Archives ou correspondance inédite de la maison d'Orange-Nassau (première série). Tome V 1574-1577
(1838)–G. Groen van Prinsterer– Auteursrechtvrij† Lettre DXXXIX.
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Ga naar margenoot+grave: ‘Unter L. Wilhelm IV und Moriz zeichnete sich Georg von Scholley, Hessischer Gesandte und Oberst, aus.’ V. Rommel, N.G.H. I. 433. Mein günstigem grusz zuvor, ernvester, lieber besonnder. Ich habe Ewer schreiben enthpfangen, und ausz demselben das trewehertzig wohlmeinendt erinnern und warnen gnugsamb verstannden. Bedancken mich deszelben gantz vleiszig, will es auch an gebuerenden örten zu thunen nicht underlaszen. Des in Eweren schreiben angezogenen giffts halben, habe ich vor einer guten weil von Venedig ausz gleichfals warnung bekommen, daszelbige auch dem Hern Printzen alsbaldt zu wiszen gethan. Es seindt aber zu solchen und dergleichen unlöblichen thatten nunmher so geschwinde und seltzame practiken und mittel, derselben auch so offt und viel gegen den Hern Printzen und uns andern nhun ein zeithero, wie dan auch noch newlichen, versucht worden, und ohne zweivel noch teglichen geschichtt, das ohne sonderliche versehung Gottes, menschlich davon zu reden, sich davor zu hueten nicht wol müglichen ist. Weil uns aber alle haar uff dem hauptt gezelett und ohne den willen Gottes deren keins abfallen noch sonsten ettwas wiederfharen mag, so haben wir uns deszen zu trösten und darneben nichts do weniger trewhertziger leuthe warnen und gebürliche mittel nicht zu verachtten. Die friedtshandlung betreffendt ist fürwhar höchlichen zu wundschen und Gott der Herr mit vleisz zu bitten das die sachen in den Niederländen, wie auch sonsten zwar in gemein vonnöthen, in einem bestendigen Christlichen frieden möchten gebracht werden. Soviel den Hern | |
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Ga naar margenoot+Prinzen, sambt den Stenden der Niederlände, anlangett, werden dieselbige solch werckh, wie auch billich, nach aller mögligkeitt gern befürdern und deszfals an sich gewiszlich nichts erwinden laszen. Nachdeme es aber ein schweer hoichwichtige sach ist, welche sehr weit siehett, und daran nicht allein dem Hern Printzen- und den Niederländen, sondern vürwhar unserm Vatterlandt und in gemein, vornemblich aber ettlichen wolmeinenden Evangelischen Stenden, welche ohne das dem gegentheil in viel wege verdechtig und verhast seindt, merglich hoch und viel gelegen ist, als nimptt mich wenig wunder das so geringschetzig zu dieszen sachen gethan, und deme Hern Printzen und Stenden mit Christlichen rhat und vermhanen die hanndt nicht mher gebotten wirdt, wie ich dan weisz sie solches bei menniglich gern suchen soltten, im fall sie nhur, anderer vielfälttiger obliegender geschefft halben, darzu kommen, und darneben wiszen möchten dasz man ir ansuchen hören und uffnemen woltte. Wie mich der handel ansiehett, kan ich allerhandt umbstende halb daruff noch zur zeitt mir nicht grosz rechnung machen, und sonderlich weil bei dem ytztvorstehenden und zu solchen werck zwar gantz bequeme gelegenheiten so gar langsamb und kalttsinnig gethan und, meins bedünckens, den gebrechen gründtlichen zu helfen nicht understanden, noch auff das gemein werck, und was künfftig dahero zu erwartten, mit sonderlichen ernst gesehen wirdett. Und obwol ohne allen zweivell die Keys. Mat, sambtt Chur- und fürsten, und andern gutherzigen leuthen, so hierinnen sich bemuehen, die sachen gern guth sehen, so wirdt der gegentheil doch nicht underlaszen, wie es dan der Herr Printz und die Stende | |
