. Hoffentlich aber passirt es ihm zum nächsten Concert (schöne Müllerin)Ga naar voetnoot1 nicht wieder, dasz er es gibt, ohne dabei zu sein! Morgen spielt HillerGa naar voetnoot2 hier sein Clavierquintett und eine ‘moderne Suite’ auch in der Liederhalle, diesmal wohl besser Lederhalle!Ga naar voetnoot3 Zum Schlusz noch ein hübsches Abenteuer. Als gestern Abend alles glücklich vorbei war und nur noch das Schumann'sche Streichquartett blieb, setzte ich mich, um besser zu hören, in den Saal auf den ersten freien Platz ganz vorn, frage aber vorher meine Nachbarin ob er frei wäre. Sie schien mich nicht verstanden zu haben, ich hielt sie also für 'ne Engländerin, und ich setzte mich also neben sie und hörte mit grösztem Vergnügen dem Quartette zu. Als es zu Ende ist und ich wieder in unser Künstlerzimmerchen gehe, erfahre ich zu meinem gröszten Schrecken, dasz ich mich ohne es zu wissen, neben die Prinzessin Weimar (Schwester des Königs!) gesetzt hatte und dasz die Plätze auf der ersten Reihe für die Hofdardanellen reservirt wären. Da gab's Stoff zum Lachen und zu | |
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schlechten Witzen! Lübke citierte: Doch keine Würde, keine Höhe entfernte die ‘Verdaulichkeit’!Ga naar voetnoot1
Gelukkig liep het concert met de ‘Müllerin’ goed af, maar in den volgenden brief, waar Röntgen een beschrijving geeft van een gezelligen muziekavond, waar Lübke's en andere vrienden bij elkaar waren en Stockhausen beloofd had te zingen, stelde zijn stem hem opnieuw teleur: | |
Nov. 1873....Jetzt waren wir hübsch im Zuge und Stockhausen sang ‘Winterreise’Ga naar voetnoot2, muszte aber leider Gottes schon nach einigen Liedern aufhören, wie es ihm jetzt öfters geht. Es ist wirklich schrecklich traurig, dasz ein Mensch, der Alles hat und erst jetzt eigentlich auf der Höhe steht, sodasz es nun erst losgehen sollte, jetzt von seinem Instrumente im Stich gelassen wird und sich sagen musz, dasz in nicht zu langer Zeit wohl der Punct kommen wird, wo er nicht mehr singen kann. Hoffentlich liegt dieser Punct doch noch recht ferne, denn mit Stockhausen würde für den Gesang viel aufhören und untergehen, und es ist immer fraglich ob so bald wieder ein Zweiter wie er kommen wird. Um den traurigen Eindruck los zu werden, holte ich das Mozart'sche Divertimento hervor und spielte es mit ihm zu allergrösztem Entzücken von Anfang bis Ende. So einen Satz, wie die Variationen gibt's auch nicht oft, es ist doch gar zu wundervolle himmlische Musik zu der man so gar nichts dazu zu thun braucht, die einem viel mehr ganz im Gegentheil entgegenkommt und dabei doch nicht weniger tief und gedankenvoll ist. Ich glaube, Euch ist das Divertimento ein Bischen verleidet durch den seligen DavidGa naar voetnoot3, den ich auch immer nicht ganz dabei los werden kann. Wenn Du es nur wieder einmal spielen wolltest, ohne Spiccato und alle die anderen | |
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infamen Wippchen die einem noch immer - doch - de mortuis nil nisi bene - also Punctum damitGa naar voetnoot1.
Als een bewijs hoe in dien tijd de cholera-epidemie gevreesd werd, diene het volgende:
Gestern telegraphiert LeviGa naar voetnoot2 aus München: ‘Concert unmöglich, solange Cholera nicht im Abnehmen. Leute massenhaft abgereist, würdest gänzlich leeren Saal haben’. Wir sind recht froh, dasz nun die ganze Geschichte auf einen Schlag abgemacht ist, da Stockhausen sich von unserer Seite aus, gar nicht abrathen lassen und doch nach München reisen wollte!
