Liebe.
Die eigentlichen Liebeslieder sind das Schwächste der niederländischen Volkspoesie: nur wenige Lieder sind aus Einem Gusse von Gefühlen und Stimmungen hervorgegangen. Es waren oft vielleicht nur einzelne Strophen, denen dann mancher andere nach seinem Bedürfnisse noch etwas hinzudichtete oder was ihm aus andern Liedern lieb geworden war, hinzuthat. Vgl. Nr. 99 und 100 und Antw. LB. Nr. 100.
Doch finden sich bei alledem noch alle jenen Bestandtheile wieder, welche der deutschen Volksdichtung gemein sind: jene Sehnsucht nach der Geliebten, jenes Trauern um sie in der Ferne und beim Abschiede, und das frohe Bewusstsein, dass die Liebe an keine Zeit gebunden ist, und wahre Liebe nie vergeht. Antw. LB. Nr. 147, 1, 2:
Truren moet ic nacht ende dach
ende liden also groot verlanghen
om een die liefste, die ic oit sach,
si heeft mijn hertken bevanghen,
doorschoten heeft sijt also menichfout,
si heeft mijn herte in haer ghewout,
nae haer staet mijn verlanghen.
In wat plaetsen dat ic bin,
si staet in mijn ghedachte,
daer en mach gheen liever comen in
bi daghe noch ooc bi nachte;
dat heeft haer claer aenschijn ghedaen:
woude si mi in haer hertken ontfaen,
so waer alle mijn liden sachte.
Antw. LB. Nr. 99, 4:
Als een ander gaet dansen ende spelen,
ende bedriven haer jolijt,
dan sit ic thuis ende trure
ende peinse waer dat ghi sijt.
Het Brabandsch Nagtegaeltjen (t'Antw.) bl. 24:
Meisken, als ik u moet derven,
vind ik nergens geen rustplaets meer.