Nr. 85
Vom gleichen Schreiber wie D 84/88. Der Text dieses geistlichen Liedes wirkt unter den späthöfischen Minneliedern, -klagen und Tageweisen etwas wie ein Fremdkörper. Er stellt aber ein wichtiges Indiz für die protestantische Haltung des Kreises um Katharina von Bronckhorst und Battenburg dar (vgl. auch oben die Bemerkungen im Kommentar zu D 26). Das Lied eines bisher nicht bekannten Verfassers findet in der 2. H. des 16. Jhs. zunächst in Flugschriftendrucken Verbreitung: z.B. Wackernagel, Kirchenlied 3, Nr. 1242 (nach Flugschr. 1554), Brit. Mus. 11522. df. 54 (1572), ebda. 11522 df. 34 (o. J.), ehe es in die evangel. Gesangbuchtradition mündet: H. Knaust, Gassenhawer, Frankfurt a.M. 1571, Nr. 37, Dresdner Gesangbuch 1593, vgl. Böhme, Altd. Ldb. Nr. 639. Die hs. Tradition läuft parallel und erhält jetzt durch D 85 ein zusätzliches, frühes Zeugnis. Weitere frühe Hs.-Fassungen aus Westfalen bieten Hölscher Nr. 58 und die Quarths. 1579, s. F.J. Mone in Anz. f.d. Kde. d. teutsch. Vorzeit 7 (1838) Sp. 75. Vgl. weiter Pal. 343, Nr. 7, 94 und die Nachweise von A. Kopp zu Nr. 7, S. 7.
D bewahrt von dem sechsstrophigen Grundtypus nur 5 Strophen, zwischen Str. II und III ist eine Str. ausgefallen. Zum Vergleich ziehen wir Hölscher Nr. 57 heran. Die Übereinstimmungen mit dieser u.a. Parallelfassungen sind, abgesehen von wenigen Varianten, sehr groß.