De volgende brief is eigenaardig, doordat daaruit nog niet die groote liefde en vereering spreekt, welke Röntgen op lateren leeftijd voor de composities van Brahms koesterde. Met jeugdig zelfvertrouwen schrijft de achttienjarige: | |
Nov. 1873....Frau Schumann's Freude kann ich mir denken, nun endlich einmal ordentlich mit Dir, Papa, musiciren zu können; es ist ja immer ihr Wunsch gewesen. Wenn sie nur nicht - wie so viele Andere - so fürchterlich über ihren Brahms verblendet wäre, es ist mir ganz unbegreiflich wie man ihm, und ganz besonders in einer solchen Composition wie das ClavierconcertGa naar voetnoot3, nur annäherend neben Beethoven stellen kann; ich finde es geradezu lächerlich. Was Du über ihm sagst, ist mir so ganz aus der Seele gesprochen, ich brauche deszhalb auch gar nichts hinzu zu fügen.... ....Ich bin auch fest überzeugt dasz Brahms nie anders componiren wird, weil er es eben einfach nicht kann und es ist nur gut, dasz er und alle Brahminen doch nicht an Bach, Beethoven, Mozart und Mendelssohn, und so vielen andern Meistern ändern kann. Seine neue Quartette also hast Du schon. Mir kommen sie sehr | |
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mühsam vor und so gar nicht Haydn'sch, nun, wir wollen sehen, wenn sie schön sind, werden sie schon gespielt werden und auch gewisz vom Publicum verstanden und goutirt werden; ist dies aber nicht, so hilft ihm alle fanatische Verehrung und Anbetung eines kleinen Kreises von Anhängern doch nichts.....
À propos eine hübsche Geschichte vom Augsburger ‘Kirchen’ Concert, das noch immer das Hauptthema unserer Glossen und schlechten Witzen bildet: Als wir die Cantate ‘Schlage doch, gewünschte Stunde’Ga naar voetnoot1 anfingen, und ich bis zum ersten Eintritt des Glöckchens gelangt war, fängt auf einmal unten auf der Strasze zu meinem gröszten Gaudium so eine recht aufdringliche Kohlen-Ambulance ihr: ‘Kümmel, Kümmel’ an, und zwar so unverschämt hell, und laut, dasz es eine vollständige Begleitung zur Cantate bildete. Wir konnten uns beide kaum das Lachen verbeiszen, noch mehr als das infame Ding gar nicht wieder aufhören wollte, sondern so lange bimmelte, bis wir mit der Cantate beinahe zu Ende kamen - wir haben nun endlich weg, dasz eigentlich eine Kohlenambulance oder sonst ein klingendes Ungeheuer dazu gehört, um der Cantate zur vollen Wirkung zu verhelfen. - Eben kommt Frau Stockhausen zu mir herauf mit einem groszen schweren Paquet, adressirt: Herrn Julius II Röntgen, CannstattGa naar voetnoot2. Es kam von Prof. Lübke und als ich es öffnete war der Inhalt: seine berühmte zwei starke Bände umfassende Kunstgeschichte von der ältesten Zeit bis zur Gegenwart: ein herrliches Werk, das mich auf's höchste überraschte und mir die gröszte Freude bereitet hat. Auf den Titel hat er geschrieben: ‘Julius dem Zweiten Tönemeisternden, genannt Julius Röntgen mit freundlichem Grusz von Wilhelm den Xten dem Tönebegeisterten, genannt Wilhelm Lübke’. Ist das nicht wunderhübsch?....
Kort hierop was Röntgen gevraagd in Baden-Baden zijn eerste | |
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klavierconcert te spelen, hetzelfde waarmede hij in Hamburg zulke triomfen had gevierd en hierover schrijft hij:
....Das Concert ist ja über alle Erwartung gut abgelaufen und ich habe den glänzendsten Erfolg mit meinem Concert gehabt. Gleich nach dem ersten Solo applaudirte alles (vielleicht dachten sie, dasz es schon zu Ende war!) ebenso nach der Cadenz und am Schlusz des ersten Satzes ging es erst recht los..... Es hätte nicht viel gefehlt, wir hätten den letzten Satz noch einmal gemacht, so gefiel es.... ich habe wieder einmal recht gemerkt dasz ich in Süd-Deutschland bin, wo doch das Publicum viel wärmer als bei uns ist..... Nachher sprach ich eine Menge Menschen, Deutsche, und Franzosen, und Stockhausen kam mir immer als Dollmetscher zu Hilfe, wenn ich auf dem Sande sasz, BrandonGa naar voetnoot1 hilf!
