Zur Diatopie der deutschen Dialekte in Belgien
(1979)–Hartmut Beckers, José Cajot– Auteursrechtelijk beschermd
[pagina 218]
| |
[Korrekturnachtrag zu Abschnitt 3.1.1. (letzter Absatz):] Die Angaben der dialektologischen Literatur über den Verlauf der Grenzlinie zwischen dem ripuarischen und dem moselfränkischen Lautverschiebungsstand aufweisenden Bereich unseres UG stimmen, wie J. Cajot bereits bemerkt hat, nicht mit den Feststellungen neuerer Feldforschung überein: Sowohl nach den Karten 47 (Dorf) und 74 (Eis) des DSA als auch nach Karte 53 bei Frings (1926, S. 153) verläuft die Grenze zwischen ripuarischem und moselfränkischem Lautverschiebungsstand (dorp/dorf-Linie) im fraglichen Gebiet ein gutes Stück weiter südlich als die Diphthongierungsgrenze (îs/eis-Linie). Auch auf Karte 1 bei Hecker (1972) weist die dorp/dorf-Linie gegenüber der îs/eis-Linie eine deutliche, die Orte Valender, Mirfeld, Halenfeld und Heppenbach dem ripuarischen dorp-Gebiet zuweisende Ausbuchtung nach Süden hin auf. Demgegenüber betont J. Cajot (s.o. 1.2.2. und Anm. 7), daß nach seinen eigenen Erhebungen die dorp/ dorf-Linie gleichen Verlauf wie die îs/eis-Linie aufweist. Wie ist diese Diskrepanz zu erklären? Statt mit fehlerhaften Angaben der älteren Arbeiten (DSA, Frings 1926, Hecker 1972) zu rechnen, scheint es mir wahrscheinlicher, die divergierenden Angaben durch die bis zu 100 Jahre auseinanderliegenden Zeitpunkte der Materialerhebung zu erklären; mit anderen Worten, es ist zu vermuten, daß die durch die nhd. Schriftsprache gestützten verschobenen Formen des Moselfränkischen (Typ Dorf) sich in der Zeit zwischen den Fragebögenaufzeichnungen für den DSA (1876 ff.) und den jüngsten Feldforschungen von J. Cajot weiter nach Norden ausgebreitet haben, so daß die ehedem unruhig ausgebuchtete dorp/dorf-Linie sich nunmehr auf die geradliniger entlang der Wasserscheide zwischen den Ameltal- und Warchetalorten verlaufende Diphthongierungsgrenze zurückgezogen hat. Ich gedenke, auf das Problem demnächst im Rahmen einer eigenen Studie zum ripuarisch-moselfränkischen Grenzsaum zwischen der dt.-frz. Sprachgrenze und der oberen Ahr ausführlicher zurückzukommen. [H.B.] | |
KartennachweisKarte 2: aus Frings 1956, S. 108. |
|