Reizen in Zuid-Afrika in de Hollandse tijd. Deel IV. Tochten in het Kafferland 1776-1805
(1932)–E.C. Godée Molsbergen– Auteursrecht onbekend
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Reisaanteekeningen van F. von W. 1788-1789.Ga naar voetnoot1)Nation und Karakter.Nation und Karakter. In ihrerGa naar voetnoot2) Bildung zeichnen sie sich durch ihre Grösse, Stärke, Munterkeit, gute Gesichtsbildung, Kleidung und Sprache ganz von den Hottentotten aus. Sie lieben den Krieg unter sich und gegen andre Stämme, sind aber sehr feig gegen die Waffen der Christen. Ihr Karakter ist sehr gemischt. Fröligkeit mit einem hohen Grad vom Sorgenlosigkeit; Rachsucht und Unversöhnligkeit mit brausender Wildheit sind Züge ihres Karakters. Dabey sind sie aber gegen vermeinte Freunde und gegen wohlwollende Kolonisten, gutherzig, billig und redlich, doch erwiedern sie List und Betrug mit gleichem Betragen. Sie sind nicht unerkentlich und undankbar gegen ihre Wohlthäter, und lieben die Europäer vielleicht aus Eigennuz oder aus Furcht. Sie brechen nicht leicht die Bundnisse, die sie mit andern geschlossen haben, besonders wenn sie auf ihren König schwören. Milde und verschonende Menschlichkeit einzelner Christen in ihren letzten Kriegen gegen sie, sind mit unvertilgbaren Zügen in ihr Gedächtniss eingeschrieben. Ihre Feinde hingegen - oder alle, die sie nicht redlich in ihren Absichten glauben, verfolgen sie, in nächtlichem Dunkel hinterlistig mit ihren eisernen Lanzen. Eigennutz und ein angebohrnes Gefühl von Recht und Billigkeit scheinen die unverdorbenen Triebfedern ihrer Handlungen zu seijn. Kein Kaffer hebt ein Steinchen ohne eine dafür zu erwarttende Belohnung von der Erde auf. Wenn zu Zeiten die Kaffern auf die Jagd in die Besitzungen der Kolonisten ziehen und die Bauern weisen sie in ihre Grentzen zurück, dann erwiedern sie nicht selten: was sie berechtige die bezeichnete Grenze zu uberschreiten? Eine antwort die aus recht der Natur sehr natürlich fliesst. | |
Bildung beider Geschlechter.Bildung beider Geschlechter. Sie sind fast allgemein, grosse, nervigte menschen, und es ist nichts ungewöhnliches junge Leute von 17-19 Jahren zu sehen, die beij 6 Rheinl: Fusse messen. Selbst das zweite Geslecht ist meist von beträchtlicher Grösse, ihre Gesichtsfarbe ist schwarz, das mehr ins rothe sticht; doch findet man auch wieder viele, die wie die Mozambiken, ganz schwarz sind. Die meisten, die ich sah, hatten weder besonders aufgeworfne Lefzen, noch so breite und platte nasen, wie gewöhnlich die Kreolische Nationen. Viele hatten lange spizige, sehr verhältnismässige Nasen, und in jeder rücksicht schöne Bildungen. | |
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Ihr Gesicht bezeichnen sie nicht gleich jenen Völkern, durch eingeschnittene Figuren in die Haut. Im Stande der Natur wird man nur selten auf missgewachsene menschen stossenGa naar voetnoot1) Unter der Menge der mich täglich umgebenden Kaffern, war auch nur der einzige Kafferfürst Ganzeela, der ältere Bruder ihres Königs, hässlich, klein und ungestaltet, welches aber sein Ansehen unter den übrigen Grossen seiner Nation im geringsten nicht zu schwachen schien. Indessen bemerkte ich doch öfters, dass mit der Grösse des Leibes zugleich auch eine höhere Erwartung von Macht und Kraft zur Selbstvertheidiging unter ihnen verbunden wurde. So wie ich unter dem männlichen Geschlecht meistens gute Gesichtsprofile merkte, so fand ich wirklich unter dem zweiten Geschlecht viele deren Gesichtstheile under sich im schönsten verhältniss standen; weisse Farbe mit dem reizenden Kolorit, hätten sie wirklich zu Schönheiten gebildet. | |
Kopfzierde der Männer.Kopfzierde der Männer. Die Kaffern, männlichen und weiblichen Geschlechts haben etwas längeres Haar, als gewöhnlich Kreolische Völker. Sie ordnen es auf eine besondere art, die mir nicht missfiel und die ihnen auch ein gutes Aussehen gibt. Das zweite Geschlecht scheint diess werk zu übernehmen. Verschiedene Kaffern legten den Kopf in den Schoos der Frauen und Mädchen, welche alsdan ein Büschelgen Haar von der Dikke eines dünnen Strohhalmen strekten, ihre Hände mit Fett von Seekühen oder Rindsfett beschmierten, das fingerlange Büschelgen zwischen beiden Händen fest zusammen drehten, dann in der Mitte es fahsten und es wie eine scheur zusammen lauffen liessen, dass zuletzt ein Zoll langes Trottelgen dadurch entstand. Mit ausnehmender Mühe bringen sie so den natürlichen, Kopfputz zu Stande, biss das ganze Haupthaar in lauter solche Trottelgen verwandelt ist, die sie so dann hernach mit einer Polus Erde, welche zwischen Steinen zu Staub gerieben wird, bestreuen. Oft vermischen sie aber auch diesen rothen Puder zugleich mit Fett, und geben dadurch schon beim Drehen des Haars demselben die rothe Farbe. Die Trottelgen erhalten durch das Fett und die Erde eine gewisse Schwere, nach welcher sie alle abgesondert rings um dem Kopf herum hängen. Diejenigen die ins Gesicht herniederhängen, machen der Nation eine schmale Stirne, und geben dem Gesicht viel | |
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Regelmässigkeit. Sie schwellen ihnen zwar oft den Kopf dadurch etwas mehr auf, das aber kaum bei ihrer übrigen Leibes Grösse bemerkt wird. So oftsie eine Bewegung machen, bebtjedes Trottelgen, vorzüglich aber bei ihren ermüdenden Tänzen. Diese Zierde haben beide Geschlechter mit einander gemein. Die Männer schmükken so dann ihre Haare theils mit weissen oder rothen Korallen, theils mit Stückgen Messing oder Kupfer, oder auch mit Metallenen Knöpfen und dergleichen, die sie an die Trottelgen hinten, an den seiten und vornen am Kopfbefestigen. Sie binden auch runde Plättgen von Messing, so viel sie deren besitzen, an eine lederne Schnur oder Sehne, die entweder über die, vornen in die Stirne hängende Haare wie ein Band-oder auch über die blose Stirne nach hinten zugeht, und dort befestigt ist. Auch stückchen Elfenbein und alles was ihrer Eitelkeit schmeichelt dient ihnen zur Zierde ihrer Haare. Einst sah ich eine Frau, die ihre Haare auf eine sonderbare Art geschmükt hatte. An ettlichen Trottelgen grade über der Stirne hatte sie eine alte verrostete stählerne Uhrkette, an welcher noch ein halber Messingerner Uhrschlüssel hieng, über die Nase abwärts hängen, die denn bei jeder Bewegung des Kopfs ihre Nase und den Mund nicht sanft berührte. Neben dieser Kette hiengen noch andere Zierrathen abwärts ins Gesicht. Ich fragte sie durch meinen Dollmetscher, ob ihr das so wohl gefalle und ob das ein Zeichen ihrer Schönheit sei? worauf ich mit der Mine - der festesten überzeugung zur antwort erhielt: Aeoae (Ja!). Eine vorzügliche Lieblings Zierde der Männer ist die, dass sie vornen über die Haaren - grade über der Stirne, das schwarzbraune Ende eines Löwenschwanzes mittelst einer Schnur binden. Der gröste Busch steht in der Mitte, und die kleinern darueber. Diess gehört unter die vorzüglichsten Triumpfszeichen der Nation, so wie der übrige Theil des falbenGa naar voetnoot1) Löwenschwanzes, den sie vornen unter das linke Knie binden, dass er das Schienbein bedeckt. Beides sind Beweise ihrer Tapferkeit, und scheint ihnen unter den übrigen einen gewissen Vorzug zu geben. Mann findet viele Kaffern, welche dergleiche Ehrenzeichen 4-6 um den Kopf und so auch mehrere übereinander unter dem Knie hängen haben. Da es nun aber nicht jedem glückt, Löwen zu erlegen, und sich denn doch damit Ruhm und Eitelkeit verbinden, so machen sie auch öfters um den Kopf die Spitzen von Goldfüchs - oder Jakhals und anderen Schwänzen und hängen denn vor das linke Knie die haarigten Riemen eines weissen | |
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Ochsen - oder Kühschwanzes. Die Männer gehen stets mit unbedecktem Haupte, und nur der einzige alte kahle Kafferfürst Langkha trug eine von einem Bauern erhaltene Zwilchmütze. | |
Kopfzierde der Frauen.Kopfzierde der Frauen. Das weibliche Geschlecht hingegen geht mit bedecktem Haupte. Frauen und Mädchen tragen fast immer eine Rinds-oder wildlederne Müze auf dem Kopf. Sie wissen mit ihren Lanzen und mit scharfen Steinen, die Haare gut weg zu machen, breiten das Fell aus, schmieren es stark mit Fett und rother Erde, wodurch es gelinde und weich wird. Aus diesem wird denn die Müze geschnitten und zusammen geheftet, welches die Frauen selbst thun, sie bedienen sich hiebei einer Art selbst verfertigter eiserner Pfriemen. Damit stechen sie kleine Löcher darein, und ziehen dünne riemen oder Sehnen durch, und befestigen alles das auf eine geschickte und dauerhafte Art aneinander. Diese Müze besteht entweder aus 2 Haupttheilen oder noch 2 Seiten-Stükken, welche ohngefehr einen Fuss lang sind, und spitzig auslaufen. Vornen hängen zwei lange Riemen, die etliche Finger breit und bei zwei Fuss lang sind herunter, und hinten wieder zwei dergleichen. Der übrige spitzige Theil ligt, soweit er nicht dem Kopf zur Dekke dient. vorwärts flach auf demselben und ist mit Korallen von verschiedenen Farben und mit andern Zierrathen besezt, welche bald Blumen, bald Sterne und dergleichen vorstellen. | |
Andrer Zierrath.Andrer Zierrath. Die Ohren beiderlei Geschlechter sind wie der Hals mit Korallen geschmükt, sie haben daher fast allgemein Löchergen in den Ohren. Sie nehmen daher auch alles an, was man ihnen zu dieser absicht in die Ohren und an den Hals hängen will. Ausser Korallen-als der gewöhnlichsten Zierde tragen auch viele vom mänlichen Geschlechts eine Art von 2-3 Zoll langen, dikken, roth, oder gelb kupfernen Nadeln, mit einen Nadelnknopf, welche Gewohnheit sich vorzüglich von der nordlicher wohnenden Nation der Tambucki herschreiben soll, welche diese Nadeln sehr geschikt mit Steinen aus ihrem Kupfer schmieden. Die Spize ist dann gegen den Knopf aufwärts gekrümt, und zwar so, dass bei dieser Krümming in der Mitte eine Art eines wirklichen Ringes entsteht, an welchem sie so denn in den Ohren hängen. Den Hals zieren sie mit Korallen, Knöpfen, Ringen, Slüsselgen, alten Stükgen Eisen, und einem rothem riechenden Holz, das wegen vermeinter Wunderkraft gegen die Zauberei von ihnen vor heilig und kostbar gehalten wird. Meist tragen sie ihre Zierathen so tief, dass sie ihnen biss auf die Herzgrube herniederhängen. Einen alten, unbrauchbaren Schlüssel, | |
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den ich an der Korallenschnur des Kapitains Kittelôs befestigte, verursachte grosse Freude, und hieng ihm tief auf der Brust. Unter allen Gütern lieben sie keine so sehr, als weisse Korallen; alle andern haben unter ihnen keinen so hohen werth. Wenn man aber indessen in ehmaligen Zeiten gegen ein Pfund solcher Korallen einen Ochsen oder eine Kuh erhandeln konte, so hätte man deren jetzt mehr als 2-3 ℔ nöthig, und müste noch oben drein eine kleine Zugabe beilegen. Der Grund davon liegt in dem starken Verkehr der angrenzenden Bauern mit den Kaffern, wodurch teils der werth jener Guter vermindert, teils der steigende werth ihres viehes vergrössert wird. Sie haben noch eine Art kleiner rother Glaskorallen, die van innen gefärbt sind, und die nicht häufig unter ihnen gefunden werden. Sie versicherten mich dass diese Gattung besonders geschäzt wäre, und den grösten werth unter allen besize, so dass eine einzelne Schnur schon eine gut bemittelte Persohn bezeichne. Die meinigen von gleicher Art verachteten sie aus vorgefassten Meinungen, so sehr ich ihnen auch ihre Gleichheit begreiflich zu machen suchte. Als ich 9lange Schnüren solcher Korallen, am Hals der Mutter des Königs bemerkte, sprach ich sie darum an, indem ich ihr eine Entschädigung dagegen zusicherte; sie war so gleich bereit, sie mir zu geben, wenn ich ihr nur eben so viele weisse Korallen dagegen mittheilen wollte; hieraus konnte ich also schliessen, dass der werth derselben gleichwohl nicht so allgemein seijn müsse. Ubrigens hängen sie auch noch an die Korallenschnüre, mehrere Löwen und Tigerzähne, auch die Nägel ihrer Tazzen, wenn sie dergleichen Thiere erlegen, oder die Felle von Bauern erhandeln. | |
