Nr. 54
Dieser Eintrag von 1558 gehört bezüglich der Entstehungsgeschichte des Liederstammbuches zu den spätesten, er beweist aber u. U., daß die Hs. bis gegen Ende der 50er Jahre am unteren Niederrhein verblieb, ehe Katharina als Ehefrau Balthasars nach Bergen bei Alkmaar in Nordholland ging: der Schreiber F.v. Schöler gehört dem Geschlecht der Scholeer an, das auf Mettmann im nördlichen Teil der Rheinprovinz saß. - Der Sprachstand des von ihm gewidmeten Liedes ist hd., wodurch die Richtung angedeutet ist, aus der dieses Lied an den Niederrhein gelangte. Auch die übrige Überlieferung spielt sich im wesentlichen auf hd. Boden ab (mit Ausnahme der späten ndt. Adaptation im Nd. Ldb., s. Uhland - de Bouck Nr. 62 und die betr. Nachweise von A. Kopp, JbdVfndsprf 26, 1900, S. 26). Die wohl früheste Quelle für das Lied stellt ein Folioblatt ohne nähere Angaben nach 1500 dar (Yd 7801. 67, s. Brednich, Liedpublizistik 2, Nr. 501, 9:9). Danach handelt es sich um ein Dialoglied mit einer Werbung eines Mannes um eine zunächst widerstrebende Frau, die ihn schließlich einläßt und die Nacht mit ihm verbringt. Durch den Einfluß von Tageliedelementen und manche andere Umformungen hat dieses Lied später mehrere oikotypische Formen entwickelt. Eine derselben nimmt von Flugschriftendrucken um 1530 und den Bergreihen von 1531 ihren Ausgang und reicht bis zum Ldb. Ambr. 1582, Nr. 202 und v.d. Aelst Nr. 151 (vgl. die Nachweise bei Heilfurth-Seemann S. 247). Eine abweichende oikotypische Form geht von Forster III (1549) Nr. 6 aus und reicht über das Ldb. der Katharina von Hatzfeld Nr. 26 (2. H. 16. Jhs., s.J. Bolte in ZsfdPh 22, 1890, S. 404, Nachweise!) bis zum Ldb. Ambr. 1582, Nr. 23 und zu Uhland - de Bouck Nr. 62 (verkürzt auf drei Strophen). D 54 bewahrt Strophen aus beiden Oikotypen, wobei sich folgendes Bild ergibt:
D |
|
I |
Bergreihen I, 29a |
Str. I |
II |
Bergreihen I, 29a |
Str. II + V |
III |
Bergreihen I, 29a |
Str. III |
IV |
~ Forster III, 6 |
Str. IV |
V |
Bergreihen I, 29a |
Str. V. |
Wichtigere Lesarten (Konkordanzen gemäß obigem Schema): 1 hertz [hort; 4 stehet [Bergr. schwebt; Forster wüt; 12 zu [du; 16 [vnd wend mir meinen schmertzen; 26 [ich fürcht, du schweigst nicht stille; 30 [die du mir ganst von hertzen; 31 [O fraw mein hort; 44/45 [kein freundlich bith / sol sparen dich.