Nr. 53 und 78
Wenn wir bei D 13 hinter dem Schreiber mit den Initialen CVB (D 13: KVB) eine weibliche Person vermuteten, so bestätigt sich das beim Blick auf das Lied D 53 nicht. Es richtet sich deutlich an ein medelyngh (Z. 27). Das mit einem charakteristischen Natureingang einsetzende Lied hat durch Johan von Raisfelt als D 78 noch ein zweites Mai Eingang in unsere Hs. gefunden. Beide eng miteinander verwandten, aber doch selbständigen 4strophigen Fassungen stellen den Oikotyp zu einem Lied dar, das im 16. Jh. mehrfach gedruckt worden ist. Zu unserem Oikotyp gehört noch eine Fassung von 5 Strophen in der Berl. Ldhs. Mgq 612 von 1574, Nr. 6; Abdruck des ebenfalls vom Niederrhein stammenden Textes bei A. Kopp, Euphorion 8 (1901) S. 515 mit weiteren Nachweisen. Jeder der drei Fassungen kommt eigenes Gewicht zu; es ist schwer, einer den Vorzug einzuräumen. Jede bewahrt auf ihre Art wesentliche Teile des Liedes und verdeutlicht die innerhalb eines Typus mögliche sprachliche und gedankliche Variationsbreite. Da vielfach Versatzstücke an die Stelle des ursprünglichen Wortlautes getreten sind, hat sich eine sprunghafte, oft unlogische Gedankenfolge eingestellt, die typisch für das von Konventionen beherrschte späthöfische Minnelied ist. Die verbreitetere Grundform des Liedes besteht aus vier Strophen und stimmt mit dem Oikotypus nur in der ersten und in den vier ersten Zeilen der zweiten Strophe überein, nimmt dann aber eine andere Richtung. Belege hierzu seit Forster 3, Nr. 19 (1552) bis zu Uhland - de Bouck Nr. 3, vgl. die Nachweise von A. Kopp in JbdVfndSprf 26 (1900) S. 9-10, ferner Uhland Nr. 86, Böhme, Altdt. Ldb. Nr. 263 und E.-B. Nr. 748 (sämtlich nach Forster).
Wichtigere Lesarten von Mgq 612: 12-14 [Wer einen stedigen Boelen hatt, / Die lieb in der maessen, / Das er kan abelon; 22-28 [Herzlieb, ich wolte dich bitten, / Du wolles meiner vergessen nicht, / Schleus mich vff dein herze, / Schleus