Kleidung der Maenner.Kleidung der Maenner. Die Kleidung beider Geschlechter gibt ihnen bei ihrer Grösse und schönen Bildung, ein freies muntres Aussehen. Hierinnen unterscheiden sie sich auch besonders von den Hottentotten, deren kurze ekelhafte Schaaffelle auf der Brust gebunden sind, beide Schultern und den ganzen Rükken bedekken. Die Kaffern männlichen Geschlechts hingegen tragen ein auf beschriebene Art zubereitetes Rindsfell ohne Haare, das denn vom Fett und der rothen Erde gelinde und röthlich wird. Sie nähen aber auch mehrere Felle nach Maasgabe ihrer Grösse und Stärke von erlegten Wildprett als Elensthieren;Ga naar voetnoot1) Springbökken Antilopen oder KuttusGa naar voetnoot2) und dergleichen zusammen, an denen sie meistens die Haare stehen lassen, weil sie an dem schönen Kolorit dieser Fellevergnügen finden. Danntragen sie auch zusammen genähte Tigerhäute, die vorzügliche Lieblings- | |
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gegenstände ihrer Begierde sind. Sie scheinen vermutlich wegen grösserer Seltenheit, auch grössentheils nur die Tracht der Ersten und Reichsten des Volks zu seijn. Die haarigte Seite wird immer nach innen zu getragen. Diese Bedekkungen sind meistens sehr weit und oft so lang dass sie die Erde berühren. Sie werden über die linke Schulter gehängt und gehen unter dem rechten Arm durch, der völlig frei ist, um desto ungehinderter ihre Waffen gebrauchen zu können. Vornen gegen die linke Brust zu, ist diess Kross oder Fell gebunden, und erhällt auch die linke Seite frei, dass also eigentlich nur der vordre und hintre Theil des Leibes und die ganze rechte Seite damit bedekt werden. Ausser einigen Schnüren Korallen oder etlichen Ringen von dikken Messingdrath über den Knöcheln der rechten Hand fand ich bei keinem eine weitere Zierde, um den rechten Arm durch nichts zu beschweren. Unmittelbar unter dem rechten Knie tragen viele, beinahe die meisten einige Schnüre von Korallen auch andere Zierrathen. Im übrigen gehen sie gewöhnlich barfuss, wie wohl fast jeder fur den Fall der Noth seine Sandalen oder Feldschuhe mit sich führt. Der linke Arm hingegen trägt die meisten Verzierungen. Über dem linken Ellenbogen findet man bei vielen vorzüglich bei Reichen und Vornehmen 2-5 grosse, gut gearbeitete elphenbeinerne Ringe, deren Peripherie gewöhnlich 1 zoll dick und ½ zoll breit ist. Die dicke des Arms bestimt die weite dieser Ringe die dann über dem Ellenbogen auf einander liegen. Bei ihren Tänzen entsteht durch die Bewegung ihrer Arme ein klappern dieser Ringe, welches Harmonie für ihre Ohren ist. Die Kaffern verfertigen diese Ringe mit vieler Mühe, und können dazu nur die diksten Elephantenzähne gebrauchen. Eben diese daran verwendete Mühe und die Beschwertigkeit immer die grösten Zähne zu bekommen erhöhen eben darum ihren Werth, daher forderten sie auch von mir für 2 solcher Ringe so viele Güter, als sie gewöhnlich für ein Stück Vieh erhalten. Sonsten tragen sie auch zu Zeiten am linken Arm kleine Riemchen, getrocknete Neze von wilden Thieren, wie die Hottentottischen Jäger, welche glauben dass sie als denn viel Glück auf der Jagd haben würden. Ferner tragen sie auch noch (jedoch richtet sich dieses immer auch nach ihren Vermögens umständen) messingene und roth kupferne Ringe; auch Korallen oder Knöpfe um die Knöchel ihrer Füsse. Die Finger zieren sie nicht, ausser man stekte ihnen allerhand schlechte Ringe daran; womit ich selbst verschiedene ihrer Fürsten oder Kapitains beschenkte. Auch schmükken sie die Knöchel ihrer linken Hand mit dergleichen Zierathen. | |
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Der Frauen.Der Frauen. Das weibliche Geschlecht trägt meistens ein gleiches Rindsfell um den Leib, das unter den Armen durchgeht, ihre Brüste bedeckt um den Leib gewikkelt und vornen viel kürzer als hinten ist, wo es oft zur Erde niederhängt. Den einen Zipfel stopfen sie dann zwischen das andere Ende hinein, oder sie binden ihn auch an den andern Theil ihres Krosses fest. Haben sie kleine säugende Kinder, so stekken sie solche hinten in das Fell, und verrichten dabei eben so gut ihre arbeiten. Ich sah eine Frau die zwei kleine Kinder zugleich auf ihrem Rükken im Fell trug. An ihren Armen, die auf diese Art ganz frei sind, tragen sie grössentheils vornen an den Knöcheln Ringe oder Korallen, Die Knöchel der Füsse sind gewöhnlich auch mit dergleichen Dingen geschmückt. Den rechten Fuss sah ich bei verschiedenen Mädchen 4-6 zoll hoch vom Knöchel aufwärts so dicht mit weissen Korallen umwikkelt, dass sie wie eine Stieflette daran anlagen. Kafferinnen, die auf der Reise sind, d: h: die unter die Christen gehen, um bei ihnen zu dienen, tragen zu zeiten oben auf ihrer Müze in die Spize - oder sonst in etwas eingewikkelt 2. oder 3. Stükke rother Polus Erde, um sich in möglicher Ermanglung derselben damit zu pudern und zu bestreichen. Auch unter den Knien tragen sie bissweilen gereihte Korallen, wenn sie mit der gleichen hinlänglich versehen sind. Eine Kafferin die drei kleine Kinder hatte, und von welcher ich einige ihrer Körbgen erhandelte, bat mich auf eine unwiederstehliche Art um ein Büschelgen weisser Korallen; kaum hatte sie solche, so bettelte sie auch vor jedes ihrer Kinder. Ich theilte auch ettliche Schnüre unter sie aus; indessen zierte sich aber die Mutter damit, die sie ihren Kindern wiedergeben wollte, wenn sie grösser wären. Sie trugen auch schon welche um den Hals und um die Hände. | |
Waffen.Waffen. Die Kaffern lieben den Krieg; da die empfindung fürs Eigenthum von der menschlichen Natur unzertrennbar ist, so hat auch die geringste Verlezung der Eigentumsrechte die nachdrücklichste Vertheidigung des Mein und Dein zur natürlichen Folge. Es ereignet sich zu zeiten, dass die Kaffern einander ihre gemachte Beute der Jagd - einzelnes Vieh und dergleichen entwenden, und dass ist denn hinreichend genug, die Rechte der Beleidigten durch die Waffen zu behaupten. Dieses und die aus natürlichen Misstrauen fliessende Furcht vor unerwartteten Feinden, das ein wesentlicher Karakterzug aller wilden Nationen ist, erzeugt die Gewohnheit, ihre Waffen beständig in den Händen zu tragen. Kein Kaffer geht selbst in die Hütte seines Vatters, ohne in seiner Rechten einige Assagais (in ihrer Sprache, n'kont'ho) zu tragen. Diese Lanzen verfertigen sie | |
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selbsten. Sie erhandeln das Eisen entweder von den Christen oder von andern Stämmen. Die Waffen aller Völker des Kafferlandes bestehen unter verschiedenen Formen aus Eisen, das sie in solcher Menge ohnmöglich von den Christen erhalten habben können. Es ist daher zu vermuthen, dass er durch die häufig gestrandeten Schiffe an der Ost und Westküste von Afrika unter diese Völkerschafften gekommen ist. So reich auch diese Länder an den besten Eisen-Erzten sind, so sind sie doch zu unerfahren in der Kunst vortheile daraus zu ziehen. Die Lanzen der Kaffern sind gewöhnlich 5-6 Schuh lang, und mit Steinen sehr künstlich geschmiedet. Es gibt vielerlei Arten derselben, wovon ich aber nur 4 verschiedene Gattungen gesehen habe. Die eine Art, welche auch die gemeinsten zu seijn scheint, besteht in einem eisernen Spiess, der in der Mitte einen Zoll biss 5 Liniën breit, - spizig - an beiden Seiten geschärfft - und der Länge nach auf der einen Seite tief, und auf der andern erhaben geslagen ist. Die Länge der eigentlichen Lanze oder des schneidenten Theils ist 5-6 Zoll. Sie verlängert sich denn in einen polirten 12-14 Zoll langen eisernen Stab, der ganz cylindrisch und durchgehends 1 Linie dick seijn mag. An dessen Ende ist er auf eine gewisse geschikte Weisse in eine ohngefehr gleich dikken hölzernen Queüe oder sehr spitzig auslauffenden Stab von etwa 4½ Fuss Länge, eingebrannt. An dieser Stelle ist er dan mit einer Sehne oder einem Riemchen fest umwunden. Eine andere Art ist die, dass die eigentliche Lanze bei 8-12 Zoll lang und am Ende ihrer Fläche mittelst einer kleinen zugespizten Verlängerung in den hölzernen Stab so eingefügt ist, dass beinahe die schneidende Fläche unmittelbar auf dem Queüe aufsizt. Übrigens ist bei allen in der Form der eigentlichen Lanzen kein merklicher Unterschied. Die dritte Art ist die künstlichste, schönste aber auch zugleich die gefährlichste. Die eigentliche Lanze ist zwar den übrigen gleich, nur ist der eiserne cylindrische Staab der eersten Art, bei dieser vierekkigt geschmiedet und hat an den vier Ekken viele scharfe, abwärts stehende wiederhaken, die alle ganz regelmässig eingehauen sind. Diese Gattung wird unter die theuersten gerechnet, weil ihnen ihre verfertigung am meisten Mühe kostet. Die vierde Art hat gar keine schneidende Lanze sondern statt derselben stekt ein eiserner cylindrischer Staab, der wie eine Nadel zugespizt ist, in den hölzernen Queüe. Sie können also blos damit stechen, aber nicht schneiden. Die Kaffern führen keine Pfeile und Bogen, wie die nordlich wohnen- | |
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den wilden und räuberischen Busch Hottentotten, (Boschjesmans) deren Pfeile mit dem tödlichsten Gift und mit Wiederhaken versehen sind. Die übrigen Waffen der Kaffern bestehen nächst diesen Lanzen (wovon jeder zu zeiten 4-5 aber auch weniger in der Hand trägt) auch noch in einem kurzen, fingerdikken, hölzernen Stok mit einem daran geschnittenen runden Knopf. Er ist höchstens 2 Fuss lang und heisst gewöhnlich Knopf Kiri zum unterschied des andern langen Stocks, der schlegt weg Kiri (Stock) genennt wird. Sie bedienen sich so denn auch noch eines grossen Schildes als schirmende Waffen, den sie in der linken Hand führen. Er ist von unterschiedlicher Länge und Breite, aber allzeit oval, und besteht aus einem getrockneten Ochsenfell, wovon die haarigte Seite auswärts dem Feind entgegen gehalten wird. Diess starre harte Fell ist seiner Länge nach in der Mitte an einem langen Stock - wozu sie öfters ihren langen Kiri nehmen mit Riemchen fest gebunden; sie greiffen den Stok so denn in der Mitte und führen auf diese weise den Schild in der Hand. Bissweilen stekken sie auch ihre Assagaïs in die - noch am Schildstock besonders angebrachten Riemchen und schieben ihre Feldschu gleichfals daran. Diese leztern bestehen aus rauhen Stucken von getrocknetem Leder nach Maasgabe der Fusssohle. Oben auf diese Sohle ist entweder ein ganzes Oberleder, wie bei Schuhen ringsum angenäht, oder es werden nur fingerbreite Riemen, woran - wie am ganzen die Haare noch stehen, nach der Dikke des Fusses übergezogen. Sie bedienen sich deren vorzüglich auf klippichten wegen. Diese Gattung von Schuhen ist under den Bauren sehr gemein, weil sie lange ausdauren, und jeder sie selbst machen kan. | |
Gebrauch dieser Waffen.Gebrauch dieser Waffen. Dasjenige Schildfell, so ich von einem ihrer Fürsten erhandelte ist 5 Fuss lang und 2½ Fuss breit, und ist aus einer weissen Kühhaut verfertiget. Ihrer Lanzen bedienen sie sich in Kriegs- und Friedenszeiten auf der Jagd nach grossen reissenden Thieren, und bei ihren täglichen Verrichtungen. Gegen ihre Feinde führen sie solche auf folgende Art. Der rechte Arm wird höher als horizontal ausgestreckt, mit ganz geschlossner, aber aufwärts gerichteten Hand fassen sie in der Gegend des Schwerpunktes, die vorwärts gerichtete Lanze, und werfen sie unter verschiedenen vor und seitwärts gehenden, zielenden Bewegungen des Leibes mit aller Krafft der Nerven hoch durch die Luft; wie weit sie es darinnen durch die Übung bringen können - sieht man aus ihrem gewissen Wurf. Die grösse Weite desselben die ich gemessen habe, betrug zwischen 40-50 Schritten. Wir hatten unter unsres Reise Gesel | |
