Berl. Ldhs. Mgf 753 (1575), Nr. 129. Audi das Ldb. Ambr. 1582, Nr. 184, weist den Text auf. Die wichtigste, weil zeitlich, räumlich und sprachlich am nächsten stehende Parallele bildet jedoch das Antw. Ldb. 1544, Nr. 102 (vgl. die Neuausgabe 1972, Bd. 1, Nr. 54, Bd. 2, S. 209 f.). Beide Fassungen bilden innerhalb der Gesamtüberlieferung eine eigene Gruppe, da sie von letzterer in zwei bedeutsamen Einzelheiten abweichen: zum einen enthalten sie eine sonst nirgends bezeugte 5. Strophe, zum anderen folgt die sonst an 3. Stelle zu findende Strophe am Schluß nach. Eine Melodieangabe in den Souterliedekens von 1540, Ps. 36, zeigt, daß unser Lied bereits vier Jahre früher in den Niederlanden bekannt war; zur Melodie vgl. ferner DVldr. 1, Nr. 18, S. 176 ff. (unser Lied teilt mit der Ballade vom ‘Kerenstein’ das Incipit). Das Lied im Antw. Lbd. Nr. 102 ist ganz sicher eine ndl. Bearbeitung einer hd. Vorlage. D folgt dieser Neubearbeitung Strophe für Strophe; sie hat mit ihr auch die inhaltlichen Verderbnisse gemeinsam, die der dt. Vorlage wahrscheinlich noch fehlten. Besonders kennzeichnend sind die Fälle aus der 2. und 5. Strophe. In Z. 41/42 lautet die Vorlage im Antw. Ldb: Si heeft twee valcken oogen / daer toe eenen huebscen crans, was D wörtlich übernimmt, wobei nicht nur der traditionelle Schönheitspreis unterbrochen, sondern auch die nach Z. 45 geforderte Reimbindung (munt!) aufgegeben wird. Schwerer noch wiegt die Zerstörung der 2. Strophe, die in der uns vorliegenden Form kaum zu interpretieren ist. Es handelt sich eingangs um die Antwortstrophe der Dame auf die in St. I enthaltene Werbung. Aber in Z. 16 spricht offensichtlich wieder er, wobei unklar bleibt, wann seine Rede einsetzt. In den hd. Texten dagegen ist der Sinn dieser Frauenstrophe vollkommen klar. In der Ldhs. der Katharina von Hatzfeld z.B. lautet der Text
hier:
Liefft dyr geyne ander frauwe,
wie ich die schoynste sy.
dat loff wyll ich behalden
myt frysch fryem gewalde (= Mut, s. DWb. 4, 1, 3, 5034)
Das Mißverstehen des hd. Textes begann wahrscheinlich bei Z. 16, wo mit vrouwen ein neues Reimwort für behouwen eingesetzt und die Zeile in der Übersetzung völlig geändert wurde. Dieser Reim geht dann in D zusätzlich noch verloren! Eine weitere Stelle zeigt die starke Abhängigkeit von D 31 und dem Antw. Ldb.: Z. 23 wird der ndl. Wortlaut al voor haer camer veinster wörtlich nach D übernommen, obgleich es sich um ein klares Mißverstehen der hd. Textvorlage handelt, die in Pal. 343 den richtigen Wortlaut aufweist: wol in ein cämmerlein, was finster. - Die unverkennbaren hd. Einflüsse in D 31 (z.B. Z. 11) könnten vielleicht darauf zurückzuführen sein, daß die Schreiberin bei aller Abhängigkeit von der ndl. Vorlage doch stellenweise noch den hd. Wortlaut eines um 1546 bereits weit verbreiteten Liedes im Gedächtnis hatte.