Vorwort
In vorliegender Arbeit wird zunächst der Versuch gemacht, in großen Zügen ein Bild der geistigen Strömungen zu entwerfen, die sich in der gebildeten Welt des achtzehnten Jahrhunderts, besonders in dessen zweiter Hälfte, erkennen lassen. Es wird sich dabei zeigen, daß sich dieselben Probleme in England, Frankreich und Deutschland auftun und daß auch Holland mit den Resultaten der ausländischen Denker bekannt gemacht wird und sich lebhaft dafür interessiert.
In dem ganzen Jahrhundert gärt und wogt es durcheinander, noch unversöhnt steht Neues neben Altem, es ist eben eine Zeit des Übergangs. Eine Gestalt, in der sich das Charakteristische der Übergangszeit aufs deutlichste zeigt, ist die des berühmten deutschen Fabeldichters und Moralisten, Christian Fürchtegott Gellerts. Dessen Bild gegen den geistesgeschichtlichen Hintergrund schärfer hervortreten zu lassen und besonders seine Bedeutung für die holländische Literaturgeschichte näher zu bestimmen und zu erläutern ist der Gegenstand dieser Untersuchung.
Wir betrachten dabei, der Reihe nach, die verschiedenen Seiten seiner Persönlichkeit, verfolgen die Spuren seines Einflusses auf unsre Literatur und schließen mit einem zusammenfassenden Abschnitt, in dem neben einer Gesamtwürdigung auch eine Erklärung seiner in Holland wie in Deutschland erstaunlichen Popularität versucht wird.