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schafft einige junge Bauren, die zum grössen Erstaunen der Kaffern weiter und öfters eben so sicher als sie selbst die Lanzen warfen. Diese Waffen sind in jedem Sinn ihre Mordgewehre. Sie morden öfters ihre Gefangenen, ihre Zaubrer und ihre Feinde langsam damit; sie tödten damit Elephanten, Löwen und wilde Büffel; sie schlachten damit ihre Ochsen und Kühe, kurz sie gebrauchen sie überall um zu tödten und zu zertrennen. Sie vertretten auf diese Art die Stelle der Messer, wovon aber die 3te Art wegen ihren Wiederhaken, ausgenommen ist. Die Knopf Kiri dienen ihnen zum Schlagen und zum Werffen. Ein guter Schlag mit dem Knopf dieser Waffen - in dem die ganze schwere ruht - auf dem Kopf eines Menschen oder Thiers, todtet sicher. Auch gebrauchen sie solche nebst dene langen Kiri beijm Hüten ihres Viehs und wenn sie es weiter treiben. Sie werfen nehmlich gewöhnlich mit erstern das seitwärts lauffende Vieh. Ihres Schildes bedienen sie sich bei ihren Zügen oder bei Verändrung ihrer Kraale; bei ihren grossen Jagden und im Krieg. Sie wissen damit die fliegenden Lanzen durch Behendigkeit und Künstlich schiefe Haltung derselben treflich aus zu lencken. | |
Nahrung und Industrie.Nahrung und Industrie. Die Kaffern leben als ein Numadisches Volk von der wilden und zahmen Viehzucht, von verschiednen Früchten, die ihnen die Natur ohne Hülfe liefert, und von Früchten, die sie selber pflanzen. Die Sorge voor die leztern ist meistens das Geschäfft der Frauen, die ihre nächst am Kraal liegenden Felder oder kleine Fluhren mit Mais und Kafferkorn anbauen. Sie haben ein 4-5 Fuss langes auch öfters kürzres Stück Holz, pfahlartig gestaltet, womit das Erdreich mühsam umgegraben wird. Sie leiten selten das Wasser, und dennoch grunt alles aufs schönste. Die Millis oder der Mais wächst zu einer beträchtlichen Grösse, und wird von ihnen theils am Feuer gebraten, theils roh gegessen, wenn er noch jung ist. Sie machen damit aüch Geschenke an die Fremden. So kamen einst zwei Kafferinnen mit Körbchen auf dem Kopf zu mir, um mir mit dem darinnen befindlichen schönen Millis ein Geschenk zu machen, das mir wirklich damahls sehr schäzbar war. Ich erwiederte das denn freylich durch kleine Gegengeschenke, wiewohl sie mich blos versicherten, sie wären nur gekommen, um den grossen Herrn zu sehen und ihm ein Preesent zu bringen, wofür sie nichts verlangten. Sie bakken aus ihrem HirsenGa naar voetnoot1) theils Brod - theils verfertigen sie starke Geträncke. Sie stossen oder zermalmen ihn zu diesem | |
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Enzwek mit Steinen, bakken dann unter der Asche eine Art Brod daraus Sie lassen ihn auch in eine Gährung übergehen. Ich habe keins von beiden weder zu sehen noch zu versuchen erhalten können. Starke, geistige Getränke und ihre Eigenschaften müssen auch nicht algemein unter der Nation bekannt seijn, weil der alte Langkha allemal zu erst den Brandtewein blies, den ich ihm und mehrern Kaffern in einer Schaale reichte, ehe er sie an den Mund brachte. Ein bauwartiges Gewächs mit dikken, zwergigten und mehlichten Ranken, das mit kleinen dikken, runden, sehr saftigen und sauren Blättern bedekt ist, und das von Bauren und Hottentotten Spekbusch (portulaca fruticosa) genent wird, dient diesen und den Kaffern auch öfters zur Speise. Ich habe selbst einigemal bemerkt, dass die Hottentotten diese Ranken abschnitten, die erste graue dünne Rinde abstreiften, unter welches dann eine andere schöne, grüne Rinde befindlich ist, die mit dem weichen saftigen Holz gegessen wird. Der sogenante wilde Pisang, der ohne Stamm niedrig und häuffig in dem Gebusche der Berge wächst, únd eine sehr schöne Blume hervor bringt aus welcher dann eine drei ekigte, tingerlange Kapsel mit 3 Reihen gebärteter Erbsen entstehet, wird auch von den Kaffern zur Nahrung gebraucht, daher auch diese Erbsen Kaffer Erbsen genennet werden. Dann gibt es mehrere wilde safftreiche Gewächse. - z.B: die Gwoa der Hottentotten. Sie ist eine dicke saftige Wurzel, die mit unsern Bodenkohlraben verglichen werden kan. Sie hat lange kriechende dünne Ranken, und bringt eine kleine gelbe Blüthe, wovon ich aber keine erhalten konnte, hervor, und hat wechselsweise stehende 3getheilte lanzenförmige Blätter. Diess Gewächs wird häuffig gegessen. Es ist sehr saffreich, schmeckte mir aber nicht, wie wohl ich mich dennoch bei der grossen Hize und beim Mangel an Wasser daran gewöhnen müsste. Ihre gewöhnlichsten Getränke sind Milch und Wasser doch werden sie sich durch den Umgang mit Kollonisten auch noch mehr an starke Geträncke gewöhnen; der eigne Mangel derselben unter denen in der Nähe des Kafferlandes wohnenden Kolonisten, hat vielleicht bissher die grössre Gemeinheit unter den Kaffern verhindert. In dessen lieben doch fast alle wilden Völker starcke Getränke; vorzüglich aber die Hottentotten, deren Neigung dazu, keine Grenzen kennt. Die Viehzucht ist wie gesagt, die einzige Quelle ihrer Glückseeligkeit, daher auch der vornehmste und reichste nur der ist, welcher das meiste Vieh besizt. In den lezten grossen Zügen der Christen gegen die Kaffern, trie- | |
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ben jene diesen als überwundenen mehr als 17000 Stück Vieh davon; und bei meiner Ruckreise lagen an der Karega 16 Stunden diesseits des grossen Fischfluss mehrere Tausend Kaffern, welche der ohngefehren Schäzung nach über 16000 Stück Rindvieh bei sich gehabt haben sollen. Sie hatten den Wohnplaz eines gewissen Piet Lombards ganz umringt, und ob sie gleich mit friedlichen Gesinnungen, blos um in diesen Fluhren zu jagen, gekommen waren, so entblössten doch ihre gewaltigen Heerden die Weiden der Kolonisten vom Futter. Sie belegen solche Pläze dann wohl auch zu zeiten mit Schazungen und es würde öfters etwas gewagtes seijn, sich den frechen Forderungen einer Menge bewafneter Viehhirten zu wiedersezen. Einige Zeit darnach wurden sie doch durch Bedrohung mit einem feindlichen Commando genöthigt sich wieder in ihr Land zurück zu ziehen; da nun eben der grosse Fischfluss hoch angeschwollen, und der Strohm reissend war: so soll in der Folge nach der versicherung der Ingesessenen, eine starke Anzahl von Kaffern mit vielem Vieh darinnen umgekommen seijn. Man will indessen doch bemerken, dass sich ihr Reichtum an Vieh beträchtlich vermindre, wovon die Ursachen in ihren schweren und nachtheiligen Kriegen mit den Christen in der Nähe vieler Kolonisten, und in mehrern Missjahren gesucht werden müsten. Sie haben weder Schaafe noch Pferde, und daher auch keine Ursprünglichen Worte dafür in ihrer Sprache. Der Anblick der Pferde der Bauren brachte sie auf die Erfinding eines Worts; daher geben sie denselben auch jezt die Benennung von Illihasche. Bei Tag lassen sie ihre gemeinschaftliches, zu einem Kraal gehöriges Vieh in den Thälern, auf den Hügeln und Flächen weiden, und am Abend zurück in ihre Vieh-Kraale treiben. Diese liegen meistens dicht an ihren Wohnungen, und sind so wohl mit grünen als mit dürren Büschen rund und hoch umgeben. Auf diese Art sind die Stallungen der Bauren und der Hottentotten angelegt. Sie haben grosses und schönes Vieh, und die besondre Gewohnheit, dem jungen Vieh sehr früh, wenn kaum die Hörner hervorgebrochen sind, dieselben nach eigner Phantasie zu schneidenGa naar voetnoot1). Ich sah mehrere Kühe und Ochsen, an denen das eine Horn vor das andre rückwärts, wo beide einwärts oder auswärts gebogen waren; andre wieder, die 4 Hörner nach unterschiedlicher Richtung hatten, welches eine Folge des frühen Spaltens derselben ist. Abends und Morgens werden die Kühe gemolken, die gewöhnlich viele und fette Milch geben. Ich sah diess Geschäfft nur allein von | |
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Männern verrichten. Ehe sie damit beginnen, pfeiffen sie immer zuvor, unnachahmlich schnell und stark, um wie ich glaube die Kuhe dadurch stillstehend zu machen, dann werffen sie der Kuh einen kurzen Riemen um die vordern Füsse, und melken sie dann ausserordentlich geschwinde in ihre Körbgen. Diese Milch bringen sie hernach in ihre Hütten und schütten sie in ein zusammen genähtes Kalbsfell, worinnen sie bald in Gährung übergeht; die denn so genossen und auch von Reisenden sehr gut gefunden wird. Sie bieten sie diesen daher theils in jenen Schläuchen selbst, die oft unrein genug aussehen, theils in den erwähnten Körbgen an deren Peripherie jeden vom Genuss zurückschrecken sollte. Sie füllen die Milch aber auch in Kalibassenschaalen und bringen sie darinnen den Fremden. Reisende Kafferinnen nehmen dergleichen nebst etlichen Körbgen mehrentheils, als ihr vorzügliches Haussgeräthe mit sig auf ihre Reisen. | |
Wohnungen.Wohnungen. Diese frohe und grössentheils gutmüthige Nation wohnt in niedern - runden - von Schilf und Stroh aufgebauten Hütten nach Art der Hottentotten. Sie suchen zu Anleggung ihrer Dörfer, wie ich schon erwähnte, meist Gras- und Wasserreiche Thäler oder Hügel auf, wo sie dann ihre Hütten allezeit an einen kleinen runden Busch und längs den beiden Seiten des Bachs oder Flusses bei einander bauen. Jeder hat dann seinen eigenen Vieh-Kraal bei seiner Hütte, wo er sein-ausder Heerde ausgetriebnes Vieh in denselben am Abend treibt. So ist auch die Anzahl ihrer Hauser in den Dörfern oder Kraalen, sehr verschieden; es gibt dergleichen, welche aus 6-8 auch welche die aus 100-150 und mehr Hütten bestehen. Diese sah ich ohne Beistand der Männer, blos von Frauen erbauen. Sie schlagen ruthenähnliche Pfähle in einer Zirkellienie, oder auch als ein Oval in die Erde. Der gröste Durchmesser mochte etwa 8-10 Schuh betragen. Diese biegen sie oben in Bögen gegen einander, und nehmen so denn Ried oder Schilf, und flechten, binden und heffen es dicht an, und auf einander, so dass schon jetzt kein Regen durchdringen kan. Alsdenn beschlagen sie die Hütte mit Rindsmist, den sie in beträchtlicher Dikke glatt und dauerhaft darauf anbringen. Das alles zusammen genommen, schüzt die Kaffern denn nun freilich gegen Regen und Wind; allein diese Baukunst und die Nahe der Vieh Kraale lokken anderntheils die Fliegen in ungeheuren Schwärmen herbei; und oft war mirs unbegreiflich, wie diese Hüttenbewohner eine so fürchterliche Fliegenplage in einem so hohen Grad erdulden können. Selbst das Fett womit sie sich beschmieren, dient diesen Insekten zur Lockspeise, und darum werden sie auch wachend und schlafend oft | |
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mit ganzen Schwärmen bedeckt, ohne im geringsten ein Zeichen ihrer Beschwerlichkeit blicken zu lassen. Die grösste Höhe dieser Hütten ist so ziemlich algemein 8. 9. Schuhe. Der innere Raum derselben richtet sich hingegen immer nach der Stärcke der Familie. Sie machen gleich den Hottentotten auch ihr Feuer darinnen an, braten daselbst ihr Fleisch und Millis, schlafen darinnen und bedienen sich statt der Matraze einer Matte, ohngefehr von der Länge der Persohn. Diese Schlafmatten haben eigentlich die Gestalt, die ein langes Oval beinahe giebt, wenn an einem Ende mehr als am andern abgeschnitten wird. Mit ihren Fellen decken sie sich zu. Sie liegen auch wohl auf blosser Erde, und es ist darum auch kein festes Gesez dass alle auf solchen Matten schlaffen. Die Leichtigkeit, womit sie diese Hütten bauen fesselt sie auch nicht, wenns nicht die Noth erfordert, an ihre Wohnungen. Abgeweidete und dürre Gegenden verlassen sie, und ziehen in fruchtbarere Thäler; und finden zie da ehmals verlassene Hütten, so nehmen sie Besiz davon, oder bauen sich neue. In diesen Hütten empfangen sie den Fremdling mit Freundlichkeit, der sich denn bei ihrer Verlassung jeder zeit verbindlich fühlt, ein kleines Geschenk an Korallen, Tobak oder Eisen, für das gastfreie Darbieten ihrer Milch, zurück zu lassen. Wenn indessen die Frauen ihre Hütten bauen, Felder planzen, die Kinder besorgen, und schöne Matten und Körbchen flechten, so gehen die Männer auf die Jagd. Im fall sie aber einen allgemeinen Zug weit von ihren Wohnungen beschliessen, so vereinigen sich mehrere Kraale mit ihren ganzen Famieliën, Waffen und Reichthümern, und durchstreifen so ihre Länder und dringen hervor in die Besizungen der Christen. | |