Da Stockhausen dieses Mal alles für mich bezahlte, konnte ich mir das Vergnügen machen Baden-Baden kennen zu lernen. Diesmal muszte ich mir das gute Wetter richtig ertrotzen! Wir fuhren bei schauderhaftestem Regen von Straszburg ab und in Station Oos, wo es nach Baden-Baden abgeht, sah man vor Nebel nicht drei Schritte weit. Ich hatte mir es einmal in den Kopf gesetzt und sollte wenigstens einen Zug vorbei lassen und 2 Stunden in Baden bleiben. Wir trennten uns also und von dem Augenblick an wurde das Wetter besser. In Baden angekommen lese ich an allen Straszenecken: ‘Concert von Frl. Janotha’Ga naar voetnoot2. Sie spielt das es-dur Concert (Beethoven) und noch vieles Andere. Ich war schon halb und halb entschlossen die Nacht in Baden zu bleiben und machte mich nun auf den weg nach Lichtenthal; es wurde immer schöner, ich bin den ganzen Nachmittag spazieren gegangen und ganz entzückt von Baden. Kurz und gut, ich konnte mich nicht trennen, machte Frl. Janotha ausfindig, die sich schrecklich freute, telegraphierte Stockhausen, bat um Urlaub bis morgen Nachmittag und will mich jetzt für das | |
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Concert rüsten. Der Kaiser und die Kaiserin kommen hinein und ich werde mich höchst nobel in meiner Fichtelgebirger Hose machen, ist mir aber ganz egal, mich kennt ja doch Niemand....
Als slot van deze serie brieven laat ik hier een paar volgen van Stockhausen en diens vrouw aan de ouders van Röntgen, om den lezer te toonen hoe zij over ‘Julius II’ oordeelden: de eerstvolgende is van Stockhausen: | |
4 Jan. 1874....Dank für den lieben langen Brief, auch Ihnen, liebe Mutter Röntgen, Dank! Könnt ich dichten, könnt ich schreiben, ich dichtete Ihnen eine lange Dank-Epistel, dasz Sie so ein Söhnchen wie unser Giulio der Welt geschenkt haben!....
De volgende brief is van Frau Stockhausen aan Frau Pauline Röntgen na het eerste concert van haar man met Julius Röntgen als begeleider:
....Gestatten Sie mir mit einigen Worten Ihnen zu sagen, welche unendliche Freude uns und einem zahlreichen Publicum gestern durch Ihren lieben lieben Sohn wurde. Die grosze Begabung, der völlige Ernst bei seiner Kunst und die Einfachheit mit der er sie zur Anschauung bringt, hat etwas so zum Herzen Gehendes, etwas Rührendes möchte ich sagen, dasz ich den ganzen Abend in gehobener Stimmung war. Ihrer und Ihres Mannes gedachte ich oft, und wünschte Sie lebhaft zur Stelle, die Freude mit zu empfinden, zu erleben, wie allmälig das Publicum warm wurde, wie die Bewunderung für seine Leistungen von Satz zu Satz wuchs. Durch seine Mitwirkung wurde das ganze Concert zu einem tadellos ‘musikalischen’; seine Art zu empfinden, zu musiciren geht so ganz zu der meines Mannes, schlieszlich war 's alsob der meistens etwas steife Ton eines Concertes schwand, alsob sie nur zu gegenseitiger Freude musicirten. Und das ist das eigentliche Wahre, Packende, dem sich kein noch so zurückhaltendes Publicum verschlieszen kann. | |
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Aber abgesehen nun von seinen künstlerischen Leistungen ist's mir persönlich eine grosze Freude einen so prächtigen jungen Mann im Hause zu haben, ich musz ihn herzlich lieb haben nach den wenigen Tagen seines Aufenthaltes, und bin glücklich, dasz er morgen Abend ganz bei uns einziehen kann....
Leider konnte ich nicht hinter einander zu Ende schreiben und inszwischen ist Ihr Sohn bei uns eingezogen; er ist ein lieber Mensch, und hängt treu an seinem Vaterhaus.... Ich gestehe es, kaum kann ich begreifen, wie er bei der merkwürdigen geistigen Reife, bei der Lebendigkeit jede Sache zu erfassen, so kräftig geistig und körperlich sich entwickeln konnte, denn von Nervosität hat er keine Spur, Gottlob. Für Spazierengehen und Gymnastik sorgt mein Mann neben aller Musik; auch für gute Lectüre, in der Julius übrigens sehr wohl bewandert ist....
Dasz Julius so viel Anerkennung bei seinen vortrefflichen Leistungen grade hier gefunden, ist ein wahres Wunder, da man hier gegen jeden Klavierspieler, der nicht auf dem Stuttgarter Conservatorium gebildet ist, von vorn herein etwas aus zu setzen hat; er hat's aber verstanden den Philistern bei zu kommen und welche Freude das für uns ist, können Sie nicht in dem Grade ermessen, wie wir, da Sie die hiesigen Verhältnisse nicht kennen. |
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