Nr. 87
Angesichts der bedeutenden Rolle, die das französische Sprachelement in vielen Teilen der Darfelder Ldhs. spielt und auf die Hübner I, S. 44-45 schon hingewiesen hatte (vgl. Bl. 1 ro; 11 ro; 15 ro; 22 ro; 24 ro; 37 ro; 46 ro; 56 ro; 80 ro; 81 vo; 97 vo; 99 vo), ist es keineswegs verwunderlich, daß auch ein ganzer Liedeintrag in französischer Sprache seinen Weg in die Hs. gefunden hat. Die vorliegende Quelle ist ein frühes und bezeichnendes Beispiel für das Vordringen französischen Sprachgutes in adligen Kreisen der Mitte des 16. Jhs. Die Brücke bilden vor allem Spruchgut und Devisen. Die Darfelder Ldhs. nimmt hier aufgrund ihrer familiengeschichtlichen Sonderstellung und der starken Orientierung des Kreises um Katharina von Bronckhorst-Battenburg nach dem Westen eine Entwicklung vorweg, die sich in den deutschen Stammbüchern erst einige Jahrzehnte später deutlicher abzeichnet.
Der Liedeintrag Nr. 87 ist, verglichen mit der Masse des übrigen Liedgutes, relativ spät: er stammt von 1562 und geht auf einen Schreiber J. Belhem zurück. Er ist bisher nicht identifiziert. Ein adliges Geschlecht mit dem Namen Belheim ist für Straßburg im Elsaß bezeugt: s. Rietstap 2, 1196, und Rolland 1, Bl. CLXVI. Das Lied ist als Wechselgesang angelegt, jedoch bleibt die Zuweisung ab der 4. Str. ungewiß. Von hier an liegt auch stärkere Verderbnis als im Vorangegangenen vor. Beispiel: Z. 14 ist nach Ausweis des Reimwortes verderbt, vermutlich unter assoziativer Einwirkung von Z. 10.