Jagden.Jagden. Die grossen Jagden ausser ihrem Lande sind von besondrer Art. Springbökke, die jenseits der Coernoy (dem kleinen Sonntagsfluss) und dem Buschmannsfluss, die grasreichen Hügel, Thäler und Flächen zu tausenden bedekken, und zu denen sich bissweilen auch noch Hirsche, Elenthiere etc. gesellen, sind leichte Lieblings-gegenstände ihrer Jagden. Sie bilden - so erzählten theils die Bauren, theils Hottentotten - in einer grossen Ferne ringsum diese gewaltige Heerden, einen Cordon, und rükken, jeder mit seinen Assogaïs und Knopfkiris in den Händen, stets näher zusammen, so dass sie diese Thiere in einen engern Raum zusammen drängen; sind sie dann nahe genug, alsdann begint der allgemeine Angriff; sie stechen und werffen was sie erreichen können. Das bange und schüchterne Wild sucht seinen Verfolgern durch die Flucht zu entrinnen; es durch- | |
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bricht daher den feindlichen Cordon, und da wo ein einziger Springbok hoch und schwebend durch die Luft springt, da springen die Tausende auch. Oft sind denn auch die Kaffern auf solchen Jagden sehr glücklich. Kleinres Wild, als Jakhals oder Goldfüchse, kleine blaue Buschböckgen und dergleichen werfen und schlagen sie meist mit ihren Kiris todt, oder fangen sie lebendig. Elephanten, wilde Büffel, Löwen und dergleichen tödten sie allein, durch ihre Assegaïs, wovon aber der Erfolg oft sehr misslich und gefährlich ist; daher sind dieses auch nur seltenre Jagden. Die Art, wie sie in ihrem Lande die Löwen erlegen, ist fürtretlich, und macht dem National-Karakter Ehre. Ein Kaffer der die Spureines Löwen entdekt, folgt ihm nach; komt er ihm nahe, dann sind gewöhnlich mehrere Kaffern beisammen, die ihm nur in der dringensten Gefahr beistehen. Wer ihn zu erst entdekt, oder den Vorsaz hatte einen Löwen zu tödten, der hat dann auch die Ehre seines Triumphs allein zu geniessen. Der Kaffer hält in seiner Linken den ledernen Schild, in seiner Rechten die Lanze. Nun nähert er sich-ganz in der Stellung der Römischen Gladiatoren, mit einer besondern muskulösen Bewegung des Kopfs und des Leibes, voll Ausdruck der grossen Begierde nach dieser Ehre, der Ungewischeit des Siegs-des Muths und des Entsezens dem vor ihm stehenden oder liegenden Löwen. Er streckt seine nervigten Armeaus, springt seitwärts - krümmt sich und lauscht - springt rückwärts. Der Anblick seines Feindes entflammt noch mehr den Muth - er nähert sich ihm, klopft stark auf seinen Schild. Jezt macht er Bewegungen, als wenn er den Löwen augenblicklich mit seinen Lanzen ermorden wolte. Er pfeifft dabei sehr hell und stark - zischt mit den Zähnen - rufft - klopft wieder, biss endlich der gereizte Löwe seinen Stolz in Wuth verwandelt, und den Verwegenen durch einen grossen Sprung zernichten will. In diesem Augenblick aber hält der Kämpfer, zur Erde sinkend, seinen harten, grossen Schild ihm vor; der Löwe geschwächt durch die weite seines Sprunges, greift nicht durch; diesen Augenblick sucht er zu benutzen, indem er dem Löwen einige Todesstiche bei zu bringen sucht; die andern eilen herbei und bringen ihn vollends um. Nicht alle beseelt dieser Helden Muth, und auch nicht alle besizen jene gewaltige Muskelnkrafft, um dem mächtigen Anfall des Löwen zu wiederstehen, daher ereignet sichs noch öftrer, dass sie wirklich schon in einiger Entfernung - eine Menge von Assogaïs auf dem liegenden Feind fliegen lassen, und ihn dann bei seiner weitern Annäherung noch vollends tödten. Diesen hohen Triumpf hat der Sieger nicht | |
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umsonst, auch sein Kraal feiert diesen Sieg. Der Triumphator bekommt zu zeiten eine besondere, etwas vom Kraal entlegene Hütteworinnen er einige Zeit alleine wohnt, wo er verpflegt und geëhrt ist, dennoch aber mit den übrigen seiner Nation Gemeinschaft unterhält. Das Ende dieser Heldenthat ist nun, dass er die Spize des Schwanzes vornen über die Stirn, und den übrigen Theil desselben in Riemen zerteilt vor das linke Knie befestigt. Dergleichen blinde Gefechte musten mir verschiedene Kaffern zeigen, für ungewohnte Augen ist es ein angenehmes Schauspiel, wobei man die Natur in ihrer ganzen Wirksamkeit beobachten kann. Man kan es an den Kaffern gleich bemerken wer in seinem Leben ein glücklicher Jäger gewesen ist; denn die Menge des von ihn erlegten Wildes, wird theils längs dem Rükken, theils längs den Armen hinunter durch kleine Einschnitte in die Haut, die in der Folge auswachsen, bezeichnet. Mancher masst sich aber auch dieser Ehre ohne verdienste an. | |
Kriege.Kriege. Ihre Kriege sind entweeder Züge gegen die Christen, oder gegen ihre eigene Stämme. Sie werden darinnen durch ihre eigenen Führer Kapitains oder Fürsten angeführt. In gewaltigen Horden ziehen sie so gegen ihre Feinde aus, und suchen die Christen theils zu tödten theils lebendig zu fangen; ihre Pläze zu verheeren und ihnen das Vieh wegzunehmen. Sie überfallen unter dem Schuz der Nacht die Wagenburg der Bauern, und fliehen bei der geringsten Verfolgung wieder in unordnung zurück. Sie können mit ihren assogaïs der wuth der Feuergewehre nicht wiederstehen, und da man bei Tag unter guter Bedekkung wenig oder nichts von diesen feigen Hauffen zu befürchten hat, und leicht ihren fliegenden Lanzen entweichen kan; so suchen sie ihre Feinde in nächtlichem Dunkel heimlich zu beschleichen. Sie nähern sich in der Stille dem Feuer, um welches sich die Christen und ihre sie begleiteten Leute lagern. Die Helle der Flammen beleuchtet ihnen die blutigen Pfade und macht ihnen die Köpfe ihrer Feinde sichtbar, Gelingt ihnen dieser Uberfall, dann schleudern sie ihre Lanzen, wie Hagel auf ihre Feinde. Wiederholte Erfahrungen aber machten die Kolonisten weiser und vorsichtiger; num stellen sie bei dergleichen Ereignissen gutte vorposten aus, und bedienen sich der Hottentotten und selbst treuer Kaffern zu Spionen. Die Kaffern werfen so lange im Verfolgen nach ihren Verfolgern, als sie noch eine Lanze besizen, und fliehen. Es ereignete sich oft in den lezten Kriegen zwischen diesen Völkern und den Christen, dass | |
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sie sich zu Tausenden den Wohnungen der lezten näherten, sie umringten und anzündeten. Ein besondres Beispiel davon erzehlte mir ein junger Kapischer Bürger, der sich tief im Lande niedergelassen hat, und nicht nur einem solchen Zug beiwohnte, sondern einst selbst wehrloss, das Haus eines andern Landmanns gegen die Kaffern vertheidigte und errettete. Es näherte sich nehmlich einst in der Nacht ein Hauffe von etlichen hundert Kaffern der Wohnung, die nachst der Coernoij oder dem kleinen Sontagsfluss gelegen ist. Die Frau des Eigenthümers mit ihren Kindern war zu Hause, der Mann abwesend. Die Kaffern drangen gewaltsam zum Hause, das sie geöfnet haben wollten, allein der junge Vertheidiger wies sie trozig zurück; nun bestürmten sie es unter heftigen Drohungen, dasselbe in Brand zu sezen. Man gab durch jede Öfnung des Hauses Feuer auf seine Belagerer; selbst die Frau hatte Muth und Entschlossenheit genug, sich selbst auf diese Art zu vertheidigen. Zulezt blieb bei der wachsenden Gefahr und der Wuth der Kaffern zur gänzlichen und sichersten Befreiung dieses Wohnsizes dem Vertheidiger nichts mehr übrig, als in den Schornstein zu steigen, und eine Kugel um die andre under den stürmenden Hauffen von oben herab zu schiessen. Man lud die Gewehren und reichte sie ihm zu dieser Absicht so fort in die Höhe. Diess anhaltende Feuer hatte denn wirklich auch den besten Erfolg, denn die Kaffern von welchen einige getödtet waren wurden nun mehr zum Abzug genöthigt. Sie verliessen darauf die Gegend, wodurch die bedrängte Familie ihre Freiheit wieder erhielt. | |
Gattungen ihrer Kriege.Gattungen ihrer Kriege. Die Kaffern ziehen daher nicht allezeit mit vereinter Macht gegen die Kolonisten zu Felde, sondern sie vertheilen sich in Parteien, wiewohl sich immer die stärkste die in mehrerern Tausenden bestehen kann, auch der vereinten Macht der Kolonisten entgegen sezen soll. Unter solchen Umständen werden sie öfters von ihrem Könige selbst, d: h: von dem ersten und mächtigsten Capitain angeführt. Die andern streifen nur, verheeren und rauben was sie finden. Seitdem diese Nation die Ungleichheit ihrer und der Waffen der Christen genauer kennen lernte, seitdem ist auch ihre Art zu kriegen mehr Vertheidigung als Angriff. Sie fürchten die Waffen der Christen über alle Begriffe, daher vermag auch eine Handvoll Menschen eine grosse Menge von Kaffern zu zerstreuen und zu überwinden. | |
Kriegserklaerung.Kriegserklaerung. Wenn sie hingegen bürgerliche- oder innerliche Kriege führen, wobei es blos auf die Menge der Feinde, auf persohnliche Tapferkeit und Geschiklichkeit bei der übrigen Gleichheit | |
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ihrer Waffen ankomt, dann werden die Gefechte blutiger und hartnäkkiger. Die Art wie ein Kraal dem andern den Krieg ankündigt, soll nach wiederholter Versicherung folgende seijn: Ein Kaffer wird mit einem Pfahl und einem kleinen Fell in den Kraal gesendet, den man bekriegen will. Er befestigt solchen in die Erde und hängt das Fell darauf. Am folgenden Morgen begibt sich dieser Herold wieder dahin und sieht, ob der Pfahl umgeschlagen ist oder noch steht. Im ersten Fall ists ein Zeichen, dass der Kraal oder der Hauptmann mit dieser Kriegs-Erklärung zufrieden ist, im andern hingegen hat der Kriegsbeschliessende Kraal von seinem Feinde Friedensunterhandlungen zu erwarten. Ist keine gütliche Beilegung der Zwistigkeiten zu hoffen, dann zieht entweder ein Kraal gegen den andern zu Felde, oder es vereinigen sich, wenn die Flamme des Kriegs algemein lodert, mehrere Hauptmanschafften oder Horden mit einander, die so denn unter ihren Anführern die feindlichen Kraale überfallen. Hier verschwenden sie alle Kräffte in Führung ihres Schildes und ihrer Lanzen; hier plündern und rauben sie, und begehen nicht selten unerhörte Grausamkeiten gegen ihre Feinde. Mehrmals lies ich mir durch einige ihrer besten Streiter verschiedene ihrer kriegerischen Übungen zeigen, die mit der Art, die Löwen zu erlegen, sehr viel Ähnliches hatten, nur dass nicht mehr ein einzler, sondern ganze vereinte Schaaren so denn jene seltsame Stellungen und Bewegungen zugleich annehmen, um mittelst ihres Schildes die fliegenden Lanzen ihrer Feinde aus zu lencken. Dieser pantomimische Krieg enthielt eine wirkliche Karakteristick des Kriegerischen Geistes dieser Nation. Das plötzliche avanciren und retiriren wird durch die wuthvollste Mine und durch die sonderbarsten Stellungen begleitet. Sie springen unter beständiger Bewegung des Schildes, rechts, links, vorwärts, rückwärts; sie werfen plözlich eine Lanze um die andere nach dem Feinde, der gleich ihnen, einen wüthenden Lermen macht. Sie eilen vorwärts und suchen dem Feinde das Auflesen ihrer Lanzen zu wehren, und sich wieder in den Besiz ihrer bereits verworfenen und der feindlichen zu sezen. Mann sieht aus diesen einzeln Zügen, dass ein Angriff dieser Art nicht lange dauern kann, indem alle Nerven des Körpers auf die heftigste Art dabei erschüttert werden. Die stärkere oder ausdauernde Partie ist auch gewöhnlich die Siegende. Auch die Kaffern lieben wie alle wilden Völker Tanz und Musik. Man findet unter ihnen dreierlei Gattungen von Gesängen; Kriegsgesänge, Gesänge beim Tanz und singende Ausdrücke ihrer augenblicklichen Zufriedenheit und Freude. | |
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Kriegsgesaenge.Kriegsgesaenge. Ihre Kriegsgesänge stimmen sie an, wenn sie vereinigt eine Horde bekriegen wollen, oder überhaupt feindliche Absichten haben. Ihre mannliche Sprache, starke Stimme, die Auswahl und zusammensetzung der ihrem Vorhaben angemessenen Worte - die tiefe Monotonie des Gesanges begleitet mit Tod und Verderben drohenden Minen, bezeichnen ganz das Bild des Schreckens und den Entschluss, den sie genommen habben. | |
