Archives ou correspondance inédite de la maison d'Orange-Nassau (première série). Tome II 1566
(1835)–G. Groen van Prinsterer– Auteursrechtvrij
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† Lettre CXCV.
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Ga naar margenoot+Demnach wir Eur Liebe hiebevhor geschrieben, dasz die sachen in dieszen länden so seltzamb und gefährlich stunden, da die Kön. Matt., unser genedigster herr, nit bey zeytten zusehen und in betrachtung der itzigen zeiten und diszer länden gelegenheiten, der relligion halben, ettwas zulaszen und übersehen wurde, dasz sich woll eben ein solichs spiell alhier erheben möchte als vor wenig jaren bey unsern nachbarren in Franckreich geweszen, Demselbigen nach, wollen wir Eur Liebe zue underhaltung unser vertrauten correspondentz, gleichwol mit gantz beschwertem gemuete, freundlichen nit verhalten, dasz ahm Montag den negst vergangenen 19ten monatztag Augusti, in Flandern etliche kirchen ahn hellem, klarenn tag beraubt worden seint, und alsz wir deszelbigen tags, uff erfürderung der Hertzogin zu Parma Regentin, nahe Brüssel von hinden gezogen und solche zeittung unsers abweszens in disze stad gelangen, so haben sich ahm volgenden dhienstag kegent abent umb sechs schläge ungefährlich, ein hauffen leichtfertiges gesindlins auch alhie zu Antorff in die höchste kirch verfüget, die darin alle altar, grosz und klein, mit allen steineren, meszenen und hölzeren heiligen taffeln und bildern, sampt allen anderen kirchenornamenten, nichts ausgenommen, miszbücher, briffe und gewandten, gantz und gar in stücken zerschlagen, zerriszen und verwüstet haben, und als solichs des orts also verrichtet geweszen, seint sie da dannen von kirchen zu kirchen gelauffen, und in allen kirchen, klostern und cappellen, die gantze | |||||||
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Ga naar margenoot+nacht über, dermaszen hausz gehalten, das ahm volgenden mitwoch kheine kirch noch cappell in der gantze stadt verpliben, darin man bisz uff heutigen tag der alten religion nach eine eintzige mesz oder gottesdhienst hette halten oder celebriren mögen. Was sie aber ahn guldenen und silbern ornamenten, als: kilchen, monstrancen, paternoster und dergleichen andern klynodien bekhommen, deselben haben etliche einem erbaren rath diszer stadt, kegent ein erkendtnüs solchs entpfangs, gelieffert und zugestelt, und können woll dencken das danitGa naar voetnoot1 allenthalben recht zugangen sein wirdt. Es ist aber soliches nit allain in diszer stadt beschehen, sondern fast zu einer zeit ahn andern mehr orten, als: Tournay, Mechell, Breda, Amsterdhamb, Mittelburg etc. auch ergangen und also beynahent die gantze weithe über, durch alle disze lände geflogen gedhann. Der Almechtig, Ewige, gütiger Gott wolle seine genade verlehenen das alle sachen wiederumb zu voriger ruhe und rechter rüstlicher liebe und einigkeit kommen mögen. Wir können auch woll erachten dasz diese handlung unserm genedigsten Hern, den Kö. Mat. zu Hispaniën höchlichen misfallen und sie betrüben werde, wie die den auch uns selbst nit weniger bewogen und uns von hertzen leidt seint; und können es gleichwoll nit gebeszern, dan das volck ist dermaszen wieder die Hispanische Inquisition und alt relligion erhitzet und erbittert geweszen, das hierin khein mittel zu finden, und hette ire Mat. die Inquisition in diszen länden vorlengst abgeschafft, wie wir und etliche andere unser ordensbrüder ausz underthänigster treuen ire Mat. gerathen, so zweiffelten | |||||||
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Ga naar margenoot+wir nit, es solt unser herr Gott die alte Catholische relligion vil beszer underhalten und soliches sturmen und zerrütten noch lange zeitt verhütet habenGa naar voetnoot(1). So hatt man nuhn über den entpfangenen spott und schaden, nit allein die inquisition abschaffen, sondern auch der neuen relligion einen freien, offnen platz allenthalben, wie auch innerhalb dieszer stadt, eingeräuhmet und vergönnet, da sie nach irer ordnung sicherlich beysamen kommen und hinfürter predigen laszen mögen, hat man anders gröszer gefahr und unrath verhüten wollen; gleichwoll anders nit, dan bisz das die gemeine stende dieszer länden zusamen kommen, und hierin solche wege und mittell bedencken und verordnen, dadurch solche innerliche irrungen und zerrüttungen uffgehoben und ein endlicher bestendiger relligions-und Landfriede uffgericht und gehalten werde, darzu [müge] die Kön. Mat. und auch die frauw Regentin iren will albereits gegeben. Und verhoffen also das unser gn. herr die Kön. Matt. dieszer ursachen wegent, und dan auch derhalben das derselben gemahel erst kürtzlich von einer jungen dochter Mutter wordenGa naar voetnoot(2), baldt herauszer kommen und alle | |||||||
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Ga naar margenoot+sachen selbst versehen und in ein gute rusame ordenung wiederumb brengen helffen werde, darzu dan Gott der Herr sein gnad und glück verlhenen wolle. Sunst stehet es in dieszen länden noch zimblich woll und begeren anders nicht als fride und einigkeit, und hat sich das geschrey von Hertzog Erichs werbungen alhier auch etwas verloren. So hören wir von Franckreich besonders nicht, allain das man sagt der Printz von Condé soll etlich thausent zu rosz und fusz beysamen haben, und uff den frontieren von einem ortt zum andern ziehen, und uff diesze hendell und lande gut achtung geben; wurden wir aber etwas gewisz oder weitters hierin vernhemen, so mögen uns E.L. zutrauen das wirs derselben nit verhalten, sondern sy es uffs fürderlichst wiszen laszen wollen, wie wir uns den zu E.L., die wir hiemit dem Hern in gesundheit zu erhalten bevelhen, in gleichem vertrauen auch versehen. Datum Antorff ahm letzten Augusti Ao 66.
Wilhelm Printz zue Uranien.
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