Nr. 29
Das liebenswürdige Kauzleinlied aus der Feder von Katharina von Bronckhorst kleidet die Situation des Abschiednehmens von der Geliebten (dem nast) in das Naturbild vom ruhelos umherfliegenden Käuzlein. Die reiche Überlieferung des Liedes läßt sich im Grunde auf ein älteres Lied von sieben neunzeiligen Strophen aus dem frühen 15. Jh. zurückführen, welches J.C. v. Fichart in seinem Frankf. Archiv Bd. 3 (1815), S. 263-265 abgedruckt hat (vgl. auch Marriage, Forster III, Nr. 4, S. 242). Der alte Text klingt in D nur noch an einigen Stellen des Anfangs durch (Z. 1, 3, 5, 6), während die Fortsetzung stark abweicht. Die Begegnung mit der Nachtigall, der im älteren Liede der weiteste Raum gewidmet war, ist verlorengegangen. Die metrische Abhängigkeit von der Vorlage, deren erste vier Zeilen die Grundlage für die neue Strophe geliefert haben, ist jedoch noch sehr deutlich.
Das Gesellschaftslied des 15. Jhs. unterliegt mannigfachen Wandlungen, ehe es in hd. Liederbüchern des 16. Jhs. in neuer Form wieder zutagetritt. Es findet sich in musikalischen Sammlungen, in denen der Text auch aus Raumgründen zusätzliche Verkürzungen erlitten hat: 1. Grasliedlin (nach 1535), Nr. 28 (1 Str.). - 2. Ott 1544 = Uhland Nr. 14 A (2 Str.). - 3. Forster III, Nr. 4 u. Nr. 64 = Uhland Nr. 14 B u. C, vgl. Marriage, Forster S. 115 (3 Str.). - 4. Tabulaturbuch von Seb. Ochsenkhun, Heidelberg 1558, fol 78 vo (4 Str.).
In abwechslungsreicherer Fülle tritt uns das Lied dagegen in der hs. Tradition des mittel- und niederrheinischen Gebietes entgegen, die als Zeugnis für die mündliche Weitergabe des Liedes wertvoll ist: 5. Zütphener Ldhs 1537, Nr. 6 (8 Str.), s. Böhme, Altd. Ldb. Nr. 172. - 6. Hs. des Grafen Manderscheid ca. 1580, Nr. 39 (8 Str.). - 7. Brüsseler Hs. Ms. II, 144, Bl. 119 vo, abgedruckt von R. Priebsch in