Taenze.Taenze. Ihre Gesänge beim Tanz oder ihre Tänze selbst haben einen besondern Karakter. Jede unbedeutende Ereigniss wird Veranlassung zu einem Tanz und Lied. Darinnen erzehlen sie ieden dabei vorgefallnen Umstand oft mit vieler Genauigkeit. Eine Menge Kaffern männlichen Geschlechts treten in eine Reihe zusammen. Der erste d:h: der bei dem die Reihe beginnt hat gewöhnlich einen Kiri in der rechten Hand. Er legt dann seinen linker Arm auf den Rücken, der nächste stekt seinen rechten durch, und legt ihn dann geschlossen eben so zurück auf seinen Rükken, und so alle folgenden. Sie ketten sich zwar bisweilen auch zusammen, ohne die Arme dabei zurück zu legen; so dass die Hände frei bleiben. 3-4 Schritte von der Reihe der Männer steht dann eine gleiche Reihe von Frauen und Mädchens, die sich gleichfalls dicht neben einander stellen und bisweilen sich ketten. Der erste stimmt gewöhnlich das Lied an, welches in einigen, schnell, tief und starck ausgesprochenen Worten besteht, die nach einer Pause von einem oder mehrern wiederholt werden; das übrige wo nichts gesprochen wird, bestehtin einem beständigem dumpfen Brummen, welches dann plözlich wieder durch die Wiederholung jenes oder einiger anderer Worte unterbrochen wird. Dann brummen sie wieder wie zuvor. Dabei wird denn nun der Kopff nachlässig vorgestreckt und damit unglaublich leicht beweglich vor und rückwärts geschwankt. Sie knicken die Knie, und sezen so wohl die männliche als die weibliche Reihe, unter bezeichnung eines gewissen Taktes den rechten Fuss vor; der linke bleibt stehen. Der rechte wird sogleich taktweise wieder angezogen, wieder vorgesezt und s.f. dass sich unter beständigem Knicken, Brummen, Schreien der Weiber, in einzeln grillenden Tönen, beide Reihen einander nähern und entfernen. Beim Brummen schliessen sie den Mund, athmen under demselben hörbar die Luft ein, und stossen sie immer mit einiger Gewald hörbar wieder von sich. Wenn sich der regte Fuss vor bewegt, so erheben sie den Absaz des auf seiner Stelle gebliebenen linken Fusses, er fallt taktweise wieder, so wie jener wieder an diesen gesezt wird. Diese Bewegung behällt immer gleiches Zeitmaas, und liesse | |
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sich ohngefehr durch ⅜ ausdrucken, Meistens entfernen sich auch beide Reihen unter anhaltendem Brummen - Ausrufen und Schlagen des Taktes mit den Füssen mehrerer Schritte von einander, und nähern sich auch eben so einander wieder, das Vergnügen, das sie dabei empfinden mögen malt sich denn sichtbar auf ihrem Gesichte. Bisweilen sehen sie ernsthaft aus, meisst aber lächeln sie, das sonderbare ununterbrochene Kopfnicken gibt diesen Tänzen einen auffallenden Nachdruck. Wenn der erste, der wahrscheinlich den Vortänzer bezeichnen soll, und den Staab in der Rechten führt diesen schnell in die Höhe hebt und dabei einige Worte ausspricht; dann drehen sie sich alle entweder ganz oder halb um und ketten sich augenblicklich wieder an einander. Wird der Staab wieder erhoben, so nehmen sie eben so ihre erste Stellung wieder an, welches gewöhnlich vom Thema ihres Tanzes abhängt: Im ersterern Fall entfernen und nähern sie sich einander auch rückwärts unter jenen Bewegungen. So war meine Ankunft in ihrem Lande für sie ein besonderes Thema zu einem Tanze. Sie reihten sich an einander und ettllche Frauen an den linken Flügel der Männer. Sie sangen, brummten, athmeten heftig und machten dabei alle jene Bewegung des Leibes. Wurde der Staab erhoben, so wendeten sie sich unter Ausrufung einiger Worte mit dem Gesicht gegen Westen. Mein redlicher Dollmetscher erklärte mir dieses. Sie schilderten nehmlich meine Ankunft, den Weg den ich über den Fischfluss zu ihnen genommen hätte, welches Vieh - von welchen Kraal es damals in jenen Gegenden auf der Weide gewesen sei und dergleichen mehr. Man sieht hieraus, dass nicht alle Tänze einander gleich sind. Sie haben sogar welche wo sie gleich den Mosambiken in einem Kreiss etwas gekrümmt hinter einander Taktweise fort danzen und dabei singen und brummen. Auch versezen sie bei anderen ihre Füsse, doch immer taktweise auf eine besondere Art. | |
Beschreibung eines Tanzes.Beschreibung eines Tanzes. Von der ersten und allgemeinsten Gattung ihrer Tänze, seze ich hier ein Beispiel bei, das ich aufs püncktlicste nach geschrieben habe. Zu diesem Ende musten sie mir denselben mehrmals vortanzen und mir die Worte deutlich vorsagen. Das Thema selbst konte mir niemand anders als durch den Tanz von Plaz oder den Tanz des Kraals übersezen. Hier ist es: Isa mewa kahee!
Diess ruft der erste mit dem Staab in der Hand laut. Die andern erheben sich sogleich dabei etlichemal auf der Stelle, nicken mit dem Kopf und brummen. Sogleich wird wieder ausgerufen: | |
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E hoo mewa kahee!
Nun brummen sie fort; wiederholen unter verschiedenen Modulationen diesses schnell noch einmal; nähern sich einander - athmen heftig, und nach einigen Pausen rufen sogleich einige: Oo E hoo mewa kahee!
Sie ruhen auf dem linken Fuss, trappen mit den rechten vor mit stark gebogenen Knien; brummen und schlagen den Takt mit dem rechten Fuss und linken Absaz. Nun wird wieder gerufen: Oo Isa maa kahü!
Hier bewegen sie sich immer vor und rückwärts; nach einigen verbrummten Pausen, heissts: E oo mewa kahee!
Unter gleichförmiger Bewegung, etwas stärkerm Kopfnicken rufen sie wieder Oe ho mewa kahee!
Welche Worte sie nach kleinen brummenden Pausen dreimal wiederholen. Sie nähern und entfernen sich dabei immer schwankend. Jezt folgt in gleicher Bewegung: Oe sewa makahee!
Oe ho mewa kahee!
Bei leztern Worten kommen sie wieder vorwärts auf ihre erste Stelle nachdem sie einen Schritt rückwärts mit dem rechten Fuss etlichemal so den Takt geschlagen hatten. Jezt rufen sie bei sehr künstlichen und heftigerm wackeln des Kopfs: E Io meka Isee!
Bei diesen Worten erheben sie sich immer auf ihrem Plaz, knicken die Knie - heben bald die Spizen der Füsse, bald wieder die Absäze; alles aber ist in gewisser Art pathetisch. Wenns denn nach etlichen verbrummten Minuten wieder heisst Iwi ma linkaha!
So erheben sie ihre Stimme stärker und höher und schwanken wieder brummend und nickend gegen - und von einander. Auf diese Art endigen oder verlängern sie ihren Tanz, und es ist unbegreitlich wie lange sie diesen hohen Grad körperlicher Anstrengung ausdauern. Sie sind dabei ungemein fröhlig und munter, und ich bin fest überzeugt, dass nichts in der Welt zu finden ist, das in ihren Augen mit diesen Tänzen in vergleichung gesezt werden könnte. Die lezte Art ihres Gesanges oder der singende Ausdruck ihrer augenbliklichen Zufriedenheit und Freude ist nichts anders als ein einförmiges frohes Johlen. Ein einsam wandelnder Kaffer der nur eine | |
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Gesellschaft von Hunden bei sich hat, wovon sie überhaupt grosse Liebhaber sind, auch eine wandelnde Kafferinn, singt immer in einzelnen Vocalen z. B: I.O.A; A.I.O. bald hoch bald tief, wo jeder vocaal seinen eignen Ton hat. Der Neuling betrachtet mit Vergnügen dieses harmlose Volk, und wer sieht auch nicht gerne zufriedene, frohe Menschen-Kinder der Natur? | |
Music.Music. Ausser der so genannten Hungerflöte, fand ich unter den Kaffern dieses Distrikts keine musicalische Instrumente. Dieses Instrument ist unter den Hottentotten sehr im Gebrauch. Es besteht in einem Bogen mit einer Sehne oder Saite, die ziemlich starck gespannt ist. An einem Ende ist ein Stück von einem Federnkiel mittelst eines Einschnitts, der dann eine Klappe vorstellt, angebracht. Diess nehmen sie in den Mund und erzwingen durch heftiges Einziehen der Luft, verschiedene nicht sehr misklingende doch klagende Töne, die beiden Nationen viel vergnügen machen. | |
Spiele.Spiele. Dass die Kaffern wie andere wilde Nationen auch ihre eigenthümliche Nationalspiele haben, ist höchst wahrscheinlich, indessen schienen aber doch die mancherlei Gattungen von Tänzen vorzüglich unter ihre Spiele zu gehören. Mein Aufenthalt in ihrem Lande war zu begrenzt, um noch genauere Beobachtungen hierüber machen zu können. Die Industrie eines so bedürfnisslosen - so ungebildeten Volkes verdient BewunderingGa naar voetnoot1). | |
Geschiklichkeit der Kaffern.Geschiklichkeit der Kaffern. Ihre Matten und Körbgen - ihre Assogais, Ohren und Armringe und dergleichen tragen in ihrer Art das Gepräge vieler Geschicklichkeit. Frauen und Mädchen verfertigen gewöhnlich die Matten und Körbchen, die ihre vorzüglichen Hausgeräthe sind. Die erstern bestehen aus dicht neben einander gelegden langen feinen Binsen. Eine dickere Art derselben wird im Lande Mattjesgut genennt. Die Binsen werden denn entweder mittelst feiner Sehnen oder auch wieder mit Binsen oder zerschliztem Mattjesgut an einander befestigt. Die Länge und Breite, richtet sich gewöhnlich nach der Länge und Stärcke des Eigenthümers. Ihre Figur ist bereits bekannt. Oft fehlt diesen Matten nichts mehr, als die Mahlerei, um sie für Chinesische, deren man sich gewöhnlich zu Jalousien innerhalb der Fenster bedient, geltend zu machon. Sie verfertigen aber auch gleich den Hottentotten, gröbere Arten derselben. Ihre Körbgen hingegen sind von besonderer Art, und werden zu Be- | |
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hältnissen aller flüssigen und troknen Dinge gebraucht. Sie werden aus jenem geschlizten Mattjesgut, sehr künstlich und dicht geflochten. Ich möchte beinahe vermuthen, dass die Erfindung dieses Products des Bedürfnisses den Kaffern allein zugehört. Sie gleichen meisstens einen abgestuzten Kegel; oben sind sie weiter als unten. Sie sind von unterschiedlicher Grösse; die grössten, die ich sah, konten etwa einen Schuh hoch - oben 14-16 Zoll und am Boden ohngefehr 10 Zoll weit seijn. Sie tragen sie gefüllt mit Milch oder Wasser allemal auf der Hand, auf dem Arm, oder auch auf dem Kopf, und man kann dergleichen von aller Grösse um eine unbedeutende Kleinigkeit von ihnen erhandeln. Es giebt Kafferinnen, die jedes gegebene Muster von Vasen Arnen, selbst Hüte, nach ahmen, - und oft noch feiner als ihre Körbgen flechten. Wo sie hingehen, da nehmen sie auch diese Körbgen mit und verhandeln sie nebst ihren Matten ohne alle Bedenklichkeiten an Fremde. Das männliche Geschlecht verfertigt die Waffen und Zierrathen. Sie haben dazu keine andere Werkzeuge, als Steine, Holz und Eisen. Sie bauen sich eine Art von Heerd, auf dem sie das mit Mühe hervorgebragte Feuer in Glut und Flamme blasen. Dieses erhalten sie auf folgende Weise. | |
Art Feuer an zu machen.Art Feuer an zu machen. Sie nehmen ein fingerdickes Stöckgenhartes Holz von willkührlicher Länge, in solches schneiden sie ein oder zwey runde Vertiefungen der Länge nach ein; dann haben sie einen, meisst gleich dicken und etliche Fuss langen Stock von eben dem Holz dessen eines Ende spitzig rund geschnitten ist, womit es in die Vertiefungen einsgesezt wird. Das kleine Stükgen Holz legen sie sodenn auf die Erde, halten es mit den Füssen fest, sezen den langen Stock in die Vertiefung und reiben drehent zwischen beiden flachen Händen denselben so lange, bis die Friktion einen Rauch und endlich eine ganz kleine brennende Kohle hervorbringt. Diese Art Feuer zu machen findet man beinahe bei allen Africanischen Völkern. Ist das Feuer nun auf diese Art erzeugt, dan wirds in Flammen geblasen, das Eisen in die Glut gelegt, aus dem sie Waffen, Pfriemen und dergleichen schmieden wollen. | |
Metallarbeiten.Metallarbeiten. Sie bedienen sich dabei eines selbst verfertigten Blasebalgs von einem zusammen genähten Kalbsfell, indas ein durchbohrtes Rindshorn eingefügt ist. Sie geben mit sehr harten geärzartigen Steinen ihren Lanzen die Form und hauen teils mit solchen, teils mit Eisen selbst auch die Wiederhaken künstlich ein. Da ihre Lanzen mehr stahlartig sind, so lässt sich vermuthen dass sie in der Kunst, Eisen zu härten nicht ganz unerfahren sind. Selbst hatte | |