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Ga naar margenoot+anderst nicht davor halten, dieszer handlung zu seinem vorteil sich zu miszbrauchen, und dieselbige dahin zu richten, damit er das volck mit vielem verheiszen und betrawen enthweder sicher mache, oder aber schrecke, den Hern Printzen und sie von einander trenne, oder, da solches von wegen ihrer zusamen gethaner verpflichtung nicht geschehen, noch sie die vorgeschlagene untregliche und gantz gefährliche conditiones und anmutungen nicht eingehen und annehmen könten, dasz er sie alsden vor fridheszige und rebellen soviell damehr auszschreyen und, wie biszhero geschehen, mit seinem verunglimpffen und calumnijren der leutt gemüther und, wo müglichen, das gantz Reich mit vorwendung allerhandt scheins gegen sie, noch ferner hetzen, verbittern, und alienyren möge; dan der gegentheil, mit sampt seinen anhang, solches alzeit im brauch gehapt das er under andern gifften sich vornemblich dieser alzeit befliszen, durch welche er die leutt entweder schlaffendt mache, der sinn und verstandes beraube, oder ihnen das hertzs und alle manund dapfferkeit hinwegnehme, oder einander geheszig und feindt mache; wie man deszen hien und wieder vielfeltige exempell erfahren, davon in das Machiavelli-buch und Granvels-testament ihre lehren zu sehen, und solches aber zue diesen zeitten, sonderlich aber in Teutschlandt am allermeisten, zu spüren hett, da die leutt an vielen örten dermaszen mit solchen gifften befleckt, das derer einstheils und nicht wenig so blindt, verstockt, und sicher worden, dasz sie baldt nichts mehr sehen, hören oder fhülen, und das uff allen seiten brennendt fewr und ihr vor augen stehendt unglück nicht erkennen, und wedder des gegentheils practicieren und | |
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Ga naar margenoot+drawen, noch der armen beträngten klagen und flehen, odder anderer guthertziger leutt warnen und vernehmen, nicht hören, sondern viellmehr solche ding vor frembdt und privat, ja unzimliche und ungepürliche hendell, deren man sich nit anzunehmen habe, halten; einstheils aber seindt dermaszen so förchtsam, blödt, und kleinmütig gemacht das, ob sie schon die sachen und algemeine gefhar wol verstehen, sich derselben doch nicht annehmen dörffen; förchten vor einen rauschenden bladt und des gegenttheils auffgeblasenen wörter sich vielmehr, dan dasz sie sich einer solchen gerechten sachen und Gottes Almechtigkeit trösten, und derselben mit gepürlichen ernst annehmen solten. Einstheils aber seindt also gegen einander in misztrawenn, unwillen, und verbitterung verhertzt, dasz zu besorgen sie leichtlich dahien gereichen möchten dasz sie einander selbsten vervolgen, und diejenige sein würden so inwendig das fewr selbst anlegen und holtzs zutragen helffen, die rude über ihren eignen rücken binden, und den gegentheill unser schwert und alle vortheill und gelegenheit entgegen trugen und in die hende geben; inmaszen ihnen dan solches nach all ihren willen ime newlicher zeit gerathen, und zwar also dasz er es anders nicht hette dencken [wolle], geschweig begehren können. Von welchem aber alhie weithläufftigere meldung zu thun nicht allein zu lang, sondern auch umb deswillenn gantzs unvonnöthen wäre, nachdeme Euch diesze ding so wol und zwar mher dann mir bewust, und Ir ohne zweivel meinem gn. Hn L. Wilhelmen, und andere guttherzige leutt, hierüber offtmals clagen hörett. Wann aber solche und dergleichen gifft viel gröszere gefhaar und schaden bringen als die andere, welche doch auch nicht | |