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ich keine Gelegenheit der ganzen Fabrikatur ihrer Waffen bei zu wohnen. Auf ähnliche Art verfertigen sie auch aus Messing und Kupfer Ohrenringe, indem sie dasselbe zu ihrer Absicht dünner schmieden. Ob sie aber wie verschiedne andere weiter nord Ostlich wohnende Kafferstämme die Kunst verstehen, Metalle zu schmelzen, konnte ich nicht mit zuverlässigkeit erfahren. Ihren elphenbeinernen Ringen, bei denen ihnen die Natur schon vorgearbeitet hat, geben sie die gehörige Weite, Dicke und Politur mittelst ihrer als Sägen geformter Assogaïs und mit Steinen. Sie reiben und schleifen sie so lange, bis sie ihre Absicht ganz entsprechen. Da die Kaffern wie viele wilde Völker grosse Liebhaber vom Tabakrauchen sind, und man ihnen nichts schäzbareres als ein Stückgen Tabak schenken kan, so bedienen sie sich auch einer besonderen Pfeife, die in Rücksicht ihres Gebrauchs mit der gewohnheit der Morgenländer den Rauch durchs Wasser zu ziehen einiges gemein hat. Sie besteht aus einem gut ausgeriebenen Rindshorn; die Öfnung ist ganz horizontal geschnitten. Ohngefehr 1-2 Zoll unter ihrer Peripherie ist ein 8-10 Zoll langes dünnes hölzernes Röhrgen unter einem Winkel von etwa 45o in den obern Teil des Horns eingefügt; auf jenem steht ein steinernes oder roth thonigtes cylindrisches in der Mitte, wie mit 2 Fingern etwas eingedrucktes Köpfgen, das ohngefehr 1 bis 2 Zoll lang und beinahe 1 Zoll durchgehends dick ist. Nun streuen sie ihren grünen beinahe gepülverten TabakGa naar voetnoot1) in selbiges, füllen das Horn ganz mit Wasser an, bedecken mit der flachen rechten Hand die ganze Öfnung, und saugen auf diese Art den Rauch durchs Wasser, zwischen dem Daumen und dem Zeigefinger in den Mund, und blasen ihn dann mit aufgehobenem Kopfindie Luft. Wenn ein Kaffer oder eine Kafferin etliche Züge daraus gethan hat, so wird die Pleife an den folgenden gegeben, und sie kreisst dann so lange in der Geselschaft, bis sie ausgeraucht ist. | |
Vielweiberei.Vielweiberei. Die Vielweiberei scheint unter den Kaffern Gewohnheit zu seijn, doch hat die altere, oder die erste glückliche, auf welche die Wahl eines Kaffers gefallen ist, immer den grössern Vorzug, und nur aus dieser Ehe können die wahren Successions gebohren werden, wobei es doch auch wieder gewisse Ausnahmen giebt, wiewohl keiner ihrer Fürsten mehr geëhrt ist, als der, so die erste Frau zur Mut- | |
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ter hat. Sie kaufen oder erhandeln ihre Frauen, so bald sie ihre Majorennität erreicht haben, oder mannbar im eigentlichen Verstand geworden sind. | |
Heirathen.Heirathen. Wenn sie mit den Eltern einer Kafferin überein gekommen sind, wie viel Stück Vieh der junge Kaffer geben soll, dann ist auch schon die Ehe geschlossen. Es ist leicht zu begreifen, dass ein jeder, weil Vieh ihr grösster Reichtum ist, seine Waare so theuer wie möglich verhandelt. Fünf bis Zehen und mehrere Kühe und Kälber ist der Freier zu geben verbunden. Sobald alles richtig ist, dann geht, wie mir versichert wurde, der neue Ehemann mit seiner Frau in den Kraal, zu dem er gehört, es wird ein Ochs oder eine Kuh geschlachtet und froh gelebt. Die ganze Freundschaft der Braut und des Brautigams nimt Anteil daran. Es ereignet sich auch öfters, dass die Kafferinnen - ihres Mannes zu Zeiten überdrüssig, in einer andern Gegend, sich einem andern der ihnen besser gefällt selbst zu Frauen anbieten. Eine gut gebildete junge Kafferin nebst mehrern andern dienten mit verschiednen Kaffern männlichen Geschlechts auf einem am grossen Sonntagsfluss gelegenen Plaz eines Landmanns. Wir hatten auch einen schönen, jungen besonders gutmüthigen Kaffer bei unsrer Karavane, der in seinem Lande Frau und Kinder hatte. Einst sass er auf dem ausgespannten Wagen und schlief; die junge Kafferin nähert sich ihm allein; ich stand in der Nähe um alles beobachten zu können; sie weckte ihn auf - liebkosete ihm - und nach mehrern Unterredungen, deren Inhalt ich mir nachmals mittheilen liess, bat sie ihn sie zu seiner Frau zu erwählen und an zu nehmen. Er lachte und wies sie ab, sie verfolgte ihn indessen unaufhörlich. Endlich komt er zu der Gesellschaft zurück - erzählt uns den Vorfall und gab ihr den letzten Bescheid, worauf sie von ihrer Fordrung abstunde. Wir reisten weiter. Während unsrer Abwesenheit von diesem Plaz kommt ihr Mann, der wenigstens etliche 80 Stunden rückwärts bei einen Bauern diente, dessen bedungene Dienstzeit verflossen war, der aber mit ihm einen neuen Vertrag auf diese Art geschlossen hatte, dass der Kaffer seine Frau abholen und zurück bringen wolte. Er hielt sein Wort, und als wir wieder auf dem ersten Wohnplaz ankamen und unsre Rükreise fortsezten, schloss sich der Kaffer mit seiner schwarzen Hälfte an uns an. Er hatte einen bunten Tragochsen, auf dem er oft zugleich mit seinem Weibe ritte. Eifersüchtig sind sie im geringsten nicht; sie tragen wohl ehe zu zeiten den Fremden ihre Frauen und Töchter gegen kleine Geschenke an, und wer von ihren seltsamen Anträgen Gebrauch machen würde, der dürfte alsdenn sicher auf das | |
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allgemeine Herbeiströmen der Familie rechnen, wo er jedem Glied derselben ein Geschenk zu machen verbunden ist. | |
Fruchtbarkeit.Fruchtbarkeit. Die Fruchtbarkeit der Ehen ist unterschieden; es giebt dergleichen die ungemein fruchtbar sind, andre auch wieder, aus welchen nur wenige Kinder erzeugt werden. Indessen ist das Land doch sehr bevölkert, so viele Gründe sich vielleicht auch gegen die Möglichkeit einer starken Bevölkerung angeben lassen. Eine Kafferinn säugt selten ihre Kinder über 3 Monate, dann müssen sie sich an die Nahrung der Eltern gewöhnen. | |
Besondre Art die Majorennität zu bezeichnen1. der Frauen.1. der Frauen. Das weibliche Geschlecht hat eine besondere Art ihre Majorennität oder Mannbarheit zu bezeichnen. Ein junges Mädchen, das zur Mannbarheit übertritt, ist verpflichtet, diese Veränderung der Natur auf ihren Armen durch mehrere Einschnitte in die Haut zu bezeichnen. Einige haben auf ihren Armen von der Schulter an, bis an die Ellenbogen - zu zeiten auch hinten am Rücken abwärts zu beiden Seiten, allemal zwei, in lauter kurzen Spalten regelmässig neben einander gesezten Einschnitten, dass man also auf diese Art die Mannbarkeit von der noch nicht erfolgten Verändrung der Natur beim ersten Anblick unterscheiden kann. Ob die Mütter, oder die Mädchen selbst, oder auch wohl der Capitain dies Werk verrichten, ist mir nicht bekannt. | |
2. Der Maenner.2. Der Maenner. Wenn hingegen das männliche Geschlecht für volljahrig, für mannbar erkannt wird, welches gewöhnlich in einem Alter von 15 Jahren geschied, dann wird das grosse Werk der Beschneidung vorgenommen. Diess scheint nicht - wie ich anfangs glaubte ein Werk der Religion zu seijn, denn kein Kaffer weiss davon eine andre Ursache als das Herkommen an zu geben; ihre übrigen Religionsbegriffe unterscheiden sich auch zu sehr von diesen Gebräuchen. Die sonderbare Ceremonie ist diese. Wenn in einem Kraal, d.h. unter einer Hauptmanschaft eine Anzahl solcher reifer Jünglinge vorhanden ist, dann werden sie vor den Capitain geführt, der in Gegenwart der Familiën, den entblössten Jüngling fest halten lässt, und mittelst einem scharfen Assogaï ein Stück der Vorhaut in die er entweder seinen Daumen oder etwas anders stekt, abschneidet. Sodenn wird diese Haut sorgfältig vergraben, damit kein Zaubrer sie entweihen und damit schaden kan. Die blutende und schmerzhafte Wunde wird so denn durch den Capitain mit einer saftigen und gequetschten Seilla (Meerzwiebel) umwunden und zu gebunden. So bald diese Handlung so weit gediehen ist, dann werden die Jüng- | |
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linge in einige vom Hauptkraal abgesonderte Hütten gebracht und verplegt; sie dürfen sich aber in dieser Lage dem Hauptkraal eben so wenig nähern, als es mannbaren Mädchen erlaubt ist, sie zu besuchen. Ein oder zwei Tage darnach begiebt sich der Capitain zu ihnen in die Hütte mit seinem gewöhnlichen Gefolge. Nun wird weisse Tonerde herbeigebracht - Kalibassen und Kafferkörbe mit Wasser angefullt, die Erde etwas zähe darinnen angemacht, und jeder Jüngling vom Scheitel biss zur Fusszähe über damit bestrichen. Nach Endigung dessen werden sie wieder verlassen. Diess scheint die höchste Probe ihrer Schamhaftigkeit zu seijn, sie verlassen ihre Hütten, und eilen auf Hügel und in Thäler, und dann hängts von ihrer Willkühr ab, ob sie am Abend wieder in ihre abgesonderte Hütte zurückgehen wollen, oder nicht. Binnen etlichen. Tagen genesst dann nun die Wunde; sie gehen so denn an einen Fluss oder Bach, und waschen sich wieder ganz rein, schmieren sich mit Fett und etwas rother Erde. Nun erscheint der Capitain wieder bei ihnen, der indessen eine Art von halb Schürzen verfertigen lässt. Sie bestehen aus sehr harten, langen und schmalen spitzig Blättern eines palmartigen - sehr wenig bekannten Gewachses, welches von Kaffern und Hottentotten Sintu genennt wird, und einen wilden sehr brauchbaren Koffee hervor bringen soll. Diese Blätter werden in 4 Reihen schuppen weisse über einander gelegt und befestigt. Diese Vorderschürzen legt ihnen der Capitain um die Hüfte, um das was dem Blick entzogen werden soll damit zu bedecken. Nun vereinigen sie sich, reihen sich theils an einander, theils gehen sie allein, führen lange Kiris in den Händen und erscheinen tanzend und mit Gesang in ihrem Kraal. Die harten Blätter der Schürze geben ein Gerausch durch jede Bewegung, und besonders durchs hin und herfahren mit ihren Stöcken. Nach diesem Fest der Freude über Wiedergenesung und Mannbarkeit, legen sie ihre Schürzen ab, bekommen andere Krossen, und ziehen blos über das männliche Glied ein dünnes ledernes Futteral. Diess endigt sich oben spizig, indem es oben zusammen gebunden ist. Statt der ledernen Futterale nehmen sie auch einen Darm von benöthigter Weite. In beiden Fällen entsteht oben durchs zubinden, ein Büschgen, an das sie gewöhnlich ein Stückchen Messing oder eine grosse Koralle als Zierde befestigen, | |
Besondre Art das Vieh zu schlachten.Besondre Art das Vieh zu schlachten. Nun wird das beste Stück Vieh auf folgende Art geschlachtet. Ettliche Kaffern nehmen einen langen Riemen und werfen ihn der Kuh um die vordern, andere eben so auch um die hintern Füsse. So werfen sie die Kuh zur Erde | |
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nieder; nun ziehen sie vor- und rückwärts, dass sich das Schlachtopfer nicht rühren kann. Ein Kaffer öfnet nun mehr mit seiner Lanze den Unterleib gegen die Brust zu, einer Spanne lang; greift mit seiner Rechten so tief, biss er die grosse Herzpulsader erreicht; er reisst sie gewaltsam ab, und so lässt er das Opfer langsam in seiner Verblutung sterben. Bisweilen schneiden sie ihnen auch noch die Kehle ab. Ich selbst liess, um die langsame Marter des Thiers zu endigen, dieses verrichten. Wenn nun auf diese Art das Fest vollendet ist, dann stehts den jung Männern frei, sich wenn sie wollen, Frauen unter den Töchtern ihres Landes aus zu suchen. | |
Regierungsform.Regierungsform. Mehrere grosse Stämme oder Kafferhorden werden von einem König regiert, der aber seine Herrschaft unter verschiedene Oberhauptleute teilt. Mann könnte diese als seine Stadthalter betrachten. Er selbst ist eigentlich nur der erste Capitain. Er wird nicht erwählt, sondern die natürliche Nachfolge im ältsten Völkerstamm und in der reichsten Familie erhebt ihn zu dieser Würde. Indessen aber muss mann die Begriffe seiner Hoheit-seiner Allgewalt immer sehr einschränken, wenn man das wenige unterscheidende seiner Kleidung, seiner Lebensart, seiner Wohnung und die nicht seltene Willkühr seiner Stadthalter betrachtet. | |
Koenige.Koenige. Das Alter seiner Familie, der anererbte Ruhm seiner Königlichen Vorfahren, die Vorrechte seiner Würde, die Stärke seiner Heerden, kriegrische Talente, persönliche Tapferkeit, kafferische Weisheit, und der Reichthum an Vieh, machen seine Persohn und seinen Nahmen heilig und gross. Bei einem allgemeinen Aufgebot erscheint er selbst um seine Horden, wo jede einen oder mehrere Hauptleute zu führen hat, in den Krieg zu begleiten. Unter ihren vorzüglichstem Königen zeichnen sich Paro, welches einige in Pharao verwandeln, GägäbeGa naar voetnoot1) und Sambeê aus. Sie machten ihre Nahmen unter ihrem Volke durch ihre Weisheit und Tapferkeit im Kriege unsterblich. KautaGa naar voetnoot2), ein Sohn des zweiten regiert jezt über einige ihrer Stämme, und scheint in Rücksicht der Achtung nur ein Schattenbild seiner Vorgänger zu seijn. Auch gegenwärthig lebt noch ein andrer Sohn von Gägäbe auf den des Vaters Nahme übergegangen ist, und der sich seit mehrern Monaten sehr furchtbar unter den vordern Stämmen gemacht hat. Er hat eine Schwester die durch ihre wilde Tapferkeit ganze Horden schrecken soll. Sie ist von ungewöhnlicher Grösse, sehr stark und trägt einen Büschel | |
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kurzer Assogaïs in den Händen, womit sie ohnlängst sieben ihrer Nation mit kalten Blute ermordet haben soll. | |
Unterscheidungszeichen der Koenige von andern Haeuptern.Unterscheidungszeichen der Koenige von andern Haeuptern. Die vorzüglichsten aussern Unterscheidungszeichen des Königs von den übrigen Kaffern, bestehn gewöhnlich in einer stärckern Begleitung, wenn er ausgeht - in sichtbaren Beweisen eines blinden Gehorsams, etwa in einem aus Tiegerfellen bestehenden Krosse - in mehrern elphenbeinern Ringen, grossen Viehheerden - mehrerer Bedeckung mit Korallen und andern Zierrathen. Verschiedne mir erzählte Vorfälle lassen mich glauben, dass er gebietender Herr über Todt und Leben ist, wiewohl die Erfahrung beweisst, dass sich seine Stadthalter oft selbst in den Besiz dieser grossen vorrechte sezen. Eine gewisse Art von Gutmüthigkeit und Redlichkeit, die man unter diesem Volke bemerckt, geben bei ihrer Ausübung den Majestätsrechten ungemeinen Nachdruck und Würde. Man hat Beispiele von Königen und Stadthaltern, dass sie gegen gewisse Geschenke, durchziehenden Fremden, Schuz treuer Begleitung zusicherten. Sündigte dann ein Kaffer durch Verrätherei und Missleitung dagegen, so war in Gegenwart der Beleidigten und der übrigen der Nation, der schmäligste Tod augenblicklich sein sichres Loos. Diess sind Ereignisse, welche den Naturmenschen in jeder Rücksicht sehr schäzbar machen müssen. Wenn indessen aber gleichwohl mancher Reisende das Gegentheil unter ihnen bemerken sollte, so gestehe ich selbsten, dass sich durch den gewöhnlich eigennüzigen Umgang mit Christ [liche]Völkern, tausend fremde - und für ihre so beschränkte Gluckseligkeit sehr nachtheilige - ränkevolle Gewonheiten und Ideen in ihren natürlichen Karakter mischen, da stosst man dann auf mehrere ihrer Fürsten, die an der Grenze mit ihren Horden liegen, die tückisch, betriegerisch, treulos und ohne natürliche Billigkeit sind, und dann ist das Sprichwort in vollem Sinne richtig: ‘Qualis rex, talis grex.’ | |
Groses Ansehen der Häupter.Groses Ansehen der Häupter. So wie der König überhaupt als die erste Persohn ihres Landes - und oft wie eine Gottheit geëhrt ist, so sind es auch meistens seine Fürsten oder Hauptleute, die über Horden von unterschiedener Stärke - von 50 bis 8 und 900 Kaffern zu gebieten haben. Jeder dieser Hauptleute wohnt in dem Kraal seiner Horte. Ihr Nahme ist den Kaffern ein unverlezliches Heiligthum, und ein Kaffer, der zur Bestähtigung einer Wahrheit auf diesen Namen schwört, bricht selten sein Wort. Dadurch ehren sie zugleich das Andenken, schon lange modernder Anführer. Einigemal würden mir | |
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Dinge von einem Kaffer zugesichert, und nie etfüllte er seine Zusage; ich forderte endlich einen Schwur. Mein Unglaube an seine Worte bewirkte mir ihn; er schlug sich an die Brust, und sagte: Paro!Ga naar voetnoot1) und am folgenden Morgen hielt er, was er versprach. Man würde sich dennoch aber öfters überlistet sehen, wenn man die pünktlichste Erfüllung einer Zusage ohne Bedingung und allgemein, von diesem wichtigen Ausdruck ihrer unabänderlichen Verpflichtung jedesmal erwartten wollte; da sicher nicht alle gleich grosses-gleich verbindendes Gefühl zur Ausübung natürlichen Billigkeit besizen und selbst Eide unmerklich zur verjährten Gewohnheit bei ihnen werden, das keine günstige Gefolgen nach sich zieht. Inzwischen darf man sich doch meisstens darauf verlassen, weil sie keine höhern Ausdrücke zur Betheurung der Wahrheit als diese kennen. | |
Nachfolge.Nachfolge. Die Nachfolgeist erblich unter den Horden, und der Älteste ist jederzeit gebietendes Oberhaupt. Hat er mehrere rechte Brüder so macht sie ihre Geburth schon zu Hauptleuten des Volks, wiewohl die Ausübung ihrer Rechte noch nichts, wenigstens noch höchst begrenzt ist. Indessen aber scheinen sie doch beinahe gleich hoch mit den regierenden Hauptleuten geachtet zu seijn. Sind diese aber Kinder einer zweiten und dritten Frau etc. so geht wohl auch der Titel - aber sehr selten oder wohl gar nie die Macht des Vaters auf diese über. Daher haben auch diese hernach weniger Ansprüche auf grosse Achtung zu machen. | |
Vorrechte der Koenige.Vorrechte der Koenige. Der König scheint das ausschliessende Recht zu besitzen, Hauptleute zu ernennen, auch sie ihrer Würde wieder zu entsezen. Diess wiederspricht der Erblichkeit ihrer Würde und ihres Titels nicht. Kauta ernennte seinen Viehknecht Magolla ein Tambukki von Geburt, zu diesem Posten, wozu ihm seine Herkunft und seine geleisteten Dienste nicht die mindesten Rechte gaben, darum war er auch weit weniger unter dem Volcke geachtet als selbst die Kinder der andern Frauen. Die Ursache, warum ihm seine Gebürt keine Rechte an diese Würde giebt, ist diese. Die Tambucki, eine Nation, die weiter hin nach Nord Osten wohnt sind andre Stämme von Kaffern - Viehhirten und gutmüthige Leute. Sie wurden einst von den vordern Kaffern Schaaren weisse mit Krieg überzogen. Ihre Schwäche wich der Übermacht der Kaffern, diese verheerten ihre Wohnsitze, raubten ihnen das Vieh - schlepten sie mit sich, und zwangen sie schwere Dienste in ihren Kraalen zu thun. Diess Schiksal schwächte die Tambukki ungemein, sie waren ver- | |
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armt, geschwacht und unter den Kaffern verachtet. Entweichen Sclaven und Hottentotten von Bauern unter die Kaffern, so werden sie mit harter und oft nach ihren Begriffen mit verächtlicher Arbeit belegt, welches unvertilgbare Spuren in dem Andenken der Kaffern zurücklässt. Aus diesem Gesichtspunkte muss man sich also auch zum Teil die Minderachtung Magollas erklären. Die zu einer Hauptmannschaft gehörenden Kaffern wohnen nicht immer in einem einzigen Kraal mit einem Fürsten zusammen, weil zu zeiten ihre Menge - die Weide und das Wasser sie veranlasst, sich in mehrere Gesellschaften zu teilen und Kraale in der Nähe anzulegen. Diese Hauptleute sind wie gesagt, oft gleich geëhrt mit den Königen, und nur Schwachheit der Kräfte, Mangel an Kriegerischen Talenten, Unempfindlichkeit gegen gekränkte Rechte und Billigkeit und dergleichen können sie des Vorzugs mit grosser Achtung über sie zu herrschen, berauben. Zehn, fünfzehn, zwanzig Kaffern sind öfters in der Gesellschaft des Fürsten, wenn er bei Fremden erscheint, oder sich auch nur von einem in den andern Kraal begiebt. Unter diesen hat er denn auch öfters eine Art von Ceremonienmeister, und seinen Dollmetscher. Als ich einst Kautas Bruder dem Ganzeela Audienz erteilte, so bückte vor ihm ein Ceremonienmeister, der jenem die Fragen meines Dollmetschers - ob sie gleich von diesem an Ganzeela unmittelbar gelangten, erst wieder machen muste. Seine Antwortten waren auch an jenen Höfling wieder gerichtet, der sie meinem Dollmetscher der neben ihm stand und sie selbst vernahm, so denn erst mitteilte. Ich sagte hierauf zu diesem, er solle dem Fürsten von meiner Seite zu verstehen geben dass es sehr unschicklich wäre, mir nicht selbst zu antwortten, da sie mich vor einen Tscha-Tschu und sich für stumme Hunde erklärt hätten. Ganzeela stuzte hierüber und richtete alle folgende Antwortten unmittelbar an meinen Dollmetscher. | |
Verhaeltnisse der Haeupter unter sich.Verhaeltnisse der Haeupter unter sich. Es ereignet sich öfters dass diese Heerführer unter sich selbsten die stärksten Feinde sind, ein gemeinschafliches Staatsinteresse aber nahe drohende Gefahren, wo vereinter wiederstand nothwendig wird, kan sie öfters augenblicklich wieder vereinigen. Sie ziehen so denn gemeinschaftlich ihrem Hauptfeinde entgegen. Aus dem gewöhnlichen Mangel allgemeiner Harmonie, fliessen denn auch die öftern feindlichen Angriffe unter ihnen selbst. Vielleicht ist 's die hohe Meinung einer Unfehlbarkeit oder der blinde Gehorsam des Volks gegen ihre Obern, dass sich die Hauptmanschaften so sehr nach dem Karakter ihrer Hauptleute bil- | |
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den. Ich hörte öfters sagen: Langka ist ein Schelm, und wie er ist, so ist auch jeder seines Kraals. Zu zeiten nehmen sich auch einzelne Kaffern die Freiheit den Hauptleuten eines andern Kraals die bittersten Vorwürffe bis zur Thätigkeit über Niederträchtigkeiten zu machen; dergleichen sich einst mein redlicher treuer Dollmetscher aus Zacka's Kraal, gegen einen andern Hauptmann, Kitello, Kautas Bruder, erlaubte. Glücklicherweise gieng es - weil es unsre Karavane betraf, und jener Rache fürchtete, gut vorüber. | |
Vorsicht gegen ihre Feinde.Vorsicht gegen ihre Feinde. Ihre Vorsicht wegen der Sicherheit ihres Landes bei der Ankunft fremder Menschen ist besonders, ob sie aber allgemein beobachtet wird, kann ich nicht sagen. Am folgenden Tag nach meiner Ankunft, (den 4 Janr. 1789) am grossen Fischfluss schikte ich meinen Dollmetscher über den Fluss in Langkâs Kraal. Ich liess ihm meine Ankunft wissen mit dem Wunsch, ihn selbst bei mir zu sehen. Wäre er zugegen gewesen und nicht gekommen, so hätte ich es nicht leicht wagen dürfen, durch das Gebiet dieses Grenzhauptmanns zu reisen. Nach Maasgabe der Zeit, wo mein Abgeordneter seinen Auftrag bei Langkâ vollführt haben konnte, sahen wir bald darauf jenseits dem Fluss hinter den vordersten waldigten Gebirgen dicke Rauchwolken und Feuer aufsteigen; und man versicherte mich, es sei das Zeichen für die in dieser Gegend wohnenden Kaffern, dass Fremde oder Christen in der Nähe wären, gegen die sie sich im Nothfall sichern sollten. | |
Ausschliesung der Frauen von der Regierung.Ausschliesung der Frauen von der Regierung. Da nur der König und die Hauptleute allein über die Kaffern zu herrschen berechtigt sind, und diessfalls für die Ruhe und Sicherheit stehen und wachen müssen, so dürfen auch niemals die Frauen den geringsten Anteil am Staatsinteresse nehmen, sondern sie pflanzen ihre Früchte, bauen ihre Hütten, flechten Körbe und Matten, und überlassen den Männern das übrige. Die ungemeine Verehrung der Kaffern gegen ihre Häupter und der auf einzelne, oft fort gepflanzte Hass derselben unter sich selbsten, verhindert auch öfters das überlaufen derselben, von einer Hauptmanschaft in die andere. Auf welche Art sich öfters diese Führer des Volks gegen einander benehmen, führe ich hier noch ein Beispiel an. Kitello und Zacka, zwei Nachbarn, der erste arm und machtlos, der andre reich an Vieh, zahlreich seine Horde und geliebt van seinem Volke, wurden einst in Zwistigkeiten, die der Neid gebahr, mit einander verwickelt. Jener schwur diesem ewigen Hass. Ihr müsst, sagte er einst seinem versammelten Volke, ihr müsst Zacka nicht schnell tödten; langsam, langsam müsst ihr ihn mit eu- | |