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Ga naar margenoot+zu verachten, als hette man sich auch soviel da mher darvor zu hueten, und, neben vleisziger anruffung zu Gott dem Hern, mit allem ernst dahin zu trachten das denen in zeitten (ehe sie noch weiter, dan albereith leider geschehen, einreiszen und überhanndt nemen) vorkommen und gewherett werde. Und wie Ir den Hn Prinzen vor ein instrumentum Dei in den Niederländen zu auszbreittung seines göttlichen namens hält, also ist gleichfals mein gn. Hr L. Wilhelm vor ein instrumentum Dei zu erhaltung und vorthsetzung der kirchen, schulen, und gantzer wolfarth unseres algemeinen Vatterlandts zu achten und zu halten, inn bedrachtung dasz ire G. vonn Gott dem Almechtigen, vor andern, mit hohem verstandt und sonderbarer geschikligkeitt und erfharung, auch einem christlichen, eifferigen, und Vatterlandsliebhabendem gemüth begnadett, hierzu von weilandt derselben Hn Vatters, hochlöblichster gedechtnüs, in S.G. todtbeth, mit sonderm vleisz vermhanett, und darzu in grosser reputation, ansehens, und gutem gehöre vast bey allem Reichsstenden sindt. Derwegen denn ihre fürstl. G., ob sie schon vor ire person, Gott lob, keines warnens bedürfften, doch sonsten mit vleisz zu versuchen und zu bitten seindt, das ire f.G. vor den obangeregten und andern gefhärlichen gifften, practiquen, und anschlegen, hien und wieder warnen, und denselben nach mügligkeitt steuren und wehren helffen. Bin der ungezweivelten zuversicht, wie ich dan zum überflusz auch hierumb vleiszig will gebetten haben, Ir werdet und wollet zu continuirung Ewerer christlichen affection und guter zuneigung so Ir zu der allgemeinen wolfarth trägtt, bei ire fürstl. G. weniger nicht dann auch bei dem Hn Printzen wolmeinendt geschehen, mit | |
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Ga naar margenoot+trewen erinneren, warnen, vermhanen, und also alle gute befürderung thun helffen. Das auffwachens und vleiszigs zusehens hoch vonnöthen sey, dasz können verstenndige gutthetzige leuthe, am allermeisten aber die leichtlich erkennen welche des gegentheils und seines anhangs practiken und anschlege so sie ungeverlich vor dreien jahren vor der handt gehabtt, deszgleichen ir ytzige discours wiszen, und hergegen die grosze gelegenheiten und occasiones welche Gott uns diszer zeitt uff unser seitten anbeuth und gibtt, zu gemüth fhüren und bedencken; insonderheitt aber will solches hochermelts Landgr. notürfft in allwege erfördern, sinttemal ausz iren discoursen und handlungen gnugsamb abzunemen das, nach der Churfürstl. Pfalz, ihnen kein Stanndt im Reich mher suspect und verhast ist als eben ire fürstl. G., und solches nicht von wenig, sondern vielen langen jaren hero: derwegen sie auch nhun zu etlich mhalen als der friedtshandlung gedacht worden, sich dahin erclertt das sie ire f.G. nicht gern dabei haben wolten, und solches zu vorkommen bei hohen standspersohnen angesucht haben. Welches ich Euch hierneben vertreuwlich anzeigen wollen, damit Ihr solches, wo vonnöthen, s.f.G. zu berichten wiszett, den solchs ferner haben nachzudencken. Ich hette verhofft es sollte sich lengst gelegenheit zugetragen haben dasz mit irem f.G. ich von dieszen und andern sachen dienstlich mich hette underreden mögen, so hat es aber mit fügen biszhero nicht geschehen können; bitt Ir wollet bei i.f.G. mein dienstwillig erpiethen im besten zu verrichten unbeschwert sein. - Da ich Euch allen geneigten willen und angeneme wilfharung zu erzeigen wüste, bin ich allezeit beraith und willig, thue Euch hiemit deme Al- | |
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Ga naar margenoot+mechtigen bevelhen. Datum Dillenberg, den 2ted Februarij A.o 75.
Johann, Graff zu Nassau Catzenelnpogen.
An Georgen v. Schalen. ex manu generosi Domini Comitis. |
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