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ren Lanzen martern und tödten. Mein Dollmetscher fragte ihn, bei gelegenheit des erwehnten Vorfalls, ob er dencke es den Christen eben so zu machen, als er sich an Zacka seinem Hauptmann habe rächen wollen? Indessen ist es ungemein schwer das Sistem ihrer Regierungsform genau und ganz zuverlässig entwickeln zu können. Man findet nichts das durch feste Geseze geordnet wäre; alles verändert sich nach den umständen der Zeit, der Noth und des Bedürfnisses. Ferner gehört gründlichere Kenntniss ihrer Sprache, langer Aufenthalt unter ihnen und besonders das schwere Studium dazu, sich in die enge Sphäre ihrer Begriffe hinein sezen zu lernen, um ihnen die Beantworthung dessen was man zu wissen begehrt, leicht und begreiflich zu machen. | |
Religionsbegriffe.Religionsbegriffe. So lange ich unter diesem Volke lebte, suchteich immer aufihre Begriffe von Gott und der Entstehung aller sichtbaren Dinge zu kommen; allein ich fand dieselbe inkeiner Sacheabgeschmakter als in der Gottesverehrung. Ich entdeckte keine deutlich unterschiedene Begriffe von einem guten und bösen Wesen, keinen Gedancken von einer Seele - von ihrer Fortdauer und Unsterblichkeit und keine Vorstellung einer Wandrung der Seele in andre Körper. Einst fragte ich den Capitaine Magolla: woher denn wohl der blaue Himmel, die Sonne, Gras, Bäume, Steine und Menschen entstanden wären? Das wisse er nicht, war seine Antwort. Andre erwiederten auf diese Frage: Ha! woher das alles kommt, bekümmert uns wenig; wir leben, haben Vieh und Milch, und das ist für uns genug. Andre erwähnten der Zaubrer, die alles hervorgebracht hätten, und darunter eines grossen Zauberers, der mächtig sei, und alles könne. Öfters fragte ich sie, ob sie die Christen fur weiser und verständiger glaubten, als sie selbsten? Ja! antwortteten sie, das sind die Christen; sie können ja alles machen was sie sehen; sie hingegen wäre stumme Hunde. Eine gleiche Antwort die den Vorzug der Christen bezeichnete, erhielt ich einst vom Capitain Ganzeela, als ich ihn fragte, warum nur allezeit die Kaffern zu den Fremden kämen um Geschenke (Paseeläs) zu empfangen, sie dächten aber nie daran, den Fremden Geschenke zu bringen. Sie wären auch nur stumme Hunde, antwortteten sie, und könnten dem grossen Herrn nichts geben. Nachmehrerern Unterredungen erklärten einige die Christen fur die wahren Zauberer, von unsern Willen hänge Regen und Sonnenschein, Segen und Unfruchtbarkeit ab. | |
Zauberer.Zauberer. Von ihren Zauberern, in deren Verehrung sie ziemlich mit den Hottentotten übereinkommen, haben sie hohe Begriffe, be- | |
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sonders wenn sie sich durch irgend eine Handlung z.B. in der Genesung kranker Menschen hervor thun. Wenn hingegen ein Zaubrer nicht glücklich in seiner Unternehmung oder im zaubern ist, Kranke nicht genesst, und dem Erdreich keinen Regen geben kann, dann erwartten ihn zu zeiten die grausamsten Martern. Sie binden ihm Hände und Füsse, graben einen grossen Ameisenhaufen auf, und sezen den unglücklichen Zauberer so lange darein, bis ihn die Ameisen halb getödtet haben; dann nehmen sie ihn wieder heraus, und bringen ihn hernach oft noch langsam ums Leben. Fragt man sie alsdenn um die Ursache ihres grausamen Verfahrens gegen die Zaubrer aus ihrem eignen Volk, dann erwiedern sie gewöhnlich: das ist ihre Schuld, warum zaubern sie nicht recht.Ga naar voetnoot1) Ihre geäusserte Gleichgültigkeit gegen die Sonne, den Mond und die Sterne, liess mich keine weitere vorzugliche Verehrung vermuthen, so wenig sie auch die Ursache der wohlthätigen Wirkungen kennen; ihr nachzudenken scheint ihnen auch nicht der Muhe werth su seyn. Überhaupt sind sie Geschöpfe des gegenwärthigen Augenbliks, sie geniessen ohne zu wünschen, die Quelle des Genusses näher kennen zu lernen. | |
Meinung von der Entstehung der Erde, der Menschenund des Viehes.Meinung von der Entstehung der Erde, der Menschenund des Viehes. Mein Dollmetscher - wie es schien, einer der weisesten und der besten ihres Volks, gab mir durch Übersezung, einen sonderbaren Bericht von der Meinung verschiedner seiner Nation, über die Entstehung der Menschen und des Rindviehs. In den ältesten Zeiten erzehlte er, wären irgendwo weit hinter ihrem Lande zwei grosse Löcher in der Erde entstanden. Der Anfang dieser Revolution sei keinen mehr bekannt. Aus einem derselben wären auf einmahl viele Menschen und mit ihnen viel Vieh herausgestiegen. Diese Menschen seien die Herrn und Wächter dieser Thiere gewesen. Zugleicherzeit wären auch aus dem andern Loch, sehr viele mächtige starke Menschen hervorgekommen, die bei erblickung des vielen Viehs der andern Menschen, sogleich unter sich verabredet hätten, seine Wächter zu tödten und sich ihres Viehs zu bemächtigen. Die Wächter mit dem Vieh überfiel bei der Ansicht jener mächtigen Menschen ein panischer Schrecken, sie eilten daher auch plötzlich wieder in ihren Abgrund zurück. Nun näherten sich die Mächtigen der Höle, und lauerten auf den Moment der Wiederer- | |
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scheinung des der Tirannei seiner Herrn müden Viehes. Beide erschienen. Nun überfielen die Mächtigen die Herrn des Viehs, und schlugen sie todt, in welcher blütigen Verwirrung das bange Vieh wieder in die Höle zurück floh. Nicht lange darnach stieg dasselbe wieder hervor, sah seine Tyrannen todt vor seinen Füssen liegen, und hoffte von andern Herrn ein glücklicheres Loos. Nun eilten die Sieger auf die Thiere zu und führten alle, so gross auch ihre Menge war mit sich zurück. Sie blieben nunmehr auf der Erde, bauten Kraale, und lebten von der Viehzucht. So kamen Menschen und Thiere auf die Erde! | |
Besondre Meinung.Besondre Meinung. Diese Meinung von Entstehung der Menschen aus Hölen, haben viele Völker dieses Teils von Africa mit einander gemein. In J.J. Hartsinks Beschrijving van Guiana of de wilde kust in Suid America 11 Tom. p. 902 wo er von der Religion der Africanischen Sclaven redet, heisst es: andere glauben, dass die Menschen aus Hölen, Brunnen etcr. hervor gekommen seyen, wie mann auch noch dato (1770) dergleichen Klippen an der See dicht am Fort Etera in Nieder Guinea zeigt. Diese sonderbare Tradition scheint beinahe eine Ahndung des eignen Schicksals dieser Kaffern zu seijn. Ein ganz besondrer Vorfall, der sich während meiner Reise jenseits dem grossen Fischfluss ereignete, und der sich auf ihre Religionsbegriffe bezieht, scheint hier eine Stelle zu verdienen. Als ich mich in der lezten Hälfte des Monats December 1788 mehrere Tage zwischen dem grossen Sonntagsfluss und der Colznoy verweilte, entstanden einige ungemeine schwere Donnerwetter, vorzüglich am 25sten des Monats. Es führte Östwärts hinauf schweren Hagel und starke Sturzregen. Ongefehr agt Tage darnach verbreitete sich unter verschiedenen bey den Bauern dienenden Kaffern, die Sage, dass mehrere Kraale, viele tausend Stük Vieh und Menschen zernichtet und getödtet worden wären. In ihrem Lande besonders längs den Ufern des Fischflusses, hätten sie alle geglaubt, der Himmel stürze hernieder, und das Erdreich werde alles verschlingen. In diesem fürchterlichen Zustand, hätte sich eine grosse düstre schwarze Wolke nieder gegen die Erde gesenkt, auf dieser hätte ein Mensch in blendendem Glanze gestanden, der mit einer donnernden Stimme zu ihnen hernieder gerufen habe: ‘Fürchtet ihr euch?’ Sie hätten zitternd geantworttet: ‘Ja, Herr!’ Darauf hätte diese glänzende Erscheinung gesagt: ‘Ich thue euch nichts mehr; ich will euch nur zeigen, was ich kan!’ - Nun habe sich die Wolke wieder erhoben und die ganze Erscheinung sei vor ihren Augen verschwunden. | |
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Diese Erzählung machte die sonderbarste Sensation auf die Sinder Kaffern und der Hottentotten. Ich machte mirs daher zu einer besondern Angelegenheit, den eigentlichen Grund derselben zu entdecken. Ein Kaffer der um jene Zeit zurück aus seinem Lande zu einem Bauern gekommen war, sollte diese Nachrichten mit herüber gebracht haben. Als ich mich aber in ihrem Lande selbst darnach erkundigte, so lösste sich die ganze Geschichte in eine Erdichtung auf, von deren Wirklichkeit kein Kaffer das geringste wusste. Sie versicherten mich zwar ein ähliches Donner - und Hagelwetter noch nie erlebt zu haben. | |
Benehmen der Kaffern bei grossen Erscheinungen in der Natur.Benehmen der Kaffern bei grossen Erscheinungen in der Natur. Die Kaffern haben die Gewohnheit, ihren Zauberern bei schweren Donnerwettern zu fluchen, weil sie dieselben für ihre Urheber halten, da ist keine Lästrung, die sie sich gegen dieselben nicht erlaubten. Zu zeiten erheben sie auch ihre Lanzen gegen sie gen Himmel, indem sie dorten mehrere glauben, die sich an ihrem Entsezen vergnügen. Sie drohen ihnen mit fürchterlichen Mienen, sich gerne an ihnen wegen der Furcht zu rächen, welche der Donner und das starcke Leuchten der Blize über sie verbreiten. Bisweilen müssen, wie ich hörte, auch die sichtbaren Zaubrer die grossen Verbrechen der Unsichtbaren verschulden. | |
Aussicht.Aussicht. Die Begriffe eines höchsten Wesens werden indessen doch auch unter die Kaffern übergehen. Viele unter den Bauern für ein gewisses Aequivalent an Taback, Korallen, Messing oder Vieh dienende Kaffern, hören gleich den Hottentotten, täglich die Gesprache der Christen - sie bemerken die Handlung ihres häusslichen Gottesdienstes, welche die Neugierde jener armen Leute natürlich erregen und unter ihnen besondre Fragen veranlassen müssen. Sie erklären die Christen für weiser und verständiger als sich selbsten - sie schreiben ihnen höhere Wunderkräfte zu; deswegen wächst denn auch im Verhältniss dieser Meinung ihre Glaubwürdigkeit unter diesem Volke; sie halten dann zum Teil den umbekannten Gottesdienst für eine Frucht der höhern Weisheit der Christen und oft für werth, davon zu reden und auf zu merken. Diesen natürlichen Weg zu andern Begriffen einer Gottheit und der Entstehung aller Dinge, sehe ich darum auch für die Ursache einer vorgegebenen Erscheinung in ihrem Lande an. Ein Bauer darf nur einst seinen Haussgenossen die dem Apostel Paulus wiederfahrne Erscheinung - oder auch Erscheinungen der Apocalypsis gelesen haben, und es merkten Hottentotten und Kaffern darauf, dann wars ein leichtes, dass sich ihre | |
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Phantasie dergleichen Bilder bey grossen Ereignissen in der Natur, erschuf. - Indessen ist das eine ausgemachte Warheit, dass keine wilde Nation gefunden wird, unter welchen der Glaube von höhern Mächten nicht allgemein seijn sollte, selbst unter den allerdümmsten Wilden. | |
Beurteilung dieser Begriffe.Beurteilung dieser Begriffe. Unter den meisten wilden Stämmen findet man keine andern Worte als zu den Gegenständen des äussern Sinns. Es ist daher auch nichts befremdendes, dass solche Menschen nicht fähig sind, ihre Religionsbegriffe oder eine andre Vorstellung des innern Sinns in Worte einzukleiden. Ein Kaffer mag daher wohl höhere und mehrere Begriffe mit der Vorstellung eines grossen Zaubrers der alles könne, mit den unsichtbaren Zaubrern, die Schrecken, und Entsezen, und folglich das Böse über die Menschheit verbreiten, verbinden. Er legt dem grossen Zaubrer grössre Macht und Kräfte bei, als ihnen selbst ihr eigner innrer Sinn zuspricht. Die Christen scheinen den Kaffern höhern Ursprungs und von erhabnern Vorzügen zu seyn, weil diese die höhern Productionskräfte in der Umstaltung der Dinge bei den Christen bewundern und ihren eignen Abstand in Rücksicht ihrer Fähigkeiten sehr fühlbar bemerken. Wenn auch schon eine solche rohe Nation nie mit vieler Klarheit von Wirkung auf Ursache schliesst, so ist doch sicher diese Art zu schliessen auch bei aller Dunkelheit der Vorstellung jeder menschlichen Natur angemessen. Es giebt kein Volk unter der Sonne, das einen Block oder Stein blos als solchen anbete oder verehre; es verbindet viel mehr immer mit dem sichtbaren Gegenstand, eine unsichtbare Macht, so dunkel auch davon seine Vorstellung ist. |
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